Ringelröteln (Erythema infectiosum)

Ringelröteln sind eine klassische Kinderkrankheit mit erkältungsähnlichen Symptomen und einem typischen Hautausschlag. Es handelt sich um eine harmlose Infektionskrankheit im Kindheitsalter. In der Schwangerschaft können Ringelrötel allerdings schwerwiegende Komplikationen verursachen.

Was sind Ringelröteln?

 

Ringelröteln

Definition

Bei Ringelröteln (Erythema infectiosum) handelt es sich um eine Viruserkrankung, die durch das Parvovirus B19 hervorgerufen wird und v. a. bei Kindern im Alter von 3–8  Jahren auftritt. Es ist eine harmlose Erkrankung für Kinder, die meist von milden Erkältungssymptomen begleitet wird. Nach einer durchgemachten Infektion besteht ein lebenslanger Schutz gegen die Erkrankung.

Die Erkrankung wird auch die „fünfte Krankheit“ genannt, da sie die fünfte in einer Reihe von Kinderkrankheiten ist, die mit einem Hautausschlag einhergeht. Die anderen vier Kinderkrankheiten sind Masern, Röteln, Scharlach und Dreitagefieber.

Infektion in der Schwangerschaft

Für Schwangere kann die Krankheit mit schwerwiegenden Komplikationen für das Ungeborene verbunden sein. Daher wird Schwangeren, die viel Kontakt zu Kindergarten-/Schulkindern haben, empfohlen, möglichst frühzeitig ihren Immunstatus auf Parvovirus B19 überprüfen zu lassen.

Symptome

Ringelröteln verlaufen in den meisten Fällen ohne eine Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes und ohne Fieber. Es können milde Erkältungssymptome begleitend auftreten. Ringelröteln machen sich insbesondere durch den charakteristischen Hautausschlag erkennbar. Da das Virus einen schädlichen Einfluss auf die Entwicklung von roten Blutkörperchen hat, kommt es bei den Erkrankten zu einer vorübergehenden Blutarmut (Anämie).

Ringelröteln verlaufen oft in zwei Phasen, aber nicht bei allen Patient*innen treten diese Phasen oder Symptome auf.

Erste Phase – Prodromalphase

  • Sie dauert 2–4 Tage und kann 1–2 Wochen vor dem Hautausschlag auftreten.
  • Symptome können Kopfschmerzen (20 %), Fieber (20 %), Halsschmerzen (15 %), Juckreiz (15 %), Husten (10 %), Bauchschmerzen (10 %) oder Gelenkschmerzen (10 %) sein.
  • Diese Symptome treten häufiger bei Erwachsenen als bei Kindern auf. Dies gilt insbesondere für Gelenkschmerzen. Besonders bei jungen Frauen sind bis zu 80 % der kleinen Gelenke an Händen und Füßen beteiligt.
  • Auf die erste Phase kann ein krankheitsfreier Zeitraum von einigen Tagen folgen.

Zweite Phase – Exanthemphase (Phase des Ausschlags)

  • Nach der Prodromalphase kommt es 2–5 Tage später zu einem hochroten Ausschlag auf den Wangen (Schmetterlingserythem), einer markanten Blässe um den Mund und zu leichtem Fieber.
  • 1–4 Tage danach kommt es bei 15–20 % der Erkrankten zu einem typischen, girlandenartigen Hautausschlag an Oberkörper, Armen und Beinen. Kinder haben häufiger einen Hausausschlag als Erwachsene. Der Ausschlag verblasst nach und nach und bildet ein netzartiges Muster. Handflächen und Fußsohlen sind in der Regel nicht betroffen.
  • Selten hält der Ausschlag in unterschiedlicher Intensität über Wochen an und ist dann oft juckend. Mögliche Auslöser können körperliche Aktivitäten, eine Reizung oder Überhitzung der Haut durch Baden oder Sonnen sein.

