Sarkome in Knochen und im Weichgewebe

Bei Sarkomen handelt es sich um eine Gruppe von seltenen Krebserkrankungen, die innerhalb von Knochen, Muskelgewebe, Fettgewebe, Bindegewebe sowie in Blutgefäßen oder Nerven entstehen.

Was ist ein Sarkom?

Definition

Bei Sarkomen handelt es sich um eine Gruppe von Krebserkrankungen, die in allen Körperregionen auftreten können. Es wird zwischen den beiden Hauptgruppen der Weichteil- und der Knochensarkome unterschieden:

  • Weichteilsarkome entstehen u. a. in Muskeln, Sehnen, Fettgewebe, Blut- und Lymphgefäßen sowie Nerven. Sie treten am häufigsten an den Armen, Beinen und am Körperstamm auf.
  • Die Knochensarkome umfassen hauptsächlich das Osteosarkom (am häufigsten in der Knieregion), Chondrosarkom und Ewing-Sarkom. Letzteres kommt vorwiegend im Bereich von Becken, Oberschenkel, Oberarm, Rippen und Schlüsselbein vor.

Symptome

Die Symptome und Anzeichen sind abhängig von der Lage und der Art des Sarkoms. Bei einem Knochensarkom sind die ersten Symptome häufig Schmerzen im betroffenen Bereich, die zunächst gerne einer Verletzung zugeschrieben werden. Meist dauert es 10–15 Wochen nach Auftreten der ersten Beschwerden bis zur Diagnosestellung.

Bei einem Weichteilsarkom sind die Symptome meist nicht charakteristisch, oft handelt es sich hier um eine schmerzfreie, heranwachsende Masse. Die Wachstumsrate variiert mit der Aggressivität des Geschwürs. Bei großen Tumoren sind Kribbelgefühle oder Gefühlsstörungen möglich. Warnsymptome sind:

  • schnelle Größenzunahme innerhalb von Wochen bis Monaten
  • Schmerzen in der betroffenen Region
  • Alter: über 50 Jahre
  • Schwellung in der Muskulatur der Extremitäten
  • Schwellung größer als 5 cm.

Ursachen

Die Ursachen der Erkrankung sind weitgehend unbekannt. Die Mehrzahl der Sarkome entsteht, ohne dass bei den Betroffenen Risikofaktoren erkennbar wären. Dennoch sind einige Faktoren bekannt, die möglicherweise bei der Entstehung der Erkrankung eine Rolle spielen:

  • Bestrahlung
  • Chemotherapie
  • Berufe mit Kontakt zu Polivinylchlorid oder Asbest 
  • Infektionen mit bestimmten Viren
  • einige genetische Syndrome.

Häufigkeit

Sarkome machen nur etwa 2 % aller Krebserkrankungen aus, die Zahl der Neuerkrankten in Deutschland wird auf durchschnittlich 7.000 pro Jahr geschätzt. Sarkome sind in allen Altersgruppen zu beobachten. Mit Ausnahme des Osteosarkoms und des Ewing-Sarkoms, die hauptsächlich bei Kindern und Jugendlichen auftreten, nimmt die Häufigkeit von Sarkomen mit dem Alter zu. Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen.

Untersuchungen

  • Bei Verdacht auf ein Sarkom werden Betroffene für die Diagnostik und Therapie zu Spezialist*innen in ausgewiesenen Sarkom-Zentren überwiesen.
  • Die Ultraschalluntersuchung ist häufig die erste Untersuchung bei Schwellungen in Weichteilen. Sie hilft grundsätzlich bei der Abgrenzung von gutartigen Tumoren (z. B. Lipom, Zyste, Abszess, Hämatom).
  • Röntgen ist bei Verdacht auf ein Knochensarkom angezeigt. Es werden Bilder des betroffenen Knochens und der benachbarten Gelenke angefertigt.
  • Bei den meisten Sarkomen ist die MRT das wichtigste bildgebende Verfahren. Mitunter wird auch eine CT, PET oder Skelettszintigrafie eingesetzt.
  • Zur Sicherung der Diagnose und zur Bestimmung des Tumortyps wird in der Regel eine Gewebeprobe entnommen (Biopsie) und untersucht.

Behandlung

  • Die Therapie richtet sich nach der Art und dem Stadium des Sarkoms. Je nachdem stehen Heilung oder Funktionserhaltung und Symptomlinderung im Vordergrund.
  • Folgende Therapieoptionen kommen in Betracht:
    • am häufigsten Operation mit Entfernung des Tumors
    • Strahlentherapie vor oder nach Operation
    • Chemotherapie nach Operation oder auch, wenn eine Operation nicht möglich ist.
    • Hitzebehandlung des Tumors (regionale Hyperthermie) in Kombination mit Chemotherapie.

Prognose

  • Die Prognose von Weichteilsarkomen ist u. a. abhängig von:
    • Tumorgröße
    • Subtyp
    • Körperlokalisation.
  • Am häufigsten metastasieren Sarkome in die Lunge.
  • 70–75 % der Betroffenen mit Weichteilsarkom an Arm oder Bein überleben die ersten 5 Jahre nach Diagnosestellung.
  • 50–70 % der Betroffenen mit Osteosarkom überleben die ersten 5 Jahre nach Diagnosestellung (bei Operation in Kombination mit Chemotherapie).
  • 50–75 % der Betroffenen mit Ewing-Sarkom überleben die ersten 5 Jahre nach Diagnosestellung (bei Operation in Kombination mit Chemotherapie).

Weitere Informationen

Autorin

  • Hannah Brand, Dr. med., Ärztin, Berlin

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Sarkome. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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