Lungenentzündung durch Chlamydien

Diese Lungenentzündung wird durch die Bakterien Chlamydophila pneumoniae oder Chlamydophila psittaci verursacht. Sie macht etwa 5–15 % aller Lungenentzündungen aus, die sich außerhalb von Krankenhäusern entwickeln.

Was ist eine durch Chlamydien verursachte Lungenentzündung?

Definition

Es handelt sich um eine Lungenentzündung (Pneumonie), die durch Bakterien verursacht wird, meistens durch Chlamydophila pneumoniae oder Chlamydophila psittaci. Von diesen Erregern ausgelöste Lungenentzündungen werden auch als atypische Pneumonien bezeichnet.

Symptome

Infektion mit C. pneumoniae

Nach einer Ansteckung vergehen ca. 1–4 Wochen bis zum Auftreten von Symptomen, viele Infektionen verlaufen aber auch ohne Symptome. Treten welche auf, sind diese typischerweise mit Anzeichen eines grippalen Infekts verbunden: mäßig erhöhte Temperatur und Entzündungen des Nasen-Rachen-Raumes und der Mittelohren, geschwollene Hals-Lymphknoten sowie Gliederschmerzen.

In 10 % der Fälle kommt es zu einer 2. Krankheitsphase mit Übergang in eine Lungenentzündung. Diese äußert sich durch Husten mit erhöhter Atemfrequenz. Selten kommt es dabei zum Auftreten einer Endokarditis (Herzinnenhautentzündung), Myokarditis (Herzmuskelentzündung), Knotenrose (Erythema nodosum) oder reaktiven Gelenkentzündungen (reaktive Arthritis).

Infektion mit C. psittaci

Nach der Ansteckung vergehen ebenfalls ca. 1–4 Wochen bis zum Auftreten von Symptomen, selten kommt es hierbei zu asymptomatischen Verläufen. Der Beginn ist meist plötzlich mit grippeähnlichen Beschwerden und Fieber bis 40 °C (über 2–3 Wochen), Gliederschmerzen, Hautausschlag und charakteristischen, heftigen Stirnkopfschmerzen. 1 Woche nach Krankheitsbeginn kommt es meist zur Entwicklung der Lungenentzündung mit trockenem Husten, Luftnot, erhöhter Atemfrequenz und eventuell atemabhängigen Schmerzen. Bei 70 % der Patient*innen kommt es zu einer Vergrößerung der Milz (Splenomegalie).

Ursachen

Die Lungenentzündung entsteht durch eine bakterielle Infektion mit den Erregern Chlamydophila pneumoniae oder psittaci. Die Übertragung von C. pneumoniae erfolgt durch Aerosole oder Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Die Bakterien können lange in den oberen Atemwegen verbleiben und andere Personen infizieren.

Bei C. pittaci sind Vögel (z. B. Tauben, Wellensittiche, Papageien, aber auch Hühner, Enten oder Gänse) infiziert. Menschen können sich durch die Inhalation von infizierten Aerosolen von Urin, Kot oder anderen Ausscheidungen infizierter Vögel anstecken. Eine Übertragung von C. psittaci von Mensch zu Mensch ist bisher nicht nachgewiesen.

Häufigkeit

Chlamydia pneumoniae gilt als Ursache für 5–15 % der Pneumonien bei Patient*innen, die sich außerhalb des Krankenhauses mit einem Erreger anstecken (= ambulant erworbene Pneumonie). Wahrscheinlich gibt es eine hohe Rate asymptomatischer oder unspezifischer Infektionen. Es wird von einem hohen Durchseuchungsgrad von 50–75 % der Bevölkerung ausgegangen.

Pneumonien durch C. psittaci sind selten. 2019 wurden in Deutschland 11 Fälle von Ornithosen gemeldet, davon 8 Pneumonien (6 Fälle mit bestätigtem Vogelkontakt).

Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Untersuchungen

Beim Abhören der Lungen bemerken die Ärzt*innen in vielen Fällen auffällige Geräusche. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Die Messung von erhöhten Entzündungswerten im Blut zeigt an, dass eine Infektion im Körper vorliegt; dies kann auf eine bakterielle Infektion hinweisen. Die Diagnose kann durch einen Abstrich des Nasenrachenraums, Speichel oder Sekret der Luftröhre mit Bestimmung des Erregers C. pneumoniae/psittaci im Labor bestätigt werden. Dabei ist die PCR (Polymerasekettenreaktion) das Verfahren der Wahl.

Oft weckt eine langwierige Erkrankung mit Husten den Verdacht auf eine Pneumonie durch Chlamydien. Möglicherweise wurden aufgrund der Atemwegsinfektion schon Betalaktam-Antibiotika (z. B. Amoxicillin) ohne Erfolg eingesetzt.

Ein Röntgenbild der Lunge zeigt oft Veränderungen, die für eine Lungenentzündung (Pneumonie) sprechen, und hilft somit bei der Diagnosestellung. Bei der Symptomatik kommen aber auch andere Erreger atypischer Pneumonien in Betracht, z. B. Mykoplasmenbakterien.

Behandlung

Bei bestätigter Chlamydien-Infektion wird eine gezielte Antibiotika-Therapie verordnet. Betalaktam-Antibiotika wie Amoxicillin, das oft bei bakteriellen Infekten der oberen Atemwege eingesetzt wird, sind gegen dieses Bakterium wirkungslos, daher werden andere Antibiotika verschrieben:

  • Mittel der ersten Wahl: Doxycyclin
  • Alternativen: Azithromycin, Clarithromycin; Moxifloxacin, Levofloxacin.

Prognose

Bei einer Infektion mit C. pneumoniae hat die Mehrheit der Patient*innen eine leichte Erkrankung. Im Allgemeinen ist daher eine ambulante Behandlung mit Antibiotika möglich. Schwere Verläufe mit wochenlangem Husten und reduzierter Belastbarkeit kommen vor allem bei älteren Patient*innen mit anderen chronischen Erkrankungen vor.

Bei einer Lungenentzündung durch C. psittaci sind die Patient*innen oft 2–3 Wochen lang schwer krank und genesen im Verlauf von 4 Wochen wieder. Die Sterblichkeit liegt bei unter 5 %, bei früher Diagnose und adäquater Behandlung unter 1 %.

Weitere Informationen

Autorin

  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Chlamydien-Pneumonie . Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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