Salmonellen-Enteritis

Zusammenfassung

  • Definition:Durch Bakterien der Gattung Salmonella verursachte Enteritis. Wird normalerweise durch kontaminierte Lebensmittel übertragen.
  • Häufigkeit:Im Jahr 2020 wurden insgesamt ca. 8.700 Infektionen gemeldet. Die Erkrankungshäufigkeit ist in den letzten Jahren auf stabilem Niveau.
  • Symptome:Die Symptome variieren je nach Serotyp. Erbrechen und Durchfall, teils blutig.
  • Befunde:BauchschmerzenDehydration, Elektrolytverlust, Fieber.
  • Diagnostik:Kultur von Stuhlproben, ggf. Labor, Blutkulturen bei septischem Verlauf.
  • Therapie:Symptomatische Behandlung, die Infektion ist in der Regel selbstlimitierend, bei schwerem Verlauf Antibiotikabehandlung. Meldepflicht.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Salmonellosen sind durch Bakterien der Gattung Salmonella verursachte Erkrankungen.
  • Meist kommt es zu einer Enteritis mit Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Fieber.
  • Enteritis-Salmonellen gibt es mit mehr als 2.500 Serotypen (Serovaren) weltweit bei Geflügel, Schweinen, Rindern, aber auch Reptilien.1 
  • Davon zu unterscheiden sind S. typhi und S. paratyphi, die den Menschen als einzigen Wirt besitzen und die Erkrankungen Typhus und Paratyphus hervorrufen.
    • Ausführliche Informationen siehe dort.
  • Es gibt septische Verläufe und fokale Absiedlungen der Erreger (Abszesse), diese können jedes Organ betreffen.2

Häufigkeit

  • Im Jahr 2020 wurden insgesamt ca. 8.700 Infektionen gemeldet. Die Erkrankungshäufigkeit hatte zuletzt eine Plateauphase erreicht, 2020 deutlich weniger Infektionen als zuvor (aufgrund der Covid 19-Pandemie).1 
    • Davon entfielen knapp 600 Erkrankungen auf insgesamt 109 Ausbrüche.
  • Seit Jahren die zweithäufigste meldepflichtige bakterielle gastrointestinale Krankheit nach der Campylobacter-Enteritis
  • 72 % der Infektionen waren 2019 in Deutschland erworben.1
  • Kinder bis 5 Jahre sind am häufigsten betroffen, des Weiteren ältere Menschen ab 70 Jahren.1
  • Salmonellosen haben die höchste Inzidenz im dritten Quartal.1 
  • Die Gesamtletalität liegt bei unter 0,1 %.2

Ätiologie und Pathogenese

Übertragung

  • Die Infektion erfolgt überwiegend durch orale Erregeraufnahme durch kontaminierte Lebensmittel.
    • nicht ausreichend durcherhitzte Fleischprodukte (Rinder, Schweine, Geflügel)2 oder Rohmilch3
    • nicht ausreichend durcherhitzte Eier und Eierspeisen2
    • Eine häufige Ansteckungsquelle ist auch Gemüse, das durch Bewässerung und Düngung mit Kot verunreinigt wurde (z. B. Sprossen).
      • Salmonellen vermehren sich im Temperaturbereich von 10–47 °C, in einigen Fällen bereits ab 6–8 °C.
      • In der Umwelt und in oder auf verschiedenen Lebensmitteln (Gewürze, Schokolade) sind sie bis zu mehreren Monaten überlebensfähig.
      • Durch Einfrieren werden sie nicht abgetötet.2
  • Eine Infektion durch direkten Kontakt mit erkrankten Menschen oder Tieren ist auch möglich, aber selten.
    • Salmonellen können auch durch Tiere, wie Wildvögel und Reptilien, die als Haustiere gehalten werden, übertragen werden.2
  • Die aufgenommene Menge der Keime und der Gesundheits- und Immunstatus der Betroffenen bestimmen die Inkubationszeit und die Schwere der Erkrankung.4
  • Sowohl Tiere als auch Menschen können gesunde Bakterienträger*innen sein.
    • In der Regel sind große Erregerdosen erforderlich, weshalb die Infektion von Mensch zu Mensch selten ist.

