Pilzinfektionen der Haut

Zusammenfassung

  • Definition:Pilzinfektionen der Haut werden durch Hefen oder Dermatophyten verursacht.
  • Häufigkeit:Pilzinfektionen der Haut sind häufig.
  • Symptome:Die Symptome hängen von Lokalisation und Pilzart ab, schuppige rote Hautausschläge sind jedoch häufig.
  • Befunde:Bei der klinischen Untersuchung ist ein roter, schuppiger Hautausschlag feststellbar.
  • Diagnostik:Eine sichere Diagnose wird durch direkte Mikroskopie oder die Anlage einer Kultur gestellt.
  • Therapie:Topische Antimykotika.

Allgemeine Informationen

Definition

Häufigkeit

Hefepilze

  • Recht häufige Erkrankung. Betroffen sind am ehesten sehr junge, sehr alte oder sehr kranke Menschen.

Dermatophyteninfektionen

  • Tinea inguinalis
    • Die Infektion ist bei jungen, sportlich aktiven Männern relativ häufig.
    • Sie kommt sehr häufig in feuchtem und warmem Klima vor.1
  • Fußpilz: Tinea pedis
    • häufigste Dermatophytheninfektion weltweit2
  • Nagelpilz: Tinea unguium
    • Die Prävalenz liegt bei 4,3 %.3
    • Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter, Männer sind häufiger betroffen als Frauen.4
    • Pilzinfektionen der Fußnägel sind weitaus häufiger als Pilzinfektionen der Fingernägel.
  • Ringelflechte: Tinea corporis
    • Ist bei Kindern selten, mit zunehmendem Alter wird die Erkrankung häufiger.

Ätiologie und Pathogenese

Hefepilze

Dermatophyten – in 3 Gattungen unterteilt

  1. Trichophyton
    • Trichophyton rubrum
      • Ist die alleinige Ursache für fast 90 % der Dermatophyteninfektionen und die Ursache für mehr als 90 % aller Nagelpilzinfektionen.
      • Trichophyton rubrum ist anthropophil und kann auf der gesamten Körperoberfläche, in den Haaren und besonders in den Nägeln, selten im Gesicht zu Infektionen führen.
    • Trichophyton mentagrophytes
      • Ca. 5 %; ist zoophil und kann von Tieren (Nagern, Rindern, Pferden, Hunden, Katzen) übertragen werden. Beim Menschen führt Trichophyton mentagrophytes zu Infektionen an allen üblichen Lokalisationen: Stamm, Gesicht, Nägel, Haare und Bart.
  2. Epidermophyton
    • Epidermophyton floccosum
      • Infiziert Haut und Nägel, jedoch nicht die Haare.
  3. Microsporum
    • Microsporum canis
      • Ca. 2 %; kann von Hunden und Katzen übertragen werden und führt zu Infektionen der Haut, der Haare, des Bartbereichs (Ektothrix-Typ) und gelegentlich der Nägel.
      • Microsporum canis ist weltweit die häufigste Ursache für Tinea capitis6, in den westlichen Ländern ist Trichophyton tonsurans derzeit jedoch in 90 % der Fälle der Krankheitserreger.7
  • In seltenen Fällen kann eine Infektion auch durch seltene oder eingeschleppte Dermatophyten verursacht werden.
  • Tinea capitis und Tinea barbae werden meist durch zoophile Pilzarten verursacht.

Schimmelpilze

  • Schimmelpilze können sekundär bereits krankhaft veränderte Haut infizieren.8
  • Hierzu gehören v. a. die Aspergillus-Arten.
  • Häufig kommt es zu Mischinfektionen mit Hefen oder Dermatophyten.

Nagelpilz: Pathophysiologie

  • Vor allem wird die Nagelplatte angegriffen.
  • Die Dermatophyten ernähren sich von frischem Keratin, das sie mithilfe von proteolytischen Enzymen (Keratinasen) abbauen.
  • Die Infektion beginnt häufig distal oder lateral am Nagel und breitet sich proximal aus.
  • Der betroffene Nagel verfärbt sich gelb.
  • Die Nageloberfläche ist zunächst glatt und eben; nach und nach verstärkt sich die Hyperkeratose distal unterhalb des Nagels, der sich verdickt und vom Nagelbett löst.
  • Im Laufe der Zeit kann die gesamte Nagelsubstanz zerstört werden.

