Zusammenfassung
- Definition:Maligner embryonaler Tumor des sympathischen Nervensystems mit häufiger Lokalisation im Bereich der Nebennieren, paravertebral oder abdominell.
- Häufigkeit:Häufigster extrakranieller solider Tumor im Kindesalter mit medianem Erkrankungsalter von 14 Monaten.
- Symptome:Symptomatik abhängig von der Lokalisation dem Tumorstadium. Häufig asymptomatischer Zufallsbefund. Anfangs unspezifische Allgemeinbeschwerden oder B-Symptomatik. Im Verlauf spezifischere Symptome, z. B. neurologische Defizite, Orbitabefall oder Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom.
- Befunde:Häufig Zufallsbefund durch Palpation oder Sonografie.
- Diagnostik:Labordiagnostik (z. B. Katecholaminmetabolite), bildgebende Untersuchungen (Sonografie, Schnittbildgebung, funktionelle Bildgebung), Knochenmarkbiopsie, Tumorbiopsie zur histologischen und molekularbiologischen Diagnosesicherung.
- Therapie:Im Rahmen standardisierter Therapieprotokolle in Abhängigkeit von Stadium und Risikofaktoren. Therapeutische Optionen umfassen Operation, Chemotherapie, Radiotherapie, Immuntherapie, autologe Stammzelltransplantation, Beobachtung.
Allgemeine Informationen
Definition
- Neuroblastome sind maligne, embryonale Tumoren, die vom neuroektodermalen Gewebe des sympathischen Nervensystems ausgehen und vor allem bei Kleinkindern auftreten.1-3
- Neuroblastome können im gesamten sympathischen Nervensystem auftreten, häufig Primärlokalisation im Bereich der Nebennierenloge, paravertebral oder abdominell.1
- Die klinische Symptomatik und der Krankheitsverlauf variieren stark in Abhängigkeit von Lokalisation und Stadium der Erkrankung.2-3
Häufigkeit
- Neuroblastome machen etwa 7 % der Krebserkrankungen im Kindesalter aus.2-3
- zweithäufigster solider Tumor des Kindesalters (nach ZNS-Tumoren)
- Entsprechend dem Deutschen Kinderkrebsregister ist 1 von 6.000 Kindern unter 18 Jahren betroffen.3
- Jungen erkranken etwa 40 % häufiger als Mädchen.
- Inzidenz von etwa 1,4/100.000 pro Jahr bei Kindern unter 15 Jahren
- Altersgipfel der Erkrankung um 14 Lebensmonate, die meisten Kinder erkranken vor dem Vorschulalter.2
Ätiologie und Pathogenese
- In den meisten Fällen sporadische Erkrankung2
- Fälle mit familiärer Häufung nur in ca. 1 %2,4
- Assoziation mit Keimbahnmutationen im ALK-Gen
- erhöhte Inzidenzen bei genetischen Erkrankungen (z. B. Morbus Hirschsprung)
- Bedeutung von Umweltfaktoren bisher nicht abschließend geklärt.5
Leitlinie: Stadien von Neuroblastomen2
Stadieneinteilung
- INSS-Stadien-Einteilung
- Parameter
- initiale Tumorausdehnung
- lokoregionäre Lymphknoteninfiltration
- Ausmaß der initialen chirurgischen Tumorresektion
- Stadien
- lokalisierte Stadien 1–3
- metastasiertes Stadium 4
- metastasierte Säuglingsneuroblastom Stadium 4S
- Parameter
- INRG-Stadien-Einteilung
- Parameter
- radiologisch definierte Kriterien (Image Defined Risk Factors, IDRF)
- Stadien
- Stadium L1 (lokalisierte Neuroblastome ohne IDRF)
- Stadium L2 (lokalisierte Neuroblastome mit IDRF)
- Stadium M (metastasierte Neuroblastome)
- Stadium MS (Neuroblastome bei Patient*innen im Alter < 18 Monate mit limitiertem Metastasierungsmuster)
- Parameter
Pathologie
- Neuroblastische Tumoren gehören zu Tumoren aus der sog. klein-, blau- und rundzelligen Gruppe
ICPC-2
- N74 Bösartige Neubildung Nervensystem
ICD-10
- C74 Bösartige Neubildung der Nebenniere
- C74.1 Nebennierenmark
- C74.9 Nebenniere, nicht näher bezeichnet
- C47 Bösartige Neubildung der peripheren Nerven und des autonomen Nervensystems
- C48 Bösartige Neubildung des Retroperitoneums und des Peritoneums
- C48.0 Retroperitoneum
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Anamnese und klinische Untersuchung
- Bildgebender Nachweis einer Raumforderung
- Nachweis erhöhter Katecholaminmetabolite
- Kriterien der definitiven Diagnosestellung2
- histologisch anhand einer Tumorbiopsie
- zytologisch bei eindeutigem Knochenmarkbefall und gleichzeitig erhöhten Katecholamin-Metaboliten in Blut und/oder Urin
Differenzialdiagnosen
- Wilms-Tumor (Nephroblastom)
- Offene Tumorbiopsie kontraindiziert!