Inkubationszeit

  • 6–72 Stunden, in der Regel 12–36 Stunden, abhängig von der Infektionsdosis und dem Serovar2

Prädisponierende Faktoren

  • Alter ≤ 5 Jahre oder > 70 Jahre
  • Immunstatus
  • Vorerkrankungen
  • Vorbestehende Darmerkrankungen
  • Verzehr von nicht durchgegartem Fleisch, Eiern oder Rohmilch2

ICPC-2

  • D70 Darminfektion

ICD-10

  • A02 Andere Salmonelleninfektionen
    • A02.0 Salmonellenenteritis
    • A02.1 Salmonellensepsis
    • A02.2 Lokalisierte Salmonelleninfektionen
    • A02.8 Andere spezifizierte Salmonelleninfektionen
    • A02.9 Andere unspezifizierte Salmonelleninfektionen

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Anamnese, die den Verdacht auf eine Salmonelleninfektion nahelegt.
  • Diagnose durch Erregernachweis aus Stuhl, Rektalabstrichen, Erbrochenem, aber auch aus verdächtigen Lebensmitteln
    • Eine Blutkultur empfiehlt sich bei Verdacht auf eine septische Salmonellose.

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Dauer und Art des Durchfalls
    • ggf. blutig3
  • Fieber
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Bauchschmerzen
  • Kopfschmerzen 
  • Aufenthalt im Ausland (besonders Endemiegebiete)
  • Verzehr von verdächtigen Lebensmitteln (besonders ungegarte oder rohe Tierprodukte) oder unsauberem Wasser
  • Kontakt mit Tieren, insbesondere Kleinvögel oder Reptilien
  • Kontakt mit erkrankten Menschen oder Tieren
  • Vorerkrankungen 
  • Medikamenteneinnahme

Klinische Untersuchung

Salmonellen-Enteritis

  • Normaler bis reduzierter Allgemeinzustand
  • Klinische Anzeichen der Dehydration
  • (hohes) Fieber
  • Krampfartige Bauchschmerzen
  • Diffuser Druckschmerz des Abdomens ohne Abwehrspannung3

Ergänzende Untersuchungen

  • Stuhlkultur, evtl. Infektionsquellen und/oder verdächtige Lebensmittel ausmachen.

Leitlinie: Indikationen für eine Stuhluntersuchung bei Gastroenteritis3,5

  • Vorliegen relevanter Komorbiditäten
  • Patient*innen mit Immundefizienz
  • Blutige Diarrhö
  • Schweres Krankheitsbild
  • Diarrhöbedingte Hospitalisierung
  • Verdacht auf eine Häufung, bei der ein epidemiologischer Zusammenhang vermutet werden kann.
  • Vor Einleitung einer antibiotischen Therapie
  • Bei nosokomialer Diarrhö
  • Patient*innen, die in Gemeinschaftseinrichtungen oder Lebensmittel- verarbeitenden Institutionen arbeiten.
  • Bei Personen mit stattgehabter Antibiotika-Einnahme innerhalb der letzten 3 Monate
  • Durchfall länger als 3 Tage lt. RKI2
  • Ggf. Blutuntersuchung zum Nachweis von Elektrolytstörungen
  • Blutkulturen bei septischen Verläufen
    • Bei Patient*innen mit Enteritis-Salmonellen in der Blutkultur besteht der dringende Verdacht auf eine HIV-Infektion, entsprechende Testungen sollten durchgeführt werden.4

Indikationen zur Krankenhauseinweisung

  • Bei schweren Infektionen und fortgeschrittener Dehydration
  • Bei Verdacht auf Sepsis
  • Bei Kindern lt. Leitlinie Indikationen zur stationären Therapie3 
    • bei Schock/schwere Azidose
    • bei schwerer Dehydration (Gewichtsverlust ≥ 9 %)
    • bei gescheiterter oraler Rehydration
    • bei ausgeprägter Hyponatriämie (Na+ < 130 mmol/l) bzw.
      ausgeprägter Hypernatriämie (Na+ > 150 mmol/l)
    • bei neurologischen Symptomen (Lethargie/Koma)
    • bei nicht gesicherter adäquater ambulanter Umsetzung der
      Rehydration durch Betreuungsperson/en
    • bei schwerer (chronischer) Grunderkrankung (z. B.
      onkologischer Erkrankung, Immundefizienz, Diabetes und
      anderen Stoffwechselstörungen)
    • bei Malnutrition und/oder Gedeihstörung
    • bei Hinweis auf Ileus oder intestinale Transportstörung (z. B. Invagination)
    • bei Säuglingen < 3.500 g; oder jünger als 2 Monate
    • bei anhaltend blutiger Diarrhö

Therapie

Therapieziele

  • Schwere Dehydration und weitere Ansteckung verhindern.

