Depression im Alter

Zusammenfassung

  • Definition:Depression bei Personen in einem Alter von über 65 Jahren.
  • Häufigkeit:Häufigste psychische Störung im höheren Lebensalter. Bei über 75 Jahre alten Menschen liegt die Punktprävalenz depressiver Störungen bei etwa 17 %, die Punktprävalenz depressiver Episoden bei 7 %.
  • Symptome:Gedrückte Stimmungslage, Interesse- und Freudlosigkeit, erhöhte Ermüdbarkeit. Bei Älteren geht eine Depression häufiger als bei Jüngeren mit Hypochondrie, somatischen Symptomen und Agitiertheit einher.
  • Befunde:Evtl. Begleitbefunde: Eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit, vermindertes Selbstwertgefühl, Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle, pessimistische Zukunftsperspektive, Planung oder Ausführung von Selbstverletzungen oder Suizid, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust bis zur Kachexie.
  • Diagnostik:Auf Basis einer ausführlichen Anamnese. Psychometrische Tests als Ergänzung und zur Abgrenzung zur Demenz und anderen hirnorganischen Erkrankungen. Evtl. Laboruntersuchungen, EKG und weitere Untersuchungen zum Ausschluss organischer Ursachen, Begleiterkrankungen oder Kontraindikationen hinsichtlich der geplanten Behandlung. Zur Differenzialdiagnostik ggf. weitergehende internistische, neurologische oder gerontopsychiatrische Untersuchungen.
  • Therapie:Richtet sich nach der Schwere der Depression und umfasst in der Regel psychosomatische Grundversorgung, Psychotherapie und/oder Antidepressiva. Auch Lichttherapie, Elektrokonvulsionstherapie und andere somatische Behandlungen können unter bestimmten Voraussetzungen angezeigt sein.

Allgemeine Informationen

  • Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.1-2

Definition

  • Mit Depression im Alter (Altersdepression) ist im Rahmen dieses Artikels eine Depression bei Personen gemeint, die 65 Jahre oder älter sind.
  • Eine manifeste Depression ist nicht als natürlicher Teil eines hohen Alters zu betrachten.

Versorgungsaspekte

  • Menschen im hohen Alter und mit chronischen Krankheiten, kognitiven Störungen und körperlichen Behinderungen erleben häufig depressive Syndrome.
  • Eine Depression kann – oft im Zusammenspiel mit psychosozialen Stressoren – somatische Erkrankungen verschlimmern und zu körperlichen Behinderungen oder Invalidität führen.
  • Depressionen im Alter sind unterdiagnostiziert und unterbehandelt.

Häufigkeit

  • Prävalenz und Inzidenz
    • Depressionen sind die häufigsten psychischen Störungen im höheren Lebensalter.3
    • Die 12-Monatsprävalenz depressiver Störungen bei älteren Menschen in Pflege- und anderen Einrichtungen liegt zwischen 15 % und 25 %. 
      • in Pflegeeinrichtungen bis zu 50 %
    • Bei Menschen, die älter als 75 Jahre sind:4
      • Punktprävalenz depressive Störungen: 17,1 %
      • Punktprävalenz depressive Episode (Major Depression): 7,2 %
    • Ältere Patient*innen der Primärversorgung: Prävalenz depressiver Störungen bis zu 37 %
    • Mittelgradige Depressionen zeigen eine Prävalenz von 4–13 %.
    • 1–4 % aller älteren Personen leiden an schwerer Depression.
      • Prävalenz und Inzidenz von schweren Depressionen verdoppeln sich nach einem Alter von 70–85 Jahren.
      • Die Suizidrate (vollendete Suizide) steigt kontinuierlich mit dem Lebensalter an und ist bei Hochbetagten am höchsten.1
    • Ab dem 65. Lebensjahr ist die Prävalenz der Dysthymie (siehe Artikel Depression) rückläufig.
      • Die Inzidenz in dieser Altersgruppe liegt bei ca. 2 %.
    • Doppelt so viele Frauen wie Männer leiden an einer Depression.
      • Mangels valider epidemiologischer Daten ist unklar, ob sich die Geschlechterverhältnisse im höheren Lebensalter angleichen.1

Ätiologie und Pathogenese

  • Biologische Faktoren
    • genetische Disposition
    • altersbedingte Veränderungen, z. B.:
      • vaskuläre Pathologie
      • hirnatrophische Veränderungen
      • neuroendokrine Defizite.
  • Psychosoziale Faktoren
    • z. B. Verlust von: 
      • gesellschaftlicher Position und Funktion
      • nahestehenden Menschen
      • sozialem Netzwerk
      • dem Sinn des Lebens
      • körperlicher Gesundheit und Vitalität.
  • Komorbidität
    • Eine Depression kann entweder Teil des Krankheitsbildes sein oder als Reaktion auf eine somatische Krankheit auftreten.
    • Depressionen sind besonders häufig bei:
  • Medikalisierung (Überbehandlung)
    • Kann depressive Stimmungslagen auslösen oder verstärken.

Prädisponierende Faktoren

Psychosoziale Faktoren

Körperliche Erkrankungen

Medikamente

  • Eine Reihe von Medikamenten kann eine depressive Störung begünstigen oder Nebenwirkungen hervorrufen, die mit einer Depression verwechselt werden können, z. B. Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Unruhe- oder Angstzustände. Das ist z. B. bei folgenden Medikamenten und Wirkstoffgruppen relevant: 
    • Antihypertonika
      • Betablocker, z. B. Propranolol
      • Clonidin
      • Hydralazin
      • selten ACE-Hemmer
    • Immuntherapeutika wie Interferon
    • Benzodiazepine
    • trizyklische Antidepressiva
    • Neuroleptika
    • Antihistaminika (Müdigkeit), einschließlich H2-Blocker, z. B. Cimetidin
    • Opioide
    • Parkinsonmittel, z. B. Methyldopa
    • Steroide
    • Östrogene
    • Progesteron
    • Onkologika, z. B. Tamoxifen, Vinblastin, Vincristin.

ICPC-2

  • P76 Depressive Störung

ICD-10

  • Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.5
  • F32 Depressive Störung
    • F32.0 Leichte depressive Episode
    • F32.1 Mittelgradige depressive Episode
    • F32.2 Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome
    • F32.3 Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen
    • F32.8 Sonstige depressive Episoden
    • F32.9 Depressive Episode, nicht näher bezeichnet
  • F33 Rezidivierende depressive Störung
    • F33.0 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig leichte Episode
    • F33.1 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode
    • F33.2 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode ohne psychotische Symptome
    • F33.3 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode mit psychotischen Symptomen
    • F33.4 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig remittiert
    • F33.8 Sonstige rezidivierende depressive Störungen
    • F33.9 Rezidivierende depressive Störung, nicht näher bezeichnet
  • F34 Anhaltende affektive Störungen
    • F34.0 Zyklothymia
    • F34.1 Dysthymia
    • F34.8 Sonstige anhaltende affektive Störungen
    • F34.9 Anhaltende affektive Störung, nicht näher bezeichnet
  • F38 Andere affektive Störungen
    • F38.0 Andere einzelne affektive Störungen
    • F38.1 Andere rezidivierende affektive Störungen
    • F38.8 Sonstige näher bezeichnete affektive Störungen
  • F39 Nicht näher bezeichnete affektive Störung

