Akute Bauchschmerzen (akutes Abdomen)

Ein akutes Abdomen geht in der Regel mit starken Bauchmerzen einher. Häufig kommt es zu weiteren Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung. Betroffene sollten frühzeitig ärztliche Hilfe aufsuchen.

Was ist ein akutes Abdomen?

Der Begriff beschreibt ein möglicherweise lebensbedrohliches Krankheitsbild mit plötzlich auftretenden starken Bauchschmerzen und Anspannung der Bauchmuskulatur (Abwehrspannung).

Häufig treten weitere Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung und manchmal auch allgemeine Beschwerden auf, z. B. Erschöpfung oder Fieber. Die Ursache liegt oft im Bauch selbst, die Schmerzen können aber auch aus anderen Organen in den Bauch einstrahlen (z. B. Herzinfarkt) oder durch Stoffwechselstörungen verursacht sein.

Akute Bauchschmerzen können ein Notfall sein, der schnellstmöglich behandelt werden muss!

Was kann die Ursache sein?

Häufige Ursachen

  • Blinddarmentzündung (Appendizitis) – muss ärztlich abgeklärt werden!
    • Typischerweise beginnen die Schmerzen zunächst im gesamten Bauch, später vor allem im rechten Unterbauch
    • Übelkeit und Brechreiz sowie Verstopfung
  • Gallenblasenentzündung (Cholezystitis)
    • Die Entzündung der Gallenblase wird durch die ärztliche Untersuchung in Kombination mit Laborwerten und einem Ultraschall nachgewiesen.
    • Eine operative Entfernung der Gallenblase kann notwendig sein.
  • Harnsteine/Nierensteine (Urolithiasis)
    • Betroffene haben starke Schmerzen, die in den Leistenbereich bzw. in den Hodensack ausstrahlen, oft in Kombination mit Übelkeit und Erbrechen.
    • Weitere Beschwerden sind Schmerzen beim Beklopfen des Nierenlagers, Bewegungsdrang und Blut im Urin.
  • Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (akute Pankreatitis)
    • Tritt am häufigsten bei Menschen auf, die übermäßig Alkohol konsumieren, oder die an Gallensteinen leiden.
    • Dabei kommt es zu Schmerzen in der Magenmitte, die gürtelförmig in den Rücken ausstrahlen.
  • Durchbruch im Magen-Darm-Trakt – muss unverzüglich ärztlich abgeklärt werden!
    • Ein Durchbruch (Perforation) des Magens oder des Darms kann zu einer Bauchfellentzündung führen. Außerdem kann Luft in die Bauchhöhle gelangen.
    • In den meisten Fällen im Rahmen einer Ulkuskrankheit (Magen- und Duodenalgeschwüre); verursacht durch die Besiedelung mit dem Bakterium Helicobacter pylori oder durch die Einnahme von bestimmten entzündungshemmenden Schmerzmitteln (sog. NSAR).
    • Auch der Darm kann perforieren, am häufigsten bei entzündeten Ausstülpungen der Dickdarmwand (Divertikulitis).
  • Eingeklemmte Hernie (Hernia incarcerata) – Notfall!
    • Eine Hernie besteht aus einer Bruchpforte und einem Bruchsack, in dem sich unterschiedlicher Inhalt befinden kann (z. B. Fettgewebe, Darm).
      Wenn sich Darmschlingen im Bruchsack befinden, die zwar hinein, aber nicht mehr zurück gelangen, spricht man von einer eingeklemmten Hernie.
    • Wenn zusätzlich auch die Blutzufuhr unterbrochen ist, stirbt der betroffene Darmanteil ab, und es kommt zu starken Schmerzen und anderen Krankheitssymptomen.
  • Darmverschluss (Ileus) – Notfall!
    • Darmverschlüsse kommen z. B. bei Menschen vor, die zuvor an einem Bauchorgan operiert wurden oder an einem Tumor im Bauchraum leiden.
    • Charakteristisch sind wiederkehrende Schmerzattacken, Erbrechen und/oder ein langsam anschwellender Bauch sowie Verstopfung.
    • Bei einem Dünndarmverschluss setzen die Schmerzen meist plötzlich ein, bei einem Dickdarmverschluss verstärken sie sich eher allmählich und beginnen mit Veränderungen der Stuhlgewohnheiten.
  • Blutgerinnsel in einer Baucharterie (Mesenterialischämie) – Notfall!
    • verminderte Durchblutung von Bauchorganen, z. B. aufgrund eines Blutgerinnsels in einer Arterie
    • Ein plötzlicher und intensiver Schmerz im Bauch ist typisch. Im Verlauf können Betroffene wieder schmerzfrei werden, obwohl die Erkrankung weiter fortschreitet.
    • Patient*innen leiden oft unter einer KHK, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Diabetes und PAVK.

Seltene Ursachen

Wann sollten Sie ärztliche Hilfe suchen?

  • Bei sehr starken Bauchschmerzen sollten Sie sofort ärztliche Hilfe aufsuchen.
  • Betroffene werden in der Regel ins Krankenhaus eingewiesen.
  • Warnsymptome sind:
    • sehr angespannte Bauchdecke
    • Blut im Stuhl, schwarzer Stuhl
    • schwallartiges Erbrechen oder Erbrechen mit Blutbeimengung
    • kein Stuhl- und Luftabgang für mehr als 24 Stunden
    • Atemnot, fallender Blutdruck, steigender Puls und Ohnmacht
    • Beeinträchtigung des Bewusstseins
    • bestehende Schwangerschaft.

Untersuchungen

  • Körperliche Untersuchung, insbesondere im Bauchbereich: Der Bauch wird angesehen, abgehorcht und abgetastet.
    • Typisch ist eine Abwehrspannung: Sobald die untersuchende Person vorsichtig den Bauch abtastet, spannt sich die Muskulatur der Bauchdecke deutlich an.
    • Bei Bedarf wird eine ärztliche Enddarmuntersuchung (digital-rektale Untersuchung) oder evtl. eine gynäkologische Untersuchung durchgeführt.
    • Puls, Blutdruck, Körpertemperatur etc.
  • Laborwerte
    • Blut und Urin
    • ggf. Schwangerschaftstest
  • Bauchultraschall
    • bei Verdacht auf Gallensteine, Harnstau, Bauchaortenaneurysma und zur Darstellung von Flüssigkeit in der Bauchhöhle
  • EKG
  • Röntgen von Bauch oder Brustkorb
    • z. B. bei Verdacht auf Lungenentzündung
    • Wird nicht immer durchgeführt, da viele Patient*innen ohnehin zeitnah eine CT erhalten.
  • Computertomografie (CT)
    • Wird häufig frühzeitig durchgeführt.
    • wichtig für die Erkennung von Krankheiten im Bauchraum
  • CT-Angiografie
    • bei Verdacht auf Durchblutungsstörungen in Gefäßen im Bauchraum
  • Je nach Krankheitsbild und vermuteter Ursache, können weitere Untersuchungen folgen, z. B. auch eine Laparoskopie (kleiner chirurgischer Eingriff zur Untersuchung des Bauches).

Behandlung

  • Die Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Krankheitsursache.
  • Oft sind Notfalloperationen notwendig.

Weitere Informationen

Autorin

  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Akutes Abdomen. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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