Nasenbeinfraktur

Eine Nasenbeinfraktur ist die häufigste Gesichtsfraktur und betrifft den Bruch des knöchernen Nasenanteils.

Was ist eine Nasenbeinfraktur?

Definition

Die Nase besteht aus einem knöchernen und einem knorpeligen Anteil. Das Nasenbein ist ein kleiner länglicher Gesichtsknochen, der den oberen Anteil des Nasenrückens bildet. Ein Teil des Kieferknochens und des Schädelknochens bilden weitere Anteile der knöchernen Nasenstruktur. Der größere, formgebende Anteil des Nasenrückens und die Nasenflügel werden aus Knorpel gebildet.

Bei äußerer Gewalteinwirkung auf die Nase sind die knöchernen Strukturen besonders exponiert und können brechen. Dabei bricht nicht immer nur das Nasenbein, wie der Name fälschlicherweise vermuten lässt, sondern auch die anderen knöchernen Bestandteile der Nase, sodass man korrekterweise von einer „Nasengerüstfraktur“ sprechen müsste. 

Bei starker Gewalteinwirkung können auch umliegende Strukturen im Gesicht verletzt werden. Auch die Nasenscheidewand (Septum), die den linken vom rechten Nasenflügel trennt, kann in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie besteht zu einem großen Teil aus Knorpel. Bei einer Verletzung kann dort ein Bluterguss entstehen, der auf das Septum drückt und so den Knorpel schädigen kann.

Symptome

Die Nase ist ein gut durchblutetes Organ. Bei einem direkten Schlag auf die Nase kommt es neben starken Schmerzen daher rasch zu Nasenbluten und Schwellungen. Die Nasenatmung kann dadurch behindert werden. Durch den Knochenbruch kann die Nase ihre ursprüngliche Form verlieren und schief erscheinen. Bei Berührung des Knochens kann möglicherweise ein Knirschen wahrgenommen werden. Sind knöcherne Anteile vom Trauma betroffen, durch die Geruchsnerven verlaufen, kann auch der Geruchssinn eingeschränkt sein.

Ursachen

Ursächlich für eine Nasenbeinfraktur ist eine direkte Gewalteinwirkung auf die Nase. Dies ereignet sich am häufigsten im Rahmen von Schlägereien, Unfällen oder Sportverletzungen.

Häufigkeit

Die Nasenbeinfraktur ist die häufigste Gesichtsfraktur und macht einen Anteil von 40 % aller Gesichtsfrakturen aus. Männer sind im Erwachsenenalter 3 x häufiger betroffen als Frauen. Bei älteren Menschen brechen häufiger die knöchernen Anteile in viele kleine Bestandteile, was man Trümmerfraktur nennt. Bei Kindern hingegen verschieben sich die Knochen bei einem Nasenbeinbruch seltener.

Untersuchungen

Ärzt*innen können anhand typischer klinischer Zeichen in den meisten Fällen eine Nasenbeinfraktur ohne weitere Diagnostik feststellen. Je nach Unfallmechanismus werden weitere Strukturen des Gesichts wie Augen, Zähne und die Halswirbelsäule untersucht, um weitere zu priorisierende Verletzungen auszuschließen. Es werden Ihnen Fragen zum Unfallhergang sowie ggf. Alkohol- oder Drogenkonsum gestellt, da dies für die genaue Beurteilung Ihrer Beschwerden von Bedeutung ist.

Eine funktionierende Nasenatmung kann überprüft werden, indem auf einen kalten Gegenstand durch die Nase ausgeatmet wird und dieser beschlägt.

Sollte zusätzlich der Verdacht auf eine Mitverletzung der Nasenscheidewand mit Bildung eines Blutergusses bestehen, werden Sie zu Spezialist*innen überwiesen, die mit speziellen Instrumenten vorsichtig die Nase untersuchen. Bei Verdacht auf weitere Gesichtsverletzungen werden Sie in ein Krankenhaus eingewiesen. Zur Darstellung der knöchernen Strukturen kann eine Schnittbildgebung (CT) erfolgen. Ein konventionelles Röntgenbild reicht zur Feststellung einer Nasenbeinfraktur nicht aus.

Wenn der Unfallhergang dies erfordert und z. B. der Verdacht auf eine Straftat vorliegt, muss das medizinische Personal aus juristischen Gründen eine genaue Dokumentation der Verletzungen, auch mit Fotoaufnahmen, durchführen.

Behandlung

Das Ziel der Behandlung ist es die Nasenfunktion (Atmung, Geruchssinn) wiederherzustellen, einen Nasenschiefstand aus kosmetischen Gründen zu vermeiden und Komplikationen, wie z. B. einen Knorpelschaden zu verhindern.

Die Behandlung richtet sich dabei nach der Schwere des Nasenbeinbruches.

Einfache Brüche

Wenn der Knochen nicht verschoben ist, heilt die Nase von alleine aus. Hier reichen Schmerzmittel und kühlende Maßnahmen gegen die Schwellung.

Leicht verschobene Brüche werden in den ersten 7 Tagen bis zum Abschwellen der Nase ebenfalls nur mit Schmerzmitteln behandelt. Nach dem Abschwellen erfolgt dann eine Richtung der Nasenknochen entweder von außen, meist ohne Narkose, oder bei Bedarf von innen mit einem chirurgischen Instrument unter Narkose, da dies schmerzhaft ist.

Komplizierte Brüche

Hier sind die Knochen entweder stark verschoben oder zertrümmert, sodass eine operative Versorgung im Operationssaal erfolgen muss. Bei einer offenen Fraktur treten Knochenteile durch die Haut nach außen. Dann muss zusätzlich eine antibiotische Therapie durchgeführt werden und bei fehlendem Impfschutz eine Tetanusimpfung durchgeführt werden.

Bluterguss der Nasenscheidewand (Septumhämatom)

Wenn ein Septumhämatom vorliegt, so muss dieses durch Spezialist*innen eröffnet und entlastet werden, damit der Druck den Knorpel nicht schädigt und eine Nasendeformität (Sattelnase) verhindert werden kann.

Prognose

Bei entsprechender Behandlung ist die Prognose sehr gut. Die Nasenatmung und die kosmetischen Eigenschaften sind in den meisten Fällen wiederhergestellt.

Weitere Informationen

Autorin

  • Natalie Anasiewicz, Dr. med., Ärztin, Davos

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Nasenbeinfraktur. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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