Chronische Diarrhö

Prüfungsrelevant für die Facharztprüfung Allgemeinmedizin1

  • Fallbeispiele mit Diarrhö
  • Differenzialdiagnose Reizdarm

Allgemeine Informationen

  • Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-3

Definition

  • Eine chronische Diarrhö liegt vor, wenn über einen Zeitraum von mehr als 4 Wochen mehr als 3-mal täglich dünnflüssiger Stuhl abgesetzt wird.
  • Ursächlich ist ein Ungleichgewicht zwischen Sekretion und Resorption im Gastrointestinaltrakt. 
    • verringerte Resorption
    • erhöhte Sekretion von Flüssigkeit
    • zu schnelle Darmpassage
  • Bei verschiedenen Darmerkrankungen können diese Mechanismen kombiniert vorliegen.

Einteilung

Malabsorptive und osmotische Diarrhö

  • Infolge einer Malabsorption bestimmter Nahrungsmittel, z. B. von Laktose im Falle von Laktasemangel, kommt es zu einer Wasseranreicherung.
  • Typisch ist, dass die Diarrhö durch Vermeiden des Nahrungsmittels (Diät) verschwindet.
  • Kurzdarmsyndrom, Laktoseintoleranz

Sekretorische Diarrhö

  • Aktive oder passive Sekretion von Wasser und/oder Elektrolyten, z. B. aufgrund einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, eines Malignoms oder infolge einer hormonellen oder metabolischen Diarrhö.
  • Beispielsweise Verner-Morrison-Syndrom
  • Meist voluminöse Diarrhö, die durch Diät nicht verschwindet und auch nachts besteht.
  • ETEC, Cholera

Veränderungen der Darmmotilität

  • Primär (z. B. Reizdarm) – oder –
  • Sekundär, z. B. bei:
    • diabetischer Enteropathie
    • osmotischer oder sekretorischer Diarrhö
    • Laxanziendauereinnahme.

Exsudativ-entzündliche Diarrhö

Hypermotile Diarrhö

Häufigkeit

  • Bevölkerungsstudien belegen, dass etwa 3–5 % der Bevölkerung permanent oder phasenweise an einer chronischen Diarrhö leiden.

Diagnostische Überlegungen

Häufige Ursachen

Seltenere Ursachen

  • NSAR-Enteropathie
  • Malignom, z. B. obstruierender Darmtumor, Lymphom, neuroendokriner Tumor
  • Proteinverlust-Enteropathie
  • Graft-versus-host-Reaktion
  • Tropische Sprue
  • Intestinale Lymphangiektasie/gestörte Lymphdrainage
  • Endokrine Erkrankungen, z. B. Hypoparathyreoidismus, M. Addison
  • A-beta-Lipoproteinämie
  • Leberversagen
  • Variables Immundefektsyndrom (CVID)
  • Amyloidose

Alter als zusätzlicher Hinweis

  • Bei Jüngeren ist vor allem die Möglichkeit eines Reizdarms oder einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung in Betracht zu ziehen.
  • Bei Älteren sollte ein kolorektales Karzinom ausgeschlossen werden, bei Hochbetagten liegt jedoch häufiger eine verstopfungsbedingte Diarrhö vor („paradoxe Diarrhö“).
  • Wässrige Diarrhö
    • z. B. Reizdarm, mikroskopische Kolitis bei älteren Patient*innen
  • Malabsorptionsdiarrhö (Fettstuhl)
    • z. B. Zöliakie, intestinaler Bypass, mesenteriale Ischämie, bakterielle Überbesiedelung des Darms, Giardiasis

Konsultationsgrund

  • Lediglich jeder vierte von chronischer Diarrhö Betroffene begibt sich in ärztliche Behandlung.