Prädisponierende Faktoren

ICPC-2

  • S74 Dermatophyten

ICD-10

  • B35 Dermatophytose [Tinea]
    • B35.0 Tinea barbae und Tinea capitis
    • B35.1 Tinea unguium
    • B35.2 Tinea manuum
    • B35.3 Tinea pedis
    • B35.4 Tinea corporis
    • B35.5 Tinea imbricata
    • B35.6 Tinea inguinalis
    • B35.8 Sonstige Dermatophytosen
    • B35.9 Dermatophytose, nicht näher bezeichnet
  • B36 Sonstige oberflächliche Mykosen
    • B36.0 Pityriasis versicolor
    • B36.1 Tinea nigra
    • B36.2 Piedra alba [weiße Piedra]
    • B36.8 Sonstige näher bezeichnete oberflächliche Mykosen
    • B36.9 Oberflächliche Mykose, nicht näher bezeichnet
  • B37 Kandidose
    • B37.2 Kandidose der Haut und der Nägel
  • B48 Sonstige Mykosen, anderenorts nicht klassifiziert
    • B48.7 Mykosen durch opportunistisch-pathogene Pilze
    • B48.8 Sonstige näher bezeichnete Mykosen

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Die Diagnose wird oft klinisch gestellt.
  • Um eine sichere Diagnose stellen zu können, sollte ein Abstrich zur direkten Mikroskopie und vorzugsweise eine Probe zur Anlage einer Pilzkultur entnommen werden.

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Ringelflechte: Tinea corporis
    • Die Patient*innen immer nach möglichen tierischen Infektionsquellen fragen, insbesondere, wenn mehrere Läsionen vorliegen.
  • Fußpilz: Tinea pedis
    • Die Haut juckt, schuppt und reißt ein.
  • Nagelpilz: Tinea unguium
    • Die Nagelveränderungen sind durch verdickte Nägel und Farbveränderungen gekennzeichnet.
    • Pilzinfektionen der Fußnägel sind weitaus häufiger als Pilzinfektionen der Fingernägel.
    • Wird der Nagelpilz über längere Zeit nicht behandelt, breitet er sich häufig auf weitere Nägel aus.
    • In den meisten Fällen liegt gleichzeitig eine Pilzinfektion der Haut zwischen den Zehen, um die Nägel oder an den Fußsohlen vor.
  • Pilzerkrankung der Kopfhaut: Tinea capitis6
  • Pityriasis versicolor
    • Hierbei kommt es zu Pigmentstörungen, da der Erreger UV-protektive Substanzen bilden kann: die Flecken erscheinen im Sommer heller, im Winter dunkler, bei Dunkelhäutigen heller, bei Hellhäutigen dunkler.9

Klinische Untersuchung

Tinea corporis

  • Tinea corporis
    Tinea corporis
    Auf der unbehaarten Haut wachsen die Dermatophyten radial und bilden runde oder polyzyklische Elemente mit erhöhter Aktivität und Entzündung im aktiven Randbereich.
  • Im Randbereich ist die Haut erythematös und leicht schuppig, in einigen Fällen sind auch kleine Vesikel und Pusteln vorhanden.
  • Zentral heilt die Infektion aufgrund des Substratmangels ab, und es entsteht die typische Ringform.

Tinea capitis und Tinea barbae

  • Tinea capitis
    Tinea capitis
    Führen zu unterschiedlich schweren Entzündungen.
  • Führen zu stellenweiser Alopezie; es werden 6 verschiedene Formen unterschieden:10
    1. grauer Typ: kreisförmige, stellenweise Alopezie mit ausgeprägter Schuppung
    2. „mottenzerfressene Alopezie“: stellenweise Alopezie mit allgemeiner Schuppung
    3. Tinea capitis profunda: unregelmäßige Knötchen, die mit Pusteln übersät sind; häufig besteht gleichzeitig eine Lymphadenopathie.
    4. Schwarze Flecken: stellenweise Alopezie mit abgebrochenen Haarstoppeln
    5. Diffuse Schuppung: Weit verbreitete Schuppung, die kopfschuppenartig aussieht.
    6. pustulöse Form: Alopezie mit verstreuten Pusteln, häufig auch mit Lymphadenopathie.

