Dieulafoy-Läsion

Zusammenfassung

  • Definition:Gastrointestinale Blutung aus einem dilatierten, submukösen Gefäß, meist des Magens.
  • Häufigkeit:Es handelt sich um eine seltene Erkrankung.
  • Symptome:Rezidivierende gastrointestinale Blutungen.
  • Befunde:Hämatemesis, Teerstuhl, Anämie, hämodynamische Instabilität.
  • Diagnostik:Labor, Endoskopie.
  • Therapie:Endoskopisch durch Clipping, Ligatur oder Koagulation. Chirurgisch oder durch angiografische Embolisation.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Seltene Ursache rezidivierender gastrointestinaler Blutungen ohne zugrunde liegendes Ulkus1
  • Die Dieulafoy-Läsion (auch Exulceratio simplex oder Dieulafoy-Ulkus) ist eine submuköse großkalibrige Arterie des Gastrointestinaltrakts mit geschlängeltem Verlauf. Statt sich zu verzweigen, steigt die Arterie bis zur Mukosa auf. Durch Arrosion oder Ruptur können lebensbedrohliche arterielle Blutungen auftreten.1

Häufigkeit

  • Ursächlich für 1–2 % aller akuten gastrointestinalen Blutungen2
  • Zu 95 % im Magen, insbesondere in der kleinen Kurvatur
  • Männer erkranken deutlich häufiger als Frauen.1
  • Komorbiditäten, wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Niereninsuffizienz, Diabetes oder Alkoholabusus, liegen häufig vor.1
  • NSAR werden als Risikofaktor diskutiert.1
  • Tritt im höheren Lebensalter häufiger auf, es sind jedoch auch Fälle von betroffenen Kleinkindern bekannt.3

Ätiologie und Pathogenese

Pathogenese

  • Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
  • Eine Dieulafoy-Läsion entsteht durch Ruptur oder Arrosion einer pathologisch dilatierten Arterie in der Submukosa des Gastrointestinaltraktes.
  • Die betroffene Arterie teilt sich nicht, wie üblich in ein submuköses Netz von Kapillaren und verläuft direkt unterhalb des Epithels.
  • Betroffene Arterien weisen einen Durchmesser von 1–3 mm auf, was dem Zehnfachen des normalen Durchmessers entspricht.
  • Ein zugrunde liegendes Ulkus besteht nicht.
  • Die meisten Läsionen liegen im Magen entlang der kleinen Kurvatur.
  • Ösophagus, Duodenum oder Kolon können ebenfalls betroffen sein.

Risikofaktoren

  • Die genaue Ätiologie der Malformation ist unklar, ebenso die Auslöser akuter Blutungsereignisse.1
  • Folgende Risikofaktoren konnten identifiziert werden:1

ICD-10

  • K25.0 Ulcus ventriculi: Akut, mit Blutung
  • K55 Gefäßkrankheiten des Darmes
    • K55.0 Akute Gefäßkrankheiten des Darmes
    • K55.1 Chronische Gefäßkrankheiten des Darmes
    • K55.2 Angiodysplasie des Kolons
    • K55.8 Sonstige Gefäßkrankheiten des Darmes
  • K31.81 Angiodysplasie des Magens und des Duodenums ohne Angabe einer Blutung
  • K31.82 Angiodysplasie des Magens und des Duodenums mit Blutung

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Gastrointestinale, arterielle Blutung ohne zugrunde liegendes Ulkus oder tumoröse Formation
  • Die Diagnose wird endoskopisch gestellt.
  • Oft sind wiederholte endoskopische Untersuchungen notwendig, um die Blutungsquelle zu lokalisieren.
  • Eine histologische Aufarbeitung nach operativer Entfernung ist möglich.

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Rezidivierende gastrointestinale Blutungen mit ggf. Teerstuhl, Hämatemesis und Anämie
  • Häufig sind die Blutungen selbstlimitierend, treten aber in der Regel erneut auf und können lebensbedrohlich verlaufen.

Klinische Untersuchung

  • In der Akutphase können hämodynamische Instabilität, orthostatische Hypotonie und Anämiezeichen vorliegen.
  • Rektal-digital ggf. Teerstuhl

Ergänzende Untersuchungen

Diagnostik bei Spezialist*innen

  • Die Diagnosestellung erfolgt endoskopisch.
  • Da die Läsionen klein sind und die benachbarte Mukosa unauffällig ist (keine Wunden oder Zysten), ist die Diagnose außer bei kürzlich erfolgter oder gerade stattfindender Blutung schwer zu stellen.
  • Kann die Blutungsquelle endoskopisch nicht lokalisiert werden, kommen Endosonografie, Angiografie oder Kapselendoskopie zum Einsatz.1

Indikationen zur Überweisung

  • Überweisung zur Endoskopie bei Verdacht
  • Einweisung bei relevantem Blutverlust oder V. a. aktive Blutung
  • Einweisung mit Notärzt*in bei hämodynamischer Instabilität

Therapie

Therapieziele

  • Hämodynamische Stabilisierung
  • Lokalisierung und Beendigung der Blutung

Allgemeines zur Therapie

  • Die endoskopische Therapie ist der Goldstandard.1
  • Die Blutung wird mittels Injektion, thermischer und mechanischer Verfahren (z. B. Hämoclip, Ligatur) gestillt.1
  • Wenn die endoskopische Therapie nicht erfolgreich ist, kommen folgende Verfahren zum Einsatz:1
    • angiografische Embolisation
    • kombinierte Laparoskopie und Endoskopie
    • Operation.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Akut und/oder rezidivierend

Komplikationen

  • Anämie
  • Lebensbedrohliche Blutungen

Prognose

  • Wenn die Blutungsquelle lokalisiert und die Blutung gestillt werden kann, ist die Prognose gut.
  • In manchen Fällen können die Blutungen ein lebensbedrohliches Ausmaß annehmen.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Dieulafoy-Läsion.jpg
Dieulafoy-Läsion (mit freundlicher Genehmigung Albertinen Diakonie Hamburg)
Dieulafoy-Blutung, Clipversorgung.jpg
Dieulafoy-Blutung, Clipversorgung (mit freundlicher Genehmigung Albertinen Diakonie Hamburg)
Dieulafoy-1a-Blutung.jpg
Dieulafoy-1a-Blutung (mit freundlicher Genehmigung Albertinen Diakonie Hamburg)

Quellen

Literatur

  1. Don C, Rockey MD. Causes of upper gastrointestinal bleeding in adults, UpToDate, last updated: Jul 13, 2022, letzter Zugriff Januar 2023. www.uptodate.com
  2. Yongkang L, Jianfang R, et al. Risk Factors for Rebleeding after Emergency Endoscopic Treatment of Dieulafoy Lesion. Can J Gastroenterol Hepatol . 2020; Aug 24: eCollection 2020. doi:10.1155/2020/2385214 DOI
  3. Leipold A, Arnold J, et al. Ulkus Dieulafoy Läsion bei einem 1-jährigen Jungen, Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. 67. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ). Bremen, 13.-14.04.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. (abgerufen 01/2023). www.egms.de

Autor*innen

  • Linda Mandel, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Eggenstein
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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