Zusammenfassung
- Definition:Unter Fruktosemalabsorption versteht man eine pathologisch reduzierte Aufnahmekapazität für Fruktose im Dünndarm von < 25–30 g Fruktose/h. Nichtresorbierte Fruktose ist osmotisch aktiv und wird im Kolon von Bakterien metabolisiert. Oft liegt zusätzlich eine Sorbitunverträglichkeit vor.
- Häufigkeit:Schätzungsweise liegt bei 15–25 % der europäischen Bevölkerung eine Fruktosemalabsorption und bei 8–20 % eine Sorbitmalabsorption vor.
- Symptome:Oft schon 30 min nach Nahrungsaufnahme treten Meteorismus, Flatulenz, Übelkeit, abdominelle Krämpfe und osmotische Diarrhöen auf. Die Symptome können bis zu 9 Stunden anhalten. Ein Teil der Betroffenen ist trotz Fruktosemalabsorption beschwerdefrei.
- Befunde:Keine spezifischen klinischen Befunde.
- Diagnostik:Diagnose wird in der Regel mittels H2-Atemtest gestellt.
- Therapie:Ernährungsumstellung in einem dreistufigen Verfahren (Karenzphase, Testphase, Langzeiternährung) auf eine individuell verträgliche, mehr oder weniger Fruktose- und ggf. FODMAP-arme Kost.
Allgemeine Informationen
Definition
- Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
- Pathologisch reduzierte Aufnahmekapazität für Fruktose und/oder Sorbit im Dünndarm (< 25–30 g Fruktose/h statt 30–50 g/h) mit Auftreten von typischen Symptomen2
- Eine physiologische Fruktosemalabsorption besteht, wenn mehr als 25–50 g aufgenommen werden (= Fruktoseüberhang).3
- Nicht resorbierte Fruktose wird im Kolon von Bakterien metabolisert. Dies führt zu säure- und gashaltigen Stühlen.
- Daraus resultieren die typischen Symptome mit postprandialem Meteorismus, Flatulenz, Übelkeit, Bauchkrämpfen und osmotischer Diarrhö.
- Die Symptome können denen des IBS (Irritable Bowel Syndrome) ähneln. Wahrscheinlich stellt die Malabsorption von Kohlenhydraten, z. B. Fruktose, eine Untergruppe dieser Patient*innen dar.4
- Die hereditäre Fruktoseintoleranz ist eine seltene (ca. 1:25.000), autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung, bei der das Enzym Fruktose-1-Phosphat-Aldolase in Geweben fehlt und zu einer Anhäufung von Fruktose-1-Phosphat führt. Diese muss von der gastrointestinalen Fruktosemalabsorption abgegrenzt werden.
Häufigkeit
- Die geschätzte Prävalenz der Fruktosemalabsorption liegt bei 15–25 % der europäischen Bevölkerung.1
- Die geschätzte Prävalenz der Sorbitunverträglichkeit bei 8–12 %1
- Es wird davon ausgegangen, dass die Fruktosemalabsorption heute eine häufigere Ursache für gastrointestinale Beschwerden ist als früher, da mehr Obst und Gemüse verzehrt wird.5
- Tritt häufig zusammen mit einer Sorbitunverträglichkeit auf.1
- Auch eine Kombination von Laktoseintoleranz und Fruktosemalabsorption ist nicht selten.3
Ätiologie und Pathogenese
- Kohlenhydrate kommen als Monosaccharide, Disaccharide, Oligosaccharide und Polysaccharide in der Nahrung vor.6
- Mehrfachzucker werden durch Enzyme auf dem Weg von der Mundhöhle in den Dünndarm aufgespalten, wo sie als Monosaccharide absorbiert werden.6
- Eine Malabsorption kann durch angeborene oder erworbene Defekte (primäre Malabsorption) oder aufgrund von Schädigungen der Darmschleimhaut als Folge anderer Erkrankungen (sekundäre Malabsorption) auftreten.1
- Ursachen einer sekundären Malabsorption können sein:1
- intestinale Lymphangiektasien, Mastozytose
- entzündliche Erkrankungen (z. B. Infektionen, Zöliakie, chronisch entzündliche Darmerkrankungen)
- toxische/medikamentöse Maßnahmen (Alkoholkonsum, Chemotherapie, Radiatio).
