BBB MK 07.02.2023 revidiert, aktualisiert und umgeschrieben. (Viszeralchirurgin)
Revision at 14.08.2015 12:58:26:
Final Version
Revision at 08.06.2015 13:05:33:
German epidemiological data included
Revision at 29.05.2015 15:40:56:
German Guideline added
28.8.17: Rechtschreibfehler korrigiert, unpassende Leitlinie entfernt (Polytrauma), A-DI
CCC MK 21.11.2018, komplett überarbeitet
Luft in der Pleurahöhle
Spontaner Pneumothorax
Spannungspneumothorax
Raucher
Marfan-Syndrom
COPD
Chronic obstructive pulmonary disease
Asthma
Zystische Fibrose
Mukoviszidose
Tuberkulose
Pneumonie
Bullöses Emphysem
SSP
PSP
Sekundärer Spontanpneumothorax
Primärer Spontanpneumothorax
Ventilpneumothorax
Spannungspneumothorax
Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie
Video assistierte Thorakoskopie
Pleurodese
Talkum
Zusammenfassung
Definition:Eine spontan auftretende Erkrankung, bei der Luft in die Pleurahöhle gelangt und die Lunge (teilweise) kollabiert. Unterschieden werden ein primärer und ein sekundärer Spontanpneumothorax (PSP bzw. SSP), wobei Letzterer auf einer zugrunde liegenden Lungenerkrankung basiert. Als seltene Komplikation kann bei beiden Formen ein Spannungspneumothorax auftreten.
Häufigkeit:Mehr als 10.000 Ereignisse pro Jahr in Deutschland. Männer sind häufiger betroffen. Der PSP tritt vor allem bei jungen Männern um das 25. LJ auf, der SSP vor allem bei Patient*innen, die älter als 60 Jahre sind.
Symptome:Plötzlich auftretende Brustschmerzen an der entsprechenden Seite und Dyspnoe, ein kleiner PSP kann jedoch auch recht blande verlaufen.
Befunde:Bei ausgeprägten Befunden fehlendes oder abgeschwächtes Atemgeräusch auf der betroffenen Seite, hypersonorer Klopfschall.
Diagnostik:Röntgen-Thorax, evtl. Thorax-CT und bei geübten Untersucher*innen Ultraschall.
Therapie:Abhängig von der Schwere des Pneumothorax, den Beschwerden und evtl. zugrunde liegenden Erkrankungen. Abwarten der spontanen Reexpansion der Lunge, Abpunktieren der Luft, Anlage einer Thorax(saug)drainage oder Operation. Ein Spannungspneumothorax muss sofort mittels einer Entlastungspunktion und Thoraxdrainage versorgt werden.
Prüfungsrelevant für die Facharztprüfung Allgemeinmedizin1
am häufigsten bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD).
Weiterhin unterschieden, in diesem Artikel jedoch nicht näher dargestellt, werden der
postinterventionelle Pneumothorax
Pneumothorax bei Kindern
postoperative Pneumothorax
traumatische Pneumothorax
Pneumothorax unter Beatmung.
Leitlinie: Diagnostik und Therapie des Spontanpneumothorax2
Definition
Primärer Spontanpneumothorax (PSP)
Ein unvermittelt auftretender Pneumothorax ohne vorausgehende Thoraxintervention oder -verletzung bei Patient*innen unter 45 Lebensjahren ohne vorbestehende Lungenerkrankung mit einer unauffälligen gegenseitigen Lunge in der Röntgenübersichtsaufnahme wird als primärer Spontanpneumothorax bezeichnet.
Dennoch finden sich bei bis zu 90 % der Patient*innen pathologische Befunde bei der Thorakoskopie oder in der CT-Bildgebung in Form von subpleuralen Bläschen und Bullae.
