Fruktose- und Sorbitmalabsorption

Zusammenfassung

  • Definition:Unter Fruktosemalabsorption versteht man eine pathologisch reduzierte Aufnahmekapazität für Fruktose im Dünndarm von < 25–30 g Fruktose/h. Nichtresorbierte Fruktose ist osmotisch aktiv und wird im Kolon von Bakterien metabolisiert. Oft liegt zusätzlich eine Sorbitunverträglichkeit vor.
  • Häufigkeit:Schätzungsweise liegt bei 15–25 % der europäischen Bevölkerung eine Fruktosemalabsorption und bei 8–20 % eine Sorbitmalabsorption vor.
  • Symptome:Oft schon 30 min nach Nahrungsaufnahme treten Meteorismus, Flatulenz, Übelkeit, abdominelle Krämpfe und osmotische Diarrhöen auf. Die Symptome können bis zu 9 Stunden anhalten. Ein Teil der Betroffenen ist trotz Fruktosemalabsorption beschwerdefrei.
  • Befunde:Keine spezifischen klinischen Befunde.
  • Diagnostik:Diagnose wird in der Regel mittels H2-Atemtest gestellt.
  • Therapie:Ernährungsumstellung in einem dreistufigen Verfahren (Karenzphase, Testphase, Langzeiternährung) auf eine individuell verträgliche, mehr oder weniger Fruktose- und ggf. FODMAP-arme Kost.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
  • Pathologisch reduzierte Aufnahmekapazität für Fruktose und/oder Sorbit im Dünndarm (< 25–30 g Fruktose/h statt 30–50 g/h) mit Auftreten von typischen Symptomen2
    • Eine physiologische Fruktosemalabsorption besteht, wenn mehr als 25–50 g aufgenommen werden (= Fruktoseüberhang).3
  • Nicht resorbierte Fruktose wird im Kolon von Bakterien metabolisert. Dies führt zu säure- und gashaltigen Stühlen.
  • Daraus resultieren die typischen Symptome mit postprandialem Meteorismus, Flatulenz, Übelkeit, Bauchkrämpfen und osmotischer Diarrhö.
  • Die Symptome können denen des IBS (Irritable Bowel Syndrome) ähneln. Wahrscheinlich stellt die Malabsorption von Kohlenhydraten, z. B. Fruktose, eine Untergruppe dieser Patient*innen dar.4
  • Die hereditäre Fruktoseintoleranz ist eine seltene (ca. 1:25.000), autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung, bei der das Enzym Fruktose-1-Phosphat-Aldolase in Geweben fehlt und zu einer Anhäufung von Fruktose-1-Phosphat führt. Diese muss von der gastrointestinalen Fruktosemalabsorption abgegrenzt werden.

Häufigkeit

  • Die geschätzte Prävalenz der Fruktosemalabsorption liegt bei 15–25 % der europäischen Bevölkerung.1
  • Die geschätzte Prävalenz der Sorbitunverträglichkeit bei 8–12 %1
  • Es wird davon ausgegangen, dass die Fruktosemalabsorption heute eine häufigere Ursache für gastrointestinale Beschwerden ist als früher, da mehr Obst und Gemüse verzehrt wird.5
  • Tritt häufig zusammen mit einer Sorbitunverträglichkeit auf.1
  • Auch eine Kombination von Laktoseintoleranz und Fruktosemalabsorption ist nicht selten.3