- Fruktose ist ein Monosaccharid und zusammen mit Glukose Teil des Disaccharids Saccharose (Haushaltszucker) und verschiedener Oligosaccharide und Polysaccharide.3
- Polymerisierte Formen von Fruktosemolekülen sind Fruktane, dazu gehören auch Inuline und Fructooligosaccharide.
- Vor allem niedriger Fett- und Proteingehalt der Nahrung führen zu einer deutlichen Transitbeschleunigung im oberen Gastrointestinaltrakt, sodass die Aufnahme von Fruktose eingeschränkt ist.2
- Die Aufnahme an Fruktose und Zuckeralkoholen mit der Ernährung ist um ein Vielfaches gestiegen, dies hängt zusammen mit:7
- den gängigen Ernährungsempfehlungen der Fachgesellschaften zugunsten eines hohen Saft- und Obstkonsums
- einem deutlich fruktosereicheren Lebensmittelangebot
- einem Verzehr von v. a. verarbeiteten Obstprodukten: Smoothies, gezuckerten Obstspeisen und Fruktosesirup in Süßigkeiten.
- Besonders viel Fruktose ist in Softdrinks, in Getränken für Sportler*innen und in Maissirup, der in industriell verarbeiteten Lebensmitteln zum Einsatz kommt, enthalten.3
Fruktosemalabsorption
- Der folgende Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1,3,8
- Die Glukose-Transportsysteme GLUT-5 (apikale Bürstensaummembran) und GLUT-2 (basolateraler Transporter) sind für die passive Aufnahme von Fruktose im Dünndarm zuständig.
- GLUT-5 hat eine geringe Aufnahmekapazität, die normalerweise bei 30–50 g Fruktose/h gesättigt wird. Dann bleibt osmotisch wirksame Fruktose im Darm.
- GLUT-2 ist ein fakultativer Transporter mit geringer Affinität, der Fruktose, Glukose und Galaktose transportieren kann.
- Wird bei Resorption von Glukose durch den SGLT-1-Transporter vermehrt gebildet.
- Bei der symptomatischen primären Fruktosemalabsorption treten bereits bei Mengen < 25–30 g/h Beschwerden auf.
- Dies beruht meist auf einer dosisabhängigen Überlastung des GLUT-5-Transporters.
- Die Aufnahmekapazität von GLUT-5 kann gesteigert werden durch:
- Glukose
- Aminosäuren
- proprotionierte Makronährstoffrelation
- langsame Fruktoseaufnahme
- lokal oder systemisch angewandte Kortikosteroide.
- Die Expression von GLUT-5 wird gesteigert durch:
- Fruktose
- Saccharose.
- Die Aufnahmekapazität von GLUT-5 nimmt ab bei:
- Alkoholkonsum
- fett- und/oder eiweißarmer Kost
- Medikation (Acarbose oder anderen osmotisch wirksamen Substanzen)
- Sorbit
- entzündlicher oder postinfektiöser Dünndarmschädigung
- Gallensäureverlust
- Laktoseintoleranz
- rascher Magenentleerung.
- Sorbit blockiert direkt den GLUT-5-Transporter und ist osmotisch aktiv.
- Sorbit gehört mit Xylit, Mannit und Maltit zu den Zuckeralkoholen (Polyole).
- Bei der sekundären Fruktosemalabsorption liegt neben der funktionellen Transportstörung der Fruktoseaufnahme auch eine morphologische Schädigung des Darmepithels bzw. eine Reduktion der Resorptionsfläche vor (Zöliakie, Kurzdarm).
