Entzündung der Eichel (Balanitis)

Die Balanitis ist eine Entzündung der Eichel und der Vorhaut des Penis. Typische Symptome dieser Erkrankung sind Schmerzen in diesem Bereich, Juckreiz, Rötung, Beläge oder Ausfluss aus dem Penis.

Was ist eine Balanitis?

Die Vorhaut ist ein dünnes Gewebe an der Spitze des Penis, das die Eichel bedeckt. Beide kommen regelmäßig in Kontakt mit Schweiß, Feuchtigkeit, Wärme, Harn, Sexualsekreten, alten Hautschuppen, Pflegeprodukten und potenziellen Allergenen und Infektionserregern wie Bakterien, Viren und Pilzen. Jeder dieser Faktoren kann zu Irritationen, Schmerzen und Entzündungen der Eichel führen. Ist nur die Eichel betroffen, wird die Krankheit Balanitis genannt; bei Beteiligung der Vorhaut noch genauer von Balanoposthitis. Eine chronische Entzündung über Jahre kann zu Narbenbildung, anderen Gewebeveränderungen von Eichel bzw. Penis oder der Entwicklung eines Karzinoms führen.

Lichen sclerosus stellt eine spezielle Form der Vorhautentzündung dar und ist nicht auf eine Infektion zurückzuführen. Die Erkrankung zeigt sich als blasse Verdickung der Vorhaut.

Eine Vorhautentzündung tritt am häufigsten im Kindesalter auf, kommt jedoch in allen Altersgruppen vor.

Häufigkeit

Die Balanitis tritt am häufigsten im Kindes- und Jugendalter auf, kommt jedoch in allen Altersgruppen vor. 3–11 % der männlichen Patienten sind betroffen. Nach Beschneidung ist die Erkrankung seltener.

Ursachen

Die Ursache der Vorhautentzündung ist abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung, wobei es sich um eine Entzündung (z. B. der unteren Harnwege), eine Infektion oder Krebsvorstufen (eher bei älteren Männern) handeln kann. Daneben gilt auch die Einnahme von Steroiden als begünstigend.

Grundsätzlich befindet sich zwischen Eichel und Vorhaut eine Flüssigkeit, das sog. Smegma. Bei unzureichender Hygiene oder enger Vorhaut (Phimose) reichert sich das Smegma an und bildet einen guten Nährboden für Pilze, Bakterien oder Viren. Aber auch übermäßiges Waschen, mechanische Reizung oder Verletzungen können eine Balanitis auslösen.

Häufige bakterielle Erreger, die eine Balanitis auslösen, sind Staphylokokken. Andere sind beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe B, sexuell übertragene Bakterien wie Gonokokken (Gonorrhö) oder Treponema pallidum (Syphilis). Bei Diphtherie oder Tuberkulose kann eine geschwürige (ulzerierende) Balanitis auftreten. Die Balanitis kann auch durch eine Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus oder mit humanen Papillomaviren (Feigwarzen im Genitalbereich, Condylomata acuminata) verursacht sein. Eine häufige Ursache sind Pilzinfektionen, besonders der Gattung Candida. Als prädisponierende Faktoren hierfür zählen Alter und Diabetes. Durch Parasiten hervorgerufene Ursachen für die Balanitis sind das Auftreten von Krätze, Filzläusen, Trichomonaden oder Amöben.

Nicht-infektiöse Ursachen für eine Balanitis sind u. a.:

Diagnostik

Die Diagnose wird auf der Grundlage der bestehenden, typischen Symptome gestellt. Die Betroffenen klagen über Schmerzen, Rötung der Vorhaut und meist der Eichel, Brennen, Juckreiz, auch über Ausfluss, Beläge oder Probleme beim Wasserlassen. Möglicherweise ist die Vorhaut geschwollen, sodass sie sich nur schwer zurückziehen lässt. Eine genaue Untersuchung der Vorhaut durch Zurückziehen stützt die endgültige Diagnose. Möglicherweise finden sich auch kleine Blutungen oder Hautwunden. Mit einem Abstrich und einer Urinkultur kann geklärt werden, ob und welche Keime einer Infektion zugrunde liegen. Ggf. ist ein Screening auf sexuell übertragbare Krankheiten oder systemische Erkrankungen wie z. B. Diabetes indiziert. Bei wiederkehrenden Beschwerden oder bei Verdacht auf eine bösartige Tumorerkrankung erfolgt die Diagnostik bei Spezialist*innen.

Behandlung

Die Behandlung zielt darauf ab, die Beschwerden zu lindern, eine mögliche Infektion zu beseitigen und einem Rezidiv (Rückfall der Krankheit) entgegen zu wirken.

