Haglund-Ferse (Haglund-Exostose)

Zusammenfassung

  • Definition:Kranialer Kalkaneussporn, der mit Druckschmerz einhergeht und die Entwicklung einer Bursitis begünstigt.
  • Häufigkeit:Die Haglund-Ferse tritt relativ häufig auf.
  • Symptome: Fersenschmerzen, die sich bei Belastung intensivieren und bei Ruhe bessern.
  • Befunde: Druckdolente knöcherne Prominenz am superior-posterioren Kalkaneus.
  • Diagnostik:Im lateralen Röntgen des Sprunggelenks ist die Exostose deutlich zu erkennen.
  • Therapie:Die Erkrankung ist durch konservative Therapie mit Entlastung und Wahl des passenden Schuhwerks gut behandelbar.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Knöcherne Ausziehung des posterosuperioren Teils des Kalkaneus am Achillessehnenansatz
    • kranialer Kalkaneussporn
  • Symptomatisch, wenn Weichteile zwischen Schuh und Exostose eingeklemmt werden.1
    • häufig Entzündung der Bursae am Kalkaneus (siehe auch Bursitis calcanea)2
    • 2 relevante Bursae, die, häufig auch simultan, betroffen sein können:
      • subtendinöse Bursa zwischen Achillessehne und Kalkaneus
      • subkutane Bursa zwischen Achillessehne und Haut.

Häufigkeit

  • Sehr häufige Deformität3
  • Frauen sind häufiger als Männer betroffen.3
    • in der Regel im mittleren Lebensalter
  • Häufig bilateral 3

Ätiologie und Pathogenese

  • Exostose bzw. Knochendeformität an der Oberkante des Kalkaneus idiopathischer Genese
    • möglicherweise bereits angeboren und Zunahme im Wachstum
    • möglicherweise Entstehung durch repetitive Traumata des Achillessehnenansatzes 
  • Symptomatisch durch Einklemmen von Weichteilen zwischen Exostose und Schuh: Entstehung einer Bursitis calcanea
    • Retrocalcaneale Schwellung, sodass im Schuh noch mehr Druck entsteht.
    • Aufrechterhaltung des lokalen Entzündungsprozesses 

Prädisponierende Faktoren

  • Hohlfuß3
  • Gespannte Achillessehne3
  • Sportler4
    • vor allem mit hohem Trainingspensum
  • Schuhwerk mit harter und enger Fersenkappe3
  • Möglicherweise genetische Veranlagung: Durch ein hohes Fußgewölbe tritt der Kalkaneus stärker hervor.

ICPC-2

  • L98 Erworbene Deformität Extremität

ICD-10

  • M77 Sonstige Enthesopathien
    • M77.3 Kalkaneussporn

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Belastungsabhängige Schmerzen an der Rückseite der Ferse
  • Druckempfindliche Schwellung
  • Palpabler Knochenvorsprung

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Fersenschmerzen, die sich bei Belastung intensivieren und bei Ruhe bessern.
    • typischerweise Anlaufschmerz zu Beginn der Belastung
  • Wechsel des Schuhwerks
  • Erhöhung des Trainingspensums

Klinische Untersuchung

  • An der Oberkante des Kalkaneus knöcherne Prominenz tastbar
  • Druck gegen den Knochen ruft Schmerzen hervor.
  • Lokale Entzündungszeichen mit Schwellung, Rötung und Überwärmung
  • Dorsalextension im Sprunggelenk führt zu vermehrtem Drücken der Exostose auf die Achillessehne bzw. Bursae und daher zu Schmerzen.

Diagnostik beim Spezialisten

  • Laterale Röntgenaufnahme des Sprunggelenks
    • knöcherne Ausziehung am posterosuperioren Kalkaneus5

Indikationen zur Überweisung

  • Bei starken Beschwerden trotz konservativer Therapie

Therapie

Therapieziele

  • Symptome lindern.
  • Entzündungsreaktion abheilen lassen.

Allgemeines

  • Die Erkrankung ist in der Regel selbstlimitierend.
  • Die Notwendigkeit einer Behandlung richtet sich nach der Stärke der Beschwerden.