- FODMAP (Fermentable Oligosaccharides, Disaccharides and Monosaccharides And Polyols) haben wahrscheinlich einen additiven Effekt auf die gastrointestinalen Beschwerden, wenn sie zusammen mit Fruktose konsumiert werden.
- Alle FODMAP haben einen osmotischen Effekt im Kolon und sind schnell von Bakterien fermentierbar.
- Fruktose- und Sorbitmalabsorption tritt häufig in Kombination mit anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und dem Reizdarmsyndrom auf.
Pathogenese der abdominellen Beschwerden
- Der folgende Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1,3
- Wann sich Symptome entwickeln, hängt von der Nährstoffzusammensetzung, der Kinetik der Fruktoseanflutung, der Fruktosemenge, der Darmpermeabilität, der Darmflora sowie ggf. der Grunderkrankung ab.
- Die Fruktosemalabsoption ist gekennzeichnet durch:
- zu rasche Anflutung von großen Fruktosemengen im distalen Dünndarm und Kolon
- dosisabhängige osmotische Effekte
- Fermentation durch Darmbakterien
- verstärkte Bildung kurzkettiger Fettsäuren (stimulieren u. a. die Darmmotilität, senken den pH-Wert)
- Bildung von Methan, H2 und CO2
- Veränderungen der aeroben Darmflora
- Daraus resultieren die typischen Leitsymptome, wie postprandiale Flatulenz, Übelkeit, Meteorismus, osmotische Diarrhö und Bauchschmerzen.
Prädisponierende Faktoren
- Laktoseintoleranz3
- Süße Getränke, d. h. Fruktose in Fruchtgetränken oder als Süßungsmittel3
- Verzehr von reichlich Obst und Gemüse3
- In Nudeln, Pizza, Keksen und Brot ist viel Fruktan enthalten.5,9
- Reizdarmsyndrom3
- Intestinale Lymphangiektasien1
- Mastozytose1
- Infektionen1
- Zöliakie1
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen1
- Toxische/medikamentöse Maßnahmen (Alkoholkonsum, Chemotherapie, Radiatio)1
- Bakterielle Dünndarmfehlbesiedelung
ICPC-2
- D07 Dyspepsie/Verdauungsstörung
- D08 Flatulenz/Blähungen
ICD-10
- K90 Intestinale Malabsorption
- K90.4 Malabsorption durch Intoleranz, anderenorts nicht klassifiziert
- K90.8 Sonstige intestinale Malabsorption
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
- Eine Fruktosemalaborption gilt als gesichert, wenn es nach Verabreichung von 25 g Fruktose oral zu einem H2-Atemgasanstieg um > 20 ppm und abdominellen Beschwerden kommt (Sensitivität und Spezifität 80–90 %).
- Eine Sorbitmalabsorption wird nach Gabe von 5–10 mg Sorbit klinisch oder durch H2-Atemtest gestellt.
- Treten trotz H2-Atemgasanstieg keine Beschwerden auf, liegt eine asymptomatische Fruktoseresorptionsstörung vor, die evtl. erst bei höheren Testdosen, anderer Nährstoffzusammensetzung oder bei gleichzeitiger Sorbitaufnahme symptomatisch wird.
- Bei Personen ohne H2-gasbildende Darmflora (negativer Laktulosetest, sog. H2-Non-Producer, 10–15 % der europäischen Bevölkerung) muss die Diagnose anhand der klinischen Symptomatik gestellt werden.
Differenzialdiagnosen
- Laktosemalabsorption
- Sorbitmalabsorption
- Morbus Crohn
- Colitis ulcerosa
- Chronische Pankreatitis
- Infektionen
- Nahrungsmittelallergien
- Zöliakie
- Kolonkarzinom
- IBS
- Bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms
- Hereditäre Fruktoseintoleranz
- Leber- oder Gallenblasenerkrankungen
Anamnese
- Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1,3
- Symptome bei einer Malabsorption von Kohlenhydraten sind Blähungen, Magenkrämpfe, Bauchschmerzen und Diarrhö und manchmal Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen (evtl. aufgrund eines niedrigen Plasmatryptophanspiegels), die normalerweise nach der Aufnahme der Fruktose und/oder Sorbit über die Nahrung entstehen.
