Schistosomiasis

Zusammenfassung

  • Definition:Über Süßgewässer verbreitete Wurmerkrankung, bei der die Larve die Haut der Menschen penetriert und Eier im Gewebe ablegt.
  • Häufigkeit:In den Tropen weit verbreitet mit über 200 Mio. Betroffenen, in Deutschland nur sporadisch bei Migrant*innen oder Tourist*innen.
  • Symptome:Im Akutstadium Dermatitis an Eintrittsstelle und Fieber, später Organkomplikationen durch immunvermittelte Entzündungsreaktion auf die im Gewebe abgelegten Eier.
  • Befunde:Hepatosplenomegalie, Lymphadenopathie, systemische Entzündungsreaktion mit Fieber und Abgeschlagenheit.
  • Diagnostik:Goldstandard Ei-Nachweis im Urin oder Stuhl, zudem Serologie auf Antikörper.
  • Therapie:Medikamentöse Therapie mit Praziquantel im chronischen Stadium, im akuten Stadium symptomatische Therapie in einem tropenmedizinischen Zentrum.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Die Schistosomiasis ist eine durch Trematoden (Saugwürmer, Egel) verursachte Wurmerkrankung.1
  • Synonyme: Bilharziose, Schneckenfieber
  • Die Infektion erfolgt durch Kontakt mit den Zerkarien (Larven) in warmen Süßwassergewässern.
  • Endemiegebiete in weiten Teilen Afrikas, östliches Brasilien, Venezuela, Yemen, Irak, Syrien, China, Laos, Kambodscha, Philippinen, Sulawesi2
  • Es gibt ein akutes und ein chronisches Stadium.2
    • akutes Stadium (Katayama-Syndrom)
      • systemische fieberhafte Erkrankung mit Zerkariendermatitis
    • chronisches Stadium
      • fibrotische Organveränderungen und Granulombildung durch immunvermittelte Reaktion auf die Eier im Gewebe
  • Entdeckt wurde die Bilharziose 1851 von dem deutschen Chirurgen Theodor Bilharz, der in Kairo lebte und arbeitete.3

Häufigkeit

  • Die Schistosomiasis stellt weltweit ein erhebliches Problem dar.
  • Neben 200 Mio. infizierten Menschen4 sind Schätzungen zufolge 800 Mio. Menschen infektionsgefährdet.5
  • Jedes Jahr führt die Erkrankung bei 20 Mio. Menschen zu schweren Organkomplikationen bis hin zum Tod.3
  • Nach WHO-Schätzungen sind 52 Staaten betroffen.6
  • Die meisten Infizierten gehören zur Altersgruppe 10–19 Jahre.3

Epidemiologie1

  • Schistosoma mansoni
    • Erreger der intestinalen und hepatischen Schistosomiasis 
    • Kommt in ganz Afrika, Südamerika, in der Karibik und im Nahen Osten vor.
  • Schistosoma haematobium
    • Erreger der urogenitalen Schistosomiasis
    • Kommt im Nahen Osten und im südlich der Sahara gelegenen Afrika vor.
  • Schistosoma japonicum
    • Erreger der asiatischen Darmbilharziose
    • Kommt in China, auf den Philippinen und in Teilen Indonesiens vor, vereinzelt auch in Japan.
  • Schistosoma intercalatum und Schistosoma mekongi können ebenfalls den Menschen befallen, sind jedoch seltener.

Ätiologie und Pathogenese

  • Die Infektion von Menschen erfolgt, indem das im Süßwasser lebende Larvenstadium (Zerkarien) der Schistosomen die Haut der Menschen penetriert.1
  • Eine kongenitale Infektion ist wahrscheinlich ebenfalls möglich.3
Lebenszyklus des Pärchenegels (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
Lebenszyklus des Pärchenegels (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)

