Zusammenfassung
- Definition:Chronische, entzündliche Lebererkrankung mit gestörter Immunregulation unbekannter Genese.
- Häufigkeit:Selten, betrifft zu 80 % Frauen. In jedem Alter möglich; der Häufigkeitsgipfel liegt bei 40–70 Jahren.
- Symptome:Variabel; häufig asymptomatisch; unspezifische Allgemeinsymptome (Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit, abdominale Beschwerden, Gelenkschmerzen).
- Befunde:Klinisch meist unauffällig; ggf. Hepatomegalie/Hepatosplenomegalie und Ikterus.
- Diagnostik:Klinisch unter Zusammenschau der Befunde und Ausschluss von Differenzialdiagnosen. Typisch sind erhöhte Transaminasen, Hypergammaglobulinämie, Autoantikörper (ANA, anti-SMA, anti-LKM1), histologisches Bild und ein Ansprechen auf immunsuppresive Therapie. Bei bis zu 1/3 Leberzirrhose bei Diagnosestellung.
- Therapie:Immunsuppresion, i. d. R. Prednisolon und Azathioprin. Meist lebenslange Therapie. Bei fulminanter Leberinsuffizienz Lebertransplantation.
Allgemeine Informationen
Definition
- Akut oder chronisch-progredient verlaufende entzündliche Lebererkrankung1-3
- Es handelt sich um eine immunvermittelte Hepatitis unklarer Ursache, die durch erhöhte Transaminasen, Hypergammaglobulinämie, Autoantikörper und ein typisches histologisches Bild („Interface-Hepatitis“, ehemals „Mottenfraß-Nekrose“) charakterisiert ist.1-3
- Die Diagnose erfolgt unter Zusammenschau der klinischen Befunde; kein Parameter allein ist beweisend. Wichtig ist der Ausschluss von Differenzialdiagnosen.
- Autoimmunhepatitis wird entweder als Typ 1 oder Typ 2 klassifiziert, wobei Typ 1 in Westeuropa am häufigsten ist (ca. 80 %).
Autoimmunhepatitis Typ-14
- Häufigste Form, ca. 80 % der Fälle
- Charakteristische Autoantikörper3
- antinukleäre Antikörper (ANA), zu 30–50 % positiv
- Glatte-Muskulatur-Antikörper (SMA), zu > 50 % positiv
- Antikörper gegen lösliche Leberantigene und Leber-Pankreas-Antigen (Anti-SLA/LP), hohe Spezifität für die Autoimmunhepatitis Typ-1
- antineutrophile zytoplasmatische Antikörper mit perinukleärem Muster (pANCA)
- Antikörper gegen den Asialoglykoprotein-Rezeptor (Anti-ASGP-R)
- Geografische Ausbreitung
- weltweit
- Erkrankungsalter
- Geschlecht
- Frauen machen ca. 80 % der Fälle aus.
- Assoziation mit anderen Autoimmunerkrankungen
- Kommt bei ca. 20 % vor.2
- Klinischer Schweregrad
- breites Spektrum, akuter Krankheitsbeginn bei 40 %
- selten fulminant
- Histopathologische Anzeichen beim ersten Auftreten
- Therapieversagen
- selten
- Rezidiv nach abgeschlossener Behandlung
- variabel
- Bedarf an langfristiger Erhaltungsbehandlung
- variabel
Klassifizierung von Autoimmunhepatitis Typ-24
- Charakteristische Autoantikörper
- Antikörper gegen Leber-Nieren-Mikrosomen (Anti-LKM1)
- Antikörper gegen Leberzytoplasma (Anti-LC1)
- Geografische Ausbreitung
- weltweit, aber selten in Nordamerika
- Erkrankungsalter
- am häufigsten bei Kindern und jungen Erwachsenen
- Geschlecht
- Frauen machen ca. 95 % der Fälle aus.
