Harnwegsinfekte bei Männern

Harnwegsinfektionen treten bei Männern seltener auf als bei Frauen, kommen jedoch mit steigendem Alter infolge von Prostatavergrößerungen häufiger vor. Typische Beschwerden sind Brennen beim Wasserlassen mit häufigem, starkem Harndrang. Harnwegsinfektionen bei Männern werden in der Regel als komplizierte Infektionen eingeschätzt.

Was sind Harnwegsinfekte bei Männern?

Definition

Harnwegsinfekte sind durch Bakterien verursachte Entzündungen der Harnwege. Man unterscheidet zwischen unteren und oberen Harnwegsinfekten. Die unteren Harnwege bestehen aus Harnröhre und Harnblase, die oberen aus Harnleitern und Nierenbecken.

Nicht behandelte Harnwegsinfekte bei Männern können auf das Nierenbecken, die Hoden, Nebenhoden oder die Prostata übergreifen. Daraus können langwierige Krankheitsverläufe entstehen. Harnwegsinfekte bei Männern gelten daher meist als „komplizierte“ Harnwegsinfekte und müssen weiter untersucht bzw. mit Antibiotika behandelt werden.

Symptome

Eine Blasenentzündung (Zystitis) verursacht typischerweise Brennen beim Wasserlassen, häufigen und starken Drang zur Harnentleerung mit oftmals nur geringen Mengen, Schmerzen im Unterbauch sowie manchmal blutigen Urin. Bei einer Prostatabeteiligung kommen häufig Fieber, Schmerzen am Damm oder im Becken und ein Harnträufeln bzw. Harnstottern hinzu.

Dehnt sich die Entzündung auf die oberen Harnwege aus, kann sie zu einer Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) führen. Dann können Fieber, Schüttelfrost sowie Rücken- oder Flankenschmerzen hinzukommen.

Bei einer Harnröhrenentzündung (Urethritis) können stechende oder brennende Schmerzen besonders zu Beginn des Wasserlassens auftreten. Die Patient*innen leiden ggf. unter Ausfluss sowie einer schmerzhaften Reizung der Harnröhre.

Auch Fieber und ein verschlechterter Allgemeinzustand können auf einen Harnwegsinfekt hinweisen. Bei älteren Männern verlaufen diese häufig ohne lokale Symptome.

Ursachen

Wenn Bakterien in die Harnwege aufsteigen, kann dies zu einer Entzündung führen. Etwa 75 % der Harnwegsentzündungen bei Männern entstehen durch das Darmbakterium E. coli. Es besiedelt den Darmausgang und teilweise die äußeren Geschlechtsteile und kann durch die Harnröhre in die Blase oder weiter nach oben bis ins Nierenbecken aufsteigen.

Risikofaktoren

Häufigkeit

Bei Männern sind Harnwegsinfektionen deutlich seltener als bei Frauen, da die Harnröhre länger ist und Bakterien nicht so leicht durch die Harnröhre nach oben in die Blase aufsteigen können. Das Risiko steigt mit dem Alter an.

Die Wahrscheinlichkeit für Harnwegsinfekte ist bei Männern, die in Pflegeinrichtungen leben, und/oder einen Dauerkatheter tragen, deutlich erhöht.

Untersuchungen

Die Schilderung der typischen Beschwerden führt meist schon zu der Diagnose. Es kann ein Druckschmerz im Blasenbereich, oberhalb des Schambeins, bestehen. Wichtig ist zu wissen, ob Fieber vorliegt, da dies auf eine Entzündung des Nierenbeckens oder der Prostata hinweist. Bei einer Nierenbeckenentzündung tritt in der Nierengegend oft ein Klopfschmerz auf. Die Prostata kann über den Enddarm ertastet und untersucht werden.

Besteht der Verdacht auf eine Entzündung der Harnröhre (Urethritis), erfolgt ein Harnröhrenabstrich.

Da bei Männern in der Regel von einem komplizierten Harnwegsinfekt ausgegangen wird, ist eine Urindiagnostik mittels Teststreifen sowie eine Urinkultur erforderlich, die eine auf den Erreger genau abgestimmte Antibiotkabehandlung möglich macht.

Bei entsprechenden Hinweisen können weitere Untersuchungen anfallen. Eine Ultraschalluntersuchung der Nieren und der Blase dient dem Nachweis eines Urinaufstaus in der Niere und von Restharn in der Harnblase.  Eine Überweisung an eine urologische Praxis oder eine Krankenhauseinweisung erfolgt ggf. in folgenden Verdachtsfällen:

Behandlung

Ziele der Behandlung sind die akute Infektion beseitigen und evtl. zugrunde liegende Ursachen beheben.

In den meisten Fällen erfolgt eine Antibiotikatherapie, die an die Ergebnisse der Urinkultur angepasst ist.

Vorbeugung

Bei wiederholten Harnwegsinfekten kann unter Umständen eine vorbeugende Behandlung mit Antibiotika durchgeführt werden.

Prognose

Die Prognose von bakteriellen Harnwegsinfektionen ist in der Regel gut. Der Erfolg der Behandlung hängt allerdings von evtl. Begleiterkrankungen und auftretenden Komplikationen ab.

Weitere Informationen

Autorin

  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Harnwegsinfekt bei Männern. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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