Norovirus-Infektion

Das Norovirus ist  ein hochansteckendes Virus, dass meist innerhalb von wenigen Stunden bis Tagen zu Magen-Darm-Infektionen mit Durchfall und Erbrechen führt.

Was ist eine Norovirus-Infektion?

Definition

Eine Norovirus-Infektion ist eine hochansteckende Krankheit mit dem Norovirus, die innerhalb von wenigen Stunden bis wenigen Tagen zu einer Magen-Darm-Infektion führt. Das Virus ist äußerst widerstandsfähig (resistent) gegenüber einer Inaktivierung durch Einfrieren, Erhitzen auf 60 °C oder Reinigen mit Chlor, Alkohol und gängigen Reinigungsmitteln und führt daher schnell zu kleinen lokalen Epidemien.

Symptome

Die Symptome sind akute Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und wässriger Durchfall. Darüber hinaus wird häufig von grippeähnlichen Symptomen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Muskel- und Gelenkschmerzen berichtet. Das bei etwa der Hälfte der Erkrankungen auftretende Fieber ist in der Regel nicht besonders hoch.

Die Inkubationszeit – also der Zeitraum zwischen Infizierung und Ausbruch der Krankheit – beträgt zwischen 6 und 50 Stunden, und die Symptome halten üblicherweise 24–48 Stunden an. Die Krankheit hat einen milden Verlauf und klingt von selbst ab; ein schwererer Verlauf ist allerdings häufiger bei älteren Menschen sowie bei Menschen mit chronischen Erkrankungen oder mit Immunschwäche zu beobachten.

In der Phase mit Erbrechen und Durchfall sind die Erkrankten zwar besonders infektiös, aber auch kurze Zeit vor dem Einsetzen der Symptome und wenige Tagen nach der Gesundung besteht Ansteckungsgefahr.

Ursachen

Noroviren werden auf verschiedene Weise übertragen. In öffentlichen Einrichtungen sind Infektionen von Mensch zu Mensch der häufigste Ansteckungsweg. Das Virus verbreitet sich direkt über das Erbrochene oder indirekt über kontaminierte Oberflächen in der Umgebung; es kann aber auch über Nahrungsmittel und Wasser übertragen werden. 

Die Viren werden in Zeiträumen von einigen Tagen bis zu mehreren Wochen freigesetzt, die Ansteckungsgefahr kann vor dem Einsetzen der Symptome beginnen und bis nach dem Abklingen der Erkrankung anhalten. Dieser Umstand erschwert die Handhabung des Ausbruchs. Die gegen das Virus entwickelte Widerstandskraft (Immunität) richtet sich allein gegen den spezifischen Subtyp und hält nur ein paar Monate an. Gegen mögliche neue Varianten des Virus ist kein Schutz möglich.

Häufigkeit

Noroviren sind weltweit die häufigste Ursache für Ausbrüche von nicht-bakteriellen Magen-Darm-Infektionen. Sie sind für einen Großteil der nicht bakteriell bedingten Magen-Darm-Infekte bei Kindern (ca. 30 %) und bei Erwachsenen (bis zu 50 %) verantwortlich. 

Alle Altersgruppen können betroffen sein, Kinder unter fünf Jahren und ältere Personen über 70 Jahre sind jedoch besonders häufig betroffen. Bei Säuglingen und Kleinkindern stellen sie nach den Rotaviren die zweithäufigste Ursache akuter Magen-Darm-Infekte dar.

Norovirus-Infektionen treten vor allem im Winter auf; allerdings hat sich das Virus in den letzten Jahren etwas verändert, sodass auch im Frühjahr und Sommer Epidemien registriert wurden. Aufgrund der Hygienemaßnahmen durch die Corona-Pandemie sind die Zahlen der Norovirus-Infekte stark gesunken.

Untersuchungen

Ein Verdacht auf eine Darminfektion mit Noroviren liegt nahe, wenn der Krankheitsverlauf typisch ist und viele gleichzeitige Fälle einer Magen-Darm-Grippe vorliegen – insbesondere, wenn diese innerhalb einer Einrichtung auftreten.

Die Ärzt*innen führen eine körperliche Untersuchung durch und hören den Bauch ab. Für die Diagnosesicherung wird eine Stuhlprobe eingereicht. Bei der Untersuchung gibt es nur wenige spezifische Befunde.

Behandlung

Es gibt keine spezifische Behandlung, und bei den meisten Erkrankten ist dies auch nicht notwendig. Die akuten Symptome lassen meist 24–48 Stunden später von selbst nach.

Eine deutliche Besserung des Allgemeinbefindens tritt in der Regel nach 4–6 Tagen ein. Nur in Ausnahmefällen ist eine Flüssigkeitszufuhr über die Vene erforderlich bei Betroffenen, die mehr Flüssigkeit verlieren, als sie aufnehmen können.

Medikamente

Es gibt Medikamente, die den Durchfall reduzieren. Im Allgemeinen wird die Einnahme von solchen Medikamenten nicht empfohlen. Mit dem Durchfall reagiert der Körper auf die Infektion und versucht damit, das Virus aus dem Darm zu spülen. Medikamente sind daher nur angeraten, wenn der Durchfall in einer bestimmten Situation vermieden werden soll, z. B. auf einer Flugreise. Kindern unter zwölf Jahren sollten diese Medikamente nicht verabreicht werden.

Bei Bedarf können Schmerzmedikamente eingenommen werden.

Was können Sie selbst tun?

Wie bei jedem Infekt sollten Sie sich körperlich schonen und ausruhen. Da die Erkrankung ansteckend ist, sollten Sie auf entsprechende Hygienemaßnahmen achten und sich isolieren. Sie werden von Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt krankgeschrieben, und eine Rückkehr an den Arbeitsplatz ist erst 48 Stunden nach Symptomfreiheit möglich.

Hygienemaßnahmen

Wenn möglich, sollten Sie ein eigenes Bad benutzen, oder die Toilette und die Flächen sollten nach jeder Benutzung desinfiziert werden. Nutzen Sie ein eigenes Handtuch.

Viel trinken

Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Es wird empfohlen, kleine Flüssigkeitsmengen zu sich zu nehmen – lieber sehr kleine Mengen, dafür aber häufig. Dies hilft, die aufgenommene Flüssigkeit nicht gleich wieder zu erbrechen. Verzichten Sie auf kohlensäurehaltige Getränke. In Studien konnte gezeigt werden, dass eine kohlensäurefreie Apfelsaftschorle bessere Wirkung zeigt als fertige Elektrolytlösungen.

Essen

Wenn Sie vorübergehend nur wenig Nahrung zu sich nehmen können, besteht keine Gefahr. Doch sollten Sie trotz des Erbrechens weiterhin kleine Mengen essen. Je nach Appetit empfehlen sich leicht verdauliche Lebensmittel wie Joghurt, Suppen, geriebene Äpfel und dergleichen. Meiden Sie Zigaretten, Kaffee und Alkohol.

Säuglinge

Säuglinge sollten so oft wie möglich gestillt werden; die Krankheit kann allerdings dazu führen, dass sie zu kraftlos sind, um ausreichend Milch zu sich zu nehmen. In diesem Fall sollten Sie mithilfe einer Spritze, einer Flasche oder eines Löffels häufig kleine Portionen Flüssigkeit geben. Wenn Ihr Kind das Trinken über 4 Stunden verweigert oder an anhaltendem Erbrechen leidet, sollten Sie ärztliche Hilfe suchen.

Kindergarten und Schule

Bei einem Krankheitsausbruch in Kindergärten oder Schulen sollten Kinder mit Symptomen zu Hause bleiben. Eine verstärkte Händehygiene und Reinigung von Wickeltischen und Spielzeugen ist unabdingbar. Kindergartenkinder können nach 48 symptomfreien Stunden wieder in ihre Einrichtung zurückkehren. Kontrollproben sind nicht notwendig.

Vorbeugung

Die korrekte Händehygiene mit Seife unter fließendem Wasser ist eine der wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen. Die Händedesinfektion mit alkoholhaltigen Lösungen allein reicht nicht aus, da diese nur eine begrenzte Wirkung gegen das Norovirus vorweisen.

Wichtig ist auch die Isolierung einer erkrankten Person, um weitere Ansteckungen zu verhindern.

Eine Impfung gegen das Norovirus gibt es nicht.

Prognose

Die Erkrankung hat einen günstigen Verlauf. In der Regel enden die akuten Symptome nach 24–48 Stunden. Eine allgemeine Besserung des Wohlbefindens tritt nach 4–6 Tagen auf. 

Sehr selten kommt es zu Komplikationen aufgrund des Norovirus. Dies betrifft vor allem Säuglinge oder ältere Menschen, die nicht mehr imstande sind, genügend Flüssigkeit aufzunehmen. Dann erfolgt eine Behandlung im Krankenhaus, um die Betroffenen mit genügend Flüssigkeit zu versorgen.

Weitere Informationen

Autorin

  • Natalie Anasiewicz, Dr. med., Ärztin, Davos

 

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Norovirus-Gastroenteritis. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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