Diagnostik

  • Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.1-2

Allgemeines

  • Bei älteren Patient*innen kann die Diagnose einer depressiven Störung erschwert sein, da bei ihnen Symptome wie allgemeine Schwäche oder Schlafstörungen auch unabhängig von einer Depression auftreten können.
  • Die Diagnostik kann ggf. im Rahmen einer strukturierten geriatrischen Untersuchung erfolgen, etwa im Rahmen eines hausärztlich-geriatrischen Basisassessments.
    • Das kommt z. B. infrage bei:
      • ausgeprägter emotionaler oder kognitiver Symptomatik
      • Einschränkungen der Mobilität
      • gebrechlichen Patient*innen.
    • Näheres im Artikel Geriatrische Untersuchung

Diagnostischer Stufenplan

  • Hauptsymptome: Veränderung von Stimmung und/oder Antrieb?
  • Differenzialdiagnostik: Ist diese Veränderung in Stimmung und Antrieb eher einer depressiven Symptomatik, einer anderen psychischen Störung oder primär körperlichen Erkrankungen zuzuordnen?
  • Ausschlussdiagnostik
    • Hirnorganische Ursache?
    • Andere somatische Ursache?
    • Psychotrope Substanzen?
  • Zusatzsymptome und bisheriger Verlauf: Klassifikation der depressiven Störung durch genaue Erhebung des psychopathologischen Befundes

Diagnostische Kriterien

  • Die Symptome bestehen seit mindestens 2 Wochen, halten über den größten Teil des Tages an und sind nicht direkt auf eine somatische Erkrankung oder einen Substanzmissbrauch zurückzuführen.

Depressionskriterien nach ICD-10

  • Mindestens 2 Hauptsymptome:
    1. depressive Stimmung
    2. Freudlosigkeit und Verlust von Interesse
    3. Antriebslosigkeit oder schnelle Ermüdbarkeit.
  • Weitere Symptome:
    • eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit
    • vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
    • Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle
    • von Traurigkeit geprägte, pessimistische Zukunftsperspektive
    • Planung oder Ausführung von Selbstverletzungen oder Suizid
    • Schlafstörungen
    • Ab- oder Zunahme des Appetits.

Leichte depressive Episode

  • Zwei Hauptsymptome und mindestens zwei andere Symptome. Keines der Symptome zeigt schwere Ausprägung.
  • Die Patient*innen sind im Allgemeinen davon beeinträchtigt, aber oft in der Lage, die meisten sozialen und beruflichen Aktivitäten fortzusetzen.

Mittelgradige depressive Episode

  • Zwei Hauptsymptome und mindestens vier andere Symptome, mehrere Symptome zeigen schwere Ausprägung.
  • Die Patient*innen haben meist große Schwierigkeiten, alltägliche Aktivitäten fortzusetzen.

Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome

  • Eine depressive Episode mit mehreren o. g., quälenden Symptomen
  • Typischerweise mit Verlust des Selbstwertgefühls und Gefühlen von Wertlosigkeit und Schuld
  • Suizidgedanken und -handlungen sind häufig.
  • Meist liegen einige somatische Symptome vor.

Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen 

  • Schwere depressive Episode wie oben beschrieben, bei der aber Halluzinationen, Wahnideen, psychomotorische Hemmung oder ein Stupor so schwer ausgeprägt sind, dass alltägliche soziale Aktivitäten unmöglich sind und Lebensgefahr durch Suizid und mangelhafte Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme bestehen kann.
  • Halluzinationen und Wahn sind häufig, wenn auch nicht immer, depressiv gefärbt. 

Rezidivierende depressive Störung

  • Wiederholte depressive Episoden ohne manische Episoden
  • Möglicher Subtyp: saisonale depressive Störung (Winterdepression)
    • Rezidivierende depressive Episoden, die jedes Jahr etwa zur gleichen Zeit einsetzen und wieder abklingen.
    • Häufig entwickelt sich eine „atypische“ Depression mit gesteigertem Appetit oder Gewichtszunahme, einem erhöhten Schlafbedürfnis und Heißhunger.
    • hoher Anteil jüngerer Patient*innen
    • in nördlichen Regionen häufiger
  • Die Abgrenzung zwischen leichten, mittelgradigen und schweren depressiven Episoden ist bis zu einem gewissen Grad willkürlich und stützt sich nicht auf wissenschaftliche Belege. Die Schwere der einzelnen Symptome und das Ausmaß der Funktionsbeeinträchtigung sind dabei maßgeblich.

Dysthymie

  • Über mehrere Jahre chronisch gedrückte Stimmung
  • Die einzelnen Episoden sind nicht so schwer oder lang andauernd, dass sie die Kriterien einer leichten, mittelgradigen oder schweren rezidivierenden depressiven Störung erfüllen.
  • Die beschwerdefreien Phasen dauern nicht länger als einige Wochen.
  • Bei Beginn im höheren Lebensalter tritt die Störung häufig nach einer abgrenzbaren depressiven Episode, nach einem Trauerfall oder einer anderen Belastung auf.
  • Double Depression: In 10–25 % der Fälle ist die Dysthymie mit wiederholt auftretenden voll ausgeprägten depressiven Episoden kombiniert.

Persistierende depressive Störung

  • Abweichend vom ICD-105 fasst der US-amerikanische Diagnosenkatalog DSM-56 die Dysthymie und die chronische Major Depression zum Oberbegriff persistierende depressive Störung zusammen.
  • Damit ist eine über mindestens 2 Jahre anhaltende depressive Störung gemeint.

Besonderheiten bei älteren Menschen7

  • Tritt häufiger auf als bei Jüngeren.
    • Hypochondrie
    • somatische Syndrome (häufig gastrointestinal)
    • Agitiertheit
  • Seltener als bei Jüngeren
    • Schuldgefühle
    • sexuelle Dysfunktion

Differenzialdiagnosen

  • Chronische somatische Erkrankungen (siehe Abschnitt Prädisponierende Faktoren)
    • Die Symptome von Müdigkeit und Erschöpfung, die bei somatischen wie depressiven Krankheitsbildern führend sein können, können zu Verwechslungen führen.
  • Andere psychische Störungen, z. B.:
  • Trauerreaktion, z. B. nach Verlust eines nahestehenden Menschen
    • Die Grenze zwischen unbewältigter Trauer und einer depressiven Verstimmung ist nicht immer eindeutig. Für eine Trauerreaktion spricht:
      • Die Symptome lassen meist innerhalb von 2 Monaten nach einem schweren Verlust nach.
      • Grundsätzliche Ansprechbarkeit für positive Ereignisse ist erhalten (Schwingungsfähigkeit).
      • Negative Gefühle kommen typischerweise in Wellen, oft unterbrochen durch positive Erinnerungen an die verstorbene Person. Bei Depressionen sind Stimmung und Gedanken häufiger durchgehend negativ.
      • Trauerreaktionen sind gewöhnlich nicht mit vegetativen Symptomen verbunden, wie Gewichtsabnahme oder frühmorgendliches Erwachen.
      • in der Regel keine Anzeichen für andauernde, schwere Selbstzweifel oder starke Schuldgefühle
      • Suizidabsichten sind eher selten.
      • Sie geht meist nicht mit mehr als 3 Monate anhaltender Unfähigkeit zu sozialer oder beruflicher Rollenerfüllung einher.
  • Alkohol- und Drogensucht
  • Arzneimittelnebenwirkungen (siehe Abschnitt Prädisponierende Faktoren

Anamnese

  • Wichtig sind bei der Anamnese die Krankengeschichte, der kognitive Status und die Risikofaktoren für Depression.
  • Eine Depression kann bei Älteren oft einen anderen Verlauf oder ein anderes Erscheinungsbild zeigen als bei Jüngeren.
  • Die depressiven Symptome können durch somatoforme Körperbeschwerden maskiert sein.
  • Auf Zusatzsymptome (s. o.) wie Schlafbeschwerden, Appetitlosigkeit und Gewichtsveränderungen achten.
  • In der Gruppe der ältesten Patient*innen sind die Depressionssymptome oft nicht so sehr von Traurigkeit, Weinerlichkeit oder Selbstvorwürfen geprägt.
    • Häufiger zeigen sich hier Energie- und Interesselosigkeit.
  • Im Alter kann eine Depression einem Demenzzustand mit verminderter Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit sowie beeinträchtigtem Kurzzeitgedächtnis ähneln („depressive Pseudodemenz“).
    • Die Betroffenen können desorientiert, passiv und hilflos wirken.
  • Näheres zur Anamnese bei Verdacht auf eine depressive Störung und zur Beurteilung des Suizidrisikos siehe Artikel Depression.