Abwendbar gefährliche Verläufe

ICPC-2

  • D11 Durchfall

ICD-10

  • Nach ICD-10-GM Version 20224
    • R19.4 Veränderungen der Stuhlgewohnheiten
    • K92.9 Krankheit des Verdauungssystems, nicht näher bezeichnet

Differenzialdiagnosen

  • Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-3

Reizdarmsyndrom

  • Siehe Artikel Reizdarmsyndrom.
  • Funktionelle Erkrankung
  • Unterschiedliche Formen: diarrhöprädominantes Reizdarmsyndrom (Durchfall, RDS-D), obstipationsprädominantes Reizdarmsyndrom (Verstopfung, RDS-O)
  • Diagnosekriterien
    • seit mehr als 3 Monaten anhaltende darmbezogene Beschwerden, z. B. Blähungen, Bauchschmerzen
    • Die Betroffenen suchen Hilfe, weil ihre Lebensqualität durch die Beschwerden beeinträchtigt ist.
    • Es gibt keine anderen Krankheitsbilder, die die Symptomatik erklären würden (Ausschlussdiagnose).
  • Rezidivierende Beschwerden, typischerweise in Form von:
    • veränderlichen Stuhlgewohnheiten
    • Schmerzen im unteren Abdomen
    • Meteorismus
    • Linderung bei Defäkation und Flatusabgang.
  • Häufig gleichzeitiges Bestehen anderer funktioneller Beschwerden bei Menschen, die sehr sensibel sind oder unter psychischem Stress leiden.
  • Afebril, keine Anzeichen einer Peritonitis

Chronischer Missbrauch von Laxanzien

  • Meist Frauen, die Laxanzien zur Gewichtsreduktion einsetzen.
  • Mögliche Begleitsymptome
    • Muskelschwäche
    • Bauchschmerzen
    • Gewichtsabnahme
    • periphere Ödeme
    • muskuloskelettale Schmerzen
  • Evtl. Elektrolytverschiebungen
  • Diagnostik – Rektoskopie und Biopsie
    • unauffällige Schleimhaut, evtl. leichte entzündliche Veränderungen oder Melanose als direkte Arzneimittelwirkung von Laxanzien

Darminfektion

  • Siehe Artikel Reisediarrhö.
  • Fieber, sonstige Infektionssymptome, häufig nach einem Aufenthalt im Ausland

Lebensmittelintoleranz/Lebensmittelallergie

  • Siehe Artikel Nahrungsmittelallergie und Nahrungsmittelintoleranz.
  • Sowohl Kinder als auch Erwachsene sind betroffen. Häufig liegen bei diesen eine bekannte Atopie oder andere allergische Erkrankungen vor.
  • Anomale Reaktion auf Lebensmittel, die nach Mahlzeiten auftritt. Die Symptome können die Augen, die Nase, die Lunge, die Haut und den Darm betreffen.
  • Die häufigsten Symptome:
    • Diarrhö
    • Bauchschmerzen, Meteorismus
    • Unwohlsein, Übelkeit, Erbrechen.
  • Klinisch meist unauffällig
  • Ggf. IgE-Antikörper und Haut-Prick-Test erfolgen, um allergische Reaktionen von Störungen der Nahrungsmitteldigestion oder -absorption zu unterscheiden.
  • Evtl. Ausschlussdiät oder Lebensmittel-Provokationstest (Überweisung zur Gastroenterologie)

Malabsorption oder -digestion

  • Laktoseintoleranz (-maldigestion)
    • Angaben zur Prävalenz in Deutschland variieren im Bereich 15–20 %.5
    • Mangel an dem Enzym Laktase in der Schleimhaut des Dünndarms, der eine Intoleranz gegenüber Milch und Milchprodukten verursacht. Nach einer Gastroenteritis und bei unbehandelter Zöliakie kommt es häufig vorübergehend zu einer Laktoseintoleranz.
    • Zu den Symptomen zählen vermehrte Krämpfe, Völlegefühl, Blähungen und wässrige Diarrhö.
    • Diagnostik
      • nach oraler Laktoseaufnahme Messung der Blutglukose oder H2-Atemtest (sensitiver)
  • Fruktosemalabsorption
    • häufig mit einer Laktosemaldigestion und mit einer Sorbitunverträglichkeit vergesellschaftet
    • Prävalenz in Europa 15–25 %5
    • Oft schon 30 min nach Nahrungsaufnahme treten Meteorismus, Flatulenz, Übelkeit, abdominelle Krämpfe und osmotische Diarrhöen auf.
    • Diagnose mittels Fruktosebelastungstest (H2-Atemtest)

Obstipationsbedingte Diarrhö

  • Oft bei Kindern und älteren Patient*innen
  • Altersbedingte Motilitätsstörungen und Immobilität können dazu beitragen.
  • Obstipation, die zu einer „Pseudostenose“ führt (Koprostase); durch bakterielle Vergärung wird der Stuhl schließlich dünnflüssig.