Lebenszyklus im menschlichen Körper

  • Adulte Pärchenegel leben in den Venenplexus des Darms (Schistosoma mansoni und Schistosoma japonicum) oder in der Blase (Schistosoma haematobium) des Menschen.
  • Ihre Eier werden mit Kot oder Urin ausgeschieden.
  • Bei Kontakt mit Wasser schlüpfen daraus die Wimpernlarven.
  • Die Wimpernlarven befallen Wasserschnecken und entwickeln sich in ihnen zu Zerkarien weiter.
  • Die Zerkarien werden von der Schnecke ausgeschieden und schwimmen im Wasser, in dem sie bis zu 72 Stunden überleben. Infektionstüchtig sind sie bis zu 36 Stunden lang.4 
  • Eine Schnecke kann über mehrere Monate Tausende von Zerkarien pro Tag ausscheiden.
  • Zerkarien können die Haut von Menschen penetrieren.
    • Je länger sich Menschen im Wasser aufhalten, desto höher ist das Infektionsrisiko.
  • Nach der Penetration gelangen die Zerkarien mit dem Blutstrom in die Leber, wo sie sich zur Geschlechtsreife entwickeln.
  • Nach weiteren 4–6 Wochen paaren sich die adulten Würmer und siedeln sich in den Venenplexus der Blasen- oder Darmwand an, wo die Weibchen ihre Eier ablegen. Die Weibchen produzieren jeden Tag Hunderte bis Tausende von Eiern.
  • Mit den Eiern geschieht Folgendes:
    • Ein Teil der mit einem Stachel versehenen Eier gelangt in den Darm oder in die Blase und wird mit dem Stuhl oder Urin ausgeschieden.
    • Ein Teil der Eier bleibt an der Darm- oder Blasenwand haften.
    • Wieder andere Eier gelangen über den Blutkreislauf in die Leber, Lunge oder andere Strukturen.

Pathogenese

  • Die Symptome stellen in 1. Linie immunvermittelte Reaktionen dar.
    • Antigene der Eier regen lokale T-Zellen zur Bildung von Granulomen an, wodurch ausgeprägte fibrotische Gewebeveränderungen ausgelöst werden.1
  • Je nach Schwere der Infektion variieren die Symptome und Gewebeschäden.

Prädisponierende Faktoren

  • Aufenthalte in kontaminiertem Wasser, z. B. beim Baden/Schwimmen, Waschen, Angeln
  • Das Infektionsrisiko steigt mit zunehmender Dauer des Wasserkontakts.

ICPC-2

  • D96 Würmer/andere Parasiten

ICD-10

  • B65 Schistosomiasis [Bilharziose]
    • B65.0 Schistosomiasis durch Schistosoma haematobium [Blasenbilharziose]
    • B65.1 Schistosomiasis durch Schistosoma mansoni [Darmbilharziose]
    • B65.2 Schistosomiasis durch Schistosoma japonicum
    • B65.3 Zerkariendermatitis
    • B65.8 Sonstige Formen der Schistosomiasis
    • B65.9 Schistosomiasis, nicht näher bezeichnet

Diagnostik

Leitlinie: Indikationen für Diagnostik auf Schistosomiasis2

  • Bei zurückliegendem Aufenthalt in einem Schistosomiasis-Endemiegebiet und nachfolgenden Symptomen/Befunden oder Süßwasserkontakt in Endemiegebieten sollte eine Diagnostik durchgeführt werden.
  • Falls Aufenthalt < 3 Monate zurückliegend:
    • unklare Eosinophilie
    • neu aufgetretene Urtikaria oder Ödeme
    • Fieber, Myalgien, Arthralgien
    • pulmonale Symptome, Husten, pulmonale Rundherde oder Granulome
    • ZNS-Symptome
  • Falls Aufenthalt > 3 Monate zurückliegend:

Differenzialdiagnosen

Intestinale Schistosomiasis

Schistosomiasis in der Blase

Anamnese

  • Kontakt mit Süßwasser in Endemie-Gebieten oder anderen Infizierten
  • Bei 50–60 % der Patient*innen verläuft die Infektion symptomatisch.3

Zerkariendermatitis

  • Nach dem Eindringen von Zerkarien können lokal auf der Haut Quaddeln, Juckreiz, Erytheme oder Petechien auftreten und bis zu 5 Tage andauern.7
  • Die auch als Badedermatitis bezeichnete Form hat einen milden Verlauf.8
    • Die Badedermatitis wird von Schistosomen verursacht, die Wasservögel als Wirte haben, im menschlichen Körper nicht zur Geschlechtsreife gelangen und daher keine systemischen Symptome hervorrufen.