Ätiologie und Pathogenese

  • Kohlenhydrate kommen als Monosaccharide, Disaccharide, Oligosaccharide und Polysaccharide in der Nahrung vor.6
  • Mehrfachzucker werden durch Enzyme auf dem Weg von der Mundhöhle in den Dünndarm aufgespalten, wo sie als Monosaccharide absorbiert werden.6
  • Eine Malabsorption kann durch angeborene oder erworbene Defekte (primäre Malabsorption) oder aufgrund von Schädigungen der Darmschleimhaut als Folge anderer Erkrankungen (sekundäre Malabsorption) auftreten.1
  • Ursachen einer sekundären Malabsorption können sein:1  
    • intestinale Lymphangiektasien, Mastozytose
    • entzündliche Erkrankungen (z. B. Infektionen, Zöliakie, chronisch entzündliche Darmerkrankungen)
    • toxische/medikamentöse Maßnahmen (Alkoholkonsum, Chemotherapie, Radiatio).
  • Fruktose ist ein Monosaccharid und zusammen mit Glukose Teil des Disaccharids Saccharose (Haushaltszucker) und verschiedener Oligosaccharide und Polysaccharide.3
    • Polymerisierte Formen von Fruktosemolekülen sind Fruktane, dazu gehören auch Inuline und Fructooligosaccharide.
  • Vor allem niedriger Fett- und Proteingehalt der Nahrung führen zu einer deutlichen Transitbeschleunigung im oberen Gastrointestinaltrakt, sodass die Aufnahme von Fruktose eingeschränkt ist.2
  • Die Aufnahme an Fruktose und Zuckeralkoholen mit der Ernährung ist um ein Vielfaches gestiegen, dies hängt zusammen mit:7
    • den gängigen Ernährungsempfehlungen der Fachgesellschaften zugunsten eines hohen Saft- und Obstkonsums
    • einem deutlich fruktosereicheren Lebensmittelangebot
    • einem Verzehr von v. a. verarbeiteten Obstprodukten: Smoothies, gezuckerten Obstspeisen und Fruktosesirup in Süßigkeiten.
  • Besonders viel Fruktose ist in Softdrinks, in Getränken für Sportler*innen und in Maissirup, der in industriell verarbeiteten Lebensmitteln zum Einsatz kommt, enthalten.3

Fruktosemalabsorption

  • Der folgende Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1,3,8 
  • Die Glukose-Transportsysteme GLUT-5 (apikale Bürstensaummembran) und GLUT-2 (basolateraler Transporter) sind für die passive Aufnahme von Fruktose im Dünndarm zuständig.
    • GLUT-5 hat eine geringe Aufnahmekapazität, die normalerweise bei 30–50 g Fruktose/h gesättigt wird. Dann bleibt osmotisch wirksame Fruktose im Darm.
    • GLUT-2 ist ein fakultativer Transporter mit geringer Affinität, der Fruktose, Glukose und Galaktose transportieren kann.
      • Wird bei Resorption von Glukose durch den SGLT-1-Transporter vermehrt gebildet.
  • Bei der symptomatischen primären Fruktosemalabsorption treten bereits bei Mengen < 25–30 g/h Beschwerden auf.
    • Dies beruht meist auf einer dosisabhängigen Überlastung des GLUT-5-Transporters.
  • Die Aufnahmekapazität von GLUT-5 kann gesteigert werden durch:
    • Glukose
    • Aminosäuren
    • proprotionierte Makronährstoffrelation
    • langsame Fruktoseaufnahme
    • lokal oder systemisch angewandte Kortikosteroide.
  • Die Expression von GLUT-5 wird gesteigert durch:
    • Fruktose
    • Saccharose.
  • Die Aufnahmekapazität von GLUT-5 nimmt ab bei:
    • Alkoholkonsum
    • fett- und/oder eiweißarmer Kost
    • Medikation (Acarbose oder anderen osmotisch wirksamen Substanzen)
    • Sorbit
    • entzündlicher oder postinfektiöser Dünndarmschädigung
    • Gallensäureverlust
    • Laktoseintoleranz
    • rascher Magenentleerung.
  • Sorbit blockiert direkt den GLUT-5-Transporter und ist osmotisch aktiv.
    • Sorbit gehört mit Xylit, Mannit und Maltit zu den Zuckeralkoholen (Polyole).
  • Bei der sekundären Fruktosemalabsorption liegt neben der funktionellen Transportstörung der Fruktoseaufnahme auch eine morphologische Schädigung des Darmepithels bzw. eine Reduktion der Resorptionsfläche vor (Zöliakie, Kurzdarm).
  • FODMAP (Fermentable Oligosaccharides, Disaccharides and Monosaccharides And Polyols) haben wahrscheinlich einen additiven Effekt auf die gastrointestinalen Beschwerden, wenn sie zusammen mit Fruktose konsumiert werden.
    • Alle FODMAP haben einen osmotischen Effekt im Kolon und sind schnell von Bakterien fermentierbar.
  • Fruktose- und Sorbitmalabsorption tritt häufig in Kombination mit anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und dem Reizdarmsyndrom auf.