Tinea inguinalis

  • Tinea inguinalis
    Tinea inguinalis
    Die Infektion tritt in der Regel bei gleichzeitig vorliegendem Fußpilz auf und betrifft meist junge Männer, die viel trainieren.
  • Eine Differenzialdiagnose ist das Erythrasma, eine bakterielle Infektion mit leicht schuppigen rosa bis braunen Flecken.

Tinea pedis

  • Die Infektion beginnt meist zwischen dem 4. und 5. Zeh.
    Tinea pedis
    Tinea pedis
     
  • Sie ist durch Rötung, kleine Hautrisse und Hautschuppen gekennzeichnet.

Plantare Tinea vom Mokassintyp

  • Tinea pedis, Mokassintyp
    Tinea pedis, Mokassintyp
    Bei dieser chronischen Pilzinfektion haben die Patient*innen in der Regel auch Nagelpilz.
  • Bei diesen Patient*innen kommen in manchen Fällen auch Pilzinfektionen in einer Handfläche vor, wobei in den Beugefalten kreidestrichartige Plaques zu finden sind.

Tinea unguium

  • Tinea unguium
    Tinea unguium
    Nagelpilz der Fußnägel breitet sich in der Regel asymmetrisch und sekundär zu einer Tinea pedis aus.
  • Die Nägel verfärben sich gelb, es kommt zu Hyperkeratose, Onycholyse und nach und nach zur Deformation der betroffenen Nägel.

Candida

  • Kandidose Mund (Cheilitis angularis)
    Kandidose am Mund (Cheilitis angularis)
    Eine Candida-Infektion der Mundhöhle kann zu pseudomembranöser oraler Kandidose, auch als Mundsoor bezeichnet, führen. Mundsoor ist bei Säuglingen häufig, kommt bei gesunden Erwachsenen dagegen üblicherweise nicht vor.
  • Eine erythematöse atrophische Kandidose führt, insbesondere auf der Zunge, zu roten, brennenden Flecken.
  • Bei Mundwinkelrhagaden kann eine Candida-Infektion eine von vielen möglichen Ursachen sein. Meist liegen bei den Patient*innen Gebissanomalien und Hautfalten in den Mundwinkeln vor.
 
 

Malassezia furfur (Pityrosporum ovale)

  • Pityriasis versicolor
    Pityriasis versicolor
    Pityriasis versicolor
    • Bei den Patient*innen treten leicht pigmentierte, schuppende Hautveränderungen auf.
    • Unterhalb der Elemente kommt es zu Depigmentierung, da der Pilz eine Dicarboxylsäure produziert, die die Funktion der Melanozyten hemmt.
  • Malassezia-Follikulitis
    • Diese Erkrankung ist relativ häufig.
    • Die Patient*innen haben am Oberkörper, meist am Rücken und auf den Oberarmen stark juckende, kleine, akneiforme Elemente.