Klinische Untersuchung

  • Eine gründliche körperliche Untersuchung ist notwendig, um somatische Erkrankungen ausschließen zu können.
  • Da Depressionen häufig mit somatoformen Körperbeschwerden einhergehen, ist die Aufmerksamkeit gleichermaßen auf den physischen und auf den psychischen Status zu richten.

Fragebögen

  • Fragebögen können die Anamnese und klinische Untersuchung ergänzen und zur Beurteilung folgender Parameter beitragen:
    • Schwere der Depression
    • Ansprechen auf die Behandlung
    • Verlauf der Erkrankung.
  • Einfach, wenig zeitaufwendig und rasch auswertbar sind:

Indikationen zur Überweisung

Hausärztliche Beobachtung genügt

  • Nur wenige Symptome (vgl. Abschnitt Diagnostische Kriterien)
  • Keine Depression in der Anamnese der betroffenen Person oder der Familie
  • Soziale Unterstützung vorhanden.
  • Periodisch wiederkehrende Symptome oder Symptome, die seit weniger als zwei Wochen bestehen.
  • Kein Suizidrisiko
  • Kaum eine funktionelle Beeinträchtigung

Aktive Therapie erforderlich

  • Aktuelle depressive Episode
  • Frühere depressive Episoden
  • Depression bei Familienangehörigen
  • Wenig soziale Unterstützung
  • Suizidgedanken
  • Funktionelle Beeinträchtigung

Konsultation und Überweisung zu ärztlichen Spezialist*innen

  • Konsultation empfohlen:
    • immer bei schwerer Depression
    • bei fehlender Besserung unter psychotherapeutischer Behandlung nach max. 3 Monaten
  • Konsultation zu erwägen:
    • bei fehlendem oder unvollständigem Therapieerfolg unter hausärztlicher Behandlung innerhalb von max. 6 Wochen
    • Unsicherheit über den Schweregrad (Psychiater*in oder psychologische/ärztliche Psychotherapeut*in)
  • Überweisung/Mitbehandlung empfohlen:
    • unklare psychische und/oder somatische Differenzialdiagnostik
    • Therapieresistenz
    • Probleme bei der Pharmakotherapie und/oder in einer Psychotherapie
    • Interaktionen der Antidepressiva mit anderen Medikamenten
    • akute Selbst- und Fremdgefährdung
    • psychotische Symptome oder depressiver Stupor
    • Komorbidität einer depressiven Störung
      • mit einer anderen schweren, psychischen Störung
      • mit anderen schweren körperlichen Erkrankungen
    • Wenn ein multiprofessionelles Team zur Behandlung notwendig ist.
    • Zur ergänzenden psychodiagnostischen und testpsychologischen Abklärung (ärztliche Spezialist*in oder psychologische/ärztliche Psychotherapeut*in)
  • Weitere Faktoren
    • Eine Überweisung/Mitbehandlung durch Spezialist*innen kann ebenfalls erforderlich werden bei:
      • bipolaren Symptomen – aktuell oder in der Vergangenheit
      • ausdrücklichem Wunsch der betroffenen Person nach einer Überweisung
      • eingeschränkter Fähigkeit, sich selbst zu versorgen.
      • Suchtproblemen
      • schweren Persönlichkeitsstörungen.

Überweisung zu Psychotherapeut*innen

  • In der Regel zur Durchführung einer indizierten Richtlinienpsychotherapie. Darüber hinaus:
    • Konsultation erwägen
      • bei fehlendem oder unvollständigem Therapieerfolg unter hausärztlicher Behandlung innerhalb von max. 6 Wochen (ärztliche Spezialist*in oder psychologische/ärztliche Psychotherapeut*in).
    • Überweisung ist empfohlen
      • zur psychotherapeutischen Mitbehandlung bei schwerer Symptomatik, z. B. im Rahmen einer Kombinationstherapie.
      • bei mittelschwerer Depression als gleichwertig einer medikamentösen Behandlung.
      • zur psychotherapeutischen Behandlung bei Komorbidität mit einer anderen schweren psychischen Störung oder mit chronischen körperlichen Erkrankungen.
      • zur ergänzenden psychodiagnostischen und testpsychologischen Abklärung.

Indikationen zur Krankenhauseinweisung

Indikationen

  • Folgende Bedingungen begründen die Behandlung in einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik oder, wenn vorrangig psychotherapeutisch behandelt werden soll, in einer psychosomatisch-psychotherapeutischen Klinik.
    • schwere psychosoziale Defizite, z. B. Gefahr der depressionsbedingten Isolation
    • Soziales Milieu oder sonstige Lebensumstände behindern massiv den Therapieerfolg.
    • Therapieresistenz gegenüber ambulanten Therapien
    • hohes Chronifizierungsrisiko
    • Schwere Krankheitsbilder, bei denen die ambulanten Therapiemöglichkeiten nicht ausreichen. 

Stationäre Rehabilitationsmaßnahmen

  • Indiziert:
    • zur Festigung von Behandlungserfolgen
    • bei Behandlung von Krankheitsfolgen
    • zur Verbesserung des Umgangs mit der Erkrankung
    • Um Behinderung oder Pflegebedürftigkeit abzuwenden oder zu mildern.
  • Bei Rentner*innen ist meistens die gesetzliche Krankenversicherung als Kostenträgerin zuständig.

Notfallindikationen für stationäre psychiatrische Versorgung

Therapie

  • Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.1-2

Therapieziele

  • Sollten partizipativ vereinbart werden.
  • Symptomlinderung und letztlich eine vollständige Remission
  • Mortalität, insbesondere durch Suizid, verhindern.
  • Vitalität und soziale Teilhabe wiederherstellen.
  • Seelisches Gleichgewicht wieder erreichen.
  • Rezidivrisiko reduzieren.
  • Kognitiven und funktionellen Status verbessern.

Leitlinie: Pharmakotherapie der unipolaren Depression2

Therapie bei leichter depressiver Episode

  • Psychotherapie
    • soll angeboten werden,
      • wenn die Symptomatik trotz Nutzung von Interventionen mit geringer Intensität fortbesteht und/oder
      • wenn sie in der Vergangenheit gut auf eine Psychotherapie angesprochen hat und/oder
      • wenn das Risiko für Chronifizierung oder die Entwicklung einer mittelgradigen oder schweren Depression besteht (z. B. frühere depressive Episoden, psychosoziale Risikofaktoren) und/oder
      • wenn sie niedrigschwelligere Verfahren ablehnen oder in der Vergangenheit nicht gut auf sie angesprochen haben.
  • Antidepressiva
    • sollten bei leichten depressiven Episoden nicht zur Erstbehandlung eingesetzt werden.
    • sollten unter besonders kritischer Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses und eingebunden in ein therapeutisches Gesamtkonzept angeboten werden,
      • wenn die Symptomatik trotz niedrigintensiver Interventionen fortbesteht und/oder
      • wenn sie in der Vergangenheit gut auf eine medikamentöse Therapie angesprochen haben und/oder
      • wenn bei ihnen das Risiko für Chronifizierung oder die Entwicklung einer mittelgradigen oder schweren Depression besteht (z. B. frühere depressive Episoden, psychosoziale Risikofaktoren) und/oder
      • wenn sie niedrigintensive oder psychotherapeutische Interventionen ablehnen oder in der Vergangenheit nicht gut auf sie angesprochen haben.
  • Johanniskraut
    • Wenn eine medikamentöse Therapie erwogen wird, kann nach Aufklärung über spezifische Nebenwirkungen und Interaktionen ein erster Therapieversuch mit einem als Arzneimittel zugelassenen Johanniskrautpräparat angeboten werden.