Allgemeines zur Therapie

  • Für Fluorchinolone wurden von der Europäischen Arzneimittel-Agentur Anwendungsbeschränkungen empfohlen: Besondere Vorsicht bei Älteren und bei Patient*innen mit Nierenfunktionseinschränkung. Keine Kombination mit Kortikosteroiden. Nicht empfohlen als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung leichter und mittelschwerer Infektionen.6
  • Die Salmonellen-Gastroenteritis verläuft in den meisten Fällen selbstlimitierend, symptomatische Maßnahmen zum Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich sind dann ausreichend.5
  • Antibiotika sollten in Fällen von unkomplizierter Salmonellen-Enteritis vermieden werden, können aber bei schwerer Infektion und Sepsis notwendig sein sowie bei Patient*innen mit Immunschwäche, bei Kindern im ersten Lebensjahr und älteren Kranken sowie Patient*innen mit bekannten Anomalien an Herzklappen oder Gefäßen.

Leitlinie: Indikationen zur Antibiotikatherapie bei Salmonellen-Enteritis5 

Antimikrobielle Therapie

  • Eine antimikrobielle Therapie soll bei akuter nichttyphoidaler Salmonelleninfektion in folgenden Fällen erfolgen:
    • bei Bakteriämie 
    • bei Zeichen systemischer Infektion (z. B. Fieber > 38,5 °C).
  • Eine antimikrobielle Therapie sollte bei akuter nichttyphoidaler Salmonelleninfektion in folgenden Fällen erfolgen:
    • bei Immunsuppression (medikamentös oder durch Grunderkrankung bedingt)
    • bei Hämodialyse-Patient*innen.
  • Eine antimikrobielle Therapie kann bei akuter nichttyphoidaler Salmonellen-Infektion in folgenden Fällen erfolgen:
    • bei Vorliegen von Gefäßprothesen
    • bei Vorliegen von Gefäßaneurysmen
    • bei Vorliegen von Fremdmaterial (z.  B. Gelenkprothesen).
  • Bei Kindern: antibiotische Therapie der Salmonelleninfektion bei Risikopatient*innen3 
    • Neugeborene und Säuglinge < 3 Monate
    • Patient*innen mit Immundefizienz
    • bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
    • bei Bakteriämie

Leitlinie: Antibiotikatherapie bei Salmonellen-Enteritis3,5

  • Antibiotikatherapie bei Erwachsenen
    • Ciprofloxacin
      • 1 g/d p. o. in 2 Einzeldosen – oder –
      • 800 mg/d i. v. in 2 Einzeldosen für 5–7 Tage – oder –
    • Ceftriaxon 2 g/d i. v. als Einzeldosis für 5–7 Tage
    • Bei Patient*innen mit einem angeborenen oder erworbenen Immundefekt sollte die Therapie über mindestens 14 Tage durchgeführt werden.
  • Eine Resistenzprüfung und ggf. Antibiotikaanpassung sind angeraten.2 
  • Antibiotikatherapie bei Kindern 
    • Ceftriaxon 50–100 mg/kg KG/d – oder –
    • Azithromycin 10 mg/kg KG/d.

