Ulcus molle (Weicher Schanker)

Ulcus molle ist eine sexuell übertragene Krankheit, die Geschwüre im Bereich der Genitalien verursacht.

Was ist Ulcus molle?

Definition

Ulcus molle ist eine sexuell übertragene Krankheit, die durch das Bakterium Haemophilus ducreyi verursacht wird. Die Erkrankung wird auch „weicher Schanker“ genannt. Die Krankheit ist durch empfindliche oder schmerzhafte Geschwüre auf oder um die Genitalien gekennzeichnet. Ulcus molle tritt sowohl bei Frauen als auch bei Männern auf.

Symptome

Die Inkubationszeit beträgt 3–7 Tage, kann aber auch länger sein. Es bilden sich meist mehrere charakteristische empfindliche oder schmerzhafte Geschwüre auf oder um die Genitalien.

Bei Männern kommen die Geschwüre auf dem Penis, besonders auf der Vorhaut oder am Vorhautbändchen, vor. Bei Frauen kommen die Geschwüre an der Vulva oder in der Vagina vor, gelegentlich auch am Anus. Die Hälfte der Betroffenen hat vergrößerte und empfindliche Lymphknoten in der Leiste, deren Inhalt eitrig werden kann, d. h., es bildet sich ein Abszess.

Eine zusätzlich vorliegende HIV-Infektion kann atypische Symptome hervorrufen.

Ursachen

Das Bakterium Haemophilus ducreyi wird durch direkten sexuellen Kontakt über die Schleimhäute übertragen. Die Infektionsgefahr ist erheblich. Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung bei einem einzelnen sexuellen Kontakt wird auf 35 % geschätzt. Die Erkrankung kann von auch von symptomlosen Träger*innen, meist Frauen, übertragen werden. Die Krankheit breitet sich nicht auf andere Körperteile aus. Während der Geburt wird die Infektion nicht von der Mutter auf das Kind übertragen. Ulcus molle erhöht das Risiko einer HIV-Infektion.

Häufigkeit

In Deutschland kommt die Erkrankung äußerst selten vor, in den tropischen und subtropischen Gebieten Afrikas, Lateinamerikas und Südostasiens tritt sie häufiger auf.

Untersuchungen

  • Die Krankengeschichte (Anamnese) und die typischen Geschwüre weisen auf die Diagnose hin.
  • Um die Bakterien nachzuweisen, können sie aus einem Abstrich im Labor angezüchtet werden. Da dies schwierig ist, wird es meist nur versucht, um Resistenzen gegen Antibiotika zu untersuchen.
  • Der bevorzugte Nachweis ist ein Test auf vorhandenes Erbmaterial der Bakterien aus dem Wundabstrich.
  • Andere Diagnosen, die in Erwägung gezogen werden müssen, sind Syphilis und Herpesinfektionen.

Behandlung

  • Ulcus molle wird mit Antibiotika behandelt.
  • Die gängigen Antibiotika sind Ceftriaxon, Azithromycin, Ciprofloxacin oder Erythromycin.
  • Die Behandlung erfolgt bevorzugt in Form einer Einzeldosis, um eine vollständige Behandlung zu vereinfachen.
  • Bei einer nachgewiesenen Erkrankung ist die Untersuchung aller Sexualpartner*innen während der letzten 10 Tage vor Symptombeginn der erkrankten Person wichtig, um eine weitere Ausbreitung der Infektion zu verhindern. Diese Personen sollte ebenfalls untersucht und behandelt werden.
  • Kondome reduzieren das Infektionsrisiko.

Prognose

  • Die Prognose ist bei richtiger Behandlung gut.
  • Die Symptome sollten sich innerhalb von 1–2 Wochen nach Behandlungsbeginn bessern.
  • Unbehandelt kann es nach 1–2 Monaten zu einer spontanen Heilung kommen, es besteht jedoch das Risiko einer eiternden Lymphknotenentzündung.
  • Wenn keine Besserung eintritt, sollte die Diagnose, eine weitere, gleichzeitige Infektion (oft Syphilis) oder eine Antibiotikaresistenz überprüft werden.

Weitere Informationen

Autor

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Ulcus molle. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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