- Assoziation mit anderen Autoimmunerkrankungen
- häufig
- Klinischer Schweregrad
- meist schwerwiegendere und schnellere Progression als bei Typ 1
- Histopathologische Anzeichen beim ersten Auftreten
- allgemein fortgeschritten
- Therapieversagen
- häufig
- Rezidiv nach abgeschlossener Behandlung
- häufig
- Bedarf an langfristiger Erhaltungsbehandlung
- fast 100 %
Überlappungssyndrome
- Gleichzeitiges oder sequentielles Auftreten von Autoimmunhepatitis und weiteren autoimmunen Leber-/Gallenwegserkrankungen („Overlap-Syndrom“, „Variant Syndrome“)3,6-9
Häufigkeit
- Selten
- Inzidenz: 0,8–3,0/100.000/Jahr in Nord-/Westeuropa5,10-12
- Prävalenz: 12–24/100.000 in Nord-/Westeuropa5,10,12
- Inzidenz und Prävalenz haben in den zurückliegenden Jahren zugenommen.5,12
- Geschlecht1-2
- Frauen sind 3- bis 4-mal häufiger betroffen als Männer.
- Alter1-2
Ätiologie und Pathogenese
- Laut aktuellem Verständnis über die Pathogenese bei Autoimmunhepatitis löst ein (unbekannter) Umweltfaktor eine T-Zell-vermittelte Immunreaktion gegen Leberantigene bei einem Wirt aus, der eine genetische Disposition für die Erkrankung besitzt, was zu einem progressiven, nekroinflammatorischen und fibrotischen Prozess in der Leber führt.4,13-14
- Genetische Disposition2,15
- Die Erkrankung ist mit bestimmten Polymorphismen im humanen Leukozytenantigen-System (HLA) assoziiert.
- Mögliche Auslöser
- Diskutiert wird eine Rolle von viralen Infektionen als Trigger für die Erkrankung, wie Hepatitis-B-/Hepatitis-C-Virus, Epstein-Barr-Virus, Zytomegalievirus oder Herpes-simplex-Virus. 1-2
- Als möglicher Mechanismus wurde molekulares Mimikri vorgeschlagen, bei dem Antigene von Krankheitserregern durch strukturelle Ähnlichkeit mit körpereigenen Strukturen eine Immunreaktion gegen diese hervorrufen.1
- Auch Medikamente werden als möglicher Auslöser diskutiert. Hierzu zählen die Antibiotika Nitrofurantoin und Minocyclin, Diclofenac, Statine und TNFalpha-Blocker wie Infliximab.1,3
- Immunreaktion
- Es kommt zu einer Aktivierung von T-Zellen und einer zellvermittelten Immunreaktion gegen das Lebergewebe. Die pathogenetische Rolle der Autoantikörper ist unklar. Sie korrelieren mit der Krankheitsaktivität.1-3
- Eine Schlüsselrolle wird der gestörten Immunregulation zugeschrieben, die im Gesunden autoimmune Manifestationen verhindert. Eine gestörte Funktion der sog. regulatorischen T-Zellen wird diskutiert.1-2
ICPC-2
- D97 Leberkrankheit NNB
ICD-10
- K75 Sonstige Krankheiten der Leber
- K75.4 Autoimmune Hepatitis
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Die Diagnose erfolgt unter Zusammenschau von Klinik, laborchemischen Befunden (erhöhte Leberenzyme, Hypergammaglobulinämie, Autoantikörper), histologischen Befunden, dem Auschluss anderer Lebererkrankungen und dem Anprechen auf eine immunsuppresive Therapie.3
- Kein einzelner Parameter ist allein ausreichend für eine Diagnosestellung. In der Praxis ist die Diagnosestellung daher oft schwierig.3
- Es wurden verschiedene Scoring-Systeme entwickelt, die zur Diagnostik von Autoimmunhepatitis eingesetzt werden können. Sie geben die Wahrscheinlichkeit für die Erkrankung wieder. Sensitivität und Spezifität der Scores sind vergleichbar.3
Differenzialdiagnosen
- Hepatitis A
- Hepatitis B
- Hepatitis C
- Hepatitis E
- Medikamenteninduzierte Lebererkrankungen
- Morbus Wilson
- Hämochromatose
- Alpha-1-Antitrypsinmangel
- Alkoholische Lebererkrankung
- Nicht-alkoholische Fettleberkrankung
- Cholestatische Lebererkrankung
- Primär biliäre Cholangitis (PBC)
- Primär sklerosierende Cholangitis (PSC)
Anamnese
- Autoimmunhepatitis tritt mit unterschiedliche Symptomen auf, und der Verlauf kann durch Phasen mit hoher und niedriger Aktivität geprägt sein.