Empfehlungen für Patient*innen

  • Gute Handhygiene: gründliches Händewaschen nach dem Toilettengang und vor der Essenszubereitung
  • Pragmatische Empfehlungen bei mildem Krankheitsbild und allenfalls milder Dehydration
    • Ausreichend trinken, am besten Apfelschorle, Tee oder leicht salzige Brühe.
    • Feste Nahrung sollte in Form von Reis, Bananen, Zwieback oder Salzstangen erfolgen.
    • Bei milden Formen einer Gastroenteritis kann man auf die Signale des Körpers hören und das essen und trinken, worauf man Appetit hat
    • für Kinder von 2–10 Jahren: erhöhte Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser oder verdünntem Saft
  • Bei Dehydrationszeichen kann auch eine frei verkäufliche, hypoosmolare Zucker-Salzlösung empfohlen werden.3,5
    • In der Apotheke sind z. B. fertige Elektrolytlösungen erhältlich.
    • 50–100 ml Rehydratationslösung sollte pro kg über 4 Stunden gegeben werden, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
    • Kinder sollten mindestens 10 ml pro kg Körpergewicht nach jedem Erbrechen zu sich nehmen, d. h. etwa 200 ml bei einem 20 kg schweren Kind.
  • Koffeinhaltige Getränke, Limonaden oder unverdünnte Fruchtsäfte sollten bei Dehydration nicht zur oralen Rehydration verwendet werden.3 
  • Zur oralen Rehydration siehe auch den Artikel Gastroenteritis.

Medikamentöse Therapie

Medikamentöse Therapie der Gastroenteritis

  • Motilitätshemmende Substanzen (z. B. Loperamid)5
    • Kann bei unkompliziertem Krankheitsbild durchgeführt werden.
    • Bei schwerem Krankheitsbild (z. B. blutige Diarrhö, Fieber, Megakolon) soll keine motilitätshemmende Therapie durchgeführt werden.
    • Loperamid initial 4 mg p. o., nach jedem ungeformten Stuhlgang weitere 2 mg7
    • Bei Kindern kann Racecadotril erwogen werden, Loperamid wird nicht empfohlen.3
      • ab dem 4. Lebensmonat
      • für Kinder weniger als 9 kg: ein 10-mg-Beutel 3 x tgl.
      • für Kinder von 9 kg bis zu 13 kg: zwei 10-mg-Beutel 3 x tgl.
      • für Kinder von 13 kg bis 27 kg: ein 30-mg-Beutel 3 x tgl.
      • für Kinder über 27 kg zwei 30-mg-Beutel 3 x tgl.8
  • Analgetische/spasmolytische Therapie5
    • Kann gemäß des Stufenschemas der WHO mit Paracetamol, Metamizol, Opioiden sowie Butylscopolamin durchgeführt werden.
      • z. B.  Metamizol 500 mg 1–1–1 p. o. bei Erwachsenen
      • z. B. Butylscopolamin 10–20 mg 1–1–1 p. o. für Kinder ab 6 Jahren und Erwachsene (unter 6 Jahren nicht empfohlen)9
    • Vermieden werden sollten Acetylsalicylsäure, nicht steroidale Antiphlogistika (NSAIDs) und Coxibe.
  • Bei Erbrechen kann eine antiemetische Therapie erfolgen.5
    • z. B. Dimenhydrinat 50–100 mg 1–1–1 p. o., Maximaldosis 400 mg/d für Erwachsene10
    • Bei Kindern wird keine antiemetische Therapie empfohlen.3
  • Probiotika5
    • Eine generelle Empfehlung für den Einsatz von Probiotika zur Therapie der akuten infektiösen Enteritis von Erwachsenen kann derzeit nicht gegeben werden.
  • Weitere Einzelheiten und Dosierungen siehe auch den Abschnitt „Medikamentöse Therapie“ im Artikel Gastroenteritis.

Dauerausscheider*innen

  • Bei Nachweis von Salmonellen im Stuhl länger als 3 Monate kann ein Therapieversuch mit Ciprofloxacin für 4 Wochen durchgeführt werden.5
    • Der Erfolg der Therapie sollte durch eine Stuhlprobe verifiziert werden.2
  • Als Dauerausscheider*innen sind diejenigen Betroffenen definiert, bei denen eine Ausscheidung von Salmonellen länger als 1 Jahr andauert.
    • bei weniger als 1 % der Fälle5