Colitis ulcerosa

  • Siehe Artikel Colitis ulcerosa.
  • Meist sind jüngere Menschen betroffen. Die Prävalenz liegt bei 2–3/1.000.
  • Vermutlich Darmbarrierestörung, die bei Menschen mit genetischer Prädisposition auftritt und mit einer komplexen immunologischen Reaktion einhergeht.
  • Diffuse, unspezifische Schleimhautentzündung, die nahezu immer das Rektum betrifft und sich auf das distale oder das gesamte Kolon, nicht jedoch auf den Dünndarm, ausbreiten kann.
  • Zu den Symptomen zählen:
    • sehr häufiger Stuhlgang (5–15)
    • Blut, Eiter und Schleim im Stuhl
    • rektale Tenesmen
    • geschwächter Allgemeinzustand.
  • In der inaktiven Phase meist klinisch unauffällig; akute Phase häufig mit Fieber, Tachykardie und Anämie
  • Diagnostik: Koloskopie und Biopsie

Morbus Crohn

  • Siehe Artikel Morbus Crohn.
  • Häufig sind jüngere Patient*innen betroffen.
  • Segmentäre, granulomatöse, transmurale Entzündung des Magen-Darm-Trakts; vermutlich autoimmunes Geschehen
  • Diagnosestellung auf Basis des klinischen Erscheinungsbilds und der Kombination aus endoskopischen, histologischen, radiologischen und laborchemischen Befunden
  • Bei 25 % der Betroffenen besteht lediglich eine Kolitis, bei 50 % eine Kolitis und eine Dünndarmaffektion und bei 25 % nur eine Dünndarmaffektion.
  • Das klinische Bild ist vielfältig und gekennzeichnet durch unblutige Diarrhö, kolikartige Schmerzen und perianale Beschwerden.
  • Mögliche klinische Manifestationen
    • akute Malabsorption
    • Subileus
    • Raumforderungen
    • perianale Fisteln und Abszesse
  • Diagnostik

Mikroskopische Kolitis

  • Siehe Artikel Mikroskopische Kolitis.
  • Kollagene oder lymphozytäre Variante
  • Inzidenz: ca. 9/100.0006
  • Leitsymptom: anhaltender dünnflüssiger, unblutiger Durchfall
  • Klinisch meist unauffällig
    • auch in der Koloskopie makroskopisch meist unauffällig, aber typische histopathologische Veränderungen in der Biopsie
  • Meist selbstlimitierend
  • Absetzen von auslösenden Medikamenten wie NSAR oder Protonenpumpenhemmern
  • Ggf. Behandlung mit Budesonid

Ischämische Kolitis

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.7
  • Siehe Artikel Darmischämie.
  • Ischämie eines Kolonabschnitts, meist aufgrund von Atherosklerose oder Thromboembolie, z. B. bei Vorhofflimmern oder postoperativ nach Eingriffen an der Aorta
  • Mortalität ca. 9–17 %8 – eine schnelle Diagnose ist entscheidend!
  • Akutphase
    • plötzlich einsetzende Symptome
    • starke Bauchschmerzen
    • heftige Peristaltik
    • Erbrechen
    • Diarrhö
  • Im weiteren Verlauf Darmparalyse
  • Oft große Diskrepanz zwischen den starken Schmerzen der Betroffenen und den geringen objektiven klinischen Befunden
  • Diagnostik
    • Blutbild (Leukozytose)
    • CT (mesenteriale Ischämie?)
    • Koloskopie
  • Therapie meist operativ