Therapie bei mittelgradiger depressiver Episode

  • Psycho- und/oder Pharmakotherapie
    • Es soll gleichwertig eine Psychotherapie oder eine medikamentöse Therapie angeboten werden.
  • Johanniskraut s. o.
  • Benzodiazepine und Z-Substanzen
    • sollten bei mittelschweren depressiven Episoden nicht eingesetzt werden, außer im begründeten Einzelfall zusätzlich zu einer Behandlung mit Antidepressiva oder Psychotherapie
      • bei Patient*innen mit stark belastenden Schlafstörungen oder starker Unruhe und ohne Suchterkrankungen in der Vorgeschichte und
      • unter Beachtung der Risiken und
      • für eine Dauer von 2 (max. 4) Wochen.
  • Internet- und mobilgerätebasierte Interventionen
    • können zusätzlich zu einer Behandlung mit Antidepressiva und/oder Psychotherapie angeboten werden.
    • Sofern sie in ein therapeutisches Gesamtkonzept eingebettet sind, sollen sie als alternativer Behandlungsansatz angeboten werden, wenn die Betroffenen sowohl Psychotherapie als auch Antidepressiva ablehnen.

Therapie bei schwerer depressiver Episode 

  • Kombination Psycho- und Pharmakotherapie
    • soll empfohlen werden.
    • Wenn diese abgelehnt wird, sollen Psychotherapie oder medikamentöse Therapie gleichwertig als Monotherapie angeboten werden.
  • Benzodiazepine und Z-Substanzen
    • können in der Akutbehandlung schwerer depressiver Episoden in begründeten Fällen zusätzlich zu einer Behandlung mit Antidepressiva und/oder Psychotherapie angeboten werden
      • bei Patient*innen mit stark belastenden Schlafstörungen oder starker Unruhe und ohne Suchterkrankungen in der Vorgeschichte und
      • unter Beachtung der Risiken und
      • für eine Dauer von 2 (max. 4) Wochen.
  • Internet- und mobilgerätebasierte Interventionen
    • können zusätzlich zu einer Behandlung mit Antidepressiva und/oder Psychotherapie angeboten werden.

Chronische Depression (Dysthymie und Double Depression)

  • Bei bislang nicht behandelten chronischen Depressionen soll nach den schweregradspezifischen Empfehlungen für die akute depressive Episode (s. o.) vorgegangen werden.
  • Depressionen, die trotz Behandlung chronifizieren, sollen gemäß den Empfehlungen zu Maßnahmen bei Nichtansprechen oder Therapieresistenz behandelt werden.

Allgemeines zur Therapie

  • Die therapeutische Beziehung ist von großer Bedeutung für den Erfolg der Behandlung.
    1. Einigkeit bezüglich der angestrebten Ziele
    2. Einigkeit bezüglich der angewandten Methoden und Techniken
    3. Emotionale Bindung und Verhältnis, das von gegenseitigem Vertrauen geprägt ist.
  • Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Therapeut*innen
    • Kann das Therapieergebnis verbessern.
    • Falls die Patient*innen sowohl eine Erst- als auch eine Zweitlinientherapie erhalten, sollten die Verantwortlichkeiten klar verteilt sein.
  • Körperliche Aktivität
    • Diese kann helfen, Depressionen vorzubeugen und depressive Symptome zu mindern.
    • Um eine Wirkung zu erzielen, ist eine halbe Stunde Aktivität an den meisten Tagen ausreichend.
    • Die antidepressive Wirkung macht sich oft erst nach Wochen bemerkbar und kann über mehre Monate weiter zunehmen.8
    • Strukturierte Trainingsprogramme können sinnvoll sein.
    • Näheres dazu im Artikel Depression
  • Die häufigsten Behandlungsstrategien bei Depression im Alter sind:
    • Psychotherapie, Beratung und Krisenintervention
      • Die Verfahren, die bei jüngeren Patient*innen angewendet werden, sind auch für die meisten Älteren geeignet.9
    • Antidepressiva scheinen bei Älteren vergleichbar wirksam zu sein wie bei Jüngeren.
    • ergänzende Verfahren, z. B. Bewegung, Entspannungstechniken, Sozio- oder Ergotherapie
    • elektrokonvulsive Therapie (EKT).
  • Eine Kombination der verschiedenen Strategien ist häufig zu empfehlen und auch therapeutisch sinnvoll.

Psychotherapie

  • Bildet die Grundlage der Behandlung.
    • Bei Depressionen im höheren Lebensalter (ab 65 Jahre) soll Betroffenen eine Psychotherapie angeboten werden (Ia/A).
    • Bei schweren Formen einer Depression im Alter sollte eine Kombination aus Pharmako- und Psychotherapie angeboten werden (Ia/B).
    • Bei leichten kognitiven Einschränkungen und einer Depression im Alter sollte eine Psychotherapie (bevorzugt als Einzeltherapie) angeboten werden (Ia/B).
  • Unterschiedliches Setting
    • ambulant oder stationär
    • Einzel-, Paar- oder Gruppentherapie

Psychotherapeutische Basisbehandlung depressiver Störungen

  • Intensiviertes Gesprächsangebot im Rahmen der ambulanten Behandlung, in der Hausarztpraxis etwa im Rahmen der psychosomatischen Grundversorgung oder der fachgebundenen Psychotherapie
  • Aktiv, flexibel und stützend vorgehen, ermutigen und Hoffnung vermitteln.
  • Empathisch Kontakt aufnehmen, eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen.
  • Subjektives Krankheitsmodell der Patient*innen explorieren, die aktuellen Motivationen und Therapieerwartungen klären.
  • Verständnis für die Symptome, ihre Behandelbarkeit und Prognose sowie ein „biopsychosoziales Krankheitsmodell“ vermitteln, um die Betroffenen von Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen und Versagensgefühlen zu entlasten.
  • Aktuelle äußere Problemsituationen klären, von überfordernden Pflichten und Ansprüchen am Arbeitsplatz und in der familiären Situation entlasten.
  • Depressionsbedingte Wünsche nach überstürzter Veränderung der Lebenssituation verhindern, die Patient*innen dabei unterstützen, konkrete, realistische Ziele zum Wiedergewinnen von Erfolgserlebnissen zu formulieren und zu erreichen (positive Verstärker).
  • Einsicht in die individuelle Notwendigkeit adäquater Therapien erreichen, z. B. Antidepressiva, Richtlinien-Psychotherapie.
  • Angehörige einbeziehen, Ressourcen stärken.
  • Suizidgedanken und -impulse ansprechen, Krisenmanagement erarbeiten.