Prävention

Allgemeine präventive Maßnahmen

  • Strenge Handhygiene: nach Toilettengang, nach Kontakt mit Tieren und vor und nach der Essenszubereitung immer Hände waschen.
    • Händewaschen führt zwar nicht zur Erregerelimination, wohl aber zur drastischen Reduzierung der Keimzahl an den Händen.
  • Fleischgerichte – insbesondere Hamburger, Hackbraten und andere Hackfleischgerichte sowie Geflügel (insbes. Aufgetautes) – sollten gut durchgekocht oder durchgebraten sein.
    • Ein Erhitzen über 70 °C für mindestens 10 min tötet die Salmonellen ab.
  • Ausreichende Kühlung leicht verderblicher Lebensmittel bis zum Verzehr11
  • Auf sauberes Trinkwasser achten.
  • Patient*innen mit eingeschränktem Immunsystem und einer erhöhten Anfälligkeit für Salmonellen-Infektionen sollten nicht ausreichend erhitzte Eier, eihaltige Speisen (Mayonnaise, Milchspeiseeis etc.) meiden.
  • Ausschließlich pasteurisierte Milch trinken.
  • Vorsicht bei rohem Obst und ungeschältem Gemüse
    • Salmonellen vermehren sich schnell in geschnittenen, abgepackten Salaten.
  • Messer, Schneidbretter und Küchengeräte, die für Rohwaren verwendet worden sind, mit sehr heißem Wasser abwaschen.
  • Verwendung und häufiger Wechsel von kochbaren Küchentüchern
  • In Haushalten mit Kindern unter 2 Jahren sollten keine Reptilien gehalten werden.2

Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen2

  • Händehygiene strikt einhalten.
  • Alle Handkontaktflächen gezielt desinfizieren.
  •  Ggf. Patient*innen isolieren.

Prophylaxe bei Reisen in Gebiete mit erhöhter Gefahr für Durchfallerkrankungen

  • Allgemeine Prophylaxe im Hinblick auf Lebensmittel und Getränke: „„Boil it, cook it, peel it, or forget it.“
  • Nur sauberes Trinkwasser (abgefüllt oder abgekocht), auch zum Zähneputzen, verwenden.

Meldepflicht gemäß IfSG

  • Dem Gesundheitsamt wird gemäß § 7 Abs. 1 IfSG der direkte oder indirekte Nachweis von Salmonella-Serovaren, soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich gemeldet.2
  • Des Weiteren ist gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 2 IfSG der Verdacht auf und die Erkrankung an einer akuten infektiösen Gastroenteritis meldepflichtig, wenn
    • die betroffene Person Umgang mit Lebensmitteln hat oder in Einrichtungen zur Gemeinschaftsverpflegung (z. B. Küchen, Gaststätten) beschäftigt ist.
    • zwei oder mehr gleichartige Erkrankungen auftreten, bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird.
  • Die Meldungen müssen spätestens 24 Stunden nach Kenntnis erfolgen.
  • Leiter*innen von Gemeinschaftseinrichtungen haben dem zuständigen Gesundheitsamt mitzuteilen, wenn Personen ihrer Einrichtung unter 6 Jahren vermutlich an einer infektiösen Gastroenteritis, wie z. B. Salmonellen-Enteritis, erkrankt sind.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Viele Salmonelleninfektionen verlaufen asymptomatisch.
  • Symptomatische Infektionen führen in der Regel ein paar Tage lang zu milder und vorübergehender Diarrhö.
  • Bei schweren Symptomen und Anzeichen von Dehydration kann die Einweisung in ein Krankenhaus notwendig sein, insbesondere bei
    • Kleinkindern.
    • multimorbiden Patient*innen, deren Flüssigkeitsaufnahme unzureichend ist bzw. nicht sichergestellt ist.

Komplikationen

Prognose

  • In seltenen Fällen kann eine Salmonellenenteritis zu Sepsis und fokalen Infektionen in Organen außerhalb des Darmtrakts führen.
  • Die Ausscheidung von Enteritis-Salmonellen dauert bei Erwachsenen im
    Durchschnitt 4 Wochen ab Beginn der Infektion.5
    • Nach 3 Monaten sind rund 5 % noch Bakterienträger*innen, einige wenige werden zu chronischen Träger*innen.
  • Säuglinge und Kleinkinder sind in der Regel länger Bakterienträger*innen als Erwachsene.

