Snapping-Triceps-Syndrom

Zusammenfassung

  • Definition:Die Trizepssehne und/oder der N. ulnaris subluxieren bei zunehmender Flexion im Ellenbogengelenk.
  • Häufigkeit:Sehr selten.
  • Symptome:Teils asymptomatisch, teils mediale Ellenbogenschmerzen. Schnappendes Gefühl bei Bewegung im Ellenbogengelenk.
  • Befunde:Klinische Untersuchung mit Bewegung des Ellenbogens. Typischerweise 1. Schnappen bei 90-Grad-Flexion (Subluxation N. ulnaris) und 2. Schnappen bei 115-Grad-Flexion (Trizepssehne über Epicondylus medialis).
  • Diagnostik:Dynamischer Ultraschall kann die Diagnose bestätigen.
  • Therapie:Konservativer Therapieversuch für 3–6 Monate mit Oberarmschiene in 70-Grad-Flexion und Verzicht auf schmerzauslösende Aktivitäten. Bei therapierefraktären Beschwerden Operation.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Symptomkomplex, der von einem einfachen, schmerzfrei schnappenden Trizeps bis hin zu begleitender Neuritis des N. ulnaris mit sowohl schnappendem Nerven als auch Trizeps reicht.1

Häufigkeit

  • Sehr seltenes Krankheitsbild
    • weltweit nur kleine Fallserien oder Einzelberichte2
    • Insgesamt sind bei Pubmed etwa 25 Fälle beschrieben.1
  • Am häufigsten betroffen sind:1-2
    • Männer
    • Personen mit anstrengender körperlicher Arbeit
    • Patient*innen mit Varus-/Valgus-Deformität des Ellenbogens
    • Wurfsportler*innen.

Ätiologie und Pathogenese

  • Subluxation („Schnappen“) des Trizepses und ggf. N. ulnaris bei Beugung des Ellenbogens
  • Mögliche Ursachen umfassen:1-2

ICPC-2

  • L10 Ellbogensymptomatik/-beschwerden

ICD-10

  • M77.8 Sonstige Enthesopathien, anderenorts nicht klassifiziert
  • S46.3 Verletzung des Muskels und der Sehne des M. triceps brachii

Diagnostik

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Patient*innen berichten über „Schnappen“ am medialseitigen Ellenbogen bei Bewegung im Ellenbogengelenk1
    • Kann schmerzfrei oder symptomatisch sein.
  • Bei symptomatischem Snapping-Triceps-Syndrom in der Regel medialseitige Ellenbogenschmerzen und ggf. Reizung des N. ulnaris mit einschießenden Schmerzen/Parästhesien in dessen Innervationsgebiet1

Klinische Untersuchung

  • Untersuchung der Beweglichkeit des Ellenbogens2
    • Vorspannung des Trizepses durch Retroversion des Arms im Schultergelenk
    • Aktive und passive Beweglichkeit vom Ellenbogen überprüfen.
    • Für maximalen Stress Liegestützen von Patient*in demonstrieren lassen.
  • Typischerweise:2-3
    • 1. Schnappen bei 70–90-Grad-Beugung des Ellenbogens
      • Subluxation des N. ulnaris aus Sulcus ulnaris
    • 2. Schnappen bei 115-Grad-Beugung des Ellenbogens
      • Dislokation des Trizepses über medialen Epikondylus
  • Positives Hoffmann-Tinel-Zeichen über N. ulnaris möglich
    • Beklopfen des Nervens führt zu Kribbelparästhesien.

Diagnostik bei Spezialist*innen

  • Eine dynamische Ultraschalluntersuchung kann ggf. „schnappende“ Trizepssehne oder N. ulnaris nachweisen.3
  • Röntgen, CT oder MRT dienen nur zum Ausschluss von Differenzialdiagnosen.1

Indikationen zur Überweisung

  • Bei refraktären Beschwerden trotz konservativer Therapie Überweisung an Orthopäd*in mit Frage nach OP-Indikation

Therapie

Therapieziel

  • Schmerzfreiheit

Allgemeines zur Therapie

  • Initial konservativer Therapieversuch über 3–6 Monate, bei refraktären Beschwerden Operation1-3
    • Abhängig von Leidensdruck und neurologischen Symptomen ggf. auch frühzeitiger Wechsel zu operativer Therapie

Empfehlungen für Patient*innen

  • Verzicht auf schmerzauslösende Aktivitäten, z. B. Bankdrücken2
  • Repetitive Flexion des Ellenbogens vermeiden.2

Konservative Therapie

  • Kombination verschiedener Maßnahmen, u. a.:1
    • Oberarmschiene in 70-Grad-Flexion
    • Schmerzauslösende Bewegungen vermeiden.
    • ggf. NSAR, z. B. Ibuprofen 400 mg 1–1–1

Operative Therapie

  • Mögliches Vorgehen gemäß Fallbericht1
  • Operationstechnik
    • Ventralverlagerung des N. ulnaris (subkutan oder submuskulär)
    • scharfe Mobilisation des über den Epicondylus schnappenden Trizepsanteils
    • Einflechtung des medialen Trizepsrands in den zentralen Trizepsanteil
  • Weiterbehandlung
    • Oberarmgipsschiene für 5–7 Tage
    • für insgesamt 6 Wochen funktionelle Beübung ohne maximale Flexion und Widerstandsbeübung des Trizepses
    • Freigabe zur Sportbelastung nach 3 Monaten

Quellen

Literatur

  1. Schoch C, Geyer M. Surgical treatment of snapping triceps syndrome. Operative Orthopadie und Traumatologie 2019; 32(2): 171-8. europepmc.org
  2. Rioux-Forker D, Brigemann J, Brogan DM. Snapping Triceps Syndrome. The Journal of Hand Surgery 2018; 43(1): 90e1-90e5. www.sciencedirect.com
  3. van Riet RP. Surgical Techniques for Trauma and Sports Related Injuries of the Elbow. Berlin: Springer, 2019. link.springer.com

Autor*innen

  • Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Münster
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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