AAA MK 24.04.2023 umfassend revidiert und komplett umgeschrieben.
Check GO 30.1.
Sprunggelenkseinschränkung
Beweglichkeitseinschränkung des Sprunggelenks
Gelenkkapselreizung des Sprunggelenks
Synoviareizung des Sprunggelenks
OSG
Synovialitis
Vorderes Sprunggelenk
Verletzung des Sprunggelenks
soccer's ankle
athlet’s ankle
dancer's ankle
Knöchel
Fußknöchel
Zusammenfassung
Definition:Schmerzhafte Bewegungseinschränkung des Sprunggelenks durch Einklemmung weichteiliger und/oder knöcherner Strukturen.
Häufigkeit:Häufige Ursache für schmerzhafte Bewegungseinschränkungen des Sprunggelenks bei jungen, sportlich aktiven Menschen, insbesondere beim Fußball und Tanzen.
Symptome:Belastungsabhängige Schmerzen am ventralen Sprunggelenk bei Dorsalextension.
Befunde:Druckschmerz über der Region der Einklemmung. Dorsalextension endgradig schmerzhaft.
Diagnostik:Bildgebung abhängig von der vermuteten Ursache: Sonografie und MRT bei weichteiliger oder gelenkkörperassoziierter Ursache, Röntgen bei ossärer Ursache.
Therapie:Initial konservativer Behandlungsversuch, u. a. mit Sportkarenz, Physiotherapie, NSAR und Gelenkinfiltration. Bei Beschwerdepersistenz arthroskopische Resektion der einklemmenden Strukturen.
Schmerzhafte Bewegungseinschränkung des Sprunggelenks durch Einklemmung weichteiliger und/oder knöcherner/gelenkkörperassoziierter Strukturen1-2
Häufigkeit
Häufige Ursache für schmerzhafte Bewegungseinschränkungen des Sprunggelenks bei jungen, sportlich aktiven Menschen1
Cave: Bei radiologischen Untersuchungen von Fußballer*innen besteht ein knöchernes Impingement in 60 % der Fälle, das jedoch größtenteils asymptomatisch ist.1
Ätiologie und Pathogenese
In den meisten Fällen handelt es sich um eine Kombination aus einem ossären und weichteiligen/gelenkkörperassoziierten Impingement.1
Bei den Weichteilstrukturen handelt es sich um hypertroph entzündliches synoviales Gewebe, ligamentäre Bandanteile nach Partial- oder Komplettrupturen, hypertrophes posttraumatisches oder postoperatives Narbengewebe – oder eine Kombination aus den genannten Faktoren.1
Eine Hypertrophie des Bassett-Ligaments (inferiorer Anteil der Syndesmose) kann ebenfalls ein Impingement verursachen.4
Knöchernes Impingement
Repetitive Belastungen und Traumata (meist sportlich bedingt) des oberen Sprunggelenks induzieren vermutlich eine fibrokartilaginäre und knöchern-proliferative Reparatur an der ventralen Tibiakante und dem Talushals, die mit Vernarbungen und Einlagerung von Kalk einhergehen.1
Gelenkkörperassoziiertes Impingement
Neben abgesprengten Knorpel- oder Knochenflakes und knöchernen Bandausrissen kann auch eine osteochondrale Läsion des Talus mit ausgebildeter Gelenkmaus ursächlich sein.2
Prädisponierende Faktoren
Sportarten mit schnellen Richtungswechseln (z. B. Tennis oder Fußball) oder Sprungelementen (z. B. Tanzen oder Hochsprung)1
Oft falsch-negative Befunde in der Bildgebung, sodass Klinik und körperliche Untersuchung führend für die Diagnosestellung sind.2
Sonografie: Die Darstellung von Bandverletzungen ist möglich; jedoch sind belastbare Aussagen bzgl. der Diagnose meist nur in Kombination mit einer anderen Bildgebung möglich.
MRT: Darstellung von Synovia, Ligamenten und Knorpel
ossäres Impingement
Röntgenaufnahme des OSG in zwei Ebenen (a. p. und lateral): Darstellung von Osteophyten
gelenkkörperassoziiertes Impingement
MRT: Gelenkkörper in der Regel gut abgrenzbar
Indikationen zur Überweisung
Weichteilimpingement
Ein konservativer Therapieversuch ist in der Hausarztpraxis möglich.
bei therapierefraktären Beschwerden Überweisung an eine orthopädische Praxis
Ossäres und gelenkkörperassoziiertes Impingement
Mechanisches Problem, das oft nur chirurgisch gelöst werden kann.
Überweisung an fußchirurgisch tätige orthopädische/unfallchirurgische Praxis sinnvoll
Therapie
Therapieziele
Schmerzen lindern.
Das Bewegungsausmaß verbessern.
Eine sekundäre Arthrose verhindern.
Allgemeines zur Therapie
Initial ist ein konservativer Therapieversuch gerechtfertigt.2
Bei unzureichendem Therapieerfolg operative Sanierung des Impingements im Rahmen einer Arthroskopie des OSG2
Konservative Therapie
Verschiedene Therapiemaßnahmen, die in Kombination eingesetzt werden.1-2
Sportkarenz
in akuter Phase Schonung
Physiotherapie
u. a. Stärkung der sprunggelenkstabilisierenden Muskulatur zur Beseitigung von Instabilitäten und Harmonisierung der Bewegungsabläufe
Gabe nichtsteroidaler Antirheumatika
z. B. Ibuprofen 400 mg 1–1–1 für 4 Tage
Vor allem die akute Synovitis nach Trauma oder Überlastung zeigt hier eine gute Zugänglichkeit.
Gelenkinfiltrationen
Kombination aus Glukokortikoid und Lokalanästhetikum
Operative Therapie
Standard-OP: arthroskopische Beseitigung der einklemmenden Strukturen1-2
Entfernung freier Gelenkkörper
Abschliff von Exophyten
umfassende Synovektomie
Nach der Operation ist in der Regel eine schnelle Belastung des Sprunggelenks möglich.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Unbehandelt kommt es zu chronischen Schmerzen im Sprunggelenk mit Bewegungseinschränkungen bei der Dorsalextension.
vorrangig Infektionen und Verletzung der oberflächlichen Nerven
Prognose
Vor allem das Weichteilimpingement spricht gut auf eine konservative Therapie an, während beim ossären/gelenkkörperassoziierten Impingement in der Regel eine Operation notwendig wird.1
Hoher Erfolg der arthroskopischen Therapie und frühzeitige Rückkehr zur alltäglichen bzw. sportlichen Aktivität bis hin zum professionellen Level1
Lateraler Bandapparat Sprunggelenk (Lig. talofibulare posterius nicht abgebildet)
Medialer Bandapparat Sprunggelenk
Quellen
Literatur
Best R, Ahrens P. Impingement-Syndrom des oberen Sprunggelenks. Arthroskopie 2018; 31: 134-40. link.springer.com
Buchhorn T, Koch M, Weber J, et al. Impingement des oberen Sprunggelenks. Der Unfallchirurg 2016; 119(2): 115-19. www.springermedizin.de
Seifarth A. Anatomie und Pathologie der Bänder im oberen und unteren Sprunggelenk. Arthroskopie 2019; 32: 125-32. link.springer.com
Viehöfer A, Mauch M, Krähenbühl N. Instabilität des oberen Sprunggelenks. Arthroskopie 2023. link.springer.com
Autor*innen
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Münster
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).