Diagnostik bei Spezialist*innen

Allgemeines

  • Es gibt verschiedene Verfahren, den Verdacht auf eine Dermatophytose zu bestätigen:
    • Anfärbungen
      • Kalilaugen-Nativpräparat
      • Kongorot, Methylenblau, Chlorazol Black
      • Perjodsäure-Schiff-Färbung (PAS) im histologischen Präparat9
    • Kultur oder Mikrokultur
    • Fluoreszenzmikroskopie
    • PCR-gestützte genetische Identifikationsverfahren11
    • Wood-Licht (UV-Licht, 365 nm)
      • Bei Pilzinfektionen, insbes. bei Verdacht auf eine Infektion der Haare mit Epidermophyten, wird die Wood-Lampe häufig als diagnostisches Hilfsmittel verwendet, da einzelne Pilzarten charakteristisch fluoreszieren.
      • Durch die Verwendung einer Wood-Lampe kann zwischen einem Erythrasma und einer Pilzinfektion unterschieden werden.
        • Ein Erythrasma fluoresziert korallenrot.
        • Malassezia furfur (Pityrosporum ovale) fluoresziert gelb.
  • Zur Kultivierung wird viel Patientenmaterial benötigt.
    • Proben sollten besonders aus der Übergangszone zwischen krankem und gesundem Gewebe entnommen werden.
    • Bei Verdacht auf Tinea muss trockenes Probenmaterial eingeschickt werden.
  • Zur Mikroskopie wird wenig Patientenmaterial benötigt.
    • Die direkte Mikroskopie mit 10–20 % Kalilauge erleichtert den Nachweis von Hyphen und Pilzmyzel.
    • Ohne spezielle Ausbildung ist es in der Regel nicht möglich, bei der Mikroskopie zwischen Dermatophyten, Schimmel- oder Hefepilzen zu unterscheiden.
    • Einige Labors bieten die Direktmikroskopie für eingesendetes Material an. Innerhalb von 1–2 Tagen sollte dann ein Ergebnis vorliegen.

Probenahme

  • Wenn Antimykotika verwendet wurden, ist die Anzucht einer Kultur frühestens nach 2 Wochen möglich.
  • Haut
    • Bei der Probenahme von der Haut wird die Epidermis von der aktiven Peripherie der Läsion mit einem scharfen Löffel oder einer Kürette abgeschabt.
      • Dabei soll keine blutende Wunde entstehen.
      • Wenn eine bakterielle Infektion der Haut möglich ist, wird die Haut vor der Probenahme mit 70-prozentigem Alkohol gereinigt.
  • Haare und Bart
    • Bei Verdacht auf eine Infektion der Kopf- oder Barthaare wird abgebrochenes Haar und Haar aus der Peripherie der Läsion zur Untersuchung eingesendet; zusätzlich ist auch ein Hautgeschabsel zu entnehmen.
  • Nägel
    • Bei Verdacht auf Nagelpilz wird die Probe mit einem scharfen Löffel von der Unterseite des Nagels, möglichst nahe am gesunden Nagelgewebe entnommen.
    • Bei starkem klinischem Verdacht auf Nagelpilz und negativer Pilzkultur sollte erneut eine Probe genommen werden.
  • Candida
    • Bei Verdacht auf Candida wird ein befeuchtetes Probestäbchen mit Kohlezusatz in Stuart-Medium eingesendet.
    • Candida kommt normalerweise in der Mundhöhle vor; werden jedoch bei direkter Mikroskopie pathogene Formen mit Pseudohyphen festgestellt, liegt eine klinische Infektion vor.
  • Malassezia furfur (Pityrosporum ovale)
    • Kann nicht auf konventionellen Medien kultiviert werden, ist jedoch bei direkter Mikroskopie sichtbar.
    • Bei diesem Pilz sind runde, dickwandige Sporen und kurze, dicke, fragmentierte Hyphe sichtbar. Dieses Bild ist mit „Spaghetti Bolognese“ vergleichbar.
    • Bei Verdacht auf eine Follikulitis durch die Art Malassezia furfur, bei der es schwierig ist, die Pilze durch direkte Mikroskopie nachzuweisen, kann die histologische Untersuchung mit spezieller Färbung in manchen Fällen dabei helfen, die Pilze in den Haarfollikeln zu erkennen.

Therapie

Therapieziele

  • Pilzinfektion sanieren.
  • Rückfälle verhindern.