- Phäochromozytom
- Hodgkin-Lymphom
- Non-Hodgkin-Lymphom
- Sarkome
- Lichtmikroskopisch Ähnlichkeit der Tumorzellen mit den Zellen von Ewing-Sarkom, primitiven neuroektodermalen Tumoren, Rhabdomyosarkomen, desmoplastischen Tumoren und Non-Hodgkin-Lymphomen
Anamnese
- Häufiger, asymptomatischer Zufallsbefund2,5
- z. B. bei Behandlungen im Rahmen von Bagatelltraumen oder Infekten
- In der zu Beginn unspezifische Allgemeinsymptome
- z. B. Müdigkeit und Abgeschlagenheit, ggf. B-Symptomatik2
- Siehe auch Krebswarnsignale bei Kindern.
- Weitere mögliche Symptome2
- Fieber
- Anämie
- Diarrhö
- Atembeschwerden (respiratorische Partial- oder Globalinsuffizienz)
- Obstipation, Harnverhalt
- Ernährungsprobleme oder Gewichtsverlust
- neurologische Defizite durch spinale Kompression
Leitlinie: Leitsymptome bei Neuroblastomen2
- Symptomatik hängt wesentlich von der Lage des Primärtumors und der Ausdehnung der Erkrankung ab.
- 40 % aller Neuroblastome sind Zufallsbefunde (z. B. bei Vorsorgeuntersuchungen).
- 25 % werden durch lokale Schwellung durch Tumor oder Metastasen auffällig.
- Unspezifische Allgemeinsymptome
- Seltenere, spezifischere Symptome
- Brillenhämatome infolge einer Infiltration der Orbitae
- Hautmetastasen bei Säuglingen (Stadium 4S/MS)
- Symptome einer spinalen Kompression mit inkompletter oder kompletter Querschnittsymptomatik (ca. 5 %)
- durch Einwachsen paravertebraler Neuroblastome durch Neuroforamina in den Spinalkanal
- Horner-Syndrom mit Miosis, Ptosis und Enophthalmus
- durch Destruktion des Ganglion stellatum bei thorakalen und zervikalen Neuroblastomen
- Opsoklonus-Myoklonus-Ataxie-Syndrom (OMS)6-9
- paraneoplastisches Syndrom
- bei etwa 2 % der Betroffenen
Klinische Untersuchung
- Allgemeine körperliche Untersuchung2,4-5
- palpabler Tumor durch Neuroblastom oder Metastasen
- ggf. sichtbare und palpable Hautmetastasen
- Knochenschmerzen bis hin zur Gehverweigerung bei Knochenmetastasen
- Brillenhämatom bei fortgeschrittenem Stadium und Befall der Orbitae
- Hepato-/Splenomegalie bzw. Lymphadenopathie
- Neurologische Untersuchung2,5
- neurologische Ausfallerscheinungen bis hin zu Querschnittsymptomatik2,10-11
- Ursache: paraspinale Tumoren mit Einwachsen in den Spinalkanal
- Horner-Syndrom
- Trias aus Miosis, Ptosis und Enophthalmus
- Ursache: Affektion des Ganglion stellatum bei zervikalen und hohen thorakalen Tumoren
- Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom (OMS)6-9
- Ursache: paraneoplastisches Syndrom bei etwa 2 % der Neuroblastome
- Opsoklonus: schnelle, unkontrollierte Augenbewegungen in alle Richtungen
- Myoklonus: unwillkürliche, unregelmäßige Muskelzuckungen
- zusätzlich Schwindel und Ataxie möglich
- bei Kindern gute Prognose mit Therapieansprechen und z. T. vollständiger Rückbildung nach Tumorentfernung9
- neurologische Ausfallerscheinungen bis hin zu Querschnittsymptomatik2,10-11
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
- Ggf. Laboruntersuchungen
Diagnostik bei Spezialist*innen
Leitlinie: Diagnostik bei Neuroblastomen2
- Klinische Untersuchung durch erfahrene Kinderonkolog*innen
- Labordiagnostik
- Katecholamin-Metabolite (Homovanillinsäure, Vanillinmandelsäure, Dopamin) im Spontanurin oder Serum
- erhöht bei 90 % aller Betroffenen mit Neuroblastom
- neuronenspezifische Enolase (NSE) im Serum
- Tumormarker und Antikörper
- z. B. Synaptophysin, NB84, Tyrosinhydroxylase
- Katecholamin-Metabolite (Homovanillinsäure, Vanillinmandelsäure, Dopamin) im Spontanurin oder Serum
- Bildgebende Untersuchungen
- Röntgenaufnahme des Thorax
- Sonografie von Hals, Abdomen und Becken
- Darstellung des Primärtumors und Lymphknotenstatus
- ggf. Darstellung von Organmanifestationen
- kein Ausschluss durch unauffällige Sonografie
- MRT oder Multidetector-CT (MDCT)
- MRT ist CT überlegen (Strahlenexposition, Weichteildarstellung)
- CT zeigt Osteodestruktionen und Tumorverkalkungen.