Sekundärer Spontanpneumothorax (SSP)
Weisen die Patient*innen eine Lungenerkrankung in der Vorgeschichte auf, bestanden pulmonale Symptome vor Auftreten des Pneumothorax, zeigt sich eine pathologische Lungenstruktur in der Röntgenübersichtsaufnahme auf der nicht befallenden Seite oder ist die betroffene Person 45 Jahre und älter bei bestehendem Nikotinabusus, ist ein sekundärer Spontanpneumothorax anzunehmen.
Der sekundäre Spontanpneumothorax ist mit einer höheren Morbidität und Mortalität als der primäre Spontanpneumothorax assoziiert.
Ein Spontanpneumothorax kann sich selten zu einem Spannungspneumothorax entwickeln.
Luft strömt beim Einatmen in die Pleurahöhle ein, aber sie strömt beim Ausatmen nicht heraus (Ventilmechanismus).
Der erhöhte Druck in der entsprechenden Thoraxhälfte führt zu einer Verschiebung von Mediastinum und Trachea und stört den venösen Rückstrom zum Herzen, was innerhalb weniger Minuten bis zum Kreislaufversagen führen kann.
Ein Spannungspneumothorax ist ein akut lebensbedrohlicher Zustand!2
Häufigkeit
Mehr als 10.000 Ereignisse pro Jahr in Deutschland2
Eine aktuelle Studie aus aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes liefert folgende Zahlen für Deutschland:2-3
52.738 Fälle (Erstereignis und Rezidiv) mit Hauptdiagnose Spontanpneumothorax wurden 2011–2015 stationär aufgenommen (Alter > 10 Jahre).
Menstruationsabhängig, vermutlich aufgrund einer Endometriose, tritt selten auf.2
Pathogenese
Luft gelangt durch eine Verbindung zwischen Alveolarraum und Pleuraspalt (z. B. rupturiertes Bläschen = Verletzung der Pleura visceralis) in den Pleuraspalt.
Da der Druck im Pleuraspalt geringer ist als der im Alveolarraum, kommt es zum Austreten von Luft in den Pleuraspalt bis zum Ausgleich des Druckgradienten, die Lunge kollabiert.4
gerade beim PSP häufig gering ausgeprägt, eher schleichender Verlauf (Tage bis zur ärztlichen Vorstellung)
beim SSP häufig ausgeprägtere Klinik
Kann bei vorbestehenden Lungenerkrankungen, z. B. COPD, zu einer akuten Exazerbation führen.
Bei schwerwiegender Atemnot, begleitet von Schocksymptomen oder Halsvenenstauung müssen ein Spannungspneumothorax oder Hämatopneumothorax in Betracht gezogen werden.
Auskultatorisch abgeschwächtes/fehlendes Atemgeräusch auf der betroffenen Seite
Bei geringer Ausprägung ist ein Pneumothorax auskultatorisch häufig nur unzureichend nachweisbar.
Hypersonorer Klopfschall auf der betroffenen Seite
Pulssynchrones Klicken bei der Auskultation
Selten Weichteilemphysem
Basale Dämpfung in der Perkussion bei Hämatopneumothorax (selten)
Tachykardie, Tachypnoe und Hypotonie bei Hämatopneumothorax oder Spannungspneumothorax
beim Spannungspneumothorax auch obere Halsvenenstauung
Beim sekundären Spontanpneumothorax (SSP) zusätzlich Auskultationsbefunde der zugrunde liegenden Lungenerkrankung
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
Pulsoxymetrie, Vitalparameter
Sonografie des Thorax
Bei entsprechender Erfahrung kann der Pneumothorax sonografisch nachgewiesen werden.2
diagnostische Kriterien
Fehlen der Atemverschieblichkeit der Lunge bei der dynamischen Untersuchung
ein nicht detektierbarer Pleuraspalt
fehlender Nachweis eines sog. „Kometenschweif“-Artefaktes
Auftreten von Wiederholungsechos
Darstellung eines sog. „Lung Point“ (Übergang zwischen Pneumothorax und lufthaltiger Lunge mit Kontakt zur Brustwand)
Diagnostik im Krankenhaus
Der gesamte Abschnitt basiert, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf dieser Referenz.2
Leitlinie: Diagnostik und Therapie des Spontanpneumothorax2
Bildgebung des Pneumothorax
Röntgen-Thorax
Wir empfehlen eine p. a. Röntgenaufnahme des Thorax im Stehen in Inspiration für die initiale Diagnosestellung des Pneumothorax (A).
