Blutiges Erbrechen und blutiger Durchfall

Blutungen im oberen Magen-Darm-Trakt (Speiseröhre und Magen) können sich durch blutiges Erbrechen (Hämatemesis) oder schwarzen Stuhlgang (Teerstuhl, Meläna) äußern.

Was sind blutiges Erbrechen und blutige Durchfälle?

Blutiges Erbrechen und blutige Durchfälle sind Anzeichen für Blutungen aus dem Magen-Darm-Trakt.

Blutet es aus der Speiseröhre und dem Magen, kann das erbrochene Blut ähnlich wie Kaffeesatz aussehen. Grund dafür ist eine Reaktion des Blutes mit der Magensäure. Der Stuhlgang ist bei einer solchen Blutung typischerweise schwarz, glänzend und klebrig und wird als „Teerstuhl" bezeichnet.

Ist die Blutung hingegen im Dünn- oder Dickdarm lokalisiert, ist das Blut in diesen Fällen meistens frisch und rot, da die Verweildauer kürzer als bei einer Magenblutung ist.

Kleinere Blutungen hören oft von selbst auf. Stärkere Blutungen müssen oftmals endoskopisch mit einer Magenspiegelung im Krankenhaus gestillt werden. Eine stärkere Blutung ist ein akuter, lebensbedrohlicher Notfall!

Was kann die Ursache sein?

Häufige Ursachen

  • Magen- oder Duodenalgeschwüre (Ulkuskrankheit)
    • Geschwüre im Magen (Ulcus ventriculi) oder Zwölffingerdarm (Ulcus duodeni) sind die häufigsten Ursachen einer Blutung im oberen Magen-Darm-Trakt (ca. 30–40 %).
    • Zu den Symptomen der Ulkuskrankheit zählen häufige, vorübergehende Oberbauchschmerzen/Sodbrennen, Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen.
  • Magenschleimhautentzündung mit Blutung
    • Ursache für etwa 15 % der Blutungen
    • Häufig nach Alkoholkonsum oder der Einnahme von Medikamenten, die die Magenschleimhaut schädigen können.
  • Krampfadern in der Speiseröhre (Ösophagusvarizen)
    • Ursache für etwa 15 % der Blutungen
    • Als Folgeerkrankung einer Leberzirrhose kann sich vermehrt Blut in den Venen der Speiseröhre stauen und Krampfadern bilden.
    • Risikofaktoren sind neben einer Lebererkrankung v.a. Alkoholmissbrauch.
  • Risse in der Speiseröhrenschleimhaut (Mallory-Weiss-Syndrom)
    • längsverlaufende Risse in der Schleimhaut der unteren Speiseröhre oder des oberen Magenbereichs
    • Kommt nach Episoden mit schwerem Erbrechen, häufig in Verbindung mit Alkoholkonsum oder nach dem Heben schwerer Lasten vor.
  • Blutungen aus dem Enddarm
    • Hämorrhoiden oder Einrisse in der Schleimhaut des Afters (Analfissur) können ebenfalls blutigen Stuhl verursachen.
    • Dieser ist dann meistens frisch, rot und kann beigemischt oder streifenförmig aufgelagert sein.
  • Teerstuhl aufgrund von Darmkrankheiten
    • Schwarzer Stuhlgang kann seltener auch Folge chronischer Darmkrankheiten sein, z. B. Darmkrebs, Darmpolypen, Darmdivertikel oder chronisch entzündliche Darmkrankheiten (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa).
    • Das Blut ist häufig frisch aufgelagert oder dem Stuhl beigemischt.

Seltene Ursachen

  • Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom)
    • Betrifft meist Menschen über 50 Jahre.
    • Symptome sind stetig steigende Schluckbeschwerden, Gewichtsverlust, ein schlechter Allgemeinzustand und Blutarmut (Anämie).
  • Magenkrebs (Magenkarzinom)
    • Tritt vorwiegend bei älteren Menschen (älter als 75 Jahre) auf.
    • Die Erkrankung ist häufig von Appetitlosigkeit, Schluckstörungen und Gewichtsverlust begleitet.
  • Entzündung der Speiseröhre (Ösophagitis)
    • Durch die entzündlichen Veränderungen kann die Schleimhaut der Speiseröhre empfindlich werden und leicht bluten.

 Weitere Ursachen

  • Auch Blutungen aus der Nase oder der Mundhöhle können zu blutigem Erbrechen führen, wenn das Blut geschluckt wird.
  • Bestimmte Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungsmittel können den Stuhl dunkler färben, z. B. Heidelbeeren, Lakritze, Rote Bete oder Eisentabletten, und ggf. mit einer Blutung verwechselt werden.

Wann sollten Sie ärztliche Hilfe suchen?

  • Beim eindeutigen Erbrechen von Blut (außer nur Blutspuren) sollten Sie unverzüglich ärztliche Hilfe suchen.
  • Bei starken Blutungszeichen notärztliche Hilfe anfordern!
  • Ein schwarzer, teerartiger Stuhl deutet auf schwere Blutungen im Magen-Darm-Trakt hin. Eine sofortige Krankenhausvorstellung bzw. notärztliche Behandlung ist in diesem Fall dringend erforderlich.

Wie geht die Ärztin/der Arzt vor?

Anamnese – evtl. werden Ihnen folgende Fragen gestellt

  • Seit wann bestehen diese Beschwerden?
  • War die Blutung die Folge von starkem Erbrechen?
  • Welche Farbe wies das Erbrochene auf – kaffeesatzartig oder war das Blut frisch und rot?
  • War der Stuhl schwarz und teerartig?
  • Bestanden früher Magenprobleme/-geschwüre?
  • Haben Sie Medikamente eingenommen, z. B Schmerzmittel (NSAR) oder blutverdünnende Medikamente?
  • Trinken Sie regelmäßig, oder haben Sie in letzter Zeit viel Alkohol getrunken?

Ärztliche Untersuchung

  • Zunächst wird die Ärztin/der Arzt überprüfen, ob es Anzeichen für eine starke Blutung gibt und die Gefahr eines Schocks besteht.
    • Ist die Herzfrequenz erhöht und der Blutdruck abgefallen?
    • Tritt kalter Schweiß auf?
    • Bestehen Schwindel oder Luftnot?
  • Die Ärztin/der Arzt wird Sie körperlich untersuchen, dabei wird der Bauch abgetastet und ggf. der Enddarm auf Blutungszeichen untersucht (digital-rektale Untersuchung).

Untersuchungen im Krankenhaus

  • Blutiges Erbrechen und Durchfall erfordern in den meisten Fällen eine Behandlung im Krankenhaus.
  • Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm werden mit einem Endoskop untersucht (Gastroskopie). Dabei können mögliche Blutungsquellen auch gleich gestillt werden.
  • Bei Verdacht auf Blutungen im unteren Darmbereich erfolgen eine Rektoskopie (Spiegelung des Enddarms) oder Koloskopie (Darmspiegelung).

Behandlung

  • Zunächst geht es darum, die Blutung endoskopisch zu stoppen, falls sie noch nicht von selbst aufgehört hat. In seltenen Fällen muss die Blutung operativ behandelt werden.
  • Bei starkem Blutverlust werden Blutkonserven verabreicht.
  • Ggf. sind intensivmedizinische Therapie und Überwachung im Krankenhaus erforderlich.
  • Die zugrunde liegende Krankheit wird gezielt behandelt, z. B. die medikamentöse Behandlung eines Magengeschwürs.

Weitere Informationen

Autorin

  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Hämatemesis und Meläna. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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