- Typischerweise treten die Symptome ca. 30 min nach Nahrungsaufnahme auf und können bis zu 9 Stunden bestehen.
- Es gibt keine Symptome, die mit einer bestimmten Zuckerart verbunden sind (Fruktose, Laktose, Sorbit).
- Zur Erkennung einer Fruktose- bzw. Sorbitmalabsorption ist es diagnostisch sinnvoll, gezielt nach obst- und gemüsereichen Mahlzeiten, Fruchtsaftgetränken, Trockenobst, zuckerfreien Kaugummis, energiereduzierten Produkten, Bonbons etc. zu fragen.
- Bei Fruktosemalabsorption Unverträglichkeit von:
- Obst (Apfel, Birne, Mango)
- Mais
- Rosinen
- Honig
- Fruchtsäften
- Softdrinks
- Zuckeraustauschstoffen
- Fruktanen in Artischocken, Topinambur, Weizen, Roggen, Gerste, Zwiebeln, Knoblauch, Lauch, besonders in Nudeln, Pizza, Kuchen und Brot.
- Bei Sorbitmalabsorption Unverträglichkeit von:
- Xylit
- frisches und getrocknetes Obst (Weintrauben, Birnen, Pfirsiche bzw. Pflaumen, Datteln)
- Zuckeraustauschstoffen
- Kaugummi
- Bonbons.
- Viele Patient*innen berichten, dass die ersten Symptome nach einer Infektion (meist gastrointestinal) oder einer Antibiotikatherapie aufgetreten sind, obwohl davon ausgegangen wird, dass die Malabsorption bereits vorher vorlag.
- Führen eines Ernährungs- und Beschwerdeprotokolls für 7 Tage kann hilfreich sein.7
- Frage nach Milchunverträglichkeit3
Klinische Untersuchung
- Klinische Untersuchungen führen nicht zu spezifischen Befunden.
Ergänzende Untersuchungen
- Bei Verdacht auf Fruktosemalabsorption werden 25 g Fruktose in 250 ml Wasser (Kinder 1 g/kg Körpergewicht) oral verabreicht und anschließend H2 in der Ausatemluft gemessen.2
- Vorher und in 20-minütigen Abständen über 3 h werden die H2-Konzentrationen gemessen und das Auftreten von Beschwerden dokumentiert.2
- Bei einem Anstieg über 20 ppm vom Leerwert und gleichzeitigen gastrointestinalen Beschwerden, gilt die Diagnose als gesichert.
- Bei fehlendem H2-Anstieg aber gastrointestinalen Symptomen, wird die Diagnose anhand der Symptome gestellt.
- Treten trotz H2-Atemgasanstieg keine Beschwerden auf, liegt eine asymptomatische Fruktoseresorptionsstörung vor, die evtl. erst bei höheren Testdosen, anderer Nährstoffzusammensetzung oder bei gleichzeitiger Sorbitaufnahme symptomatisch wird.
- Bei Verdacht auf Sorbitmalabsorption wir die Diagnose durch die Gabe von 5–10 g Sorbit klinisch oder mittels H2-Atemtests gestellt.
- Die Messung des Blutzuckerspiegels während des Atemtests ist nicht zur Diagnostik einer Fruktosemalabsorption geeignet2, ermöglicht es aber, die sehr seltene Erkrankung der Fruktoseintoleranz zu erkennen.
Indikationen zur Überweisung
- Verdacht auf symptomatische Fruktose- oder Sorbitmalabsorption zum H2-Atemtest
- Zum Ausschluss von Differenzialdiagnosen und/oder sekundärer Fruktosemalabsorption
Therapie
Therapieziele
- Beschwerdefreiheit
- Mangelernährung/Nährstoffdefizite vermeiden.