Richtlinien-Psychotherapie

  • Spezifische Psychotherapie im Rahmen der Psychotherapierichtlinien
  • Richtlinienpsychotherapie kann in unterschiedlichen therapeutischen Settings und nach unterschiedlichen Verfahren erfolgen.
  • Näheres zur Differenzialindikation siehe Artikel Depression.
  • Grundsätzlich scheinen ältere Menschen mit Depression genauso gut auf Psychotherapie anzusprechen wie jüngere.9
  • Wirksamkeitsbelege in der Therapie depressiver Störungen bei älteren Menschen
    • am besten belegt, anhand systematischer Metaanalysen, für:
      • kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
      • Problemlösetherapie.
    • interpersonelle Psychotherapie
      • Scheint vergleichbar wirksam zu sein wie die KVT.
    • Reminiszenztherapie und Life-Review
      • für Patient*innen mit Demenz und Depression entwickelt
      • in allen Krankheitsstadien der Demenz positive Effekte auf kognitive Leistung, Depression und lebensqualitätsbezogene Parameter (IIb/B)10
      • Scheint in Bezug auf die Symptome einer Depression weniger wirksam zu sein als andere Psychotherapieverfahren.
    • psychodynamische Kurzzeitpsychotherapie (Short-Term Psychodynamic Psychotherapy – STPP)
      • Nach vorläufigen Ergebnissen bei insgesamt unzureichender Datenlage scheint die Wirksamkeit vergleichbar zu sein wie bei der KVT.11
  • Im Rahmen der ambulanten Richtlinien-Psychotherapie bei depressiven Störungen sind nur Verfahren der Verhaltenstherapie, der tiefenpsychologisch fundierten und analytischen Psychotherapie sowie der systemischen Therapie durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erstattungsfähig.

Medikamentöse Therapie

  • Die Behandlung mit Antidepressiva ist heute die häufigste Behandlungsform.
  • Eine medikamentöse antidepressive Behandlung sollte immer nur in Kombination mit anderen Behandlungsmaßnahmen erfolgen.
  • Die Wirksamkeit von Antidepressiva ist auch für ältere Patient*innen belegt (Ib).
    • Ältere Patient*innen können in gleicher Weise behandelt werden wie Jüngere (C).
    • Im Vergleich zu jüngeren Patient*innen sollte das Nebenwirkungsprofil und die Verträglichkeit noch stärker beachtet werden.
  • Wirksamkeitsunterschiede zwischen den Antidepressiva-Gruppen wurden bislang nicht nachgewiesen.
    • Bei ähnlicher Wirksamkeit orientiert sich die Substanzauswahl daher am Neben- und Wechselwirkungspotenzial.
  • Bei Älteren besteht grundsätzlich ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen. Gründe dafür sind:
    • erhöhte Wirkspiegel bei reduzierter Clearance
      • gehäuft im Alter
      • bei Komorbidität (z. B. Leberfunktionsstörungen)
      • als Folge von pharmakokinetischen Wechselwirkungen
    • erhöhte oder wechselnde Wirkspiegel durch Fehleinnahme (kognitive Störungen, Multimedikation)
    • pharmakodynamische Faktoren wie:
      • verringerte Homöostase-Kapazität
      • Arzneimittelinteraktionen (z. B. bei anticholinerg wirkenden Substanzen).
    • erhöhte Folgerisiken von Nebenwirkungen wie:
      • Orthostase
      • Sturz
      • Schenkelhalsfraktur
      • Sedierung
      • Inaktivität
      • Bettlägerigkeit.
  • Dosierung
    • Wenn ältere Patient*innen mit TZA behandelt werden, sollte mit einer niedrigen Anfangsdosis begonnen werden (C).
      • z. B. mit der Hälfte der empfohlenen Startdosis
    • Dosis langsam erhöhen.
    • Dosis justieren, bis eine effektive und verträgliche Menge gefunden wurde.
      • Oft ist diese Dosis genauso hoch wie bei jüngeren Patient*innen.

Komorbidität beachten

  • Näheres zu den Nebenwirkungsprofilen und Kontraindikationen der Einzelwirkstoffe und Antidepressiva-Klassen siehe Artikel Depression.
  • TZA – kardiovaskuläre Nebenwirkungen, z. B. orthostatische Hypotonie, Störungen
  • der Erregungsleitung wie Tachyarrhythmie
    • kritisch bei:
      • kardiovaskulären Erkrankungen
      • hirnorganischer Komorbidität.
    • Hypotonie seltener unter sekundären Aminen, z. B.:
      • Nortriptylin
      • Desipramin.
    • EKG und Blutdruckmessung vor und unter der Behandlung
  • TZA – anticholinerge Nebenwirkungen 
    • kritisch bei:
    • besonders unter:
      • Amitriptylin
      • Clomipramin
      • Doxepin
      • Imipramin
      • Maprotilin.
    • Nortriptylin scheint aufgrund seiner selteneren orthostatischen Reaktionen bei älteren Menschen besser verträglich als andere TZA zu sein.
    • Cave: Kombination von TZA mit anderen anticholinerg wirkenden Substanzen, z. B.:
      • Antihistaminika
      • niederpotente Antipsychotika.
  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI)
    • Scheinen sich wegen ihrer besseren kardiovaskulären Verträglichkeit eher für eine medikamentöse Behandlung der Depression von Älteren zu eignen als TZA.
    • spezifische Nebenwirkungen beachten, z. B.:
      • Hyponatriämie (kann durch andere Medikamente verstärkt werden, z. B. Diuretika)
      • verminderte Knochendichte und erhöhtes Frakturrisiko.
    • Interaktionspotenzial beachten (Multimedikation bei Älteren).
  • Erhöhtes Blutungsrisiko unter SSRI und anderen stark serotonergen Antidepressiva, häufiger bei:
    • älteren Patient*innen
    • Komedikation mit NSAR oder – auch niedrig dosierter – Acetylsalicylsäure
    • früheren gastrointestinalen Blutungen.
  • Lithium – neurotoxische Reaktionen
    • häufiger bei älteren Patient*innen
    • besonders in Kombination mit anderen Psychopharmaka (klassische und atypische Antipsychotika) 
    • pharmakokinetische Veränderungen, z. B. aufgrund von:
      • eingeschränkter Nierenfunktion
      • Verringerung des Körperwassers
      • Komedikation mit Diuretika
      • kardialen Erkrankungen.
    • Lithium ist im Alter mit besonders hoher Sorgfalt einzusetzen.
    • Einstellung im unteren Bereich des prophylaktischen oder therapeutischen Fensters
      • Lithium-Zielkonzentration ca. 0,6 mmol/l
      • Wirksamkeit bei noch niedrigeren Dosierungen ist unklar.
  • Mianserin
    • Sollte wegen des Risikos einer Agranulozytose besonders bei älteren Menschen nur mit großer Vorsicht eingesetzt werden.
  • Altersspezifische Dosisbegrenzungen beachten.
    • z. B. wegen dosisabhängiger kardialer Nebenwirkungen bei Citalopram und Escitalopram
  • Sturzrisiko
    • Kann durch Psychopharmaka erhöht werden.
    • kein Unterschied zwischen TZA und SSRI bekannt
  • Bei Demenz 
    • Es gibt keine fundierten Nachweise dafür, dass Antidepressiva bei Patient*innen mit Demenz wirksam sind.12 

Dauer

  • Nach abgeschlossener Aufdosierungsphase (s. o.) oder ab dem Erreichen der Standarddosierung sollte bei älteren Patient*innen mindestens 4 und bis zu 6 Wochen lang das Ansprechen auf die Behandlung abgewartet werden.
    • Erst dann kann die Behandlung ggf. als ineffektiv verworfen und gewechselt werden.