Chronische Pankreatitis

  • Siehe Artikel Chronische Pankreatitis.
  • Alkohol und Rauchen
  • DD Autoimmunpankreatitis
  • Durchfall infolge exokriner Organstörung und Malabsorption
  • Rezidivierende Attacken starker Schmerzen im Abdomen
  • Die Schmerzen strahlen häufig in den Rücken aus. Im späten Krankheitsverlauf:
  • Diagnostik
    • Labor
      • Die Pankreas-Isoamylase, das Trypsin oder die Lipase im Serum können erniedrigt sein.
      • Häufig ist die Elastase im Stuhl erniedrigt.
    • Bildgebung

Zöliakie

  • Siehe Artikel Zöliakie.
  • Tritt meist im Säuglings- oder Kleinkindesalter auf, kann aber in jedem Alter diagnostiziert werden.
  • Autoimmunreaktion der Dünndarm-Mukosa, getriggert durch Exposition gegenüber Antigenen verschiedener Getreidearten (Gluten)
  • Typische Symptome
    • voluminöser/übelriechender/fettiger Stuhl
    • Meteorismus
    • Mangelernährung und Gedeihstörung
  • Häufig symptomarmer Verlauf
  • Diagnostik
    • IgA-Antikörper gegen Gewebstransglutaminase oder Endomysium
    • Gastroduodenojejunoskopie mit Dünndarmbiopsie (Zottenatrophie)

Kolonkarzinom

  • Siehe Artikel Kolorektales Karzinom.
  • Inzidenz 40/100.000. Die Inzidenz verdoppelt sich nach dem 40. Lebensjahr alle 10 Jahre.
  • Das Lebenszeitrisiko, an einem kolorektalen Karzinom zu erkranken, liegt bei 5–6 %, wobei die Wahrscheinlichkeit mit dem Alter > 50 Jahre deutlich ansteigt.
  • Häufig sind die Erkrankten lange beschwerdefrei. Neu auftretende Obstipationen oder Veränderungen der Stuhlgewohnheiten können auf die Erkrankung hindeuten.
  • Distale Tumoren verursachen eher Symptome als proximale.
  • In der Regel ist der klinische Befund zunächst unauffällig, evtl. liegt ein palpabler rektaler Tumor vor.
  • Mögliche Frühsymptome
  • Diagnostik
    • Koloskopie
    • ggf. MRT oder CT

Rektumkarzinom

  • Siehe Artikel Kolorektales Karzinom.
  • Adenokarzinome machen etwa 95 % der Tumoren in Kolon und Rektum aus.
  • Spätsymptome sind Blut auf dem Stuhl, Stuhlunregelmäßigkeiten und Schmerzen.
  • Die Patient*innen haben bei der Defäkation u. U. das Gefühl, den Darm nur teilweise zu entleeren.
  • Diagnostik

Hyperthyreose

  • Siehe Artikel Hyperthyreose.
  • Sonstige Symptome und Beschwerdebilder eines gesteigerten Stoffwechsels, z. B.
    • Angst- und Unruhezustände
    • Hyperhidrosis
    • Tachykardie
    • Exophthalmus
    • Bluthochdruck

Arzneimittelinduziert

Weitere Ursachen

Anamnese

  • Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-3

Abklären

  • Stuhlkonsistenz?
  • Stuhlfrequenz?
    • ≥ 3 lockere Stühle bei chronischer Diarrhö?
  • Wie lange besteht die Diarrhö?
    • > 4 Wochen = chronische Diarrhö

Allgemeinsymptome

  • Warnzeichen (schwere Infektion? chronisch entzündliche Erkrankung? evtl. Malignom?)
    • Gewichtsabnahme, allgemeines Krankheitsgefühl
    • Fieber
    • Übelkeit, Erbrechen – können auch hindeuten auf:
      • bakterielle Überwucherung des Dünndarms
      • Diabetes
      • Koprostase.

Alarmsymptome

Konsistenz des Stuhls

Breiiger und voluminöser Stuhl

  • Hell und unangenehm riechend, schwimmt in der Toilette?
    • Anzeichen einer Malabsorption
    • An Zöliakie oder Erkrankung des Pankreas oder der Gallenwege denken. 