Verlaufskontrolle

Arbeitsverbot

  • Nach § 42 (1) des Infektionsschutzgesetzes können durch das Gesundheitsamt für Personen, die an Salmonellose erkrankt oder dessen verdächtig sind oder Salmonellen ausscheiden, ein Tätigkeits- und Beschäftigungsverbot ausgesprochen werden, wenn sie beim Herstellen, Behandeln oder Inverkehrbringen von Lebensmittel tätig oder in Küchen von Gaststätten und sonstigen Einrichtungen mit oder zur Gemeinschaftsverpflegung beschäftigt sind.
    • Dies gilt entsprechend für Personen, die mit Bedarfsgegenständen, die für die dort genannten Tätigkeiten verwendet werden, so in Berührung kommen, dass eine Übertragung von Krankheitserregern auf die Lebensmittel zu befürchten ist.5
  • Bei einer Tätigkeit in Lebensmittelbetrieben oder Gemeinschaftseinrichtungen sind nach einer Erkrankung spätere Kontrolluntersuchungen zum Ausschluss einer langfristigen Ausscheidung sinnvoll.

Gemeinschafteinrichtungen (gemäß § 33 IfSG, u. a. Kindergärten, Schulen, Heime)

  • In Gemeinschaftseinrichtungen betreute Kinder, die das 6. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und an einer infektiösen Gastroenteritis erkrankt oder dessen verdächtig sind, dürfen die dem Betrieb der Gemeinschaftseinrichtung dienenden Räume nicht betreten, Einrichtungen der Gemeinschaftseinrichtung nicht benutzen und an Veranstaltungen der Gemeinschaftseinrichtung nicht teilnehmen.
  • Die Wiederzulassung für an einer infektiösen Gastroenteritis erkrankte/krankheitsverdächtige Kinder, die das 6. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, ist 48 Stunden nach Abklingen der klinischen Symptome möglich.2
  • Ein Besuchsverbot für an Salmonellose erkrankte und dessen verdächtige Kinder älter als 6 Jahre oder ein Tätigkeitsverbot für an Salmonellose erkrankte und dessen verdächtige Betreuer*innen in der Einrichtung besteht nicht.2
  • Man geht davon aus, dass Kinder ab 6 Jahren in der Lage sind, eine ausreichende Händehygiene durchzuführen.2

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Leitlinien

  • Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung e. V. (GPGE). Akute infektiöse Gastroenteritis im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter. AWMF-Leitlinie Nr. 068-003. S2k, Stand 2019. www.awmf.org

RKI-Ratgeber

  • Robert Koch-Institut. RKI-Ratgeber für Ärzte: Salmonellose. Berlin, Stand 2016. www.rki.de

Literatur

  1. Robert Koch Institut: Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2020. www.rki.de
  2. Robert Koch Institut. RKI-Ratgeber für Ärzte: Salmonellose. Berlin, Stand 2016. Letzte Aktualisierung 11/2019 www.rki.de
  3. Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung e.V. (GPGE). S2k-Leitlinie Akute infektiöse Gastroenteritis im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter. Registernummer 068 - 003, Stand 2019. register.awmf.org
  4. Moos V. Schneider T. Salmonellosen. Harrisons Innere Medizin. 19. Auflage 2016. Thieme-Verlag, S. 1281ff.
  5. Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple. AWMF-Leitlinie-Nr. 021-024, S2k, Stand 2015 (abgelaufen). www.dgvs.de
  6. BfArM: Fluorchinolone: Einschränkungen in der Anwendung aufgrund von möglicherweise dauerhaften und die Lebensqualität beeinträchtigenden Nebenwirkungen 16.11.18. www.bfarm.de
  7. Fachinfo Loperamid, Stand Mai 2020. https
  8. Fachinfo Racecadotril 10 mg, 30 mg. Stand 4/17 www.gelbe-liste.de
  9. Buscopan 10 mg Dragees - Gebrauchsinformation für Anwender. Stand 7/22 www.sanofi-produktdatenbank.at
  10. Fachinfo Dimenhydrinat 50 mg, Klinge Pharma, Stand 12/20 www.gelbe-liste.de
  11. Bundesinstitut für Risikobewertung. Fragen und Antworten Schutz vor Infektionen mit Salmonellen. 9. November 2016. Zugriff 12.1.2018 www.bfr.bund.de

Autor*innen

  • Franziska Jorda, Dr. med., Fachärztin für Viszeralchirurgie, Ärztin in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Kaufbeuren
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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