Leitlinie: Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe2

  • Antidepressiva sollen 6–12 Monate über die Remission einer depressiven Episode hinaus empfohlen werden. In dieser Erhaltungsphase soll die gleiche Dosierung wie in der Akutphase fortgeführt werden.
  • Patient*innen mit zwei oder mehr depressiven Episoden mit bedeutsamen funktionellen Einschränkungen in den letzten 5 Jahren sollten empfohlen werden, das Antidepressivum mindestens 2 Jahre lang zur Langzeitprophylaxe einzunehmen. Dabei sollte die gleiche Dosierung verabreicht werden, die bei der Akuttherapie wirksam war.
  • Wenn die Indikation für eine Rezidivprophylaxe besteht, sollte bei suizidgefährdeten Patient*innen zur Reduzierung suizidaler Handlungen eine Medikation mit Lithium angeboten werden.
  • Beendigung der Therapie
    • Sofern keine Indikation für eine längerfristige Gabe im Sinne einer Rezidivprophylaxe besteht, soll das Antidepressivum nach Ende der Erhaltungstherapie ausgeschlichen werden.
  • Medikamente absetzen.
    • Vor dem Abschluss der Behandlung ist eine schrittweise Dosisreduzierung über 4 Wochen zu empfehlen.2

Depressionen bei Patient*innen mit körperlichen Erkrankungen

  • Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.13
  • Sowohl pharmakologische als auch psychotherapeutische Interventionen scheinen depressive Symptome bei einer Reihe somatischer Erkrankungen wirksam zu reduzieren.

Koronare Herzkrankheit (KHK)

  • Bei KHK und komorbider depressiver Störung soll eine Psychotherapie angeboten werden (Ia/A).
  • Bei KHK und komorbider mittelgradiger bis schwerer depressiver Störung soll eine Pharmakotherapie vorzugsweise mit SSRI angeboten werden (Ia/A).
  • Bei KHK und komorbider depressiver Störung sollen TZA wegen ihrer kardialen Nebenwirkungen nicht verordnet werden (Ia/A).

Schlaganfall

  • Patient*innen mit einer Depression nach Schlaganfall sollte eine antidepressive Pharmakotherapie mit nicht-anticholinergen Substanzen angeboten werden. Empirische Hinweise auf Wirksamkeit und Verträglichkeit liegen für die SSRI Fluoxetin und Citalopram vor (Ib/B).
  • Patient*innen mit einem akuten ischämischen oder hämorrhagischen Infarkt ohne aktuelle Diagnose einer depressiven Episode sollten keine regelhafte antidepressive Prophylaxe erhalten, allerdings ein regelmäßiges Monitoring auf depressive Syndrome zum Zweck der Reevaluation (Ib/B).

Tumorerkrankungen

  • Bei einer Komorbidität von depressiver Störung und Tumorerkrankung sollte eine Psychotherapie angeboten werden (Ib/B).
  • Bei einer Komorbidität von mittelgradiger bis schwerer depressiver Störung und Tumorerkrankung kann eine Pharmakotherapie mit einem Antidepressivum, insbesondere einem SSRI angeboten werden (Ib/C).

Diabetes mellitus

  • Bei einer Komorbidität von Diabetes mellitus und depressiver Störung soll eine Psychotherapie zur Verringerung der Depressivität und zur Verbesserung des allgemeinen Funktionsniveaus angeboten werden (Ia/A).
  • Bei der Pharmakotherapie der Depression bei Diabetes mellitus sollten substanzspezifische Effekte auf den Diabetes beachtet werden, z. B. der reduzierte Insulinbedarf bei SSRI sowie eine Gewichtszunahme unter Mirtazapin, Mianserin und sedierenden TZA (Ib/B).
  • Wenn bei einer Komorbidität von Diabetes mellitus und depressiver Störung eine Pharmakotherapie vorgesehen ist, sollen SSRI angeboten werden (Ia/A).
  • Bei einer Komorbidität von Diabetes mellitus mit diabetischer sensomotorischer schmerzhafter Neuropathie und depressiver Störung kann eine Pharmakotherapie mit einem TZA oder Duloxetin angeboten werden, da diese auch analgetische Wirkung haben. Allerdings können mit TZA eine Gewichtszunahme und eine Verschlechterung der glykämischen Kontrolle verbunden sein (Ib/C).

Chronische Schmerzerkrankungen

  • Eine Psychotherapie kann Patient*innen mit einer Komorbidität von depressiver Störung und chronischem Schmerz zur Reduzierung der depressiven Symptome angeboten werden (Ib/C).
  • Wenn eine Pharmakotherapie der Depression bei Komorbidität mit einer chronischen Schmerzerkrankung begonnen wird, sollten bevorzugt TZA aufgrund ihrer analgetischen Eigenschaften angeboten werden (Ib/B):
    • Amitriptylin
    • Imipramin
    • Clomipramin.

Demenz

  • Keine anticholinergen Antidepressiva, wegen (Ib/B):
    • möglicher Induktion eines Delirs
    • weiterer Verschlechterung der kognitiven Funktionen.

Parkinson-Krankheit

  • Eine Psychotherapie bei depressiver Episode und komorbider Parkinson-Erkrankung kann als Therapieversuch angeboten werden. Empirische Belege liegen insbesondere für Verfahren der kognitiven Verhaltenstherapie vor (Ia/C).
  • Die Studienlage kann derzeit keine Empfehlung in Richtung einer antidepressiven Pharmakotherapie bei komorbider Depression und Morbus Parkinson stützen. Auch kann keine antidepressive pharmakologische Substanzgruppe in Bezug auf mögliche antidepressive Effekte bevorzugt empfohlen werden (Ia).

Depression mit psychotischen Symptomen

  • Bei Patient*innen mit wahnhafter Depression sollte eine Kombination aus Antidepressiva und Antipsychotika erwogen werden.2
    • Welche konkreten Kombinationen besonders erfolgversprechend sind, lässt sich aufgrund der aktuellen Studienlage noch nicht beantworten (Ia/B).
    • Bei suizidgefährdeten Patient*innen mit einer depressiven Episode mit psychotischen Merkmalen sollte die antidepressive Medikation mit einem Antipsychotikum ergänzt werden (IV/B).
    • Einführung und Beendigung der Medikation nur in Abstimmung mit den behandelnden Psychiater*innen

Weitere Therapien

Allgemeines

  • Durch körperliches Training lässt sich bei leichten und mittelgradigen Depressionen eine mäßig starke Wirkung erzielen (Ia).14
    • Die Effekte eines aeroben Ausdauertrainings halten bei älteren Patient*innen möglicherweise länger an als die von Krafttraining.
  • Kurse zur Depressionsbewältigung (Psychoedukation)
    • Psychoedukative Angebote für Betroffene und Angehörige sollen zur Verbesserung des Informationsstands, der Akzeptanz und der Patientenmitarbeit im Rahmen einer Gesamtbehandlungsstrategie als sinnvolle Ergänzung angeboten werden (Ib/B).
  • Entspannungstechniken
    • Hinweise auf Wirksamkeit existieren, bedürfen aber der Überprüfung in geeigneten Studien.
    • Viele asiatische Meditationstechniken dienen dazu, eine entspannte, wache und nicht bewertende Haltung zu entwickeln. Dafür steht der komplexe Sanskrit-Begriff „Sati“, der sehr vereinfachend ins Englische meist als „Mindfulness“, ins Deutsche als „Achtsamkeit“ übersetzt wird. Entsprechende Übungen sind fester Bestandteil einiger Verfahren der kognitiven Verhaltenstherapie, z. B. der Mindfulness Based Cognitive Therapy (achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie).
    • Tai Chi oder Qigong scheinen ebenfalls positive Effekte auf depressive Symptome aufzuweisen. Sie kombinieren körperliche Aktivität mit Elementen aus Meditation und Entspannungsverfahren.15-16
      • Zudem gibt es Hinweise darauf, dass solche Übungen bei älteren Menschen möglicherweise die Standfestigkeit verbessern, das Sturzrisiko reduzieren und erhöhten Blutdruck senken können.