- Bei ca. 1/3 der Patienten mit schwerem und akutem Krankheitseintritt lag vermutlich bereits über einen längeren Zeitraum eine subklinische Erkrankung vor.4
- Das Symptomspektrum variiert von symptomfrei bis zu fulminanter Leberinsuffizienz.
- Häufig sind erhöhte Transaminasen ein Zufallsbefund bei asymptomatischen Patienten.2
- Allgemeinsymptome
- Klinische Zeichen einer Hepatitis
- Vorerkrankungen?
- Rheumatische/Autoimmunerkrankungen?
- Bei ca. 1/3 entwickeln sich andere autoimmune Erkrankungen wie Autoimmunthyreoiditis, Morbus Graves, Vitiligo, Nephritis, Colitis ulcerosa, Typ-1-Diabetes, rheumatoide Arthritis und Zöliakie18-19
- Medikamentenanamnese
- bekannte mögliche Auslöser einer immunvermittelten Hepatitis3
- Minocyclin
- Nitrofurantoin
- Diclofenac
- Alpha-Methyldopa
- Hydralazin
- Statine
- TNF-alpha-Antagonisten (Infliximab, Adalimumab, Etanercept)
- bekannte mögliche Auslöser einer immunvermittelten Hepatitis3
- Reiseanamnese
Klinische Untersuchung
- Meist unauffällig2
- Zeichen einer Lebererkrankung?
- Hepatomegalie
- Splenomegalie
- Ikterus
- Zeichen einer Leberzirrhose
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
Laborchemische Untersuchungen
- Transaminasen
- Gamma-Glutamyltransferase (Gamma-GT)
- häufig erhöht
- Bilirubin
- Bilirubin ist häufig erhöht, aber selten mehr als das 3- bis 4-Fache des Referenzwertes
- Typisch ist ein erhöhtes direktes Bilirubin.
- Ein erhöhtes indirektes Bilirubin kann für ein Gilbert-Meulengracht-Syndrom oder eine hämolytische Anämie sprechen.2
- Alkalische Phosphatase
- Normwertig oder lediglich leicht erhöht (unter dem 2- bis 3-Fachen des Referenzwertes)2
- Bei hohen Werten besteht Verdacht auf cholestatische Lebererkrankung (Achtung: Differenzialdiagnosen primär biliäre Cholangitis, primär sklerosierende Cholangitis – Overlap-Syndrome)
- Bei Verminderung der Syntheseleistung der Leber
- TSH
- Bei bis zu 23 % liegt eine begleitende Autoimmunthyreoiditis vor.3
Ultraschall Abdomen
- Es gibt keine spezifischen Zeichen für eine Autoimmunhepatitis im Ultraschall.3
- Ggf. Nachweis von hilären Lymphknoten
- Parenchymveränderungen? Zeichen einer Leberzirrhose?
- Zur Differenzialdiagnostik
Diagnostik beim Spezialisten
Antikörperdiagnostik
- Serum-Gammaglobuline
- IgG meist erhöht, polyklonale Hyperimmunglobulinämie
- Autoantikörper4
- Antinukleäre Antikörper (ANA) und Glatte-Muskulatur-Antikörper (SMA) sind die serologischen Hauptmarker für Typ 1.1,16
- Antikörper gegen lösliche Leberantigene und Leber-Pankreas-Antigen (Anti-SLA/LP) zeigt die höchste Spezifität für die Autoimmunhepatitis Typ 1.3
- Anti-LKM-1 und anti-LC-1 sind typisch für Typ 2.20-21
- Bisweilen liegen antimitochondrische Antikörper vor (Differenzialdiagnose primär biliäre Zirrhose).
