Was ist Tetanus?
Definition
Tetanus, umgangssprachlich auch Wundstarrkrampf genannt, ist eine Infektionskrankheit, die nach einer Wundinfektion mit dem Bakterium Clostridium tetani auftritt. Dieses Bakterium produziert einen Giftstoff, der eine gefährliche Krankheit verursacht. Die Infektion äußert sich durch heftige Krämpfe in den Muskeln, die auf die Atemmuskulatur übergehen und zum Tod führen können.
Symptome
Die ersten Anzeichen treten rund um die Stelle auf, an der die Bakterien in den Körper eingedrungen sind. Die Patient*innen spüren Schmerzen in der Wunde, gefolgt von Krämpfen in den umliegenden Muskeln. Im weiteren Verlauf kommt es zu Steifheit und Krämpfen in der Kaumuskulatur und Krämpfen der Gesichtsmuskeln, außerdem können Schluckstörungen und Schweißausbrüche auftreten, und es kann zur Steifheit von Nacken- und Rückenmuskeln kommen. In späteren Stadien werden bereits durch geringe Reize schmerzhafte Krämpfe ausgelöst. In schweren Fällen entsteht ein lebensbedrohlicher Kehlkopfkrampf. Die Körpertemperatur ist in der Regel normal und die Betroffenen sind bei Bewusstsein.
Ursachen
Das Tetanus-Bakterium kann sich im Erdreich befinden und im Darm einiger Tiere (z. B. Pferde). Tetanus-Bakterien können Sporen bilden. Diese sind eine sehr robuste Form von Bakterien, die lange im Boden überleben können. Die Sporen können sich in Wunden festsetzen, wo sich die Bakterien weiter vermehren. Die Inkubationszeit beträgt 4–30 Tage. Nach der Infektion entwickeln die Bakterien einen Giftstoff, der das Nervensystem des Menschen angreift und die typischen Krämpfe verursacht.
Die Bakterien können nicht durch intakte Haut in unseren Körper gelangen. Es muss eine Verletzung vorliegen, durch die das Bakterium in den Körper eindringen kann. Am häufigsten gelangt das Bakterium über Wunden, die mit Erde oder tierischen Fäkalien verunreinigt sind, in den Körper. Das größte Risiko stellen großflächige, verschmutzte Wunden dar.
Weitere Risikofaktoren sind unzureichender Impfschutz (auch nach erfolgter Grundimmunisierung wird eine Auffrischungsimpfung alle zehn Jahre empfohlen), intravenöser Drogenkonsum, Immunschwäche und hohes Alter. Des Weiteren kann die Erkrankung nach einer Geburt bei der Mutter auftreten oder beim Neugeborenen bei einer Verschmutzung oder Entzündung der Nabelschnur.
Häufigkeit
Weltweit gibt es etwa 20.000 Fälle pro Jahr. Tetanus ist in Industrieländern selten. Am häufigsten kommt die Erkrankung bei Neugeborenen in Entwicklungsländern und älteren Menschen, die nicht ausreichend geimpft sind, vor. In Deutschland ist die Krankheit sehr selten, vor allem aufgrund der bestehenden Impfprogramme.
Untersuchungen
- Die Diagnose wird auf der Grundlage der beschriebenen Symptome und Befunde gestellt. Typischerweise besteht eine neu zugezogene Wunde oder Verletzung.
- Meist ist es nicht möglich, die Bakterien in der Wunde nachzuweisen.
- Bei Verdacht auf Tetanus werden Sie sofort in ein Krankenhaus eingeliefert. Dort besteht die Möglichkeit, die Infektion und die Krämpfe zu behandeln.
- Die Heilung hängt von einem schnellen Behandlungsbeginn ab, daher wird die Behandlung begonnen, bevor Laborergebnisse vorliegen.
Behandlung
- Die Betroffenen erhalten Tetanus-Immunglobuline und -Impfstoff.
- Außerdem wird die Wunde (Eintrittsort des Bakteriums) sorgfältig gereinigt.
- Zusätzlich können muskelentspannende Medikamente und Antibiotika gegeben werden.
- Bei Bedarf werden die Patient*innen an ein Beatmungsgerät angeschlossen.
Vorbeugung
Impfung
- In Deutschland ist die Tetanus-Schutzimpfung Bestandteil des Impfprogramms für Kinder.
- Der Impfstoff wurde bislang dreimal im Laufe des ersten Lebensjahrs verabreicht, nach der vierten Impfung im Alter von 11–14 Monaten war die Grundimmunisierung abgeschlossen.
- Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Empfehlung für die Sechsfachimpfung im Säuglingsalter aktualisiert und empfiehlt statt dem bisherigen 3+1-Impfschema das reduzierte „2+1-Impfschema". Das heißt für die Grundimmunisierung soll nur noch zweimal statt dreimal im Abstand von 2 Monaten geimpft werden, gefolgt von einer weiteren Impfung nach mindestens 6 Monaten.1
- Weitere Auffrischungen erfolgen im Alter von 5–6 Jahren und im Alter von 9–16 Jahren. Danach werden Auffrischungen alle 10 Jahre empfohlen. Dies gilt auch für die Impfungen gegen Diphtherie, Keuchhusten und Polio, die alle mit einem einzigen Impfstoff abgedeckt werden.
- Als Nebenwirkung können Schmerzen an der Injektionsstelle auftreten. Allergische Reaktionen sind selten.
Vorbeugung bei Verletzungen
- Eine gründliche Wundreinigung kann einer Tetanus-Erkrankung vorbeugen.
- Bei unzureichendem Impfschutz und größeren, verunreinigten Wunden sollten Sie sich erneut impfen lassen.
- Zusätzlich können Antikörper gegeben werden.
- Eine überstandene Tetanus-Infektion führt nicht zu Immunität, deshalb sollten sich auch Personen nach einer Erkrankung impfen lassen.
Prognose
Eine schnelle Behandlung der Erkrankung ist wichtig. Die Muskelkrämpfe können zu Atemstörungen und Knochenbrüchen führen. Trotz moderner Intensivtherapie liegt die Sterbewahrscheinlichkeit bei 10–20 %.
Weitere Informationen
- Krämpfe
- Antibiotika
- Tetanus – Informationen für ärztliches Personal
- Robert Koch-Institut: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission
Quellen
Literatur
- Pressemitteilung des Robert Koch-Instituts: 2+1 statt 3+1: eine Impfstoffdosis weniger bei der Grundimmunisierung von Säuglingen. Epidemiologisches Bulletin 26/2020. www.rki.de
Autorin
- Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
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Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Tetanus. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Tetanus. AWMF-Leitlinie Nr. 030-104, Stand 2017. www.awmf.org
- Robert Koch-Institut. RKI-Ratgeber für Ärzte: Tetanus. Berlin, Stand 2017. Zugriff 26.01.2018. www.rki.de
- Harrisons Innere Medizin. – Dt. Ausg. der 19. Aufl./in Zusammenarbeit mit der Charité. Hrsg. der dt. Ausg. Vogtmann M, Suttorp N. Thieme Verlag 2017, S.1200ff
- RKI. Epidemiologisches Bulletin. Januar 2022. Letzter Zugriff 13.04.22. www.rki.de
- RKI. 2+1 statt 3+1: eine Impfstoffdosis weniger bei der Grundimmunisierung von Säuglingen. Stand 25.06.2020. Letzter Zugriff 17.07.2020. www.rki.de