Wachtherapie (Schlafentzugstherapie)

  • Sollte im Gespräch mit der betroffenen Person erwogen werden.
  • Näheres dazu im Artikel Depression

Lichttherapie

  • Bei Depressionen mit saisonalem Muster anbieten, ggf. auch Therapieversuch bei Depressionen ohne saisonales Muster.
  • Mit Lichttherapie behandelte Patient*innen, die auf diese Therapieform ansprechen, können die Lichttherapie den gesamten Winter über fortsetzen.
  • Scheint auch bei älteren Patient*innen mit schwerer, nicht saisonal abhängiger Depression die Stimmung und das Schlafverhalten zu verbessern und zu vorteilhaften Änderungen bei der körpereigenen Produktion von Melatonin und Cortisol zu führen.
  • Näheres zur Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit der Lichttherapie im Artikel Depression

Elektrokonvulsive Therapie (EKT)

  • EKT ist nur dann indiziert, wenn sich alle anderen Behandlungsformen als wirkungslos erwiesen haben.
  • Die Therapie kann bei Älteren mit schwerer Depression eine wirkungsvolle Behandlungsform sein, besonders bei behandlungsresistenten Formen oder bei Depressionen mit Wahnvorstellungen.
    • Ältere Patient*innen profitieren von einer EKT-Behandlung deutlicher als jüngere.17
    • Besonders, wenn unter Pharmakotherapie aufgrund von hohem Lebensalter oder körperlichen Begleiterkrankungen verstärkt Nebenwirkungen auftreten.
    • Technische Modifikationen bei der Durchführung der EKT sind notwendig.
    • Vorsicht bei hirnorganisch vorgeschädigten Patient*innen: erhöhtes Risiko für eine Verstärkung kognitiver Defizite!
  • Mögliche Nebenwirkungen nach der Behandlung sind Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisprobleme.
  • Näheres zu Indikationen, Kontraindikationen, Anwendung, Wirkprinzip, Verträglichkeit und Sicherheit der EKT im Artikel Depression

Prävention

Primärprävention

  • Selbstwirksamkeit
    • Ein positiver mentaler Gesundheitszustand kann sich noch mehr verbessern, wenn die Patient*innen das Gefühl haben, selbst dazu beitragen zu können.
    • Dieses Gefühl sollte bei älteren Menschen mit chronischen Erkrankungen (erhöhtes Risiko für Depressionen) immer mit geeigneten Maßnahmen gestärkt werden.
  • Es gibt gute Belege dafür, dass körperliche Aktivität – selbst in geringem Umfang – Depressionen vorbeugen kann.18

Sekundärprävention

  • Bei mindestens der Hälfte der Patient*innen mit Depressionen treten im Lauf des Lebens mehrere Depressionsepisoden auf.
    • Nur wenige Patient*innen werden angemessen behandelt.
    • In der Folge kommt es zu zahlreichen Suizidversuchen, Suiziden, wiederholten stationären Aufnahmen und häufig zur Berufsunfähigkeit.
  • Es ist wichtig, frühe Anzeichen eines Rezidivs zu erkennen.
  • Antidepressiva und Psychotherapie allein oder in Kombination verringern das Risiko für Rückfälle.
    • Zur Stabilisierung des Therapieerfolgs sowie zur Senkung des Rückfallrisikos soll im Anschluss an eine Akutbehandlung eine angemessene psychotherapeutische Nachbehandlung (Erhaltungstherapie) angeboten werden (Ia/A).
    • Längerfristige stabilisierende Psychotherapie (Rezidivprophylaxe) soll Patient*innen mit einem erhöhten Risiko für ein Rezidiv angeboten werden (Ia/A).
    • Näheres zur medikamentösen Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe siehe Leitlinie.

Auf Gruppen- und Gesellschaftsebene

  • Psychosoziale Interventionen im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans sind wirksam.19 Dazu kann z. B. Folgendes zählen:
    • Bemühungen, soziale Ungleichheiten zu reduzieren und die Integration Benachteiligter in die Gesellschaft zu verbessern.
    • präventive Maßnahmen in Bezug auf das persönliche Umfeld
    • Selbsthilfegruppen für Menschen, die belastende Ereignisse erlebt haben.
    • Gruppenaktivitäten, um Einsamkeit entgegenzuwirken.
  • Die Planung, Koordination und Vermittlung von Hilfsangeboten sowie die Durchführung von Basisinterventionen kann in der Hausarztpraxis erfolgen, etwa im Rahmen der psychosomatischen Grundversorgung.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Eine unbehandelte Depression im Alter kann über Jahre andauern und ist verbunden mit:
    • beeinträchtigter Lebensqualität
    • geschwächten sozialen und körperlichen Funktionen
    • eingeschränkter Therapietreue
    • Zunahme chronischer somatischer Beschwerden
    • erhöhter Morbidität
    • Mortalität durch Suizid oder andere Ursachen.
  • Erneute Episoden werden häufig durch psychische Traumata, den Verlust eines geliebten Menschen, Unfälle oder eine körperliche Erkrankung ausgelöst.

Komplikationen

  • Suizidversuche und Suizid
  • Selten erweiterter Suizid, d. h. Suizid mit Tötung anderer
    • bei Älteren meist als Suizid mit Tötung der Partner*innen, z. B. durch absichtlich induzierten Verkehrsunfall
  • Mangelernährung durch Nahrungsverweigerung, häufig in suizidaler Absicht
  • Suchterkrankungen, z. B. Alkoholsucht oder Medikamentenabhängigkeit
  • Bei Patient*innen, die eine Episode einer diagnostizierten Depression durchgemacht haben, ist die Häufigkeit somatischer Erkrankungen erhöht.
    • kürzere Lebenserwartung
    • erhöhtes Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen/Herzinfarkt
    • erhöhtes Risiko maligner Erkrankungen
    • erhöhte Inzidenz von Osteoporose
  • Demenz
    • Patient*innen mit Depressionen haben ein um das Doppelte erhöhtes Risiko für eine im weiteren Verlauf auftretende Alzheimer-Demenz.
  • Weitere Erkrankungen, die gehäuft mit einer Depression assoziiert auftreten, siehe Abschnitt Prädisponierende Faktoren.
  • Serotonin-Syndrom
    • Das Serotonin-Syndrom ist eine seltene, aber potenziell tödliche Nebenwirkung von Medikamenten, die die serotonerge Neurotransmission steigern.
    • Ursächlich ist meist eine Wechselwirkung zwischen verschiedenen Medikamenten, das Syndrom kann aber auch bei einer Monotherapie mit therapeutischer Dosierung auftreten.
    • Näheres dazu im Artikel Depression, Kapitel SSRI

Prognose

  • Ungefähr 80–90 % der an Depression erkrankten Patient*innen sind nach medikamentöser Behandlung symptomfrei.
    • Bei weiteren 5–10 % tritt unter der Behandlung bei Spezialist*innen eine Symptombesserung ein.
  • Weil die Erkrankung in vielen Fällen rezidivierend ist, kann eine längere Behandlung notwendig werden; evtl. jahrelange Erhaltungstherapie (s. o.).
  • Das Lebensalter allein scheint die Prognose kaum zu beeinträchtigen.
    • Das Rezidivrisiko steigt zwar mit zunehmendem Alter.
    • Ein hohes Ersterkrankungsalter ist jedoch mit einer günstigeren Prognose assoziiert als eine seit jungen Jahren bestehende Depression.
    • Prognoseverschlechternd wirken im Alter:
      • ungünstige psychosoziale Umstände
      • chronische somatische Erkrankungen
      • körperliche Behinderungen.