- Bei 10 % fehlen zirkulierende Antikörper.
- Autoantikörper können bei unterschiedlichen Lebererkrankungen und im Gesunden vorkommen, und deren Nachweis ist nicht diagnostisch für Autoimmunhepatitis.
- Antinukleäre Antikörper (ANA) und Glatte-Muskulatur-Antikörper (SMA) sind die serologischen Hauptmarker für Typ 1.1,16
Leberbiopsie
- Die Histologie hat einen entscheidenden Stellenwert in der Diagnostik der Autoimmunhepatitis. Auch die Therapie richtet sich nach dem Ausmaß der histologisch nachgewiesenen entzündlichen Veränderungen.3
- Nach bereits eingeleiteter immunsuppressiver Therapie ist die Aussagekraft einer Leberbiopsie eingeschränkt. Die Therapie sollte jedoch durch Durchführung und Auswertung der Leberbiopsie nicht verzögert werden.3
- Typische Befund ist eine sog. Interface-Hepatitis, d. h. Entzündung und Nekrosen im Grenzbereich zwischen Parenchym und dem Bindegewebe des Portalraumes („Piecemeal-Nekrosen“, früher: „Mottenfraßnekrosen“) sowie Plasmazellinfiltration.2-3
- Weitere typische Befunde3
- Regenerationsphänomene mit Rosettenbildung, d. h. mehrere Hepatozyten umgeben einen Gallenkanalikulus.
- Emperipolese, d. h. das Einwandern von Lymphozyten in Hepatozyten.
- perivenuläre Nekrosen
- Die Befunde sind jedoch nicht pathognomonisch für eine Autoimmunhepatitis und daher nicht beweisend für die Diagnose. Ein ähnliches histologisches Bild kann sich bei viralen Hepatitiden, Morbus Wilson, toxischen/medikamenteninduzierten Lebererkrankungen sowie primär biliärer Cholangitis (PBC) und primär sklerosierender Cholangitis (PSC) zeigen. 2
Indikationen zur Überweisung
- Bei Verdacht auf die Erkrankung
Therapie
Therapieziele
- Eine frühzeitige, komplette und anhaltende Remission des inflammatorischen Prozesses im Lebergewebe mit möglichst geringer Medikamentendosierung, um eine Progression zur Leberzirrhose zu verhindern.22
Allgemeines zur Therapie
- Prednisolon und Azathioprin3,23
- Ist bei Typ 1 und 2 die Erstlinientherapie.
- Individualisierte Behandlung
- Die Heterogenität der Erkrankung macht eine individualisierte Behandlung bei Erwachsenen und Kindern erforderlich.24
- Lebenslange Therapie ist häufig bei Patienten mit Autoimmunhepatitis Typ 2 und bei Patienten, bei denen zum Diagnosezeitpunkt bereits eine Zirrhose vorliegt, erforderlich.