Akute Schistosomiasis (Katayama-Syndrom)

  • Die Erkrankung stellt im Wesentlichen eine allergische Reaktion dar.
  • Die Inkubationszeit beträgt 2–7 Wochen.
  • Die Erkrankung bricht plötzlich mit Fieber, Krankheitsgefühl, Urtikaria, Diarrhö (ggf. blutig), Myalgie, Reizhusten, Leukozytose und ausgeprägter Eosinophilie aus.
  • Das Katayama-Syndrom tritt häufig bei Tourist*innen und anderen Personen auf, die dem Erreger nur vorübergehend ausgesetzt waren.7,9

Chronische Schistosomiasis

  • Ei des Erregers Schistosoma mansoni (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
    Ei des Erregers Schistosoma mansoni
    Manifestiert sich zwischen 6 Monaten und mehreren Jahren nach der Infektion.
  • Ansammlung von Eiern im Gewebe nach Abwanderung in die Blase und den Verdauungstrakt oder nach Ausbreitung in Leber, Milz, die Lungen oder das Zentralnervensystem
  • Die Eier sondern proteolytische Enzyme ab, die typische eosinophile und granulomatöse Entzündungsreaktionen auslösen und im weiteren Verlauf zu fibrotischen Veränderungen führen.10
  • Bei intestinaler Schistosomiasis
  • Bei Schistosomiasis der Blase
  • Schistosomiasis der Leber
    • Stellt eine Mischform aus früher entzündlicher und später fibrotischer Lebererkrankung dar.11
    • u. a. Hepatomegalie, Leberfibrose, portale Hypertension
  • Pulmonale Schistosomiasis
  • Neuroschistosomiasis
    • u. a. Myelitis, Meningoenzephalitis
    • Befällt in erster Linie die Lunge und kann bronchiale Symptome hervorrufen.
    • Weitere Formen sind die urogenitale Schistosomiasis und die Neuroschistosomiasis.
  • Genitale Schistosomiasis 
    • Infektion mit S. haematobium führt häufig zu Beteiligung des Genitaltrakts.
    • Der Befall der Eileiter führt häufig zu einem narbigen Verschluss mit einer erhöhten Neigung zu extrauterinen Schwangerschaften oder zu Infertilität.4

Klinische Untersuchung

  • Mögliche klinische Befunde bei akuter Schistosomiasis sind generalisierte Lymphknotenschwellungen, Fieber, Hautausschlag.
  • Häufig findet man sowohl bei der akuten als auch chronischen Form eine Hepatosplenomegalie.

Leitlinie: Obligate Diagnostik2

  • Bei symptomatischen Patient*innen sollten eine serologische Untersuchung und parasitologische Untersuchungen auf Schistosomen-Eier in Stuhl bzw. Urin erfolgen.
    • Urin bei Herkunft aus S.-haematobium-Endemiegebieten, Stuhl bei Herkunft aus S.-mansoni- oder S.-japonicum-Endemiegebiet
  • Serologie (Nachweis spezifischer Antikörper)
    • Einsendung von ca. 2 ml Serum an ein in der Schistosomiasis-Immundiagnostik ausgewiesenes Laboratorium
  • Ei-Nachweis im Stuhl
    • Einsendung von 3 konsekutiven Stuhlproben in Konservierungsflüssigkeit an ein für den mikroskopischen Ei-Nachweis ausgewiesenes Labor
  • Ei-Nachweis im Urin
    • möglichst schnelle Einsendung von 3 konsekutiven Sammelurinen (Gesamturin zwischen 10.00 und 14.00 Uhr) an ein für den mikroskopischen Ei-Nachweis ausgewiesenes Labor
  • Zusätzliche Diagnostik bei vermuteter (Serologie positiv) oder nachgewiesener (Ei-Nachweis positiv) Infektion
  • Wegweisend sind die typische Reiseanamnese mit Kontakt mit Binnengewässern und der klinische Befund.
  • Goldstandard ist die mikroskopische Untersuchung von Urin und Stuhl auf Eier (ggf. sind mehrere Tests erforderlich).12-13
    • Die Eier sind leicht zu erkennen und zu bestimmen.
    • Der Ei-Nachweis gelingt frühestens nach 4–10 Wochen.4 
    • Der Ei-Nachweis gilt auch bei negativer Serologie als Beweis für eine Infektion.2
  • Bei beschwerdefreien Tropenrückkehrer*innen sollte eine Screening-Untersuchung durchgeführt werden.2
    • Bei Personen, die in Schistosomiasis-Gebieten Süßwasserkontakt gehabt haben, oder wenn bei Mitreisenden eine Schistosomiasis nachgewiesen wurde.
    • Bei Personen, die sich längere Zeit in Schistosomiasis-Gebieten aufgehalten haben (z. B. bei Arbeitsaufenthalten), auch wenn ein Süßwasserkontakt nicht erinnerlich ist.
    • Die Screening-Untersuchung sollte mindestens 3 Monate nach der letzten möglichen Exposition erfolgen.
    • Bei Screening-Untersuchungen ist die serologische Untersuchung ausreichend, es sollten hierbei aber immer 2 unterschiedliche serologische Tests zum Einsatz kommen.
  • Beratung und Spezialdiagnostik ist z. B. im Nationalen Referenzzentrum (NRZ) für tropische Infektionserreger am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg, verfügbar.
  • Keine krankheits- oder erregerspezifische Meldepflicht nach dem IfSG4 