Verlaufskontrolle

  • Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.2

Allgemeines

  • Patient*innen mit Depression können in der Regel hausärztlich betreut werden, etwa im Rahmen der psychosomatischen Grundversorgung.
  • Durch regelmäßige Verlaufskontrollen kann rechtzeitig auf auftretende Probleme reagiert werden, z. B. mit:
    • Dosisanpassung oder Wechsel der Medikation
    • Neuentscheidung über die Aufnahme einer Psychotherapie
    • einer erneuten methodenselektiven Indikationsstellung im Rahmen einer begonnenen Psychotherapie.
  • Fragebögen zur standardisierten Verlaufskontrolle können hilfreich sein.
  • Zu allen Monitoringparametern Referenzbefund vor Therapiebeginn erheben!

Verlaufsparameter

  • Ansprechen auf die Behandlung?
  • Therapietreue?
  • Werden die Therapieziele zunehmend erreicht?
  • Motivation der behandelten Person zur Fortführung der Behandlung?
  • Komplikationen?
  • Psychosoziale Situation und Teilhabebedarf?
  • Suizidalität?
  • Nebenwirkungen?

Medikamentöse Therapie

Kontrollintervalle

  • Im ersten Behandlungsmonat wöchentlich
  • Spätestens nach 4 Wochen: genaue Wirkungsprüfung und ggf. Wechsel oder Ergänzung der Behandlungsstrategie
  • Im 2. und 3. Monat alle 2–4 Wochen
  • Danach längere Intervalle

Unter trizyklischen Antidepressiva (TZA)

Unter anderen Antidepressiva

  • Siehe auch die tabellarische Darstellung aus der S3-Leitlinie Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression
  • Laboruntersuchungen
    • GOT, GPT, Gamma-GT
      • im ersten halben Jahr monatlich, danach vierteljährlich
      • unter Agomelatin häufiger
    • eGFR (Kreatinin-Clearance)
      • Monate 1, 3 und 6; danach vierteljährlich
      • unter Agomelatin häufiger
    • Blutbild, Na, K, Ca
      • nach 1 Monat, danach halbjährlich
      • später, bei langfristig stabilen Werten ggf. jährlich
  • EKG
    • vor Behandlungsbeginn und nach 1 Monat
    • nur notwendig bei:
      • Citalopram, Escitalopram oder Venlafaxin – oder –
      • Herz-Kreislauf-Erkrankungen – oder –
      • erhöhtem kardiovaskulärem Risiko.
  • Blutdruck, Puls
    • Monate 1 und 6 sowie nach allen Dosisänderungen
    • unter SNRI in hoher Dosierung häufiger (in seltenen Fällen anhaltend erhöhte Werte)
  • Körpergewicht
    • vierteljährlich
    • häufigere Kontrollen unter Mianserin oder Mirtazapin
    • bei langfristig gleichbleibendem Gewicht seltenere Kontrollen ggf. ausreichend

Plasmaspiegelkontrollen

  • Indiziert bei:
    • Behandlung mit der Maximaldosis
    • Verträglichkeitsproblemen
    • multimedizierten oder komorbiden Patient*innen
    • Symptomverschlechterung bei dosisstabiler Medikation
    • Nichtansprechen
    • Verdacht auf mangelnde Mitarbeit der Patient*innen
    • Behandlung mit Lithium
  • Nicht für alle Antidepressiva sind Plasmaspiegelkontrollen als Laborleistung verfügbar.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Patienteninformationen des ÄZQ

Patientenorganisationen

Video

  • Videotutorial Diagnostik der Depression in der Hausarztpraxis (Universitätsklinik Greifswald, Jean-François Chenot)

Quellen

Leitlinien

  • DGPPN, BÄK, KBV, AWMF, AkdÄ, BPtK, BApK, DAGSHG, DEGAM, DGPM, DGPs, DGRW (Hrsg.) für die Leitliniengruppe Unipolare Depression. Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression. AWMF-Leitlinie Nr. nvl-005. S3, Stand 2022. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Demenzen. AWMF-Leitlinie Nr. 038-013. S3, Stand 2016. www.awmf.org 

Literatur

  1. Kapitel „Spezielle klinische Situationen“ in: DGPPN, BÄK, KBV, AWMF, AkdÄ, BPtK, BApK, DAGSHG, DEGAM, DGPM, DGPs, DGRW (Hrsg.) für die Leitliniengruppe Unipolare Depression. S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression. AWMF-Leitlinie Nr. nvl-005. S3, Stand 2015 (Kapitel in Überarbeitung). www.leitlinien.de
  2. DGPPN, BÄK, KBV, AWMF, AkdÄ, BPtK, BApK, DAGSHG, DEGAM, DGPM, DGPs, DGRW (Hrsg.) für die Leitliniengruppe Unipolare Depression. Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression. AWMF-Leitlinie Nr. nvl-005. S3, Stand 2022. register.awmf.org
  3. Volkert J, Schulz H, Harter M et al. The prevalence of mental disorders in older people in Western countries - a metaanalysis. Ageing Res Rev 2013;12(1):339-53. PMID: 23000171 PubMed
  4. Luppa M, Sikorski C, Luck T, et al. Age- and gender-specific prevalence of depression in latest-life - systematic review and meta-analysis. J Affect Disord 2012;136(3):212-21. PMID: 21194754 PubMed
  5. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI): ICD-10-GM Version 2023, Stand 16.09.2022. www.dimdi.de
  6. American Psychiatric Association, Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen - DSM-5®: Deutsche Ausgabe herausgegeben von ed. P. Falkai et al. 2014, Göttingen: Hogrefe.
  7. Hegeman JM, Kok RM, van der Mast RC, et al. Phenomenology of depression in older compared with younger adults: meta-analysis. Br J Psychiatry 2012;200(4):275-81. PMID: 22474233 PubMed
  8. Schulz KH, Meyer A, Langguth N. Körperliche Aktivität und psychische Gesundheit. Bundesgesundheitsbl 2012; 55: 55–65. www.rki.de
  9. Cuijpers P, Karyotaki E, Eckshtain D et al. Psychotherapy for Depression Across Different Age Groups: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Psychiatry 2020; 77: 694-702. PMID: 32186668 PubMed
  10. Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Demenzen. AWMF-Leitlinie Nr. 038-013. S3, Stand 2016. www.awmf.org
  11. Abbass AA, Kisely SR, Town JM et al. Short-term psychodynamic psychotherapies for common mental disorders. Cochrane Database Syst Rev 2014; (7): CD004687 PMID: 24984083 PubMed
  12. Dudas R, Malouf R, McCleery J, Dening T. Antidepressants for treating depression in dementia. Cochrane Database of Systematic Reviews 2018, Issue 8. Art. No.: CD003944. www.cochranelibrary.com
  13. Kapitel „Komorbidität“ in: DGPPN, BÄK, KBV, AWMF, AkdÄ, BPtK, BApK, DAGSHG, DEGAM, DGPM, DGPs, DGRW (Hrsg.) für die Leitliniengruppe Unipolare Depression. S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression. AWMF-Leitlinie Nr. nvl-005. S3, Stand 2015 (Kapitel in Überarbeitung). www.leitlinien.de
  14. Cooney GM, Dwan K, Greig CA, et al. Exercise for depression. Cochrane Database Syst Rev 2013 12;9:CD004366. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
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  19. De Silva MJ, Cooper S, Li HL, et al. Effect of psychosocial interventions on social functioning in depression and schizophrenia: meta-analysis. Br J Psychiatry 2013 ;202(4):253-60. doi: 10.1192/bjp.bp.112.118018 DOI

Autor*innen

  • Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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