Ist die Balanitis Teil einer anderen Erkrankung, so ist diese entsprechend zu behandeln. Infektionen können prinzipiell mit Antibiotika oder Antimykotika (Arzneimittel gegen Pilze) behandelt werden. Polyvidon-Jod-Salben oder Gentamicin-Creme helfen gegen bakterielle Infektionen. Die Applikation erfolgt auf die Eichel. Mitunter ist der Einsatz von Mullstreifen unter der Vorhaut sinnvoll. Diese sollten regelmäßig gewechselt werden, insbesondere nach dem Wasserlassen. Eine Alternative sind Penisbänder mit synthetischen Gerbstoffen oder Spülungen mit Octenidin. Bei Pilzinfektionen durch Candida werden antimykotische Cremes eingesetzt wie Cotrimazol zweimal täglich über 1–2 Wochen oder andere Wirkstoffe wie Nystatin oder Amphotericin-B-Salben. Gegen Ekzeme und Kontaktdermatitis helfen lokal milde Kortikosteroidsalben. Bei Krebsvorstufen und häufigen Rezidiven kommen evtl. eine Zirkumzision (Beschneidung) oder eine chirurgische Entfernung betroffener Bereiche in Betracht.

Prävention

Grundsätzlich gilt: Sinnvoll ist es eine regelmäßige Reinigung von Eichel und Vorhaut, aber keine übertriebene Hygiene. Verwenden Sie keine Reizmittel wie z. B. antibakterielle Seife, parfümierte Seifen, Reinigungsmittel, und vermeiden Sie übertriebene Sauberkeit. Umgehen Sie mechanische Reizungen wie z. B. durch zu enge Kleidung. Zur Pflege bieten sich neutrale Cremes oder Öle an. Die Verwendung eines Kondoms kann das Infektionsrisiko senken.

Prognose

Bei der Balanitis geht meist vorüber. In einigen Fällen tendiert sie zu einem rezidivierenden (wiederkehrenden) Verlauf, u. a. bei Vorliegen von chronischen Hautkrankheiten. Ein Voranschreiten der Erkrankung kann Narbenbildung, Verformungen oder bösartige Entartungen verursachen. Die Prognose ist von der Grunderkrankung abhängig, für Infektionen ist sie in der Regel gut.

Weitere Informationen

Autor*innen

  • Hannah Brand, Cand. med., Berlin
  • Susanne Meinrenken, Dr. med., Bremen

Links

Autoren

Ehemalige Autoren

Updates

Gallery

Snomed

Click to edit

Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Balanitis. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. Leber M. Balanitis . Medscape, updated November 2018 emedicine.medscape.com
  2. Wakatsuki A. Clinical experience of streptococcal balanoposthitis in 47 healthy adult males. Hinyokika Kiyo 2005;51:737-740. PubMed
  3. Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie. HPV-assoziierte Läsionen der äußeren Genitoanalregion und des Anus. AWMF-Leitlinie-Nr. 082-008. Stand 2017 www.awmf.org
  4. Osipov V. Balanoposthitis. Medscape, updated October 2020 emedicine.medscape.com
  5. Lisboa C, Santos A, Dias C, et al. Candidal balanitis: risk factors. J Eur Acad Dermatol Venereol 2010; 24: 820-826. PubMed
  6. Becker K: Lichen sclerosus in boys. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(4): 53–8. www.aerzteblatt.de
  7. Edmonds EV, Hunt S, Hawkins D, et al. Clinical parameters in male genital lichen sclerosus: a case series of 329 patients. J Eur Acad Dermatol Venereol 2012;26:730-737. PubMed
  8. Altmeyer P. Online Enzyklopädie Dermatologie. Balanitis. Zugriff 15.11.2020 www.enzyklopaedie-dermatologie.de
  9. Hugh JM, Lesiak K, Greene LA, Pierson JC. Zoon's balanitis. J Drugs Dermatol. 2014 Oct. 13 (10):1290-1. www.ncbi.nlm.nih.gov
  10. Poddubnyy D. Spondyloarthritiden Harrisons Innere Medizin. 19. Auflage 2016 Thieme-Verlag S.2671
  11. Altmeyer P. Erythroplasie Queyrat- Online Enzyklopädie Dermatologie. Kapitel D07.4, Zugriff 15.11.2020 www.enzyklopaedie-dermatologie.de
  12. Altmeyer P. Online Enzyklopädie Dermatologie. Lichen sclerosus des Penis. Zugriff 15.11.2020 www.enzyklopaedie-dermatologie.de
  13. Deutsche STI-Gesellschaft. Infektionen mit Chlamydia Trachomatis. AWMF-Leitlinie-Nr. 059-005. Stand 2016 www.awmf.org
  14. Edwards S, Bunker C, Ziller F, van der Meijden WI. 2013 European guideline for the management of balanoposthitis. Int J STD AIDS. 2014 May 14. 25 (9):615-626. std.sagepub.com
  15. Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie. Candida-Infektionen, Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 082-005, Stand 2016. www.awmf.org
  16. Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie. Phimose und Paraphimose. AWMF-Leitlinie Nr.006-052. Stand 2017. www.awmf.org