Ursachen 

Die Ursache von Ringelröteln ist eine Infektion mit dem Parvovirus B19, das über Speichel bzw. Tröpfcheninfektion übertragen wird. Die Inkubationszeit – die Zeit vom Zeitpunkt der Ansteckung bis zum Ausbruch der Symptome – dauert etwa 4–14, manchmal sogar 21 Tage. Die ansteckende Phase beginnt 7 Tage vor Ausbruch der Erkrankung. Meistens sind Patient*innen mit dem Auftreten des Hautausschlages nicht mehr ansteckend.

Häufigkeit

Das Virus ist weltweit verbreitet. Infektionen mit dem Parvovirus B19 treten alle 4–5 Jahre epidemieartig auf, gehäuft im Winter und im Frühling. Die Erkrankung tritt vor allem bei jüngeren Kindern im Alter von 3–8(–15) Jahren auf, Säuglinge und Erwachsene sind seltener betroffen. Der Verbreitungsgrad (durchgemachte Infektion) in der Bevölkerung ist sehr hoch:

  • Kinder (4–6 Jahre): 35 %
  • Kinder (7–10 Jahre): 50 %
  • junge Erwachsene (18–25 Jahre): 65 %
  • ältere Erwachsene (65–75 Jahre): 80 %
  • Frauen (gebärfähiges Alter): 69–72 %.

Untersuchungen

Die Diagnose kann anhand des typischen Verlaufs und des Hautausschlags gestellt werden. Weitere Untersuchungen sind daher meist nicht notwendig.

Bei Schwangeren hingegen sollte bei Verdacht auf eine Infektion eine Blutuntersuchung zum Nachweis des Virus (Serologie) durchgeführt werden. Schwangere Frauen sollten frauenärztlich beraten, untersucht und behandelt werden.

Behandlung

Es ist keine aktive Therapie bei komplikationslosem Verlauf erforderlich. Bei Bedarf können fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen eingesetzt werden. Kinder, die fieberfrei sind und sich wohl fühlen, dürfen trotz Hautausschlag den Kindergarten oder die Schule besuchen. Wichtig ist, dass während der infektiösen Phase der Kontakt zu Schwangeren gemieden wird.

Prognose

Normalerweise dauert die Krankheit 2–4 Tage an und bedarf keiner Therapie. Der Ausschlag kann länger bestehen (mehrere Wochen) mit wechselnder Intensität und oft auch mit Juckreiz verbunden.

Die Infektion kann ohne Ausschlag verlaufen, aber v. a. bei Erwachsenen mit Blutarmut (Anämie) und Gelenkbeschwerden einhergehen, die sich meist nach 2–4 Wochen ohne spezifische Maßnahmen oder Folgeerscheinungen zurückbilden.

Infektionen, die länger als 3 Wochen andauern und mit einer chronischen Anämie einhergehen, können bei immunsupprimierten Personen auftreten (z. B. mit HIV, unter Chemotherapie oder unter Immunsuppression nach einer Transplantation, bei angeborener Immunschwäche). 

Bei Menschen mit einer geringen Anzahl an roten Blutkörperchen kann es zu einer (vorübergehenden) Zerstörung der roten und weißen Blutzellen und Blutplättchen kommen (aplastische Krise), was eine ärztliche Behandlung erforderlich macht. Bei ansonsten gesunden Patient*innen treten in der Regel keine Komplikationen auf. Nach einer Infektion besteht eine lebenslange Immunität (Immunschutz).

Weitere Informationen

Autorin

  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Ringelröteln (Erythema infectiosum). Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. Parvovirus B19-Stellungnahmen des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit -Bundesgesundheitsblatt Sept 2010 ; 53:944–956 www.rki.de
  2. Modrow S, Gärtner B. Parvovirus-B19-Infektion in der Schwangerschaft. Deutsches Ärzteblatt 2006; 43: 2869-76. www.aerzteblatt.de
  3. Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Viruskrankheiten / Gesellschaft für Virologie. Labordiagnostik schwangeschaftsrelevanter Virusinfektionen. S2k-Leitlinie. AWMF-Leitlinie Nr 0093/001, Stand 2021 www.awmf.org
  4. BMJ Best Practice. Erythema infectiosum. Stand 14.03.2022 (letzter Zugriff am 14.04.2022) bestpractice.bmj.com