Pathogenese der abdominellen Beschwerden

  • Der folgende Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1,3
  • Wann sich Symptome entwickeln, hängt von der Nährstoffzusammensetzung, der Kinetik der Fruktoseanflutung, der Fruktosemenge, der Darmpermeabilität, der Darmflora sowie ggf. der Grunderkrankung ab.
  • Die Fruktosemalabsoption ist gekennzeichnet durch:
    • zu rasche Anflutung von großen Fruktosemengen im distalen Dünndarm und Kolon
    • dosisabhängige osmotische Effekte
    • Fermentation durch Darmbakterien
      • verstärkte Bildung kurzkettiger Fettsäuren (stimulieren u. a. die Darmmotilität, senken den pH-Wert)
      • Bildung von Methan, H2 und CO2
    • Veränderungen der aeroben Darmflora
  • Daraus resultieren die typischen Leitsymptome, wie postprandiale Flatulenz, Übelkeit, Meteorismus, osmotische Diarrhö und Bauchschmerzen.

Prädisponierende Faktoren

ICPC-2

  • D07 Dyspepsie/Verdauungsstörung
  • D08 Flatulenz/Blähungen

ICD-10

  • K90 Intestinale Malabsorption
    • K90.4 Malabsorption durch Intoleranz, anderenorts nicht klassifiziert
    • K90.8 Sonstige intestinale Malabsorption

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
  • Eine Fruktosemalaborption gilt als gesichert, wenn es nach Verabreichung von 25 g Fruktose oral zu einem H2-Atemgasanstieg um > 20 ppm und abdominellen Beschwerden kommt (Sensitivität und Spezifität 80–90 %).
  • Eine Sorbitmalabsorption wird nach Gabe von 5–10 mg Sorbit klinisch oder durch H2-Atemtest gestellt.
  • Treten trotz H2-Atemgasanstieg keine Beschwerden auf, liegt eine asymptomatische Fruktoseresorptionsstörung vor, die evtl. erst bei höheren Testdosen, anderer Nährstoffzusammensetzung oder bei gleichzeitiger Sorbitaufnahme symptomatisch wird.
  • Bei Personen ohne H2-gasbildende Darmflora (negativer Laktulosetest, sog. H2-Non-Producer, 10–15 % der europäischen Bevölkerung) muss die Diagnose anhand der klinischen Symptomatik gestellt werden.

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1,3
  • Symptome bei einer Malabsorption von Kohlenhydraten sind Blähungen, Magenkrämpfe, Bauchschmerzen und Diarrhö und manchmal Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen (evtl. aufgrund eines niedrigen Plasmatryptophanspiegels), die normalerweise nach der Aufnahme der Fruktose und/oder Sorbit über die Nahrung entstehen.
  • Typischerweise treten die Symptome ca. 30 min nach Nahrungsaufnahme auf und können bis zu 9 Stunden bestehen.
  • Es gibt keine Symptome, die mit einer bestimmten Zuckerart verbunden sind (Fruktose, Laktose, Sorbit).
  • Zur Erkennung einer Fruktose- bzw. Sorbitmalabsorption ist es diagnostisch sinnvoll, gezielt nach obst- und gemüsereichen Mahlzeiten, Fruchtsaftgetränken, Trockenobst, zuckerfreien Kaugummis, energiereduzierten Produkten, Bonbons etc. zu fragen.
  • Bei Fruktosemalabsorption Unverträglichkeit von:
    • Obst (Apfel, Birne, Mango)
    • Mais
    • Rosinen
    • Honig
    • Fruchtsäften
    • Softdrinks
    • Zuckeraustauschstoffen
    • Fruktanen in Artischocken, Topinambur, Weizen, Roggen, Gerste, Zwiebeln, Knoblauch, Lauch, besonders in Nudeln, Pizza, Kuchen und Brot.
  • Bei Sorbitmalabsorption Unverträglichkeit von:
    • Xylit
    • frisches und getrocknetes Obst (Weintrauben, Birnen, Pfirsiche bzw. Pflaumen, Datteln)
    • Zuckeraustauschstoffen
    • Kaugummi
    • Bonbons.
  • Viele Patient*innen berichten, dass die ersten Symptome nach einer Infektion (meist gastrointestinal) oder einer Antibiotikatherapie aufgetreten sind, obwohl davon ausgegangen wird, dass die Malabsorption bereits vorher vorlag.
  • Führen eines Ernährungs- und Beschwerdeprotokolls für 7 Tage kann hilfreich sein.7
  • Frage nach Milchunverträglichkeit3

Klinische Untersuchung

  • Klinische Untersuchungen führen nicht zu spezifischen Befunden.