Die seitliche Aufnahmetechnik (Röntgen-Thorax seitlich) ist beim SSP und anderen Fragestellungen indiziert.
Ultraschalluntersuchung
Wir schlagen vor, zum Ausschluss eines Pneumothorax alternativ zum Röntgen-Thorax bei ausreichender Qualifikation der Untersucher*innen eine Ultraschalluntersuchung durchzuführen, insbesondere postinterventionell (B).
CT-Thorax
Wir schlagen vor, nur bei unklaren Befunden, komplizierenden Konstellationen oder Verdacht auf sekundären Spontanpneumothorax eine CT-Untersuchung durchzuführen (B).
Ein Einsatz des Computertomogramms des Thorax zur weiterführenden Diagnostik beim Pneumothorax ab dem 45. Lebensjahr ist sinnvoll, da es den Nachweis oder Ausschluss einer begleitenden Lungenerkrankung ermöglicht.
Röntgenthorax a. p. in Inspiration
Verlagerung der Pleuralinie (Lungenbegrenzung durch die Pleura visceralis) mit fehlendem Nachweis einer Lungengefäßzeichnung
Evtl. Weichteilemphysem
Das Vorhandensein von bullösen oder zystischen Lungenveränderungen kann zur fälschlichen Diagnose eines Pneumothorax führen.
Das Ausmaß des Pneumothorax lässt sich anhand von Ausmessung der lateralen und apikalen Größe abschätzen.
kontralaterale Verschiebung der mediastinalen Strukturen
Sonografie
Die Sensitivität ist höher als im Röntgen-Thorax, die Spezifität vergleichbar mit einem Röntgen-Thorax bei entsprechender Expertise der untersuchenden Person.
CT des Thorax
Die Computertomografie ist der Standard für die Darstellung und Beurteilung des Lungenparenchyms.
bei Unsicherheit bezüglich der Diagnose, z. B. bei großen Bullae (können röntgenologisch einen Pneumothorax vortäuschen)
Erkennbarkeit von kleinen Pneumothoraces
Beurteilung der genauen Ausdehnung
Der größte Vorteil dieser Untersuchung ist die Identifikation der zugrunde liegenden Bullae, von Parenchymerkrankungen sowie von Fehllagen der Thoraxdrainagen.
Indikationen
unklare Befunde
komplizierende Konstellationen (wie z. B. initiales Weichteilemphysem)
initialer Hämatopneumothorax
schwere Begleiterkrankung
thorakale Voroperationen
Pneumothoraxrezidiv
zur Parenchymbeurteilung bei Verdacht auf einen sekundären Spontanpneumothorax
Eine Kontrastmittelgabe für die Beurteilung des Lungenparenchyms ist nicht erforderlich.
Aufgrund der Strahlenbelastung keine Empfehlung zum primären Einsatz
Indikationen zur Überweisung/Klinikeinweisung
Bei Verdacht auf die Diagnose zur Bildgebung ambulant bei geringen Symptomen
Einweisung bei auffälligen Symptomen zur Abklärung und Therapie
Notfalleinweisung bei Verdacht auf Spannungspneumothorax, nachdem der Spannungspneumothorax entlastet wurde.
Einzelheiten zur Durchführung siehe dort.