Allgemeines zur Therapie

  • Sämtliche prädisponierende Faktoren sollten möglichst behoben werden.
  • Eine topische Therapie ist immer indiziert, bei ausgeprägten Befunden, Tinea capitis oder Nagelmykosen oft nicht ausreichend.
  • Ein lokales Kortikoid kann in der Anfangsphase bei starkem Juckreiz oder ausgeprägter Entzündungsreaktion zusätzlich hilfreich sein.12

Empfehlungen für Patient*innen

  • Patient*innen mit Fußpilz sollten atmungsaktive Schuhe und Baumwollsocken tragen, die bei 60 °C gewaschen werden sollten.
  • Nach dem Baden oder Duschen ist es wichtig, die Zehenzwischenräume gründlich zu trocknen.
  • Um die Übertragung auf andere zu vermeiden, sollten die Patient*innen im Badezimmer und in öffentlichen Bädern Badelatschen tragen.
  • Schulkinder sollten in Innenräumen ihre Schuhe ausziehen dürfen.
  • Regelmäßiger Handtuchwechsel
  • Bei vermehrtem Auftreten von Fußpilz in Institutionen kann die Infektion evtl. durch die gründliche Reinigung von Duschen, Sporthallen, Sitzbänken usw. mit Chlorreiniger eingedämmt werden.

Medikamentöse Therapie

Tinea corporis

  • Oberflächliche Hautmykosen können üblicherweise lokal behandelt werden.
  • Imidazolpräparate (Azole)13
    • Folgende Wirkstoffe sind verwendbar: Ketoconazol, Clotrimazol, Econazol und Miconazol.
    • Das jeweilige Medikament wird 2- bis 3-mal täglich aufgetragen; die Behandlungszeit beträgt meist 3–4 Wochen oder noch ca. 2 Wochen, nachdem die Symptome abgeklungen sind.
  • Allylamine (Terbinafin)
    • Diese wirken ebenso gut wie Imidazolpräparate und wirken bei Fuß- und Nagelpilz schneller13 (Ia).
  • Amorolfin
    • Die Wirksamkeit ist den Imidazolpräparaten gleichzusetzen, allerdings ist die Dokumentation weniger eindeutig.13
    • Mangels klinischer Erfahrung sollte Amorolfin bei schwangeren Frauen oder stillenden Müttern nicht auf großen Hautflächen, auf entzündeter Haut oder unter Okklusion angewendet werden.
  • Nystatin und Amphotericin haben gegen Dermatophyten keine Wirkung.
  • Systemische Therapie mit Fluconazol
    • Ist eine Alternative zur lokalen Behandlung.
    • Fluconazol 150 mg: 1 Kapsel wöchentlich über 4–6 Wochen
  • Systemische Behandlung mit Terbinafin
    • Terbinafin Tbl. 250 mg: 1 Tbl. tgl. über einige Wochen

Pityriasis versicolor

  • Eine Therapie mit Ketoconazol, Econazol oder Ciclosporix als Creme oder Shampoo über 2–3 Wochen9
  • Andere Imidazolpräparate werden über 2–3 Wochen angewendet (Amorolfin- oder Terbinafinpräparate in Cremeform sind weitere mögliche Alternativen).

Candidiasis

  • Eine topische Therapie mit Imidazolderivaten (Bifonazol, Ketoconazol, Clotrimazol, Econazol und Miconazol), Amorolfin oder Terbinafin, evtl. auch mit Nystatin wird empfohlen.
  • Bei Behandlungen im intertriginösen Bereich sollten möglichst Pasten verwendet werden.
  • Als systemische Therapie sind Itraconazol und Fluconazol zur Behandlung der Kandidose zugelassen.12
  • Griseofulvin und Terbinafin sind bei Kandidose nicht wirksam.