Ergänzende Untersuchungen

  • Bei Verdacht auf Fruktosemalabsorption werden 25 g Fruktose in 250 ml Wasser (Kinder 1 g/kg Körpergewicht) oral verabreicht und anschließend H2 in der Ausatemluft gemessen.2  
    • Vorher und in 20-minütigen Abständen über 3 h werden die H2-Konzentrationen gemessen und das Auftreten von Beschwerden dokumentiert.2
    • Bei einem Anstieg über 20 ppm vom Leerwert und gleichzeitigen gastrointestinalen Beschwerden, gilt die Diagnose als gesichert.
    • Bei fehlendem H2-Anstieg aber gastrointestinalen Symptomen, wird die Diagnose anhand der Symptome gestellt.
    • Treten trotz H2-Atemgasanstieg keine Beschwerden auf, liegt eine asymptomatische Fruktoseresorptionsstörung vor, die evtl. erst bei höheren Testdosen, anderer Nährstoffzusammensetzung oder bei gleichzeitiger Sorbitaufnahme symptomatisch wird.
  • Bei Verdacht auf Sorbitmalabsorption wir die Diagnose durch die Gabe von 5–10 g Sorbit klinisch oder mittels H2-Atemtests gestellt.
  • Die Messung des Blutzuckerspiegels während des Atemtests ist nicht zur Diagnostik einer Fruktosemalabsorption geeignet2, ermöglicht es aber, die sehr seltene Erkrankung der Fruktoseintoleranz zu erkennen.

Indikationen zur Überweisung

  • Verdacht auf symptomatische Fruktose- oder Sorbitmalabsorption zum H2-Atemtest
  • Zum Ausschluss von Differenzialdiagnosen und/oder sekundärer Fruktosemalabsorption

Therapie

Therapieziele

  • Beschwerdefreiheit
  • Mangelernährung/Nährstoffdefizite vermeiden.
  • Bei sekundärer Fruktosemalabsorption Beschwerdebesserung unter Behandlung der Grunderkrankung

Allgemeines zur Therapie

  • Glukose kann den GLUT-5- und den GLUT-2-Transporter stimulieren und dadurch die Fruktoseaufnahme erhöhen.
    • Dies erklärt, warum Obst und Gemüse verzehrt werden können, wenn darin ungefähr zu gleichen Teilen Glukose und Fruktose enthalten sind.
    • Saccharose (Glukose-Fruktose-Verhältnis 1:1) und Bananen (1,5:1) werden deswegen oft besser vertragen als z. B. Äpfel (1:3).
  • Die Ernährungstherapie bei Fruktosemalabsorption erfolgt in 3 Phasen:2
    1. Karenzphase
    2. Testphase
    3. Dauerernährung.
  • Die diätetische Führung der Patient*innen mit einer Fruktosemalabsorption sollte während der Karenz- und Testphase idealerweise durch eine Ernährungsfachkraft erfolgen.2
    • Ob die Kosten hierfür übernommen oder bezuschusst werden, muss vorab mit der gesetzlichen Krankenversicherung geklärt werden.
  • Eine FODMAP-arme Diät kann dazu beitragen, die Beschwerden langfristig zu verbessern, da FODMAP (besonders Fruktane und Polyole sowie Laktose bei Betroffenen mit Laktoseintoleranz) trotz Karenz von Fruktose und/oder Sorbit die Symptome einer Malabsorption verschlechtern können.3,8,10
    • FODMAP-arme Diät wird auch bei Reizdarmsyndrom empfohlen.
    • Hohen Gehalt an FODMAP haben u. a.:
      • Fruktane: Weizen (Brot, Nudeln, Couscous), Zwiebeln, Knoblauch, Gerste, Kohl, Bokkoli, Rosenkohl
      • Galaktane: Sojaprodukte, Hülsenfrüchte
      • Laktose: Frischkäse, Milch, Sahne, Joghurt, Butter, Milcheis
      • Polyole: Xylit, Sorbit, Äpfel, Pflaumen, Kirschen, Birne, Blumenkohl, Zuckermais, Zuckererbsen, Pilze.
  • Die Expression des fruktosespezifischen GLUT-5-Transporters sinkt durch Fruktosekarenz ab.2,7
    • Eine streng fruktosearme oder gar fruktosefreie Diät (wie bei der hereditären Fruktoseintoleranz) ist daher nicht sinnvoll.2
    • Die Expression des GLUT-5-Transporters kann durch begleitende Kostumstellung gesteigert werden, und eine gesteigerte Verträglichkeit von Fruktose kann erreicht werden.2
  • Süßstoffe wie Aspartam, Cyclamat oder Saccharin sind problemlos verträglich.7
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig.
  • Kontrolle der Ballaststoffmenge, bei Blähungen, Diarrhö ggf. reduzieren (Verzicht auf grobe Vollkornprodukte).7

