Halszysten

Auf beiden Seiten des Halses können die Anlagen für die Entwicklung von Zysten, sog. lateralen Halszysten, vorhanden sein. Auch in der Mitte des Halses können Zysten entstehen. Diese werden dann als mediane Halszysten bezeichnet.

Eine Halszyste – was ist das?

Zysten sind mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume unter der Hautoberfläche. Auf beiden Seiten des Halses können die Anlagen für die Entwicklung von Zysten, sog. lateralen Halszysten, vorhanden sein. Auch in der Mitte des Halses können Zysten entstehen. Diese werden dann als mediane Halszysten bezeichnet.

Halszysten sind keine Seltenheit. Tritt bei einem Kind an der Vorderseite des Halses eine Beule zutage, ist nach der Lymphadenopathie (geschwollene Lymphknoten) die zweithäufigste Ursache dafür eine mediane Halszyste. Die meisten Patient*innen befinden sich noch im Kindes- oder Jugendalter. Laterale Halszysten werden häufig erst durch zunehmende Größe oder aufgrund von rezidivierenden Infektionen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen diagnostiziert. Halszysten treten bei Männern und Frauen gleich häufig auf.

Ursachen

Schilddrüse
Schilddrüse

Halszysten stehen mit der embryonalen Entwicklung in Zusammenhang. Laterale Halszysten entstehen aus Überresten der Kiemenbogen, während sich mediane Halszysten aus den Anlagen der Schilddrüse (Glandula thyreoidea) entwickeln. Im Embryonalstadium wird die Schilddrüse im Bereich der Zungenwurzel angelegt. Von dort wandert sie den Hals hinab, bis sie ihren endgültigen Platz in der vorderen, unteren Halsregion einnimmt. Der „Kanal“ (Ductus thyreoglossus), durch den sie nach unten gewandert ist, schließt sich normalerweise vor der 10. Woche der fetalen Entwicklung. Bei manchen Menschen bleiben jedoch auch nach der Geburt noch Überreste dieses Kanals zurück. In den allermeisten Fällen verursacht dies keine Probleme – die Personen merken es nicht einmal. In manchen Fällen kann sich aus dem verbliebenen Gewebe dieses Kanals jedoch eine Zyste bilden. Meist passiert dies nach einer vorangegangenen Infektion der Atemwege.

Diagnostik

Zysten am Hals wachsen langsam und werden häufig erst im Teenager- oder frühen Erwachsenenalter sichtbar. Oft vergrößert sich die Zyste in Verbindung mit einer Erkältung o. Ä.

Wenn Halszysten unter der Haut sichtbar werden, können sie in ihrer Form an eine kleine Traube oder ein kleines Ei erinnern. Sie können empfindlich sein und zu leichten Schluckbeschwerden führen. Mitunter sondern sie über eine kleine Öffnung am Hals, eine sog. Fistel, auch Flüssigkeit nach außen ab. Die Zysten können sich auch entzünden. Sie sind dann gerötet und druckempfindlich.

Das Aussehen und die Position der Halszysten sind so typisch, dass die Diagnose normalerweise problemlos visuell und durch Abtasten gestellt werden kann. In manchen Fällen werden bildgebende Verfahren wie der Ultraschall, ggf. Magnetresonanztomografie oder Computertomografie angewendet, um die Diagnose zu sichern.

Behandlung

Zyste und Fisteln werden möglichst komplett chirurgisch entfernt, da zurückbleibende Zellanteile zu häufigerem Wiederauftreten der Beschwerden führen. Deswegen ist bei Entzündungen die Vorbehandlung mit Antibiotika sinnvoll, da in entzündetem Gewebe anatomische Strukturen schwerer zu erkennen und entfernen sind. Das entfernte Zellmaterial sollte untersucht werden, um eine mögliche, aber seltene Krebserkrankung auszuschließen.

Zysten, die sich mittig an der Vorderseite des Halses befinden, können mit der Schilddrüse verwechselt werden oder schmiegen sich mitunter regelrecht an sie an. Es ist wichtig, nicht versehentlich auch Schilddrüsengewebe zu entfernen, da es sonst zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommen kann.

Prognose

Wird die Halszyste nicht behandelt, ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass sie sich einmal oder auch wiederholt entzündet. Es besteht die Möglichkeit, dass sich ein Abszess bildet, an diesem Abszess eine Öffnung entsteht und sich so eine Fistel entwickelt.

Bei einer korrekt ausgeführten chirurgischen Entfernung sinkt die Wahrscheinlichkeit von Rückfällen auf ca. 3 %. Sie erhöht sich auf 20 % nach früheren misslungenen Versuchen einer Operation. In seltenen Fällen entwickelt sich in der Zyste Krebs.

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Autor

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Halszysten, mediane und laterale. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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