Konservative Therapie

  • Entlastung, Vermeidung von schmerzhaften Aktivitäten
    • Insbesondere bei Laufsportlern ist eine Trainingspause nötig.
  • Dehnung der Achillessehne, um Zugkräfte an Insertionsstelle am Kalkaneus zu reduzieren.4
  • Kühlung für 15–20 min, mehrmals pro Tag4
  • NSAR bei starken Schmerzen in der Akutphase3
  • Evaluation des Schuhwerks, ggf. Wechsel3
    • Der Schuhrand sollte nicht auf Höhe der Exostose liegen.
    • Hartes Fersenkappenmaterial vermeiden.
      • ggf. Polsterung der Fersenkappe
    • ggf. Einlage zur Erhöhung der Ferse und damit Entspannung der Achillessehne
  • In schweren Fällen kann eine Immobilisation im Gips für 4–6 Wochen zur vollständigen Entlastung und Umgehung einer Operation erwogen werden.4
  • Von Kortisoninjektionen wird aufgrund des erhöhten Risikos einer Ruptur der Achillessehne abgeraten.

Chirurgische Behandlung

  • Bei anhaltenden Beschwerden, die durch eine konservative Therapie nicht gelindert werden können, ist eine Operation indiziert.
  • Die Operation umfasst die Entfernung der entzündeten Bursa sowie die Abtragung des Knochenvorsprungs.
    • sowohl endoskopisches als auch offenes Vorgehen möglich
    • keine eindeutige Überlegenheit eines OP-Verfahrens6

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Komplikationen

  • Die Haglund-Exostose begünstigt Tendinitiden der Achillessehne.4
    • Durch ständige Reibung entstehen häufig Mikrorisse in der Achillessehne.

Prognose

  • Bei 89 % der Patienten bessern sich die Beschwerden deutlich unter konservativer Therapie.7
    • Wichtig ist eine ausreichende Entlastung.
  • Nach OP ist die Prognose gut, jedoch relativ lange Rekonvaleszenzzeit.8
    • > 80 % der Patienten sind nach dem Eingriff zufrieden.7
    • Dauer bis zur uneingeschränkten Rückkehr alltäglicher Aktivitäten etwa 3 Monate7
    • bei Osteotomie des Kalkaneus 6 Monate bis zur Beschwerdefreiheit6

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Literatur

  1. Sofka CM, Adler RS, Positano R, et al. Haglund's syndrome: diagnosis and treatment using sonography. HSS J. Feb 2006. 2(1):27-9. www.ncbi.nlm.nih.gov
  2. Aldridge T. Diagnosing heel pain in adults. Am Fam Physician. 2004 Jul 15. 70(2):332-8. www.ncbi.nlm.nih.gov
  3. Vaishya R, Agarwal AK, Azizi AT, et al. Haglund’s Syndrome: A Commonly Seen Mysterious Condition. Cureus 2016; 8(10): 820. www.ncbi.nlm.nih.gov
  4. Foye PM. Calcaneal bursitis. Medscape, last updated Jul 18, 2018. emedicine.medscape.com
  5. Bulstra GH, van Rheenen TA, Scholtes VA. Can We Measure the Heel Bump? Radiographic Evaluation of Haglund’s Deformity. J Foot Ankle Surg 2015; 54(3): 338-40. www.ncbi.nlm.nih.gov
  6. Natarajan S, Narayanan VL. Haglund Deformity - Surgical Resection by the Lateral Approach. Malays Orthop J 2015; 9(1): 1-3. www.ncbi.nlm.nih.gov
  7. McGarvey WC, Palumbo RC, Baxter DE, et al. Insertional Achilles tendinosis: surgical treatment through a central tendon splitting approach. Foot Ankle Int 2002; 23(1): 19-25. www.ncbi.nlm.nih.gov
  8. Brunner J, Anderson J, O'Malley M, et al. Physician and patient based outcomes following surgical resection of Haglund's deformity. Acta Orthop Belg 2005; 71: 718. PubMed
  9. Mazzone MF, McCue T. Common conditions of the achilles tendon . Am Fam Physician 2002; 65: 1805-10. PubMed

Autoren

  • Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt
  • Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
  • Ingrid Ekenman, överläkare ortopedisk kirurgi, Capio Artro Clinic, Sophiahemmet, Stockholm (Medibas)

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