Darminvagination

Bei einer Darminvagination dringt ein Teil des Darms in das nächste Darmsegment ein. Diese Erkrankung tritt am häufigsten bei Kindern unter 2 Jahren auf.

Was ist eine Darminvagination?

Definition

Bei einer Darminvagination (Darmeinstülpung) dringt ein Teil des Darms in den nächsten Darmabschnitt ein. Die normalen Bewegungen des Darms versuchen, den Inhalt nach unten zu befördern, sodass mehr und mehr des eingestülpten Darms in das nächste Darmsegment geschoben wird. Dadurch entsteht eine mechanische Behinderung, die schließlich zum Darmverschluss führt. Darüber hinaus wird die Blutzufuhr des eingeschobenen Darmabschnitts erschwert, kann beeinträchtigt oder vollständig blockiert werden. Am häufigsten stülpt sich der untere Teil des Dünndarms in den oberen Teil des Dickdarms.

Symptome

Im typischen Krankheitsverlauf bekommt das Kind plötzlich starke Bauchschmerzen. Auch galliges Erbrechen kann auftreten. Später ist oft Blut und Schleim im Stuhl zu sehen. Hohes Fieber kann ebenfalls auftreten. Die Schmerzen kommen in der Regel in Anfällen, die durch 5–15 Minuten lange schmerzfreie Perioden unterbrochen werden. Als Schonhaltung werden die Beine angezogen.

Ursachen

Die Ursachen für eine Darmeinstülpung sind häufig unbekannt. Häufig tritt die Erkrankung auf, nachdem das Kind eine Virusinfektion oder bakterielle Infektion des Darms hatte. In einigen Fällen beruht die Erkrankung auf einer (angeborenen) Veränderung der Darmwand. Bei Mukoviszidose können wiederholte Darminvaginationen bis zum Alter von 9–12 Jahren auftreten.

Ein geringfügig erhöhtes Risiko für Darminvaginationen besteht in den ersten Tagen nach einer Impfung gegen Rotaviren. Daher wird empfohlen, die Rotavirus-Impfung im Alter von 6–12 Wochen zu beginnen, da später das Risiko für Darmeinstülpungen zunimmt.

Häufigkeit

Diese Erkrankung tritt am häufigsten bei Kindern unter 2 Jahren auf. Pro Jahr erkranken 60–100 von 100.000 Säuglingen unter 1 Jahr. Jungen sind etwas häufiger betroffen als Mädchen.

Untersuchungen

  • Bei der ärztlichen Untersuchung wird der Bauch abgetastet.
  • Mit einer Ultraschalluntersuchung wird die Diagnose bestätigt.

Behandlung

  • Eine Darminvagination ist eine ernsthafte Erkrankung, die sofort behandelt werden muss. Patient*innen, bei denen die Erkrankung vermutet wird, werden daher immer sofort ins Krankenhaus eingewiesen. 
  • Die Darmeinstülpung wird in der Regel durch einen Einlauf mit Kochsalzlösung oder Einblasen von Luft in den Enddarm bei gleichzeitiger Ultraschallkontrolle behandelt. Dadurch wird in den meisten Fällen das eingestülpte Darmsegment wieder an seinen natürlichen Platz gedrückt.
  • Wenn diese Behandlung nicht erfolgreich ist, muss das Kind operiert werden.
  • Wenn der Zustand lange Zeit bestanden hat, können Teile des Darms beschädigt werden. In diesem Fall wird ein Teil des Darms chirurgisch entfernt.

Prognose

  • Ohne Behandlung ist die Darminvagination eine lebensbedrohliche Erkrankung. Mit früher und angemessener Behandlung sind die Aussichten gut, und normalerweise heilt der Darm komplikationslos und ohne dauerhafte Schäden.
  • Nach konservativer Behandlung treten bei bis zu 15 % Rückfälle auf.

Weitere Informationen

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Darminvagination. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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