- Bei sekundärer Fruktosemalabsorption Beschwerdebesserung unter Behandlung der Grunderkrankung
Allgemeines zur Therapie
- Glukose kann den GLUT-5- und den GLUT-2-Transporter stimulieren und dadurch die Fruktoseaufnahme erhöhen.
- Dies erklärt, warum Obst und Gemüse verzehrt werden können, wenn darin ungefähr zu gleichen Teilen Glukose und Fruktose enthalten sind.
- Saccharose (Glukose-Fruktose-Verhältnis 1:1) und Bananen (1,5:1) werden deswegen oft besser vertragen als z. B. Äpfel (1:3).
- Die Ernährungstherapie bei Fruktosemalabsorption erfolgt in 3 Phasen:2
- Karenzphase
- Testphase
- Dauerernährung.
- Die diätetische Führung der Patient*innen mit einer Fruktosemalabsorption sollte während der Karenz- und Testphase idealerweise durch eine Ernährungsfachkraft erfolgen.2
- Ob die Kosten hierfür übernommen oder bezuschusst werden, muss vorab mit der gesetzlichen Krankenversicherung geklärt werden.
- Eine FODMAP-arme Diät kann dazu beitragen, die Beschwerden langfristig zu verbessern, da FODMAP (besonders Fruktane und Polyole sowie Laktose bei Betroffenen mit Laktoseintoleranz) trotz Karenz von Fruktose und/oder Sorbit die Symptome einer Malabsorption verschlechtern können.3,8,10
- FODMAP-arme Diät wird auch bei Reizdarmsyndrom empfohlen.
- Hohen Gehalt an FODMAP haben u. a.:
- Fruktane: Weizen (Brot, Nudeln, Couscous), Zwiebeln, Knoblauch, Gerste, Kohl, Bokkoli, Rosenkohl
- Galaktane: Sojaprodukte, Hülsenfrüchte
- Laktose: Frischkäse, Milch, Sahne, Joghurt, Butter, Milcheis
- Polyole: Xylit, Sorbit, Äpfel, Pflaumen, Kirschen, Birne, Blumenkohl, Zuckermais, Zuckererbsen, Pilze.
- Die Expression des fruktosespezifischen GLUT-5-Transporters sinkt durch Fruktosekarenz ab.2,7
- Süßstoffe wie Aspartam, Cyclamat oder Saccharin sind problemlos verträglich.7
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig.
- Kontrolle der Ballaststoffmenge, bei Blähungen, Diarrhö ggf. reduzieren (Verzicht auf grobe Vollkornprodukte).7
Empfehlungen für Patient*innen – Ernährungstherapie
- Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.2,7-8,11
- Sinnvoll ist eine Umstellung von einer stärkelastigen Kost zu einer fettmoderaten eher proteinausgewogenen Kost.
- Reduktion von Mono- und Disacchariden sowie Säften und Süßigkeiten und die Veränderung des meist vorhandenen Obstüberangebots hin zu einer gemüsebetonten Mischkost
- 1. Phase: Karenz
- Ziel: weitestgehende Beschwerdereduktion
- Dauer: max. 2 Wochen
- fruktosearme Kost durch Beschränkung der Fruktosezufuhr mit Verzicht auf:
- Haushaltszucker
- gesüßte Getränke
- Süßigkeiten
- Fruchtsaft
- verarbeitete Fleischprodukte (auf die Inhaltsstoffe achten).
- Verzicht auf Zuckeralkohole (z. B. Sorbit, Mannit, Maltit, Isomalt, Xylit)
- Verzicht auf FODMAP und damit insbesondere auf Fruktane
- Fruktosearm sind:
- feingemahlenes Vollkornbrot, helles Weizenbrot, Buchweizen, Maismehl, Quinoa, Reis, Roggen
- Banane, Avocado, Limette, Honigmelone, Ananas, Erdbeeren, Mandarinen, Orangen
- leicht bekömmliche Gemüsesorten, wie z. B. Möhre, Gurke, Sellerie, Tomate, Paprika, Bambussprossen, Pastinake, Kartoffeln, Radieschen, Rhabarber, Spinat, Zucchini etc.
