Thoracic-outlet-Syndrom

Thoracic-outlet-Syndrom ist die englische Bezeichnung für eine Verengung zwischen der oberen Rippe und dem Schlüsselbein und führt dazu, dass das Geflecht der Nerven für den Arm (Plexus brachialis) und die Blutgefäße in diesem Bereich eingeklemmt werden.

Was ist das Thoracic-outlet-Syndrom?

Definition

Das Thoracic-Outlet-Syndrom ist eine übergreifende Beschreibung von unterschiedlichen Beschwerdebildern, bei denen es im Bereich des Thorax (Brustkorb) zur Einengung von Nerven oder Gefäßen kommt (im Bereich zwischen der 1. Rippe und dem Schlüsselbein).  Die Erkrankung wird auch Schultergürtel-Kompressionssyndrom genannt.

 Symptome

Die Hauptsymptome sind Schmerzen im Arm, ein Schwere- oder Spannungsgefühl,  Missempfindungen im Arm und in der Hand (Kribbeln, Taubheit, Ameisenlaufen), verminderte Berührungsempfindlichkeit oder Lähmungen.

Die Hand oder der Arm können blass und kalt sein, oder Muskeln können sich zurückbilden, was sich als Kraftverlust in der Hand bemerkbar machen kann.

Ursachen

Der Plexus brachialis (Nervengeflecht, das die Nerven des Armes enthält), arterielle oder venöse Gefäße (Arteria/Vena subclavia) werden im Bereich des Schultergürtels eingeengt. Dadurch kommt es zu Durchblutungsstörungen oder Störungen der Reizweitergabe der Nervenfasern, was dann Symptome verursacht.

Es gibt viele verschiedene Mechanismen, die dazu führen können, z. B.:

  • anatomische Variationen wie das Vorhandensein einer zusätzlichen Halsrippe oder abweichende Muskelansätze
  • zusätzliche Bänder
  • Vernarbungen z. B. nach einer Verletzung oder Bestrahlungstherapie
  • bestimmte Bewegungsmuster, die oft wiederholt werden (Überkopfarbeiten, Schwimmen, Werfen, Rad- und Autofahren, Lasten- und Rucksacktragen)
  • Haltungsschäden
  • ausgeprägte Muskulatur (Body Building).

Häufigkeit

Es handelt sich um ein seltenes Krankheitsbild, das vor allem im Alter zwischen 20 und 50 Jahren auftritt.

Untersuchungen

Körperliche Untersuchung

In der körperlichen Untersuchung können sich Hinweise auf eine Durchblutungsstörung zeigen. Wird die Arterie im Schultergürtelbereich abgeklemmt, lässt sich evtl. der Puls am Handgelenk nur abgeschwächt tasten. Ist die Vene betroffen, kann sich der entsprechende Arm bläulich verfärben oder anschwellen, weil das venöse Blut nicht abfließen kann.

Auch die Blutdruckmessung kann möglicherweise unterschiedliche Messwerte an den Armen ergeben.

Hinweisend können auch verschiedene Provokationstests sein, bei dem z. B. die Arme in einer bestimmten Position angehoben und bewegt werden, und/oder der Kopf dazu gedreht wird. Durch diese Tests können die Beschwerden eventuell gezielt ausgelöst werden.

Beim Klopfen im Halsbereich bzw. auf die Oberseite des Schlüsselbeins können Schmerzen auftreten (Hoffmann-Tinel-Zeichen).

Ergänzende Untersuchungen

Ergänzend können andere Untersuchungen und bildgebende Verfahren durchgeführt werden, um die Diagnose zu bekräftigen, oder mögliche andere Ursachen auszuschließen bzw. festzustellen:

  • Röntgen der Halswirbelsäule und des Brustkorbs
    • Anatomische Veränderungen von Schlüsselbein, Rippen?
    • Abnutzungserscheinungen an Wirbelkörpern?
  • Gefäßuntersuchungen
    • Gefäßultraschall (Farbduplex-Sonographie)
    • digitale Subtraktions-Angiografie (DSA)
  • CT/ MRT
  • Elektroneurografie
    • Messung der Nervenleitgeschwindigkeit.

Behandlung

Konservative Behandlung

Eine konservative Therapie (nicht-operativ) mit Training und speziellen Übungen unter Anleitung von Physiotherapeut*innen wird bei leichten bis mittelschweren Fällen empfohlen und ist in etwa 30–90 % der Fälle erfolgreich. Dazu zählen die Beseitigung von Haltungsfehlern, Dehnübungen, Massage und Wärmeanwendungen. Die Behandlung kann um Schmerzmittel und muskelentspannende Medikamente ergänzt werden.

Operation

Ein chirurgischer Eingriff ist ebenfalls möglich. Falls eine zusätzliche Halsrippe festgestellt wird, die als ursächlich für die Beschwerden angesehen wird, kann diese entfernt werden. Ist dies nicht der Fall, wird meist die 1. Rippe vollständig entfernt, um so mehr Platz für Nerven und Gefäße zu schaffen. Vor allem bei Patient*innen mit hohen Anforderungen an die Armfunktion (z. B. Sportler*innen, Musiker*innen, Handwerker*innen) kann eine Operation in Erwägung gezogen werden.

Prognose

Die Prognose ist vor allem von der Dauer und Schwere des Krankheitsbildes abhängig.
Eine Beschwerdefreiheit oder deutliche Verbesserung der Symptomatik lässt sich bei konservativer Therapie in 30–90 % der Fälle und bei operativer Therapie in 80 % der Fälle erzielen.

Ein Wiederauftreten (Rezidiv) der Beschwerden kommt nach einer Operation nur selten vor, in der Regel frühestens nach 2 Jahren.

Weitere Informationen

Autorin

  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Thoracic-outlet-Syndrom. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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