Nagelpilz

Lokaltherapie
  • Die lokale Therapie kann bei lokalisiertem Befall (< 50 % der Nageloberfläche) ohne Matrixbefall erfolgreich sein.
  • Lokaltherapie mit modernen Breitband-Antimykotika wie 1 % Bifonazol, 8 % Ciclopirox oder 5 % Amorolfin über mehrere Monate.14
  • Lösung oder Creme 1- bis 2-mal/d auftragen, Nagellacke 1- bis 2-mal/Woche auf den befallenen Nagel auftragen.8
  • Bei ausgedehntem Befall kann es hilfreich sein, den erkrankten Nagel mit einer 40-prozentigen Harnstoffsalbe und Bifonazol aufzuweichen.8
Systemische Therapie
  • Das passende Antimykotikum sollte gemäß Erregerart ausgesucht werden
  • Terbinafin14-15
    • Fungizide Wirkung bei Dermatophyten und Schimmelpilzen und fungistatische Wirkung auf Hefen.
    • Terbinafin in Tablettenform, 250 mg: 1 Tbl. tgl. 6 Wochen (Fingernägel) oder 12 Wochen (Zehennägel) lang
      • Nach 12 Wochen Therapie wurde weitere 36 Wochen lang Terbinafin in den Fußnägeln nachgewiesen.
      • 1–2 Jahre nach Beendigung der Behandlung liegt bei > 85 % eine mykologische und klinische Heilung vor.14
    • Terbinafin kann ebenfalls bei Hefepilz- und Schimmelpilzinfektionen verwendet werden, aber die Wirkung ist schlechter.
    • Die Behandlung sollte frühstens nach 9 Monaten wiederholt werden, wenn die Behandlung fehlschlägt und eine neue Kultur positiv ist.
    • Terbinafin sollte nicht bei Leberfunktionsstörungen gegeben werden.
    • Treten unter der Therapie Leberwerterhöhungen auf (eine Kontrolle sollte nach 4–6 Wochen erfolgen), ist die Behandlung abzubrechen.
  • Itraconazol
    • Itraconazol wirkt sowohl bei Infektionen mit Dermatophyten, Hefen wie auch Schimmelpilzen.
    • Stoßbehandlung mit Itraconazol 2 x 200 mg über 7 Tage
    • Die Behandlung wird 3-mal wiederholt, jeweils mit 3 Wochen Abstand.
    • Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, nach einer kurzen Sättigungsphase von 7 Tagen mit 200 mg/d anschließend eine Dosis pro Woche anzuwenden.15
    • Itraconazol sollte aufgrund potenzieller toxischer Effekte nur max. 3 Monate verschrieben werden.
  • Fluconazol 
    • 1-mal/Woche 150 oder 300 mg p. o. bis zur Heilung (meist 6 Monate für die Fingernägel und 12 Monate für die Fußnägel)
  • Operative Therapie
    • Die chirurgische Entfernung des infizierten Nagels, mit oder ohne gleichzeitige systemische antimykotische Therapie, hat sich nicht als wirksam erwiesen und wird daher nicht empfohlen.

Tinea capitis

  • Eine perorale Therapie, evtl. in Kombination mit topischen Präparaten, wird empfohlen.16
 Erwachsene
  • Bei Erwachsenen wird eine perorale Therapie empfohlen, evtl. in Kombination mit topischen Präparaten.17-19
  • Itraconazol 100–200 mg 1-mal tgl. direkt nach einer Hauptmahlzeit für 4 Wochen
  • Fluconazol 50 mg 1-mal tgl. für 4–7 Wochen, alternativ 150 mg 1-mal pro Woche  für 4–8 Wochen, je nach Ergebnis der mykologischen Untersuchung20
  • Terbinafin 250 mg für 4–6 Wochen
    • Terbinafin sollte nicht bei Leberfunktionsstörungen gegeben werden.
    • Treten unter der Therapie Leberwerterhöhungen auf (eine Kontrolle sollte nach 4–6 Wochen erfolgen), ist die Behandlung abzubrechen.
  • Dauer
    • Die Behandlung sollte bis zur vollständigen Heilung fortgesetzt werden. Dies kann je nach Pilzart 1–3 Monate dauern.
    • Die individuellen Behandlungszeiten richten sich nach dem klinischen Bild und dem Ausfall der mykologischen Untersuchung, die ab der 4. Behandlungswoche in 14-tägigem Abstand durchgeführt werden sollte.20
    • Zusätzlich kann ein ketoconazolhaltiges Shampoo zur Therapie eingesetzt werden.
    • Die Verwendung des Shampoos kann auch für asymptomatische Familienmitglieder in Betracht gezogen werden.
Kinder20
  • Für Kinder gibt es in Deutschland keine zugelassenen Antimykotika (Fluconazol ist lediglich für Candida und Krytokokken bei Kindern zugelassen), individuelle Heilversuche können lediglich off label durchgeführt werden.
  • Für Kinder > 1 Jahr Fluconazol (6 mg/kg KG/d oder 1 x/Woche 8 mg/kg KG/d), Tageshöchstdosis unabhängig vom Körpergewicht 400 mg/d20
  • Itraconazol 5 mg/kg KG, 1-mal tgl. zusammen mit der Hauptmahlzeit, Tageshöchstdosis unabhängig vom Körpergewicht 100 mg/d
  • Dosierung von Terbinafin bei Kindern
    • 12–19 kg: 1 x 62,5 mg
    • 20–40 kg: 1 x 125 mg
    • > 40 kg: 1 x 250 mg
  • Weitere Vorsichtsmaßnahmen
    • Kinder, bei denen die Therapie bereits begonnen wurde, können wieder in die Schule oder in den Kindergarten gehen.20
    • Bürsten und Kämme sind auszutauschen.
    • Bettwäsche, Mützen etc. sind zu waschen.