Blut und Schleim im Stuhl

Phasenweise Diarrhö im Wechsel mit festem Stuhl, Schleim

Fettreicher, fettig glänzender Stuhl

  • Anzeichen einer Steatorrhö und einer gestörten Verdauung von Nahrungsfetten, z. B. bei Pankreasinsuffizienz oder zystischer Fibrose

Vorausgegangene Obstipation

  • Siehe Artikel Obstipation.
  • Verstopfungsbedingte Diarrhö („paradoxe Diarrhö“)?
  • Bei wiederholtem Wechsel von Obstipation und Diarrhö: Reizdarm?

Weitere anamnestische Hinweise

Wirkung einer geeigneten Diät

  • Diarrhö verschwindet: Anzeichen einer osmotischen Diarrhö.
  • Diarrhö hält an: Anzeichen einer sekretorischen Diarrhö.

Auslandsaufenthalt oder Epidemie

Schmerzen im Abdomen

Symptome anderer Organsysteme

  • Augen, Gelenke, Muskulatur, Haut: Chronisch entzündliche Darmerkrankung ist in Betracht zu ziehen.

Endokrine Erkrankung

Verzehr von Milch

  • Vorsicht bei anhaltender Diarrhö nach einer Gastroenteritis bei Kindern!

Allergie oder Überempfindlichkeit

  • In Verbindung mit bestimmten Lebensmitteln, besonders nach Mahlzeiten, Anzeichen einer anderen allergischen Erkrankung?
  • Diagnostische Abklärung kann aufwändig sein.

Medikamente

  • Mögliche Nebenwirkungen überprüfen.
  • Insbesondere nach der Einnahme von Laxanzien fragen.
  • Verdacht auf Laxanzienabusus: Hinweise auf Essstörung?

Magen-Darm-Resektionen

  • Bakterielle Fehlbesiedlung (Blindsacksyndrom)?
  • Kurzdarmsyndrom?

Bestrahlung

Klinische Untersuchung

  • Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-3

Allgemeines

  • Häufig unauffälliger klinischer Befund

Allgemeinzustand

Klinische Zeichen

Spezielle Faktoren

Abdomen

  • Narben nach vorausgegangenen Operationen
  • Druckschmerz?
  • Raumforderungen?

Anal- und Rektalbereich

Ergänzende Untersuchungen

  • Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-3

In der Hausarztpraxis

Labor

Mikrobiologie

Bei Spezialist*innen

Wasserstoff-Exhalationstest (H2-Atemtest)

Rektoskopie

  • Suche nach Entzündungen und Tumoren
  • Blutungen deuten auf eine entzündliche Ursache hin.
  • Bei einer Diarrhö liegt häufig eine leichte Proktitis als unspezifischer Befund vor.

Koloskopie

  • Primäruntersuchung, mit der viele mögliche Ursachen erkannt werden können.
    • Sie ist bei Blut im Stuhl sowie bei einem anderweitigen Verdacht auf eine organische Erkrankung indiziert.
  • Erscheint die Schleimhaut makroskopisch gesund, sollte das Gewebe insbesondere im Hinblick auf CED und mikroskopische Kolitis (kollagene, lymphozytäre) histopathologisch untersucht werden.

Gastroskopie, Dünndarmbiopsie

  • Es kann eine Dünndarmbiopsie und ggf. eine Aspiration von Duodenalsekret zum Nachweis von Giardia lamblia durchgeführt werden.
  • Bei Verdacht auf eine Zöliakie sollte eine Gastroskopie mit Duodenalbiopsien vorgenommen werden.

Sonografie, CT, MRT, MRCP

  • Diese Untersuchungen können Gastroskopie bzw. Koloskopie ergänzen bzw. bei unklaren Befunden eingesetzt werden.

Maßnahmen und Empfehlungen

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Indikationen zur Überweisung

  • Weitere gastroenterologische Abklärung (z. B. Koloskopie/Dünndarmbiopsie)

Indikationen zur Krankenhauseinweisung

  • Bei Alarmsymptomen: Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, allgemeinem Krankheitsgefühl, reduziertem Allgemeinzustand und Anämie!