Therapie
Der gesamte Abschnitt basiert, soweit nicht anders gekennzeichnet, auf dieser Referenz.2
Therapieziele
Reexpansion der Lunge und Verschluss der Leckage
Besserung der Symptomatik
Abklärung von Ursachen eines SSP und ggf. Beseitigung der Ursachen
Rezidivprophylaxe
Allgemeines zur Therapie
Die Behandlung hängt von der Ausprägung des Pneumothorax, von den Beschwerden der Patient*innen, vom Alter der Betroffenen und von zugrunde liegenden Erkrankungen ab.
Indikationen für eine interventionelle oder operative Therapie sind Atemnot und ein großer Pneumothorax.
Die Behandlung des PSP unterscheidet sich grundsätzlich von der Behandlung des SSP.
Eine Spontanheilung tritt in leichten Fällen spontan ohne Intervention auf.
Der bilaterale Pneumothorax und der Spannungspneumothorax sind klinische Notfälle und bedürfen einer sofortigen Behandlung.
Beim Spannungspneumothorax ist ein unmittelbares sofortiges Anlegen einer Drainage erforderlich, notfalls mit einer großlumingen Kanüle im 2. ICR medioklavikulär, gefolgt von einer Thoraxdrainage.
Interdisziplinäre (Mit-)Behandlung durch Pneumologie oder Thoraxchirurgie bei Patient*innen mit PSP und komplizierender Konstellation (z. B. initiales Weichteilemphysem, initialer Hämatopneumothorax, schwere Begleiterkrankung, antikoagulative Medikation, thorakale Voroperationen oder Pneumothoraxrezidiv)
Je nach Symptomatik, Ätiologie, Größe des Pneumothorax und Patientenwunsch besteht neben dem konservativen Vorgehen die Möglichkeit der Aspiration, der Drainageanlage und des operativen Vorgehens.
Primärer Spontanpneumothorax
Beobachtung
Bei kleinem Pneumothorax und fehlender Luftnot, Erstereignis
Gemeinsame Therapieentscheidung mit Patient*innen nach deren ausführlicher Beratung zu den unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten.
Auch eine ambulante Beobachtung ist möglich.
Patient*innen sollten sich bei Zunahme der Symptomatik umgehend wiedervorstellen.
elektive Wiedervorstellung am Folgetag und dann in definierten Abständen (wöchentlich)
Analgesie bei Bedarf mit z. B. Ibuprofen 600 mg 3 x tgl. unter Beachtung der Kontraindikationen
Die spontane Resorption eines Pneumothorax kann 6 Wochen oder länger dauern.
Aspiration und Drainagebehandlung
Primär kann eine Aspiration der Luft versucht werden.
weniger schmerzhaft als eine Thoraxdrainage, aber geringere Erfolgsrate
Anlage einer Drainage bei erfolgloser Aspiration, Entwicklung eines Spannungspneumothorax oder bei ausgeprägteren Fällen eines Spontanpneumothorax
Kleinlumige Drainagen (bis 14 Ch) sind zu bevorzugen, da weniger schmerzhaft aber genauso wirksam.
Die Anlage eines Sogsystems wird nicht routinemäßig empfohlen.
Indikation für die Anlage eines Sogsystems
symptomatische Pneumothoraces mit einem großen Lungenkollaps
persistierendes Luftleck (mehr als 48 Stunden bei liegender Drainage)
Chirurgie
Indikationen
spontaner Hämatopneumothorax
bei persistierendem Luftleck oder unvollständiger Reexpansion unter Sogtherapie
Rezidivpneumothorax nach Aspiration oder Drainagebehandlung
Relative Indikation ist ein hohes Rezidivrisiko (großer Pneumothorax, Vorhandensein von Bullae).
Vorteile des operativen Vorgehens
geringeres Rezidivrisiko
Gewinnung einer Histologie zur Klärung einer möglichen sekundären Genese
kürzere Behandlungsdauer bei geringer perioperativer Morbidität
Nachteile des operativen Vorgehens
mögliche Übertherapie bei Chance auf konservative Ausheilung
postoperative Nebenwirkungen wie Schmerzen
Komplikationen der Operation sowie
eine nur stationäre Durchführbarkeit der Operation
OP-Verfahren
Eine videoassistierte Thorakoskopie (VATS) ist einer Thorakotomie vorzuziehen.
