Patellaluxation (herausgesprungene Kniescheibe)

Eine Patellaluxation ist eine Knieverletzung, bei der die Kniescheibe aus dem Gleitlager springt. Häufig passiert das beim Sport.

Was ist eine Patellaluxation?

Definition

Normalerweise sitzt die Kniescheibe (Patella) sicher in der Vertiefung zwischen den beiden Erhebungen am unteren Ende des Oberschenkelknochens. Durch einen Sturz aufs Knie oder einen seitlichen Aufprall kann sie aus ihrem natürlichen Gleitlager herausspringen. Diese Verletzungen treten meistens beim Sport auf.

Symptome

Die Kniescheibe kann sichtbar nach außen verrutscht sein. In der akuten Phase ist das Knie blockiert, das heißt, es lässt sich weder strecken noch beugen. Manchmal gleitet die Kniescheibe aber unmittelbar nach dem Herausspringen von alleine wieder zurück.

Häufig schwillt das Knie infolge von Blutungen schnell an. Schmerzen treten typischerweise auf der Innenseite des Knies auf. Viele Betroffene haben ein Instabilitätsgefühl im Knie.

Ursachen

Zu einer Patellaluxation kann es durch einen Unfall oder eine Sportverletzung kommen. Der häufigste Verletzungsmechanismus ist eine Drehbewegung des Knies nach innen, während der Fuß aufgesetzt auf dem Boden steht. Häufige Sportarten sind z. B. Tanzen, Fußball, Turnen und Handball.

Risikofaktoren

  • Schwäche des inneren Oberschenkelmuskels
  • Schwacher Bandapparat
  • Zu hoch stehende Kniescheibe
  • Verformung der Führungsrinne (Trochlea-Dysplasie)
  • Fehlstellung der Beinachse (X-Beine)

Häufigkeit

Eine Patellaluxation macht 2 bis 3 % aller Knieverletzungen aus. Die meisten Betroffenen sind sportliche Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 20 Jahren.

Untersuchungen

Die Kniescheibe ist meist deutlich sichtbar nach außen verschoben. Das Knie wird von dem Arzt oder der Ärztin abgetastet und vorsichtig untersucht.

Nach einer akuten Patellaluxation muss das Knie geröntgt werden, um kleine Brüche an der Kniescheibe oder am Rand des Oberschenkelknochens auszuschließen. Eventuell wird eine MRT durchgeführt, um festzustellen, ob Bänder oder Knorpel verletzt wurden.

Behandlung

Das Therapieziel ist eine Stabilisierung der Kniescheibe, um ein erneutes Herausspringen und Folgeschäden wie z. B. Arthrose zu verhindern.

Als Erste-Hilfe-Maßnahme gilt grundsätzlich die PECH-Regel:

  • Pause: Sportliche Aktivität sofort abbrechen und verletztes Knie ruhig halten.
  • Eis: Die verletzte Stelle kühlen, am besten mit Eiswürfeln oder kalten Umschlägen. Vorsicht: Eiswürfel nicht direkt auf die Haut legen, sondern in ein Tuch wickeln!
  • Compression: Ein Druckverband hilft gegen die Schwellung und stützt das Gelenk.
  • Hochlagern: Verringert die Blutzufuhr im verletzten Knie. Außerdem wird die Gewebeflüssigkeit besser abtransportiert, was auch die Schwellung reduziert.

Schmerzmittel lindern die Schmerzen. Springt die Kniescheibe nicht von allein in ihre ursprüngliche Lage zurück, wird sie von den Ärzt*innen wieder eingerenkt. Anschließend wird die Patella mit einer Orthese oder einer elastischen Bandage stabilisiert.

Physiotherapeutische Übungen können dabei helfen, den inneren Oberschenkelmuskel zu stärken und einer erneuten Luxation vorzubeugen.

Ist die Kniescheibe bereits zu einem früheren Zeitpunkt schon mal herausgesprungen, oder liegen andere Begleitverletzungen wie Knochen- oder Knorpelverletzungen vor, kann eine Operation notwendig sein, um die Kniescheibe zu stabilisieren.

Prognose

  • Die Prognose ist insgesamt gut, aber abhängig von den Begleitverletzungen, der Behandlung, der Weiterbehandlung und Mitarbeit der Patient*innen.
  • Es kann zu einer Funktionseinschränkung des Kniegelenks kommen, sodass nur etwa die Hälfte der Patient*innen nach 6 Monaten wieder das zuvor ausgeübte Sportniveau erreicht.

Weitere Informationen

Autorin

  • Ulrike Boos, Redakteurin von Deximed, Freiburg
  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Patellaluxation. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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