Cluster-Kopfschmerz

Der Cluster-Kopfschmerz ist eine seltene, aber schwerwiegende Kopfschmerzerkrankung, geprägt von heftigen, schneidenden oder explosionsartigen Kopfschmerzen, die in immer wiederkehrenden Attacken auftreten. Meist sitzt der Schmerz hinter einem Auge.

Was sind Cluster-Kopfschmerzen?

Definition

Heftige Schmerzattacken, in der Regel hinter einem Auge auftretend
Heftige Schmerzattacken, in der Regel hinter einem Auge auftretend

Cluster-Kopfschmerzen sind heftige Schmerzattacken, die auf einer Seite des Kopfes, meist hinter einem Auge, lokalisiert sind. Sie treten in der Regel gehäuft (in Clustern) in Form von bis zu 8 Attacken pro Tag über einen Zeitraum von von 7 Tagen bis 1 Jahr auf. Zusätzlich bestehen weitere Symptome des autonomen Nervensystems auf der betroffenen Seite (s. u.). Cluster-Kopfschmerzen können episodisch (mit schmerzfreien Phasen von mindestens 3 Monaten Dauer) oder chronisch auftreten.

Symptome

Der Kopfschmerz ist einseitig, wobei die betroffene Seite bei manchen Patient*innen im Verlauf wechseln kann. Die Dauer des einzelnen Anfalls beträgt ohne Behandlung in der Regel zwischen 15 Minuten und 3 Stunden. Der Schmerz ist sehr heftig und hat einen schneidenden oder explosionsartigen Charakter. Zwischen den einzelnen Anfällen haben die Betroffenen in der Regel keine Kopfschmerzen.

Als Folgeerscheinung der Kopfschmerzen macht sich auf derselben Seite mindestens ein weiteres Symptom bemerkbar wie ein rotes Auge, Tränenfluss, verstopfte Nase, laufende Nase, ein geschwollenes Augenlid, Schwitzen im Bereich der Stirn und des Gesichts, eine verengte Pupille oder ein hängendes Augenlid. Nervosität und körperliche Unruhe während der Anfälle sind ebenfalls verbreitet.

Schmerzepisoden treten meist etwa zur selben Jahreszeit mit Häufung im Frühjahr oder Herbst auf. Typisch sind Attacken ca. 1 Stunde nach dem Einschlafen sowie in den frühen Morgenstunden.

Ursachen

Die Ursache der Erkrankung ist unbekannt. Man weiß jedoch, dass eine Fehlfunktion des nicht willensgesteuerten (autonomen) Nervensystems einen Teil des Krankheitsmechanismus darstellt. Es scheint eine Fehlregulation im Gehirn ursächlich zu sein. Zudem treten tages- und jahreszeitliche Häufungen von Cluster-Kopfschmerzepisoden auf, die auch eine hormonelle Fehlregulation nahelegen. 

In manchen Fällen besteht eine familiäre Veranlagung für Cluster-Kopfschmerzen.

Die Anfälle können durch Alkohol, Gerüche organischer Substanzen und Nitroglyzerin ausgelöst werden. Nitroglyzerin ist ein Herzmedikament, das z. B. bei Angina pectoris eingesetzt wird.

Häufigkeit

  • Der Cluster-Kopfschmerz ist eine seltene Erkrankung.
  • Männer sind dreimal so häufig betroffen wie Frauen.
  • Die Erkrankung tritt meist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren erstmals auf.
  • Etwa 10–20 % der Betroffenen leiden unter einer chronischen Form der Krankheit, bei der es keine oder nur kurze anfallsfreie Zeiträume gibt.

Untersuchungen

  • Die Diagnose wird auf der Grundlage des typischen Krankheitsverlaufs und der Befunde während der Attacken gestellt. Zwischen den Anfällen zeigt die Untersuchung keine Auffälligkeiten.
  • Blutuntersuchungen können die Krankheit nicht nachweisen.
  • Bei der Erstdiagnose kann jedoch eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Gehirns sinnvoll sein, um andere Ursachen auszuschließen.

Behandlung

  • Ziel der Behandlung ist die Schmerzlinderung während der Attacken und die Vermeidung weiterer Attacken.
  • Medikamente können bei akuten Anfällen und zur Vorbeugung eingesetzt werden.

Akutbehandlung

  • Normale Schmerzmittel sind beim Cluster-Kopfschmerz wirkungslos.
  • Die am häufigsten verwendeten Mittel zur Akutbehandlung sind Triptane.
  • Die beste Wirkung erreicht man, indem man das Medikament in Form einer Spritze unter die Haut verabreicht. Alternativ kann ein Nasenspray genutzt werden. Triptane wirken gut – sie verringern sowohl die Intensität als auch die Dauer der Attacke.
  • Auf einen Übergebrauch der Triptane, was wiederum einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz auslösen kann, sollte geachtet werden. 
  • Die Behandlung mit Sauerstoff über eine Maske für etwa 15 Minuten kann bei vielen Patient*innen den Schmerz lindern oder ganz beseitigen. Sie ist jedoch etwas unpraktisch (man braucht eine Sauerstoff-Flasche), dafür aber kostengünstig und ungefährlich.

Vorbeugende Behandlung

  • Wenn häufig schwere Anfälle auftreten oder der Cluster-Kopfschmerz chronisch wird, ist eine vorbeugende Behandlung sinnvoll. 
  • Vorbeugend können Medikamente mit schnellem Wirkungseintritt eingesetzt werden, die jedoch nicht für eine Langzeitbehandlung geeignet sind. Dazu gehören Kortison, Ergotamin und langwirksame Triptane.
  • Bei chronischem Cluster-Kopfschmerz oder langanhaltenden Episoden wird eine Dauertherapie empfohlen. Dazu werden Verapamil, Lithium oder Topiramat verwendet.
  • Zusätzlich kann der Vagusnerv über Elekroden auf der Haut stimuliert werden.
  • Wenn alle anderen Maßnahmen nicht wirksam waren, kann auch eine Operation erwogen werden, bei der ein kleiner Nervenstimulator eingesetzt wird.

Prognose

Die einzelnen Episoden dauern beim Cluster-Kopfschmerz meist 8–12 Wochen, können aber auch länger oder kürzer sein.

Ca. 80 % der Patient*innen mit episodischem Cluster-Kopfschmerz behalten diese Form, bei den übrigen findet ein Übergang in eine chronische Form oder gemischte Form statt. Bei ca. 10 % der Betroffenen verschwinden die Kopfschmerzen mit der Zeit von selbst.

Weitere Informationen

Autor*innen

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
  • Caroline Beier, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Hamburg

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Cluster-Kopfschmerz. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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