Topische Therapie 

  • Bei stark verkrustenden Pilzerkrankungen wie Trichophyton können krustenlösende Externa hilfreich sein, wie z. B. 2 % Salicylsäure-Salbe.
  • Zusätzliche Therapie mit breitbandmykotischen Salben oder Shampoos

Schimmelpilze (Aspergillus-Arten)

  • Behandlung mit breitbandantimykotischen Salben (z. B. Ciclopiroxalamin, Clotrimazol-Tinktur 2 % oder Tolnaftat)9

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Nach der erfolgreichen Behandlung von Nagelpilz sind die betreffenden Nägel meist erst wieder klinisch unauffällig, nachdem sie vollständig nachgewachsen sind. Dies dauert bei Fingernägeln 6–8 Monate und bei Fußnägeln 12–18 Monate.

Komplikationen

  • Systemische Ausbreitung der Infektion

Prognose

  • Gutes Ansprechen auf die Pilzbehandlung
  • Rezidive sind häufig.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Auf der unbehaarten Haut wachsen die Dermatophyten radial und bilden runde oder polyzyklische Elemente mit erhöhter Aktivität und Entzündung im aktiven Randbereich.
Auf der unbehaarten Haut wachsen die Dermatophyten radial und bilden runde oder polyzyklische Elemente mit erhöhter Aktivität und Entzündung im aktiven Randbereich.
Tinea inguinalis tritt in der Regel bei gleichzeitig vorliegendem Fußpilz auf und betrifft meist junge Männer, die viel trainieren.
Tinea inguinalis tritt in der Regel bei gleichzeitig vorliegendem Fußpilz auf und betrifft meist junge Männer, die viel trainieren.
Ein evtl. mit einem Antimykotikum kombiniertes Körperpuder kann bei Patienten, die viel schwitzen, ein hilfreicher Rat sein. Unterwäsche sollte lose sitzen.
Ein evtl. mit einem Antimykotikum kombiniertes Körperpuder kann bei Patient*innen, die viel schwitzen, ein hilfreicher Rat sein. Unterwäsche sollte lose sitzen.
Bei Pityriasis versicolor haben die Patienten leicht pigmentierte, schuppende Hautveränderungen.
Bei Pityriasis versicolor haben die Patient*innen leicht pigmentierte, schuppende Hautveränderungen.
Tinea capitis. Stellenweise Alopezie vom grauen Typ: kreisförmige, stellenweise Alopezie mit ausgeprägter Schuppung.
Tinea capitis. Stellenweise Alopezie vom grauen Typ: kreisförmige, stellenweise Alopezie mit ausgeprägter Schuppung.
Tinea capitis profunda. Unregelmäßige Knötchen, die mit Pusteln übersät sind; häufig besteht gleichzeitig eine Lymphadenopathie. Hier mit Staphylokokken impetiginisiert.
Tinea capitis profunda. Unregelmäßige Knötchen, die mit Pusteln übersät sind; häufig besteht gleichzeitig eine Lymphadenopathie. Hier mit Staphylokokken impetiginisiert.
Alopezie infolge von Tinea capitis. Pustulöser Typ.
Alopezie infolge von Tinea capitis; pustulöser Typ
Bei Tinea pedis beginnt die Infektion in der Regel zwischen der 4. und 5. Zehe.
Bei Tinea pedis beginnt die Infektion in der Regel zwischen der 4. und 5. Zehe.
Bei Tinea pedis juckt und schuppt die Haut meist; außerdem reißt sie üblicherweise ein.
Bei Tinea pedis juckt und schuppt die Haut meist; außerdem reißt sie üblicherweise ein.
Fußpilz in der Fußsohle, Mokkasintyp.
Fußpilz in der Fußsohle, Mokkasintyp.
Tinea unguium, alle Nägel sind befallen.
Tinea unguium, alle Nägel sind befallen.
Bei Tinea unguium verfärben sich die Nägel gelb, es kommt zu Hyperkeratose, Onycholyse und nach und nach zur Deformation der betroffenen Nägel.
Bei Tinea unguium verfärben sich die Nägel gelb, es kommt zu Hyperkeratose, Onycholyse und nach und nach zur Deformation der betroffenen Nägel.
Die häufigste Ursache von Cheilitis angularis ist infektiös; sie involviert Organismen wie Candida albicans, Staphylococcus aureus oder beta-hämolysierende Streptokokken.
Die häufigste Ursache von Cheilitis angularis ist infektiös; sie involviert Organismen wie Candida albicans, Staphylococcus aureus oder beta-hämolysierende Streptokokken.

