Subphrenischer Abszess

Zusammenfassung

  • Definition:Abszess unterhalb des Zwerchfells.
  • Häufigkeit:Selten, genaue Zahlen unbekannt.
  • Symptome:Häufig postoperativ auftretendes hohes Fieber ohne erkennbare Ursache; unspezifische lokale Symptome.
  • Befunde:Verschlechterung des Allgemeinzustands, Fieber, postoperativ auftretende Bauchschmerzen.
  • Diagnostik:Die Diagnose erfolgt mittels Ultraschall und ggf. Abdomen-CT.
  • Therapie:Abszessdrainage, ggf. Antibiotikatherapie.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Abszess unterhalb des Zwerchfells, häufig auf der rechten Seite1

Häufigkeit

  • Bei etwa 3 % der viszeralchirurgischen Eingriffe in Deutschland kommt es postoperativ zu einer Peritonitis.2
  • Genaue Zahlen für den subphrenischen Abszess sind nicht bekannt.3

Ätiologie

  • Meist postoperativ3
  • Als Folge anderer intraabdomineller Infektionen wie z. B. bei Ulkusperforation, Cholezystitis oder Appendizitis
  • Posttraumatisch

Prädisponierende Faktoren

  • Intraabdominelle Operationen
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
  • Diabetes mellitus

ICPC-2

  • D99 Erkrankung Verdauungsyst., andere

ICD-10

  • K65 Peritonitis
    • K65.0 Akute Peritonitis
  • T81.4 Komplikationen bei Eingriffen, anderenorts nicht klassifiziert
    • T81.4 Infektion nach einem Eingriff, anderenorts nicht klassifiziert

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Verdachtsdiagnose anhand Anamnese und klinischem Bild
  • Darstellung des Abszesses mit Ultraschall oder anderen bildgebenden Verfahren

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Postoperativ auftretendes Fieber (intermittierend oder kontinuierlich)
  • Schmerzen im Oberbauch
  • Ggf. Schmerzen im unteren Brustkorb oder in der ipsilateralen Schulter, verstärkt bei Inspiration
  • Bei begleitendem Pleuraerguss können Dyspnoe und Husten auftreten.

Klinische Untersuchung

  • Reduzierter Allgemeinzustand
  • Fieber
  • Je nach Abszesslokalisationen können abdomineller Druckschmerz im rechten oder linken oberen Quadranten sowie eine lokalisierte oder generalisierte Abwehrspannung auftreten.3
  • Ggf. basal abgeschwächtes Atemgeräusch bei Auftreten eines ipsilateralen Pleuraergusses
  • Tachykardie
  • Hypotension

Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

  • Sonografische Darstellung des Abszesses
  • Ggf. Labor (Blutbild, CRP), dies ist jedoch nur bei unklaren Befunden sinnvoll, bei Verdacht auf einen subphrenischen Abszess empfiehlt sich die zeitnahe Klinikeinweisung.

Diagnostik bei Spezialist*innen

  • Abdomen-CT4
  • Ggf. Röntgen-Thorax oder Pleurasonografie bei V. a. Pleuraerguss3
  • Kultur aus drainiertem Abszessinhalt

Indikationen zur Klinikeinweisung

  • Einweisung bei Verdacht auf die Erkrankung

Therapie

Therapieziele

  • Infektion sanieren.
  • Ggf. Ursache beheben.

Allgemeines zur Therapie

  • Kleine subphrenische Abszesse können sich auch ohne Therapie zurückbilden.
  • In der Regel ist aber eine perkutane oder endoskopische Drainage erforderlich.5

Medikamentöse Therapie

Operative Behandlung

  • Größere, zugängliche Abszesse sind ultraschallgesteuert perkutan oder auch endoskopisch zu drainieren.5-6
  • In seltenen Fällen kann auch eine offen chirurgische Drainage indiziert sein.
    • Eine chirurgische Drainage ist erforderlich, wenn die perkutane Drainage nicht die gewünschte Wirkung erzielt oder die ultraschallgesteuerte Drainage nicht durchführbar ist.4

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Komplikationen

  • Atelektase und konsekutive Pneumonie
  • Generalisierte Peritonitis
  • Sepsis
  • Multiorganversagen

Prognose

  • Durch frühzeitige Diagnose und Therapie kann die Komplikationsrate deutlich gesenkt werden.
  • Bei schwerer Sepsis liegt die Mortalitätsrate bei 18–30 %.7

Quellen

Literatur

  1. Nassour I, Fang SH. Gastrointestinal perforation. JAMA Surg 2015; 150:177. PubMed
  2. Baum P, Diers J, Lichthardt S, Kastner CN, et al. Mortality and complications following visceral surgery—a nationwide analysis based on the diagnostic categories used in German hospital invoicing data. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 739–46. DOI: 10.3238/arztebl.2019.0739 www.aerzteblatt.de
  3. Ravi GK, Puckett Y. Subphrenic Abscess. In: StatPearls, Treasure Island (FL) www.ncbi.nlm.nih.gov
  4. Esmann L, Suttorp N. Intraabdominale Infektionen und Abszesse. In: Suttorp N, Möckel M, Siegmund B, Dietel M, Hrsg. Harrisons Innere Medizin. 19. Auflage. Berlin: ABW Wissenschaftsverlag; 2016. eref.thieme.de
  5. John E. Mazuski, Jeffrey M. Tessier, et al.The Surgical Infection Society Revised Guidelines on the Management of Intra-Abdominal Infection.Surgical Infections.Jan 2017.1-76.http://doi.org/10.1089/sur.2016.261 www.liebertpub.com
  6. Morita S, Kamimura K, Suda T, et al. Endoscopic ultrasound-guided transmural drainage for subphrenic abscess: report of two cases and a literature review. BMC Gastroenterol. 2018 Apr 27;18(1):55. doi: 10.1186/s12876-018-0782-2. PMID: 29699494; PMCID: PMC5921389. www.ncbi.nlm.nih.gov
  7. Hecker A, Reichert M, Reuß CJ, et al. Intra-abdominal sepsis: new definitions and current clinical standards. Langenbecks Arch Surg. 2019 May;404(3):257-271 pubmed.ncbi.nlm.nih.gov

Autor*innen

  • Bonnie Stahn, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Hamburg
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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