Spannungskopfschmerz

Der Spannungskopfschmerz ist die häufigste Art des Kopfschmerzes. In den meisten Fällen tritt der Kopfschmerz episodisch auf und hält vorübergehend an, aber bei einigen Betroffenen kann er häufiger auftreten oder chronisch werden.

Was ist der Spannungskopfschmerz?

Definition

Spannungskopfschmerz tritt typischerweise beidseitig auf und wird als Einengung oder Druck wahrgenommen. Die Schmerzstärke wird als leicht bis mittel angegeben.

Diese Art der Kopfschmerzen tritt entweder gelegentlich, manchmal häufiger und auch chronisch auf. Kopfschmerzen werden als chronisch bezeichnet, wenn sie während eines Zeitraums von mindestens 3 aufeinander folgenden Monaten an mehr als 15 Tagen pro Monat auftreten.

Symptome

Die Schmerzen werden oft als ein straffes Band über der Stirn und um den Kopf beschrieben, wie ein zu enger Hut. Sie treten typischerweise symmetrisch auf beiden Seiten des Kopfes auf. Der Kopfschmerz hat einen drückenden oder einengenden, aber nicht pulsierenden Charakter und ist von leichter bis mittlerer Intensität. Kopfschmerzepisoden dauern zwischen 30 Minuten und 7 Tagen an. Manche Betroffene können entweder lärm- oder lichtempfindlich sein. Der Kopfschmerz verschlimmert sich meistens nicht durch körperliche Aktivitäten wie Gehen oder Treppensteigen. Übelkeit oder Erbrechen treten nicht auf, lediglich beim chronischen Spannungskopfschmerz kann leichte Übelkeit vorkommen.

Ursachen

Spannungskopfschmerzen gehören zu den primären Kopfschmerzen, d. h. sie werden nicht durch eine andere Erkrankung verursacht.

Der Kopfschmerz ist vermutlich mit einer erhöhten Spannung in der Kopf- und Nackenmuskulatur verbunden, aber es steht nicht fest, ob dies eine Ursache oder eine Folge der Beschwerden ist. Schmerzen und Empfindlichkeit in den Muskeln und Muskelansätzen rund um den Kopf, Nacken und Hinterkopf treten bei manchen Betroffenen auf, aber nicht bei allen.

Psychischer Stress ist ein häufiger auslösender Faktor für den Spannungskopfschmerz. Oft verursacht bereits nur das, was als „normaler“ psychischer Stress bezeichnet wird, den Kopfschmerz bei Personen, die dafür anfällig sind. Manche Personen empfinden eher Schmerzen als andere. Wahrscheinlich können die Ursachen teilweise dadurch erklärt werden, dass die schmerzleitenden Nervenfasern bei Betroffenen empfindlicher sind.

Häufigkeit

  • Spannungskopfschmerz ist die häufigste Kopfschmerzform.
  • Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer.
  • Am häufigsten sind Erwachsene im erwerbsfähigen Alter betroffen.

Untersuchungen

  • Die Diagnose beruht in erster Linie auf der Beschreibung der typischen Symptome und dem Ausschließen anderer Ursachen.
  • Bei einer Untersuchung der Mobilität und Funktion des Nackens wird von dem Kopfschmerz unterschieden, bei dem die Beschwerden von den Nackenwirbeln her stammen.
  • Typische Befunde beim Spannungskopfschmerz können eine empfindliche Muskulatur und druckempfindliche Muskelansätze im Nacken sein; sie treten aber nicht bei allen Betroffenen auf.
  • Weitere Untersuchungen können sinnvoll sein, um andere Erkrankungen auszuschließen.

Kopfschmerzkalender

  • Es kann sehr hilfreich sein, einen sog. Kopfschmerzkalender (ein Tagebuch) zu verwenden, in dem die Beschwerden einige Wochen lang aufgezeichnet werden.
  • Damit können Kopfschmerzen und weitere Symptome im Verlauf dokumentiert und die Wirkung von Medikamenten erfasst werden.

Behandlung

  • Es ist wichtig zu wissen, dass die Schmerzen nicht von einer schweren Erkrankung verursacht werden.
  • Ein weiteres Ziel ist es, Schmerzen vorzubeugen und sie zu lindern.

Medikamente zur Akuttherapie

  • Bei akuten und kurz anhaltenden Episoden des Spannungskopfschmerzes wird der Gebrauch von Paracetamol oder nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), wie z. B. Ibuprofen, empfohlen.
  • Eine solche Therapie kann bei akuten Schmerzen sehr wirksam sein, die Medikamente sollten jedoch an nicht mehr als 10–15 Tagen pro Monat eingenommen werden.

Medikamente zur Vorbeugung

  • Zur Vorbeugung bei chronischen Spannungskopfschmerzen werden verschiedene Medikamente eingesetzt, die täglich über einen Zeitraum von mehreren Monaten eingenommen werden.
  • Die Medikamente sollten mit nichtmedikamentösen Behandlungsmaßnahmen kombiniert werden.
  • Mittel der 1. Wahl sind sog. trizyklische Antidepressiva (z. B. Amitryptilin), die eigentlich zur Behandlung von Depressionen verwendet werden.
  • Die Einnahme wird mit einer möglichst niedrigen Dosis begonnen und dann langsam gesteigert.
  • Die Wirkung kann erst nach ca. 4–8 Wochen beurteilt werden.

Weitere Maßnahmen

  • Physiotherapie, Manualtherapie, Stressbewältigungstraining und Biofeedback können hilfreich sein. Auch für Akupunktur gibt es vorsichtig positive Empfehlungen.
  • Bei akuten Spannungskopfschmerzen kann Pfefferminzöl in die Nacken- und Schläfenmuskulatur massiert werden. Die Anwendung kann nach Bedarf mehrfach täglich erfolgen und hat keine Nebenwirkungen.

Was können Sie selbst tun?

  • Sie können selbst verschiedene Entspannungstechniken erlernen, z. B. Muskelentspannung nach Jacobson.
  • Regelmäßiges Ausdauertraining 2- bis 3-mal wöchentlich (Joggen, Schwimmen, Fahrrad) wirkt vorbeugend.
  • Vermeiden Sie den übermäßigen Gebrauch von schmerzstillenden Medikamenten, da diese selbst Kopfschmerzen verursachen können (arzneimittelinduzierter Kopfschmerz).

Prognose

Für viele Patient*innen können Informationen über den Spannungskopfschmerz nützlich sein. Ihnen hilft es zu wissen, dass der Kopfschmerz eine normale Folge von Stress und anderen psychischen Belastungen ist und nicht gefährlich ist. Die meisten Betroffenen erfahren keine Beeinträchtigung ihrer allgemeinen Lebensführung und Arbeitsfähigkeit.

Gelegentlich auftretender Spannungskopfschmerz wird nicht chronisch. Häufiger auftretender Kopfschmerz (bis 14 Tage/Monat) hat ein gewisses Risiko, chronisch zu werden.

Die zu häufige Einnahme von Schmerzmitteln kann selbst zu chronischen Kopfschmerzen führen.

Weitere Informationen

Autor*innen

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
  • Caroline Beier, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Hamburg

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Spannungskopfschmerz. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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