Ergänzende Untersuchungen, ggf. bei Spezialist*in

Ei des Erregers Schistosoma japonicum (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
Ei des Erregers Schistosoma japonicum
  • Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.2
  • Bei nachgewiesener Infektion mit S. mansoni, S. intercalatum, S. mekongi oder S. japonicum und Herkunft der Patient*innen aus einem Endemiegebiet:
  • Bei nachgewiesener Infektion mit S. haemotobium:
    • Sonografie des Abdomens und Urogenitaltrakts
    • bei Frauen
      • gynäkologische Untersuchung (zum Ausschluss einer Genitalbilharziose mit Ulzerationen und papillomatösen Wucherungen der Genitalschleimhaut)
    • bei Männern

Therapie

Indikationen zur Überweisung/Klinikeinweisung

  • Behandlung und Diagnostik bei Schistosomiasis in Zusammenarbeit mit Tropenmediziner*innen
  • Beim Katayama-Syndrom Überweisung an ein tropenmedizinisches Zentrum
  • Bei V. a. zerebrale Schistosomiasis: Klinikeinweisung
  • Bei jedem Nachweis einer S.-haematobium-Infektion: gynäkologische Überweisung
  • Bei urogenitalen Komplikationen: urologische Überweisung

Therapieziele

  • Genesung
  • Eliminierung des Parasiten

Allgemeines zur Therapie

  • Eine medikamentöse Behandlung führt bei den meisten Patient*innen zum Erfolg.
  • Praziquantel für sämtliche Formen der Schistosomiasis, Dosierung abhängig von Erregertyp2
  • Beim Katayama-Syndrom ist nur eine symptomatische Therapie in einem tropenmedizinischen Zentrum möglich.2
  • Ergänzend können chirurgische Maßnahmen erforderlich sein.

Medikamentöse Therapie

Leitlinie: Therapie2

  • Katayama-Syndrom: symptomatische Therapie in tropenmedizinischem Zentrum
    • Praziquantel wirkt nur unzureichend auf juvenile Schistosomen.
  • Medikament der Wahl bei chronischer Form ist immer Praziquantel, Dosierung abhängig von Erreger.
  • S.-haematobium- oder S.-mansoni-Infektion (und der Doppelinfektion)
    • 40 mg/kg Körpergewicht pro Tag über 3 Tage
  • S.-intercalatum-, S.-mekongi-, S.-guineensis- oder S-japonicum-Infektion
    • 60 mg/kg Körpergewicht pro Tag über 3 Tage
  • Vermutete Infektion ohne Ei-Nachweis
    • Wenn die Infektion nicht in Ost- oder Südostasien erworben wurde, ist davon auszugehen, dass wahrscheinlich eine S.-haematobium- oder S.-mansoni-Infektion vorliegt.
    • daher 40 mg/kg Körpergewicht pro Tag über 3 Tage
  • Geringe Nebenwirkungen von Praziquantel: Schwindel, Benommenheit, Fieber, gastrointestinale Beschwerden, selten urtikarielle Hautreaktionen2
  • Kontraindikationen: keine, bei schweren Leberfunktionsstörungen Behandlung nur über 1 Tag2
  • Interaktionen: Gleichzeitige Gabe von Cimetidin kann Plasma-Konzentrationen erhöhen, gleichzeitige Gabe von Chloroquin kann die Bioverfügbarkeit herabsetzen.
  • Bei zerebraler Schistosomiasis (Myeloradikulitis, Enzephalitis) sind Kortikoide, sowie ggf. auch Antikonvulsiva indiziert.2

Weitere Therapien

  • Chirurgische Eingriffe sind in 1. Linie bei Komplikationen indiziert, z. B.:
    • Ureterstenose: Resektion fibrotischer Strukturen
    • Pseudopolypen in Darm oder Harnblase: Resektion
    • Ösophagusvarizen bei Leberfibrose: unselektive Betablocker, ggf. Ligatur, Skleorosierung oder transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt (TIPS)