- bei metastasiertem, fortgeschrittenem Neuroblastom MRT des Schädels zum Ausschluss intrakranieller Metastasen, ggf. Ganzkörper-MRT
- Ziel: Darstellung der kompletten Tumorausdehnung, Erfassung radiologischer Kriterien (INRG-Stadium), Tumorheterogenität, Biopsieplanung
- Ganzkörperszintigrafie mit 123I-mIBG inkl. SPECT
- Anreicherung von 123Meta-Jodbenzylguanidin im Tumorgewebe in etwa 85 % der Fälle
- ggf. 18F-FDG-PET/CT oder 18F-FDG-PET/MRT bei mIBG-negativen Tumoren
- Knochenmarkuntersuchung
- Aspirate oder Stanzbiopsien zur Abklärung eines Knochenmarkbefalls
- detaillierte mikroskopische Untersuchung
- Immunzytologie mit Markierung des Gangliosids GD2 (Quantifizierung der Tumorzellen)
- Tumorbiopsie
- bevorzugt offene Biopsie zur Gewinnung von ausreichend Tumormaterial
- histologische und molekulargenetische Diagnostik
- Antikörper-Panels (z. B. Synaptophysin, NB84, Tyrosinhydroxylase)
- Klassifikation nach International Neuroblastoma Pathological Classification (INPC)
- anhand der Relation der Komponenten sowie des Reifegrades
- Unterscheidung von Neuroblastomen mit günstiger und ungünstiger Histologie
- Berücksichtigung von Histologie, Alter der betroffenen Person und Mitose-Karyorrhexis-Index
- Molekulargenetik
- Untersuchung auf Kopienanzahl des Onkogens MYCN und 1p-Deletion
- von Bedeutung für die Therapiestratifizierung
- Bestimmung des Mutationsstatus des ALK-Gens
- von Bedeutung für eine Therapie mit ALK-Inhibitoren
- weitergehende molekulargenetische Analysen im Rahmen von Studien
- Untersuchung auf Kopienanzahl des Onkogens MYCN und 1p-Deletion
Indikationen zur Überweisung
- Bei Verdacht auf die Erkrankung
- Diagnostik und Behandlung an spezialisierten Einrichtungen2
Therapie
Therapieziele
- Symptomlinderung
- Vollständige Entfernung des Tumors
- Vermeidung dauerhafter Schädigung durch den Tumor
- z. b. bleibende neurologische Defizite durch spinale Kompression
- z. b. bleibende neurologische Defizite durch spinale Kompression
- Vermeidung von therapieassoziierten Nebenwirkungen und Langzeitschäden
Allgemeines zur Therapie
- Die Therapie sollte in spezialisierten Zentren erfolgen.
- Behandlung meist im Rahmen von klinischen Studien
- Erstlinien-Therapie abhängig von der Risikogruppe mit Differenzierung von:2,5
- niedriger Risikogruppe
- mittlerer Risikogruppe
- Hochrisikogruppe.
