Bewusstlosigkeit

Bei Bewusstlosigkeit besteht die Gefahr, dass die Atemwege blockiert werden. Die Freihaltung der Atemwege ist eine der wichtigsten Aufgaben bei der Ersten Hilfe.

Was ist Bewusstlosigkeit?

Definition

Bewusstlosigkeit ist ein Zustand, bei dem Betroffene sich nicht willkürlich/kontrolliert bewegen können. Ursache ist eine unzureichende Durchblutung des Gehirns und damit ungenügender Sauerstoffversorgung. Bewusstlose Menschen können noch atmen und einen regelmäßigen Herzschlag haben, die Atmung kann aber auch aussetzen.

Schweregrade

In der medizinischen Fachsprache wird in der Regel von Bewusstseinsstörungen gesprochen, die in drei Schweregrade eingeteilt werden:

  • Somnolenz
    • Die Person ist schläfrig, kann aber leicht geweckt werden und für eine Weile wachgehalten werden. Sie reagiert verlangsamt auf verbale Ansprache, auf Schmerzreize aber prompt und gezielt.
  • Sopor
    • Die Person ist schwer weckbar und reagiert auf verzögert auf Ansprache. Auf Schmerzreize reagiert sie mit einer verzögerten, aber noch gerichteten Abwehrbewegung.
  • Koma
    • Die Person ist nicht weckbar.
    • Die Person reagiert gar nicht oder nur ungerichtet auf Schmerzreize.

Ohnmacht

Die Abgrenzung zu einer psychogen begründeten Bewusstlosigkeit ist nicht immer leicht. Meist tritt sie durch psychisch belastende Situationen bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung auf. Die Ohnmacht kann theatralisch wirken. Betroffene wenden bei einer Untersuchung der Augen häufig den Blick ab oder kneifen die Lider zusammen.

Was kann die Ursache sein?

Häufige Ursachen

Bei vorübergehender Bewusstlosigkeit

  • Ohnmacht (Synkope)
    • mögliche Auslöser
      • Angst, Ekel
      • schockierendes Geschehen (z. B. Unfall)
      • starke Schmerzen
      • Erbrechen
      • Durchfall
      • Herzrhythmusstörungen
      • Karotissinussyndrom (bei Patient*innen mit Verkalkungen in den Halsarterien)
      • Vor der Bewusstlosigkeit kommt es zu bestimmten Symptomen, wie Schwarzwerden vor den Augen.
  • Unterzuckerung
    • Geht einher mit Unruhe, Verwirrtheit und Schwitzen.
  • Epileptischer Anfall
    • evtl. mit Abgang von Stuhl und Urin während des Anfalls
    • Nach der Bewusstseinsstörung sind die Betroffenen müde und verwirrt.
  • Schlaganfall
    • Die Bewusstlosigkeit kann nur Sekunden anhalten oder mehrere Stunden bestehen.

Seltene Ursachen

Bei längerer Bewusstlosigkeit

  • Mit Kreislaufversagen
    • verursacht durch das Herz
      • bei Verschlechterung einer bestehenden Herzschwäche
      • nach Herzinfarkt
    • verursacht durch eine starke Blutung
      • bei großen Verletzungen (nach einer Operation oder einem Unfall)
      • extrauterine Schwangerschaft
      • Aortenaneurysma (erweiterte Gefäßwand der Hauptschlagader)
    • verursacht durch eine allergische Reaktion
      • bei Insektenstich
      • bei Einnahme bestimmter Medikamente
    • verursacht durch eine Blutvergiftung
      • hervorgerufen durch eine schwere Infektion
      • meist mit Fieber
  • Aufgrund einer Erkrankung im Kopf
  • Durch eine Vergiftung
    • mit Alkohol
    • mit Medikamenten (z. B. Benzodiazepine oder Schmerzmittel)
    • mit Kohlenmonoxid (bei Rauchbildung in Innenräumen)
  • Durch Stoffwechselstörungen

Wann sollten Sie ärztliche Hilfe suchen?

  • Bewusstlosigkeit kann lebensbedrohlich sein, daher sollten Sie ärztliche Hilfe suchen, wenn Sie eine bewusstlose Person vorfinden.
  • Auch die Ursache einer vorübergehenden Bewusstlosigkeit sollte ärztlich abgeklärt werden.

Untersuchungen

  • Sobald medizinisches Personal anwesend ist, werden erste diagnostische und evtl. therapeutische Schritte eingeleitet.
    • Temperatur, Puls, Atmung und Blutdruck werden in der Regel kontinuierlich überwacht.
    • Der Schweregrad der Bewusstlosigkeit wird anhand bestimmter Kriterien beurteilt: Wie ist die Reaktion auf Ansprache, Aufforderungen und Berührung? Sind die Reflexe normal? Reagiert die Person auf Schmerzreize?
    • Je nach Einschätzung werden Betroffene vor Ort weiter beobachtet oder sofort in eine Klinik eingewiesen und überwacht.
  • Laboruntersuchungen (Blutbild, Blutzucker, Nierenparameter etc.)
  • EKG bei Verdacht auf Herzrhythmusstörungen oder Herzinfarkt
  • Weitere Untersuchungen je nach vermuteter Ursache:
    • bei Herzspezialist*innen
      • Kipptisch-Untersuchung
      • Langzeit-EKG
      • Belastungs-EKG
      • Herzecho
      • elektrophysiologische Untersuchungen
      • Karotissinus-Massage
    • bei Neurolog*innen
      • EEG
      • Ultraschall der Halsarterien
      • MRT oder CT
      • Liquorpunktion.

Was können Sie selbst tun?

  • Überprüfen Sie, ob die bewusstlose Person atmet.
    • durch Hören, Sehen, Fühlen
  • Wenn die bewusstlose Person atmet, legen Sie sie in die stabile Seitenlage und rufen den Notruf 112.
    • Der Hals sollte bei der stabilen Seitenlage überstreckt sein.
    • Überprüfen Sie die Atmung regelmäßig.
    • Lockern Sie ggf. enge Kleidung rund um den Hals, die Brust und den Bauch.
    • Versorgen Sie größere Blutungen und Verletzungen, z. B. durch einen Druckverband.
    • Die betroffene Person sollte nicht essen oder trinken.
  • Wenn die betroffene Person nicht atmet, rufen Sie sofort den Notruf 112 und beginnen mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung.
  • Videoaufzeichnungen des Ereignisses können später bei der Diagnosestellung hilfreich sein, sollten die Maßnahmen der ersten Hilfe aber nicht verzögern.

Illustrationen

Stabile Seitenlage

Weitere Informationen

Autorin

  • Hannah Brand, Dr. med., Ärztin, Berlin

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