- Indikationen für Behandlung
- generell: mindestens moderate Entzündungsaktivität3,23
- histologische Entzündungsaktivität gemäß dem modifizierten Ishak-Score (mHAI) ≥ 4–6/18 Punkte25
- Erhöhung der AST (GOT) über das 5-Fache der Norm22
- Erhöhung der Serum-Gammaglobuline über das 2-Fache der Norm22
- niedrigere Schwelle zum Therapiebeginn bei prognostisch ungünstigen Faktoren wie jungem Alter und symptomatischen Patienten3
- generell: mindestens moderate Entzündungsaktivität3,23
- Therapiemonitoring3
- komplette Remission
- vollständige Normalisierung von Transaminasen und Gammaglobulinen
- histologisch: vollständiger Rückgang der Interface-Hepatitis (modifizierter Ishak-Score ≤ 3/18 Punkte)
- partielle Remission
- nach Therapiebeginn abfallende, jedoch nicht normwertige Transaminasen und Gammaglobuline
- komplette Remission
- Therapieerfolg
- Etwa 90 % der Patienten zeigen eine komplette oder partielle Remission.3
- Die immunsuppressive Therapie vermindert die Letalität der Erkrankung. Umgekehrt geht ein fehlendes oder verzögertes Ansprechen auf die Therapie mit vermehrten Komplikationen einher.3
- Wenn die Erkrankung in Remission ist, führt die Erhaltungsbehandlung mit Azathioprin allein bei 80 % zum Therapieerfolg.26
- Therapiedauer
- Selbst wenn eine optimale Behandlung das Überleben und die Lebensqualität verbessert und den Bedarf einer Lebertransplantation reduziert, ist die Behandlung der Krankheit dennoch mit bedeutenden, therapeutischen Herausforderungen verbunden.24
Medikamentöse Therapie
Standardbehandlung
- Remissionsindikation3
- Monotherapie mit Predniso(lo)n oder Kombinationstherapie gemeinsam mit Azathioprin
- Prednison und Prednisolon sind gleichwertig.
- Bei Patienten ohne Leberzirrhose kann Budenosid alternativ zu Predniso(lo)n eingesetzt werden, um systemische Nebenwirkungen zu vermindern.
- Dosierungsvorschläge
- Predniso(lo)n 0,5–1 mg/kg KG/Tag – oder –
- Budenosid 9 mg/Tag – und –
- Azathioprin 50 mg/Tag, Steigerung auf 1–2 mg/kg KG pro Tag
- Mit dem Beginn von Azathioprin kann abgewartet werden, bis ein Ansprechen auf eine Kortikosteroidtherapie nachgewiesen ist.
- Erhaltungstherapie3
- Azathioprin 1–2 mg/kg KG pro Tag, – und –
- Dosisreduktion von Predniso(lo)n oder vollständiges Ausschleichen unter engmaschigen Kontrollen, ggf. Umstellung auf Budenosid (z. B. 6 mg/Tag)
- Osteoporoseprophylaxe28
- Gesamtzufuhr 1.000 mg Kalzium/Tag
- 800–1.000 IE Vitamin D3/Tag
- ggf. weitere Osteoporose-spezifische Therapie (z. B. mit Bisphosphonaten) bei Risikopatienten in Abhängigkeit von der Knochendichtemessung
- Nebenwirkungen
Weitere Behandlungsoptionen3
- Mycophenolat-Mofetil
- 6-Mercaptopurin
- Ciclosporin A
- Tacrolimus
- Ursodeoxycholsäure bei Overlap-Syndrom mit primär biliärer Cholangitis
- Weitere Immunsuppressiva
Operative Therapie
Lebertransplantation
- Bei Patienten mit akutem, fulminantem Krankheitseintritt, die nicht auf medikamentöse Behandlung ansprechen, und bei denen sich ein komplettes Leberversagen entwickelt, ist eine Lebertransplantation einzig mögliche kurative Therapie.
- Die 5-Jahres-Überlebensrate für Patienten und Transplantate liegt bei 80–90 %, das 10-Jahres-Überleben liegt bei ca. 75 %, und die Rezidivrate für eine AIH wird mit 20–40 % angegeben.29-32
- Histologischen Anzeichen für ein Rezidiv können klinische und biochemische Symptome und Beschwerdebilder vorausgehen.32
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Autoimmunhepatitis ist eine progrediente, chronische Erkrankung.
- Der Verlauf kann durch Phasen mit hoher und niedriger Aktivität geprägt sein.4
- Bei Erstdiagnose besteht bei etwa 1/3 der Patienten eine Leberzirrhose.3
- Bei etwa 6 % der Patienten kommt es zu einem fulminanten Leberversagen im Rahmen der Erstmanifestation.3
Komplikationen
- Progression zur Leberzirrhose3
- Wichtigster Prädiktor für eine Progression zur Leberzirrhose ist das Ansprechen auf die immunsuppressive Therapie.