Leitlinie: Verlaufskontrollen2

  • Bei parasitologischen Kontrolluntersuchungen ist zu berücksichtigen, dass avitale (abgestorbene) Eier langfristig im Gewebe verbleiben und auch noch über einen längeren Zeitraum über Stuhl und/oder Urin ausgeschieden werden können. Die Beurteilung der Vitalität der Eier ist daher bedeutsam. Eier sterben innerhalb von 3 Monaten nach ihrer Ablage ab. Der Nachweis vitaler Eier zu einem späteren Zeitpunkt beweist daher ein Therapieversagen oder eine Reinfektion.
  • Infektionen mit Ei-Nachweis von S. haematobium
    • nach 6, 12 und 24 Monaten
      • Urinstatus
      • 3 x Sammelurin auf Schistosomen-Eier
      • Kontrolle pathologischer Vorbefunde in den bildgebenden Verfahren
    • nach 12 und 24 Monaten
      • serologische Untersuchung auf spezifische Antikörper (möglichst im selben Labor, um die Ergebnisse besser vergleichen zu können)
    • Interpretation
      • Bei fehlendem Ei-Nachweis bei den 3 Folgeuntersuchungen und bei abfallenden oder negativen Antikörpern nach 12 und 24 Monaten: Infektion gilt als ausgeheilt.
      • falls weiter Ei-Nachweis oder fehlender Abfall der Antikörper: Wiederholung der Therapie mit Praziquantel
  • Infektionen mit Ei-Nachweis von S. japonicum, S. mansoni, S. intercalatum, oder S. mekongi
    • nach 6, 12 und 24 Monaten
      • 3-malige Stuhluntersuchung auf Schistosomen-Eier
      • Kontrolle pathologischer Vorbefunde in den bildgebenden Verfahren
    • nach 12 und 24 Monaten
      • serologische Untersuchung auf spezifische Antikörper (möglichst im selben Labor, um die Ergebnisse besser vergleichen zu können)
    • Interpretation
      • Bei fehlendem Ei-Nachweis bei den 3 Folgeuntersuchungen und bei abfallenden oder negativen Antikörpern nach 12 und 24 Monaten: Infektion gilt als ausgeheilt.
      • falls weiter Ei-Nachweis oder fehlender Abfall der Antikörper: Wiederholung der Therapie mit Praziquantel

Prävention

  • Impfstoffe stehen bislang nicht zur Verfügung, befinden sich aber in der Entwicklung.
  • Vermeidung von Baden in betroffenen Gewässern. Bei unvermeidbarem Wasserkontakt Schutzkleidung tragen (Stiefel, Handschuhe).
  • Vermeidung von Wasserlassen und Stuhlgang an Gewässern, in denen gebadet oder gewaschen wird. Aufstellung von Latrinen und Erläuterung ihrer Benutzung.
  • Am größten Binnensee Chinas konnte das Vorkommen der Erkrankung innerhalb von 2 Jahren um 75 % gesenkt werden, indem u. a. den Reisbauern Gummistiefel zur Verfügung gestellt wurden, sodass sie nicht mehr barfuß durch das verunreinigte Wasser gehen mussten.14

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Komplikationen

Verlauf

Katayama-Syndrom

  • Die meisten Patient*innen erholen sich nach 2–10 Wochen spontan.
  • Manchmal kommt es jedoch zu einem schwereren und länger anhaltenden Verlauf mit Gewichtsverlust, Dyspnoe, Diarrhö, diffusen Bauchschmerzen, Hepatosplenomegalie und großflächigen Hautausschlägen.12

Chronische Infektion

  • Chronische Symptome einer Infektion des Verdauungstrakts oder der Blase treten bei Touristen in endemischen Regionen kaum auf, da hierfür eine Exposition über einen längeren Zeitraum erforderlich ist (meist über Jahre).
  • Die Menge der Eier in Körper bestimmt das Risiko für die Entwicklung von Organkomplikationen.3
  • 4–8 % der Patient*innen mit unbehandelter Infektion mit S. mansoni, S. japonicum, oder S. mekongi entwickeln gastrointestinale Komplikationen.15
    • Von den Patient*innen mit gastrointestinalen Komplikationen entwickeln 7,7 % eine pulmonale Hypertonie, weltweit etwa 270.000 Betroffene.15
  • Co-Infektionen mit Hepatitis B oder C und S. mansoni zeigen häufig einen rapiden Progress der Lebererkrankung.3
  • 2–4 % der Patient*innen mit unbehandelter Infektion mit S. japonicum entwickeln ZNS-Komplikationen (Eier kleiner als bei den anderen Formen).16