- Günstige prognostische Faktoren2,4
- jüngeres Alter bei Diagnose
- lokalisierte Tumoren ohne Fernmetastasen
- Säuglinge mit Stadium 4s der INSS-Stadieneinteilung
- Ungünstige prognostische Faktoren
- MYCN-Amplifikation
- 1p-Deletion
- primär metastasierte Neuroblastome
Leitlinie: Therapiekonzepte nach Risikogruppen bei Neuroblastom2
Niedrige Risikogruppe
- Einschlusskriterien
- keine MYCN-Amplifikation
- INSS-Stadium 1
- INSS-Stadium 2 ohne Aberrationen im Chromosom 1p
- INSS-Stadium 3 im Alter < 2 Jahre ohne Aberrationen im Chromosom 1p
- INRG-Stadium MS
- Therapiekonzept
- bei Diagnosestellung operativer Eingriff zur Gewinnung von Tumorgewebe
- bei Fehlen von IDRF komplette Tumorentfernung
- bei Fehlen tumorbedingter bedrohlicher Symptome keine weitere Therapie
- günstige Prognose und häufige Spontanregression von Resttumoren
- engmaschige Beobachtung an erfahrenen Einrichtungen
- Chemotherapie bei tumorassoziierten Symptomen
- z. B. reduzierter Allgemeinzustand, Ernährungsprobleme, Gewichtsverlust, respiratorischer Partial- oder Globalinsuffizienz, Hypotension, Hypertension, Leberversagen, Nierenversagen, Harntransportstörung, manifeste oder drohende symptomatische spinale Kompression
- Strahlentherapie in der niedrigen Risikogruppe nicht indiziert (Spätfolgen)
- bei Diagnosestellung operativer Eingriff zur Gewinnung von Tumorgewebe
Mittlere Risikogruppe
- Einschlusskriterien
- keine MYCN-Amplifikation
- INSS-Stadium 2 mit Nachweis Deletion/Imbalance Chromosom 1p
- INSS-Stadium 3 im Alter < 2 Jahre mit Nachweis Deletion/Imbalance Chromosom 1p
- INSS-Stadium 3 im Alter > 2 Jahre
- INRG-Stadium M im Alter < 18 Monate bei Diagnose
- Therapiekonzept
- bei Diagnosestellung operativer Eingriff zur Gewinnung von Tumorgewebe
- ggf. komplette Resektion, wenn intraoperativ unproblematisch und risikoarm
- kombiniertes Vorgehen
- postoperative Induktionschemotherapie
- Nach 2–4 Zyklen operative Entfernung des Primärtumors anstreben.
- anschließend Erhaltungstherapie
- konsolidierende Strahlentherapie des Resttumors
- nur bei inoperablem vitalem und lokalisiertem Resttumor und Alter > 18 Monate bei Diagnosestellung
- bei Diagnosestellung operativer Eingriff zur Gewinnung von Tumorgewebe
Hochrisikogruppe
- Einschlusskriterien
- alle Patient*innen mit Stadium M im Alter > 18 Monate
- alle Patient*innen mit MYCN-Amplifikation
- Therapiekonzept
- Biopsie, wenn Diagnose nicht aus Knochenmarksuntersuchung zu stellen ist.
- komplette Resektion des Primärtumors bei initialer OP nur, wenn das Risiko vertretbar erscheint.
- intensive multimodale Therapie
- Induktionschemotherapie, während der eine Resektion des Primärtumors (> als 95 % des Primärtumors) angestrebt wird.
- konsolidierende Hochdosischemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation
- ggf. Kombination mit 131I-mIBG-Therapie
- anschließende Post-Konsolidierungstherapie
- Strahlentherapie vor oder während der Erhaltungstherapie
- Biopsie, wenn Diagnose nicht aus Knochenmarksuntersuchung zu stellen ist.
Therapieoptionen
- Engmaschige Beobachtung2,4,12-13
- Insbesondere bei Säuglingen und Kindern der niedrigen Risikogruppe finden sich häufig Neuroblastome mit spontaner Regression.
- Bei niedrigem Risikoprofil mit günstiger Prognose ist ein abwartendes Verhalten gerechtfertigt.
- Dies beinhaltet engmaschige Verlaufskontrollen in spezialisierten Zentren.
- Chirurgie2,4
- Durchführung von Chirurg*innen mit Erfahrung in der Behandlung von Neuroblastomen
- Gewinnung von Tumormaterial für Diagnosesicherung und Staging
- vollständige Resektion des Primärtumors
- unklarer Vorteil gegenüber einer inkompletten Resektion
- Anzustreben, wenn vertretbar (keine hochriskanten oder verstümmelnden Eingriffe gerechtfertigt).
- Chemotherapie2,5
- Verschiedene Chemotherapie-Schemata kommen zum Einsatz.