Eine partielle Pleurektomie oder Talkumpleurodese wird zur Verringerung der Rezidivgefahr empfohlen.
ggf. atypische Resektion der Lungenspitze bei entsprechenden morphologischen Veränderungen (Bullae)
Sekundärer Spontanpneumothorax
Patient*innen mit SSP sollten immer stationär aufgenommen und pneumologisch/thoraxchirurgisch gesehen werden.
Es wird eine Drainagebehandlung, bei inkompletter Reexpansion der Lunge mit Sog und bei persistieremdem Luftleck Pleurodese über den Drainageschlauch empfohlen.
Ein Spontanverschluss der Luftleckage ist unwahrscheinlich.
Die Symptomatik ist in der Regel ausgeprägt und das entscheidende Kriterium zur Drainageanlage.
Der weitere Verlauf ist abhängig von der Grunderkrankung, die zum Pneumothorax geführt hat.
Bei Reexpansion der Lunge nach 48 Stunden kann die Drainage entfernt werden (ggf. zuvor Talkumpleurodese über die Drainage).
bei persistierender Luftleckage interdisziplinäre Entscheidung zum weiteren ggf. operativen Vorgehen
Auch beim SSP wird die videoassistierte Thorakoskopie (VATS) empfohlen, mit partieller Pleurektomie oder Pleurodese zur Verringerung des Rezidivrisikos.
alternativ bei nicht operablen Personen Anlage einer Dauerdrainage
Sonderfälle
Katamenialer Pneumothorax
Bei Frauen im gebärfähigen Alter mit Spontanpneumothorax ist die Möglichkeit des Vorliegens eines katamenialen Pneumothorax und/oder einer thorakalen Endometriose gegeben.
gynäkologische Mitbeurteilung zur weiteren Diagnostik und Therapie im Verdachtsfall
Pneumothorax in der Schwangerschaft
Die Behandlungsprinzipien bei Pneumothorax sollten während einer Schwangerschaft an denen des PSP unter Berücksichtigung der speziellen Situation und möglicher Risiken für Mutter und Fetus ausgerichtet werden.
Prävention
Leitlinie: Diagnostik und Therapie des Spontanpneumothorax3
Rezidivprophylaxe
Wir empfehlen, die Patient*innen über den Zusammenhang zwischen Rauchen und der Entstehung eines Pneumothorax aufzuklären und eine Tabakentwöhnung anzubieten.
Tauchen sollte dauerhaft vermieden werden, es sei denn, die betroffene Person hat sich einer offenen chirurgischen bilateralen Pleurektomie unterzogen und eine normale Lungenfunktion sowie eine postoperative CT-Untersuchung des Thorax.
Begünstigender Faktor für die Pneumothoraxentstehung ist vor allem das Rauchen.2
Anstrengung ist dagegen nicht mit der Entstehung eines Pneumothorax assoziiert.
Fliegen führt bei Patient*innen mit vorbestehenden Lungenerkrankungen nicht zu mehr Pneumothorax-Ereignissen als bei lungengesunden Passagier*innen.2
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Akut auftretende Erkrankung
Rezidivtendenz
25–30 % der Patient*innen erleiden erneut einen Pneumothorax.3
meistens innerhalb der ersten 3 Jahre
Normale körperliche Arbeit ist möglich, sobald alle Symptome zurückgebildet sind.
Sport, der extreme körperliche Anstrengung und Körperkontakt erfordert, sollte zurückgestellt werden, bis zur völligen Lungenentfaltung.2
Komplikationen
Ein Spontanpneumothorax kann sich zu einem Spannungspneumothorax entwickeln, insbesondere unter Überdruckventilation am Respirator.
Eine sofortige Entlastung ist notwendig.
Ein subkutanes Emphysem kann auftreten.