- Bei gutem Ansprechen tritt eine Zirrhose bei etwa 4 % der Patienten auf, bei fehlendem anhaltenden Therapieansprechen bei 38 %.
- Hepatozelluläres Karzinom3,5
- selten bei Patienten mit Autoimmunhepatitis ohne Leberzirrhose
- bei bis zu 4 % der Patienten mit Leberzirrhose
- Eine Leberzirrhose ist somit der wichtigste Risikofaktor. Darüber hinaus begünstigen Alkohol- und Nikotinkonsum und Diabetes mellitus das Auftreten von Karzinomen bei Patienten mit Leberzirrhose.
- Fulminante Leberinsuffizienz
- akute Erstmanifestation mit Progress zur fulminanten Leberinsuffizienz bei etwa 6 % der Patienten2-3
- Die Abgrenzung von anderen Ursachen der Leberinsuffizienz ist oft schwierig. Autoantikörper fehlen bei akutem Verlauf häufig.
- Therapeutisch kann eine hochdosierte intravenöse Gabe von Kortikosteroiden versucht werden. Darüber hinaus Vorstellung zur Lebertransplantation.
- bei 10–20 % der Patienten allmählicher Progress zur Leberinsuffizienz trotz adäquater Therapie
- akute Erstmanifestation mit Progress zur fulminanten Leberinsuffizienz bei etwa 6 % der Patienten2-3
- Autoimmunhepatitis in der Schwangerschaft3
- bekannte Autoimmunhepatitis vor Beginn der Schwangerschaft
- Risikoschwangerschaft
- erhöhtes Frühgeburtsrisiko (20 %)
- engmaschige Überwachung von schwangeren Patientinnen
- erhöhtes Risiko für einen Schub der Autoimmunhepatitis, insbesondere postpartal
- selten Erstmanifestation während oder nach Schwangerschaft
- bekannte Autoimmunhepatitis vor Beginn der Schwangerschaft
- Infektionserkrankungen unter immunsuppresiver Therapie
Prognose
- Mortalität und Morbidität sind bei Patienten mit Autoimmunhepatitis erhöht. Die Mortalität ist in der Anfangsphase der Erkrankung am höchsten.5
- Eine immunsuppressive Therapie verbessert die Prognose.
- Das 10-Jahres-Überleben mit den Endpunkten Tod oder Lebertransplantation liegt bei behandelten Patienten bei über 90 %, während es bei unbehandelten Patienten bei ca. 50 % liegt.33
- Risikofaktoren für eine schlechte Prognose3,5
- unzureichendes Therapieansprechen
- Leberzirrhose bei Diagnose oder Progress zur Zirrhose
- männliches Geschlecht
- gleichzeitiges Auftreten einer primär sklerosierenden Cholangitis oder primär biliären Cholangitis (Overlap-Varianten)
- Die Lebensqualität ist reduziert.
- Patienten klagen häufig über Müdigkeit, Abgeschlagenheit sowie depressive Symptome und Angststörungen.
Verlaufskontrolle
- Der Krankheitsverlauf der Patienten wird durch Bestimmung von Transaminasen und die Gammaglobulinwerte überwacht.
- Die histologische Reaktion tritt typischerweise 3–6 Monate nach der biochemischen Reaktion ein, sodass eine klinische Reaktion nicht notwendigerweise bedeutet, dass ein histologischer Beweis für den Rückgang der Krankheit vorliegt.
- Verlaufskontrollen sollten auch nach Therapieende erfolgen, da es noch Jahre später zu einem Wiederauftreten der Erkrankung kommen kann.3
- Bei Leberzirrhose3
- halbjährliche Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung eines hepatozellulären Karzinoms
- Die Bestimmung des Alpha-Fetoproteins (AFP) ist umstritten.
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Quellen
Leitlinien
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