Empfehlungen für Patient*innen – Ernährungstherapie

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.2,7-8,11
  • Sinnvoll ist eine Umstellung von einer stärkelastigen Kost zu einer fettmoderaten eher proteinausgewogenen Kost.
  • Reduktion von Mono- und Disacchariden sowie Säften und Süßigkeiten und die Veränderung des meist vorhandenen Obstüberangebots hin zu einer gemüsebetonten Mischkost
  • 1. Phase: Karenz
    • Ziel: weitestgehende Beschwerdereduktion
    • Dauer: max. 2 Wochen
    • fruktosearme Kost durch Beschränkung der Fruktosezufuhr mit Verzicht auf:
      • Haushaltszucker
      • gesüßte Getränke
      • Süßigkeiten
      • Fruchtsaft
      • verarbeitete Fleischprodukte (auf die Inhaltsstoffe achten).
    • Verzicht auf Zuckeralkohole (z. B. Sorbit, Mannit, Maltit, Isomalt, Xylit)
    • Verzicht auf FODMAP und damit insbesondere auf Fruktane
    • Fruktosearm sind:
      • feingemahlenes Vollkornbrot, helles Weizenbrot, Buchweizen, Maismehl, Quinoa, Reis, Roggen
      • Banane, Avocado, Limette, Honigmelone, Ananas, Erdbeeren, Mandarinen, Orangen
      • leicht bekömmliche Gemüsesorten, wie z. B. Möhre, Gurke, Sellerie, Tomate, Paprika, Bambussprossen, Pastinake, Kartoffeln, Radieschen, Rhabarber, Spinat, Zucchini etc.
      • Fleisch (unverarbeitet)
      • Fisch
      • Tofu
      • Eier
      • Milchprodukte (ungesüßt, kein Fruchtjoghurt)
      • ungesüßte Soja, Reis- oder Hafermilch
      • mit Glukose gesüßte Süßigkeiten, Süßspeisen, Kuchen, Gebäck
      • Mineralwasser, Tee, Kaffee, Bier, Light-Limonaden.
    • Unterstützung der Fruktoseresorption durch die gleichzeitige Aufnahme von Glukose
    • Prinzipien der leichten Vollkost
    • Verbesserung der Fruktoseaufnahme durch zeitgleiche Aufnahme von Protein und evtl. Fett
    • Verzicht auf blähende Lebensmittel (Kohlgemüse, Zwiebelgewächse, Kohlgemüse)
    • Bei Diarrhö Ballaststoffmenge reduzieren.
  • 2. Phase: Testphase (nach Symptombesserung in Phase 1) 
    • Ziel: Erweiterung der Nahrungsmittelauswahl unter Berücksichtigung der Speisenkombinationen und ggf. einer Fett- und Proterinanreicherung, um die physiologische Verträglichkeit von Fruktose zu erhöhen.
    • Dauer: 4–8 Wochen
    • Prinzipien der leichten Vollkost
    • fruktosemodifizierte Kost
    • Wiedereinführung von verschiedenen Obstsorten
    • Verzicht auf Zuckeralkohole (z. B. Sorbit, Mannit, Maltit, Isomalt, Xylit)
    • Strikte Diätvorgaben „aufweichen“.
    • Ermittlung der individuellen Fruktose- und FODMAP-Verträglichkeit3
    • Hierzu kann die individuelle Verträglichkeit folgender Lebensmittel getestet werden:
      • grobes Vollkornbrot, Rosinenbrot
      • Melone, Pfirsich, Zitrusfrüchte, Beerenfrüchte
      • Kohlgemüse, Hülsenfrüchte
      • mit Zucker gesüßte Süßigkeiten, Süßspeisen, Kuchen, Gebäck (in geringen Mengen)
      • Wein, Limonaden (in geringen Mengen).
  • 3. Phase: Dauerernährung
    • Ziel: Deckung des Nährstoffbedarfs
    • Individuelle Ernährungsempfehlungen, die sich an Patientenvorgaben bezüglich Mahlzeitenanzahl und Mahlzeitenrhythmus orientieren.
    • Langfristig gemieden werden sollten:
      • Äpfel, Birnen, Mango
      • Fruchtsaft
      • Süßwaren mit Zuckeraustauschstoffen (z. B. Kaugummi, Lutschbonbons)
      • Honig.