Reexpansionsödem
Kann nach Anlage einer Drainage und Reexpansion der Lunge auftreten.
Klinik: Husten, Atemnot, Brustenge und Auswurf von flüssigem Bronchialsekret
Radiologisch findet sich ein einseitiges Lungenödem, das sich zu einem beidseitigen Lungenödem entwickeln kann.
Es besteht die Gefahr eines akuten respiratorischen Versagens mit Hypoxämie und Beatmungspflichtigkeit.
Das Risiko für ein Reexpansionsödem wird bestimmt durch das Ausmaß des Lungenkollaps und die Dauer des Pneumothorax vor der Drainage.
Die Patient*innen sollten vor Entlassung informiert werden, sich im Falle von erneuter Atemnot oder Thoraxschmerzen umgehend wieder ärztlich vorzustellen.
Prognose
Sekundäre Pneumothoraces haben eine schlechtere Prognose als primäre.
Ein Rezidiv nach einer Operation oder Pleurodese ist seltener.
Ein Todesfall ist selten, aber kann durch die Entwicklung eines Spannungspneumothorax eintreten.
Sport, der extreme körperliche Anstrengung und Körperkontakt erfordert, sollte zurückgestellt werden, bis zur völligen Lungenentfaltung.
Patient*innen mit einem geschlossenen Pneumothorax, der konservativ behandelt wird, sollten solange nicht fliegen, bis eine vollständige Wiederausdehnung der Lunge mittels Röntgen-Thorax gesichert wurde.
Tauchen mit Überdruckflaschen (Scuba Diving) sollte dauerhaft vermieden werden, es sei denn, die Patient*innen haben sich einer offenen chirurgischen bilateralen Pleurektomie unterzogen und eine normale Lungenfunktion sowie eine postoperative CT-Untersuchung des Thorax.
Die Patient*innen sollten vor Entlassung informiert werden, sich im Falle von erneuter Atemnot oder Thoraxschmerzen umgehend wieder ärztlich vorzustellen.
Spontanpneumothorax li mit Verlagerung von Herz und Mediastinum nach rechts
Röntgen des Pneumothorax mit eingesetzter Drainage re. Seite: (1) Drainage, (2) Pleura visceralis
Ventil- oder Spannungspneumothorax, Rö.: (1) Drainage, (2) leerer Hemithorax bei kollabierter Lunge, (3) Verlagerung der Trachea, (4) Verlagerung des Mediastinums, (5) Verlagerung des Herzens nach li, (6) Zwerchfell
Ventilpneumothorax, nach Drainage, Rö.: (1) und (2): Thoraxdrainage
Pneumothorax, partiell
Pneumothorax, total
Quellen
Leitlinien
Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT). Diagnostik und Therapie von Spontanpneumothorax und postinterventionellem Pneumothorax. AWMF-Leitlinie Nr. 010-007. S3, Stand 2018. www.awmf.org
Literatur
Lohnstein M, Eras J, Hammerbacher C. Der Prüfungsguide Allgemeinmedizin - Aktualisierte und erweiterte 3. Auflage. Augsburg: Wißner-Verlag, 2018.
Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT). Diagnostik und Therapie von Spontanpneumothorax und postinterventionellem Pneumothorax. AWMF-Leitlinie Nr. 010-007. S3. Stand 2018 www.awmf.org
Schnell J, Koryllos A, Lopez-Pastorini A, Lefering R, Stoelben E. Spontanpneumothorax-Epidemiologie und Versorgung in Deutschland 2011–2015. Dtsch Arztebl Int 2017; 114(44): 739-44; DOI: 10.3238/arztebl.2017.0739 www.aerzteblatt.de
Bennett J, Vella C, Umerah O. Pneumothorax. BMJ Best Practice, last updated Jan 31, 2023. bestpractice.bmj.com
Autor*innen
Franziska Jorda, Dr. med., Fachärztin für Viszeralchirurgie, Ärztin in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Kaufbeuren
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).