- Induktionschemotherapie
- myeloablative Hochdosischemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation
- Einsatz von u. a. Ifosfamid, Cyclophosphamid, Dacarbazin, Melphalan, Adriamycin, Etoposid, Topotecan, Carboplatin, Cisplatin, Vincristin, Vindesin
- Verschiedene Chemotherapie-Schemata kommen zum Einsatz.
- 131I-mIBG-Therapie2
- intravenöser Applikation von131Iod-meta-Iodobenzylguanidine (131I-mIBG) bei mIBG-positivem Neuroblastom in der Szintigrafie
- Aufnahme in die Zellen des Neuroblastoms und selektive Schädigung des Tumorgewebes
- begleitende Schilddrüsenblockade mit Kaliumjodid
- Strahlentherapie2
- lokale Strahlentherapie der Primärtumorregion
- bei niedrigem Risiko verzichtbar, wenn nach Chemotherapie und Resektion kein aktiver Resttumor nachweisbar
- Effektivität der Bestrahlung von Metastasen noch unklar
- Post-Konsolidierungstherapie2,5
- 13-cis-Retinsäure
- Führt zur Ausdifferenzierung der Tumorzellen.
- Immuntherapie mit Anti-GD2-Antikörper Dinutuximab
- Nebenwirkungen: Schmerzen, akute-Phase-Reaktionen mit Fieber, Hypotension und Flüssigkeitsretention
- Einsatz nur in erfahrenen pädiatrisch-onkologischen Zentren
- 13-cis-Retinsäure
- Therapie des Opsoklonus-Myoklonus-Syndroms
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Klinischer Verlauf, Therapie und Prognose variieren in Abhängigkeit von Erkrankungsstadium und Alter bei Diagnose erheblich.1-2,4-5
Komplikationen
- Querschnittsymptomatik bei Infiltration des Tumors in den Spinalkanal
- Obstipation, Harnverhalt
- Atemnot
- Auftreten sekundärer Malignome
- Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom inkl. neurologische Residuen5,9
- Spätfolgen nach Radiochemotherapie2,5
- Innenohrschwerhörigkeit
- Hypothyreose
- fokale noduläre Hyperplasie der Leber
- Kardiomyopathie
- Nierenfunktionsstörungen
- Wachstumsstörungen
- Skoliose
- Sekundärmalignome
Prognose
- Überlebensraten bei Kindern unter 15 Jahren mit Neuroblastom3
- 5-Jahres-Überlebensrate von 80 %
- 15-Jahres-Überlebensrate von 77 %
- Im Langzeitverlauf Zweitmalignome bei 2,8 % der Betroffenen innerhalb von 30 Jahren nach Diagnosestellung (Zeitraum 1980–2013)3
- Neuroblastom tritt fast nie als Zweitmalignom auf.
- Prognose stark abhängig vom Stadium und Risikoprofil der Erkrankung1-3
- bei günstigem Risikoprofil teils spontane Regression und Überlebensraten von über 90 %
- bei Hochrisikokprofil trotz intensiver Therapie Überlebensraten von maximal 50 %
- Risikofaktoren2-3
- Alter > 18 Monate
- Nachweis einer Amplifikation im Onkogen MYCN
- Nachweis von Fernmetastasen
- Es ist abzusehen, dass in Zukunft molekulargenetische Faktoren an Bedeutung gewinnen und klinische prognostische Faktoren ergänzen oder ersetzen.2
Verlaufskontrolle
- Kontrolle während der Therapie und Nachsorge nach Therapieabschluss2
- Ziel: frühe Erkennung von Rezidiven und Spätfolgen
- regelmäßige Verlaufskontrollen abhängig vom Risikoprofil
- klinische und sonografische Verlaufskontrollen
- Schnittbilddiagnostik und funktionelle Bildgebung (123I-mIBG)
- ggf. Knochenmarkuntersuchung
- Nachsorge nach Radiochemotherapie
- Organdiagnostik zur Erkennung von Spätfolgen
- Bei stabilem Befund kann nach sorgfältiger Abwägung auf regelmäßige Knochenmarkpunktionen und funktionelle Bildgebungen verzichtet werden.
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Weitere Informationen
- Deutsche Kinderkrebsstiftung
- Kinderkrebsinfo.de: Neuroblastom
Patientenorganisationen
Quellen
Leitlinien
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Literatur
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Autor*innen
- Jonas Klaus, Arzt in Weiterbildung Neurologie, Freiburg im Breisgau
- Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).