Achalasie

Achalasie ist eine Erkrankung, bei der sich der untere Speiseröhrenschließmuskel nicht richtig öffnet. Feste und flüssige Nahrung gelangt dadurch nur verzögert in den Magen. Betroffene haben verschiedene Beschwerden, z.B. Probleme beim Schlucken oder Aufstoßen von unverdauten Nahrungsresten.

Was ist die Achalasie?

Achalasie
Achalasie: Verengung aufgrund unzureichender Entspannung im unteren Schließmuskel der Speiseröhre

Definition

Achalasie ist eine Erkrankung, bei der sich der untere Speiseröhrenschließmuskel nicht richtig öffnet. Außerdem funktioniert die normale Bewegung der unteren Speiseröhrenmuskulatur nicht mehr richtig. Die Nahrung wird nur langsam transportiert und sammelt sich vor dem Mageneingang an.

Symptome

Bei Achalasie treten Schluckbeschwerden, Sodbrennen und Brustschmerzen auf. Hinzu kommen Heiserkeit, Halsschmerzen oder Husten nach dem Essen/Trinken. Ein weiteres typisches Symptom ist das Hochwürgen von unverdautem Essen, oft mehrere Stunden nach der eigentlichen Mahlzeit. Das kann sich anfühlen, als ob Speisereste im Hals steckenbleiben. Wenn die Wand der Speiseröhre sich im Verlauf ausdehnt, können die Schmerzen abnehmen, was aber kein Zeichen für eine Besserung der Krankheit ist. Die Achalasie hat mitunter auch eine Gewichtsabnahme, Fieberschübe oder Lungenentzündungen zur Folge.

Ursachen

Die Ursache der Erkrankung ist nicht bekannt, aber die Wissenschaft geht davon aus, dass Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder erbliche Faktoren eine Rolle spielen. Meist werden Veränderungen in den Muskeln und Nervenbahnen im unteren Teil der Speiseröhre festgestellt. Weil die Nerven die Muskulatur der Speiseröhre nicht mehr so gut steuern können, wird die Nahrung nicht wie üblich rasch weitertransportiert; zudem entspannt sich der Muskel vor dem Mageneingang nicht ausreichend. Die Erkrankung wird in der Regel mit der Zeit schlimmer, die Speiseröhre dehnt sich aus und kann sich im Extremfall deutlich verlängern und dadurch z. B. im Röntgenbild gewunden erscheinen.

Neben dieser sog. primären Form der Achalasie gibt es aber auch sekundäre Formen. Diese werden so bezeichnet, weil die eigentliche Ursache in einer anderen Krankheit liegt: So können Tumore der Speiseröhre oder die sog. Chagas-Krankheit zu Veränderungen wie bei Achalasie führen. Die Chagas-Krankheit kommt z. B. in Südamerika vor; ein bestimmter Erreger zerstört hier die Nervenbahnen im Bereich der Speiseröhre.

Häufigkeit

Die Erkrankung ist selten. Pro Jahr erkrankt ca. 1 Person je 100.000 Einw. an einer Achalasie. Meist sind Personen über 60 Jahre betroffen, aber auch jüngere Menschen können daran erkranken – Frauen genauso häufig wie Männer. Die Erkrankung kann bei Kindern ab einem Alter von ca. 8 Jahren beginnen.

Untersuchungen

Die Diagnose wird durch eine Röntgenuntersuchung der Speiseröhre und durch eine Manometrie, bei der die Druckverhältnisse infolge der Muskelbewegungen in der Speiseröhre gemessen werden, gestellt.

Zusätzlich wird meist eine Spiegelung der Speiseröhre und des Anfangsteils des Magens durchgeführt (Ösophagogastroskopie). Dabei wird zur Beurteilung der Schleimhaut ein fingerdicker Schlauch mit einer Kamera in die Speiseröhre eingeführt.

 

Gastroskopie
Gastroskopie: Eine visuelle Untersuchung der Speiseröhre, des Magens und des Zwölffingerdarms. Dabei wird ein fiberoptische dünner Schlauch mit Kamera eingeführt (roter Schlauch im Bild). Man kann damit die Schleimhaut betrachten und bei Bedarf auch Proben entnehmen.

Behandlung

  • Eine Heilung ist nicht möglich; Ziel der Therapie ist es, die Schluckbeschwerden zu lindern. Dazu wird der Widerstand im Schließmuskel verringert, damit Nahrung aus der Speiseröhre wieder leichter in den Magen befördert wird.
  • Prinzipiell besteht die Wahl zwischen einer schrittweisen vorsichtigen Dehnung der Speiseröhre von innen (endoskopisch) oder einem chirurgischen Schnitt in die Muskulatur der Speiseröhre. Die Art der Therapie richtet sich u. a. nach Alter, Vorerkrankungen und den vorliegenden Beschwerden.
  • Kann keine Operation durchgeführt werden, ist eine medikamentöse Behandlung mit einem Kalziumblocker wie Nifedipin eine Alternative. Das Medikament führt zu einem raschen Erschlaffen der Muskulatur am Übergang von Speiseröhre und Magen. Die Beschwerden werden allerdings nur kurzfristig gelindert. Gleiches gilt für die Injektion von Botulinumtoxin in den Muskel. Das Medikament kann mit einem Endoskop verabreicht werden und führt zu einer Entspannung des Schließmuskels und einer raschen Besserung der Symptome. Die Beschwerden treten in der Regel 3–12 Monate nach dem Eingriff erneut auf.

Endoskopische Dehnung

  • Die häufigste Therapie ist die Dehnung (Dilatation) des unteren Speiseröhrenschließmuskels, der sich nicht mehr ausreichend öffnet.
  • Bei einer Gastroskopie wird ein schlaffer Ballon bis zum Schließmuskel eingeführt. Der Ballon wird dann aufgeblasen, sodass sich der Schließmuskel weitet.
  • In bestimmten Fällen wird der Eingriff mehrmals mit einem immer größer werdenden Ballon durchgeführt.
  • Viele Patient*innen bleiben über 5 Jahre lang beschwerdefrei, gleichzeitig sind aber bei der Hälfte der Betroffenen wiederholte Behandlungen notwendig.
  • Am besten funktioniert das Verfahren bei älteren Menschen.

Chirurgischer Eingriff

  • Es gibt verschiedene Operationstechniken an den Muskeln, die sich am Übergang von Speiseröhre und Magen befinden.
  • Im Endstadium der Erkrankung muss die Speiseröhre mitunter vollständig entfernt werden.
  • Eine Operation kann insbesondere bei jüngeren Patient*innen die Behandlung der ersten Wahl sein.

Prognose

  • Bei fast allen Patient*innen verbessern sich die Beschwerden nach einem endoskopischen oder chirurgischen Eingriff.
  • Trotzdem bleiben häufig einige Symptome bestehen, wie Burstschmerzen, Sodbrennen oder Schluckstörungen.

Weitere Informationen

Autorin

  • Hannah Brand, Dr. med., Ärztin, Berlin

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Achalasie. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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