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche STI-Gesellschaft: Sexuell übertragbare Infektionen (STI) – Beratung, Diagnostik, Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 059-006. S2k, Stand 2018. www.awmf.org
  • Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Candida-Infektionen, Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 082-005. S1, Stand 2020. www.awmf.org
  • Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Tinea capitis. AWMF-Leitlinie Nr. 013-033. S1, Stand 2019. www.awmf.org

Literatur

  1. Wiederkehr M. Tinea cruris. Medscape, last updated Feb. 2018 emedicine.medscape.com
  2. Courtney M, Robbins MD. Tinea pedis. Medscape, last updated Feb.2018 emedicine.medscape.com
  3. Deutsche STI-Gesellschaft: Sexuell übertragbare Infektionen (STI) – Beratung, Diagnostik, Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 059-006. S2k, Stand 2018. www.awmf.org
  4. Faergemann J, Baran R. Epidemiology, clinical presentation and diagnosis of onychomycosis. Br J Dermatol. 2003;149(suppl 65):1-4. www.ncbi.nlm.nih.gov
  5. Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Candida-Infektionen, Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 082-005, Stand 2020 www.awmf.org
  6. Kao, GF. Tinea capitis. Medscape, last updated Febr.2020 emedicine.medscape.com
  7. Higgins EM, Fuller LC, Smith CH. Guidelines for the management of tinea capitis. Br J Dermatol 2000; 143: 53-8. www.ncbi.nlm.nih.gov
  8. P. Altmeyer.E. Die Online Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Umweltmedizin. Zugriff 5.8.2020 www.enzyklopaedie-dermatologie.de
  9. P. Altmeyer.E. Die Online Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Umweltmedizin. Zugriff 5.8.2020 www.enzyklopaedie-dermatologie.de
  10. Fuller LC, Child FC, Midgley G, Higgins EM. Scalp ringworm in south-east London and an analysis of a cohort of patients from a paediatric dermatology department. Br J Dermatol 2003; 148: 985-8. www.ncbi.nlm.nih.gov
  11. Alexander CL, Shankland GS, Carman W, Williams C. Introduction of a dermatophyte polymerase chain reaction assay to the diagnostic mycology service in Scotland. Br J Dermatol 2011; 164: 966-72. www.ncbi.nlm.nih.gov
  12. Suttorp N. , Möckel M. et. al.. Harrisons Innere Medizin, Seite 424. Berlin: Thieme, 2016.
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Autor*innen

  • Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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