Empfehlungen für Patient*innen

  • Loperamid zeigt eine gute symptomatische Wirkung, auch bei Stuhlinkontinenz. Es sollte jedoch nicht dauerhaft angewandt werden.
    • Kontraindikationen u. a. Fieber, blutige Diarrhö, antibiotikaassoziierte Durchfälle, bakterielle Infektionen mit darminvasiven Erregern, akuter Schub einer Colitis ulcerosa
    • Dosierung: 2−4 mg, 3- bis 4-mal tgl.
  • Besteht der Verdacht auf eine Laktoseintoleranz, sollte auf laktosefreie Milchprodukte zurückgegriffen oder Laktase substituiert werden.
  • Eine faserreiche Ernährung kann bei Reizdarm und Obstipation indiziert sein.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Ulzeröses Kolonkarzinom.jpg
Ulzeröses Kolonkarzinom (mit freundlicher Genehmigung von endoskopiebilder.de, Immanuel Albertinen Diakonie gGmbH, Hamburg)
Crohn-Ulkus im Sigma.jpg
Crohn-Ulkus im Sigma (mit freundlicher Genehmigung von endoskopiebilder.de, Immanuel Albertinen Diakonie gGmbH, Hamburg)
Ileitis terminalis_ Morbus Crohn.jpg
Ileitis terminalis (M. Crohn) (mit freundlicher Genehmigung von endoskopiebilder.de, Immanuel Albertinen Diakonie gGmbH, Hamburg)
Colitis ulcerosa mit mittlerer Aktivität.jpg
Colitis ulcerosa mit mittlerer Aktivität (mit freundlicher Genehmigung von endoskopiebilder.de, Immanuel Albertinen Diakonie gGmbH, Hamburg)

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien. AWMF-Leitlinie Nr. 061-031. S2k, Stand 2021. www.awmf.org

Literatur

  1. Lohnstein M, Eras J, Hammerbacher C. Der Prüfungsguide Allgemeinmedizin - Aktualisierte und erweiterte 3. Auflage. Augsburg: Wißner-Verlag, 2018.
  2. Arasaradnam RP, Brown S, Forbes A, et al. Guidelines for the investigation of chronic diarrhoea in adults: British Society of Gastroenterology, 3rd edition. Gut 2018;67:1380-1399. gut.bmj.com
  3. Campbell S, Kalla R. Assessment of chronic diarrhoea. BMJ Best Practice. Last reviewed: 11 Aug 2022; last updated: 13 Jan 2021 bestpractice.bmj.com
  4. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI): ICD-10-GM Version 2022. Stand 17.09.2021 www.dimdi.de
  5. Raithel M, Weidenhiller M, Hagel AFK, Hetterich U, Neurath MF, Konturek PC. Kohlenhydratmalassimilation häufig vorkommender Mono- und Disaccharide - Abgestuftes diagnostisches Vorgehen und Differenzialdiagnosen. Dtsch Ärztebl Int 2013; 110: 775-82. www.aerzteblatt.de
  6. Tong J, Zheng Q, Zhang C, et al. Incidence, prevalence, and temporal trends of microscopic colitis: A systematic review and meta-analysis. Am J Gastroenterol 2015; 110: 265-76. doi:10.1038/ajg.2014.431 DOI
  7. Moszkowicz D, Mariani A, Trésallet C, Menegaux F. Ischemic colitis: the ABCs of diagnosis and surgical management. J Visc Surg 2013; 150: 19-28. doi:10.1016/j.jviscsurg.2013.01.002 DOI
  8. Choi SR, Jee SR, Song GA, et al. Predictive Factors for Severe Outcomes in Ischemic Colitis. Gut Liver 2015; 9: 761-6. doi:10.5009/gnl15167 DOI
  9. Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien. AWMF-Leitlinie Nr. 061-031, Stand 2021 www.awmf.org

Autor*innen

  • Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
  • Jens-Martin Träder, Prof. Dr. med., Arzt für Allgemeinmedizin, Institut für Allgemeinmedizin, Universität Lübeck (Review)
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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