Prognose

  • Bei früher Diagnose und adäquater Therapie werden 95–100 % der Patient*innen geheilt.17
    • Auch Patient*innen mit renalen, hepatischen oder zerebralen Läsionen zeigen unter Therapie in der Regel eine gute Prognose.18
  • Eine schlechte Prognose haben Patient*innen, bei denen bereits eine pulmonale oder portale Hypertension oder ein Cor pulmonale vorliegen.3

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Lebenszyklus des Pärchenegels Quelle: Centers for Disease Control and Prevention.
Lebenszyklus des Pärchenegels (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
Ei des Erregers Schistosoma mansoni (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
Ei des Erregers Schistosoma mansoni (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
Eier des Erregers Schistosoma haematobium (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
Eier des Erregers Schistosoma haematobium (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
Ei des Erregers Schistosoma japonicum (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)
Ei des Erregers Schistosoma japonicum (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention)

Quellen

Leitlinie

  • Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit e. V. Schistosomiasis (Bilharziose), Diagnose und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 042-005. S1, Stand 2017. www.awmf.org

Literatur

  1. Chuah C, Gobert GN, Latif B, et al. Schistosomiasis in Malaysia: A Review. Acta Trop 2019; 190: 137-43. www.ncbi.nlm.nih.gov
  2. Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit e.V. Schistosomiasis (Bilharziose), Diagnose und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 042-005. Stand 2017. www.awmf.org
  3. Ahmed SH, Bronze MS. Schistosomiasis. Medscape, last updated Sep 20, 2018 emedicine.medscape.com
  4. Robert-Koch-Institut. Schistosomiasis (Bilharziose). Steckbriefe seltener und importierter Infektionskrankheiten. Stand 2016. www.rki.de
  5. Steinmann P, Keiser J, Bos R, et al. Schistosomiasis and water resources development: systematic review, meta-analysis, and estimates of people at risk. Lancet Infect Dis 2006; 6: 411-25. PubMed
  6. Statistisches Bundesamt. G7 in Zahlen. 2015. www.destatis.de
  7. Bottieau E, Clerinx J, De Vega MR, et al. Imported Katayama fever: clinical and biological features at presentation and during treatment. J Infect 2006; 52: 339-45. PubMed
  8. Horak P and Kolarova L. Molluscan and vertebrate immune responses to bird schistosomes. Parasite Immunol 2005; 27: 247-55. PubMed
  9. Hatz C. Schistosomiasis: an underestimated problem in industrialised countries? J Travel Med 2005; 12: 1-2. PubMed
  10. Cheever AW, Hoffmann KF and Wynn TA. Immunopathology of schistosomiasis mansoni in mice and men. Immunol Today 2000; 21: 465-6. PubMed
  11. Abath FGC, Morais CNL, Montenegro CEL, Wynn TA and Montenegro SML. Immunopathogenic mechanisms in schistosomiasis: what can be learnt from human studies? Trends Parasitol 2006; 22: 85-91. PubMed
  12. Colley DG, Bustinduy AL, Secor WE, et al. Human schistosomiasis. Lancet. 2014 Jun 28;383(9936):2253-64. www.ncbi.nlm.nih.gov
  13. Ochodo EA, Gopalakrishna G, Spek B, Reitsma JB, van Lieshout L, Polman K et al.. Circulating antigen tests and urine reagent strips for diagnosis of active schistosomiasis in endemic areas. Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 3. www.ncbi.nlm.nih.gov
  14. Wang L-D, Chen H-G, Guo J-G. A strategy to control transmission of schistosoma japonicum in China. N Engl J Med 2009; 360: 121-8. New England Journal of Medicine
  15. Lapa M, Dias B, Jardim C, Fernandes CJ, Dourado PM, Figueiredo M. Cardiopulmonary manifestations of hepatosplenic schistosomiasis. Circulation. 2009 Mar 24. 119(11):1518-23. www.ncbi.nlm.nih.gov
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  17. Gray DJ, Ross AG, Li Y-S, et al. Diagnosis and management of schistosomiasis. Clinical review. BMJ 2011; 342: d2651. BMJ (DOI)
  18. Vennervald BJ, Dunne DW. Morbidity in schistosomiasis: an update.. Curr Opin Infect Dis 2004; 17(5): 439-47. www.ncbi.nlm.nih.gov

Autor*innen

  • