West-Nil-Fieber

Infektion durch das West-Nil-Virus, das über Mückenstiche übertragen wird. Die meisten Patient*innen (99 %), die sich mit dieser Krankheit infizieren, haben keine oder nur milde Symptome, in seltenen Fällen kann der Krankheitsverlauf allerdings schwerwiegend sein.

Was ist das West-Nil-Fieber?

Das West-Nil-Fieber ist eine Virusinfektion, die durch Mückenstiche übertragen wird.

Die Erkrankung tritt in erster Linie im Mittleren Osten, in Indien, Südostasien und in Afrika auf. Seit 1999 hat sich die Krankheit auch in Nord- und Mittelamerika ausgebreitet, und es gab mehrere Ausbrüche in Süd- und Osteuropa. Durch die Klimaerwärmung breitet sich das Virus zunehmend auf sonst kühlere Gegenden aus.

In Europa wurden für 2017 208 Fälle registriert, die meisten davon in Rumänien und Italien, davon verliefen 25 tödlich. In Deutschland wurden erstmalig im Sommer 2018 West-Nil-Virus-Infektionen bei Vögeln (und einem Pferd) nachgewiesen. Ein Jahr später (2019) wurden erste in Deutschland erworbene Infektionen bei Menschen bekannt.

Die Infektion ist oft mild und harmlos. Rund 80 % der Infizierten entwickeln keine Krankheitssymptome. Bei ca. 20 % treten grippeähnliche Beschwerden auf, die ein paar Tage anhalten.

Bei weniger als 1 % verursacht die Krankheit eine schwere Hirnentzündung (Enzephalitis) oder Hirnhautentzündung (Meningitis). 

Infektion

Das West-Nil-Virus vermehrt sich vor allem in Wildvögeln. Mücken, die infizierte Vögel stechen, können das Virus auf Säugetiere und Menschen übertragen. Menschen werden nicht direkt von Vögeln oder anderen Tieren infiziert, und normalerweise erfolgt auch keine Ansteckung von Mensch zu Mensch. Eine Übertragung ist jedoch durch Bluttransfusionen, Organtransplantationen oder während der Schwangerschaft möglich.

Die Vermehrung des Virus in Mücken ist temperaturabhängig. Mit einer Einschleppung von West-Nil-Viren nach Deutschland (u. a. durch Zugvögel) muss gerechnet werden. Die meisten Betroffenen in Deutschland infizieren sich jedoch während einer Reise in Gebiete mit starker Verbreitung des West-Nil-Virus (s. o.).

Symptome

Von der Ansteckung bis zu den ersten Symptomen vergehen 2–14 Tage (Inkubationszeit).

Rund 80 % der Infektionen verlaufen ohne Symptome. Bei ca. 20 % treten grippeähnliche Beschwerden auf, die ein paar Tage anhalten. Manchmal zeigt sich ein Hautausschlag am Oberkörper. Weitere mögliche Symptome sind Fieber, Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Lymphknotenschwellungen.

Selten (bei ca. 1 %) kommt es zu einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis), der Hirnhäute (Meningitis) oder anderen Erkrankungen des Nervensystems. Dies zeigt sich u. a. durch Persönlichkeitsveränderungen, Koordinationsstörungen, Muskellähmungen, starke Kopfschmerzen, Erbrechen, Krampfanfälle, Nackensteifigkeit und Bewusstlosigkeit. Bei älteren Personen oder Personen, die aufgrund anderer Krankheiten ein geschwächtes Immunsystem haben, besteht die größte Gefahr, diese schwere Form der Erkrankung zu entwickeln.

Präventive Maßnahmen

Gegen das West-Nil-Virus gibt es keinen Impfstoff für Menschen.

Wenn Sie sich in Gebieten aufhalten, in denen das West-Nil-Virus verbreitet ist, ist die wichtigste vorbeugende Maßnahme der Schutz vor Mückenstichen.

Die Mückenarten, die das Virus übertragen, sind in der Dämmerung und bei Sonnenaufgang am aktivsten, aber sie sind auch nachts aktiv. Wenn Sie sich nach Sonnenuntergang im Freien aufhalten, sollten Sie die Haut mit Socken, langen Hosen und langärmeligen Kleidungsstücken bedecken. Die Kleidung sollte nicht weiß sein oder leuchtende Farben haben, da Mücken davon angezogen werden.

Darüber hinaus sollten Sie Insektenabwehrmittel auf der Haut verwenden, die Diethyltoluamid (DEET) oder einen gleichwertigen Wirkstoff enthalten. Am besten sind Sie nach Sonnenuntergang in Innenräumen bei gleichzeitiger Verwendung von Moskitonetzen um das Bett und Moskitonetzen vor den Türen und Fenstern geschützt.

Diagnostik

Bei einem schweren Krankheitsverlauf wird empfohlen, ärztlichen Rat zu suchen. Das Virus und Antikörper können im Blut oder in der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) nachgewiesen werden. Bei einer Entzündung des Gehirns wird evtl. eine Magnetresonanztomografie (MRT) und/oder eine Elektroenzephalografie (EEG), bei der die Hirnströme gemessen werden, durchgeführt.

Behandlung

Die meisten Infizierten erholen sich ohne jegliche Behandlung.

In schweren Fällen von Enzephalitis oder Meningitis wird eine rasche Einweisung in ein Krankenhaus empfohlen. Es gibt allerdings keine Behandlung, die das Virus töten kann. Die Behandlung beruht daher auf der Symptomlinderung, bis der Körper selbst in der Lage ist, die Infektion zu überwinden.

Prognose

Die überwiegende Mehrheit (99 %) der Infizierten wird völlig gesund. Bei einer geringen Anzahl von Patient*innen führt die Infektion zu Enzephalitis, die zu neurologischen Folgeschäden und zum Tod führen kann. Insbesondere bei älteren Patient*innen oder bei Erkrankten mit Immunschwächeerkrankungen besteht ein erhöhtes Komplikationsrisiko. 

Weitere Informationen

Autor*innen

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel West-Nil-Fieber. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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