- Fleisch (unverarbeitet)
- Fisch
- Tofu
- Eier
- Milchprodukte (ungesüßt, kein Fruchtjoghurt)
- ungesüßte Soja, Reis- oder Hafermilch
- mit Glukose gesüßte Süßigkeiten, Süßspeisen, Kuchen, Gebäck
- Mineralwasser, Tee, Kaffee, Bier, Light-Limonaden.
- Unterstützung der Fruktoseresorption durch die gleichzeitige Aufnahme von Glukose
- Prinzipien der leichten Vollkost
- Verbesserung der Fruktoseaufnahme durch zeitgleiche Aufnahme von Protein und evtl. Fett
- Verzicht auf blähende Lebensmittel (Kohlgemüse, Zwiebelgewächse, Kohlgemüse)
- Bei Diarrhö Ballaststoffmenge reduzieren.
- 2. Phase: Testphase (nach Symptombesserung in Phase 1)
- Ziel: Erweiterung der Nahrungsmittelauswahl unter Berücksichtigung der Speisenkombinationen und ggf. einer Fett- und Proterinanreicherung, um die physiologische Verträglichkeit von Fruktose zu erhöhen.
- Dauer: 4–8 Wochen
- Prinzipien der leichten Vollkost
- fruktosemodifizierte Kost
- Wiedereinführung von verschiedenen Obstsorten
- Verzicht auf Zuckeralkohole (z. B. Sorbit, Mannit, Maltit, Isomalt, Xylit)
- Strikte Diätvorgaben „aufweichen“.
- Ermittlung der individuellen Fruktose- und FODMAP-Verträglichkeit3
- Hierzu kann die individuelle Verträglichkeit folgender Lebensmittel getestet werden:
- grobes Vollkornbrot, Rosinenbrot
- Melone, Pfirsich, Zitrusfrüchte, Beerenfrüchte
- Kohlgemüse, Hülsenfrüchte
- mit Zucker gesüßte Süßigkeiten, Süßspeisen, Kuchen, Gebäck (in geringen Mengen)
- Wein, Limonaden (in geringen Mengen).
- 3. Phase: Dauerernährung
- Ziel: Deckung des Nährstoffbedarfs
- Individuelle Ernährungsempfehlungen, die sich an Patientenvorgaben bezüglich Mahlzeitenanzahl und Mahlzeitenrhythmus orientieren.
- Langfristig gemieden werden sollten:
- Äpfel, Birnen, Mango
- Fruchtsaft
- Süßwaren mit Zuckeraustauschstoffen (z. B. Kaugummi, Lutschbonbons)
- Honig.
Medikamentöse Therapie
- Xylose-Isomerase
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Die Erkrankung ist chronisch.
Prognose
- Es kann im Verlauf immer wieder zu Unsicherheiten und ggf. auch zum Stillstand des Therapieerfolgs kommen. Hier ist die (erneute) Führung eines Ernährungs- und Symptomprotokolls über 7 Tage sinnvoll.7
- Kommt es bei Karenz ohne Diätfehler nicht zu einem deutlichen Rückgang der Symptomatik, müssen die o. g. Differenzialdiagnosen ausgeschlossen werden.7,11
- Abklärung einer Laktoseintoleranz3
- Verzicht auf FODMAP (nicht nur auf Fruktose und/oder Sorbit) kann die Symptome verbessern.3
- Bei Kindern beruhen anhaltende Symptome fast immer auf Diätfehlern, die unter strengerer Diätführung und in Begleitung eines Ernährungs- und Symptomprotokolls nachlassen.11
- Es gibt Daten, die belegen, dass sich eine Ernährungsumstellung nicht nur positiv auf die gastrointestinalen Beschwerden auswirken kann, sondern auch auf die Stimmung von Patient*innen mit einer Fruktosemalabsorption.12
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Quellen
Literatur
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Autor*innen
- Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
- Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).