Medikamentöse Therapie

  • Xylose-Isomerase
    • Die Umwandlung von Fruktose zu Glukose im Darm kann durch Einnahme von Xylose-Isomerase als Nahrungsergänzungsmittel unterstützt werden, was zur Reduktion der Beschwerden führen kann.1
    • Zeigte in Studien Wirksamkeit gegen Übelkeit und abdominelle Schmerzen, aber nicht gegen Aufgeblähtsein.8

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Die Erkrankung ist chronisch.

Prognose

  • Es kann im Verlauf immer wieder zu Unsicherheiten und ggf. auch zum Stillstand des Therapieerfolgs kommen. Hier ist die (erneute) Führung eines Ernährungs- und Symptomprotokolls über 7 Tage sinnvoll.7
  • Kommt es bei Karenz ohne Diätfehler nicht zu einem deutlichen Rückgang der Symptomatik, müssen die o. g. Differenzialdiagnosen ausgeschlossen werden.7,11
    • Abklärung einer Laktoseintoleranz3
    • Verzicht auf FODMAP (nicht nur auf Fruktose und/oder Sorbit) kann die Symptome verbessern.3
  • Bei Kindern beruhen anhaltende Symptome fast immer auf Diätfehlern, die unter strengerer Diätführung und in Begleitung eines Ernährungs- und Symptomprotokolls nachlassen.11
  • Es gibt Daten, die belegen, dass sich eine Ernährungsumstellung nicht nur positiv auf die gastrointestinalen Beschwerden auswirken kann, sondern auch auf die Stimmung von Patient*innen mit einer Fruktosemalabsorption.12

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Literatur

  1. Raithel M, Weidenhiller M, Hagel FKH, Hetterich U, Neurath MF, Konturek PC. Kohlenhydratmalsassimilation häufig vorkommender Mono- und Disaccharide - Abgestuftes diagnostisches Vorgehen und Differenzialdiagnosen. Dtsch Ärzteblatt 2013; 110(46): 775-82. doi:10.3238/arztebl.2013.0775 DOI
  2. Schäfer C, Reese I, Ballmer-Weber BK, et al. Positionspapier Fruktosemalaborption - Stellungnehme der AG Nahrungsmittelallergie in der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI). Allergo J 2010; 19: 66-9. doi:10.1007/BF03362228 DOI
  3. Gibson PR, Newnham E, Barrett JS, Shepherd SJ, Muir JG. Review article: fructose malabsorption and the bigger picture. Aliment Pharmacol Ther. 2007 Feb 15;25(4):349-63. doi: 10.1111/j.1365-2036.2006.03186.x. Epub 2007 Jan 8. PMID: 17217453. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  4. Born P. Carbohydrate malabsorption in patients with non-specific abdominal complaints. World J Gastroenterol 2007; 13: 5687-91. PubMed
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  6. Drozdowski LA, Thomson AB. Intestinal sugar transport. World J Gastroenterol 2006; 12: 1657-1670. PubMed
  7. Schäfer, C. Lebensmittelunverträglichkeiten durch Enzymdefekte und Zuckerverwertungsstörungen - Laktoseintoleranz und Co. Bundesgesundheitsbl 2016; 59: 764-70. doi:10.1007/s00103-016-2359-y DOI
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Autor*innen

  • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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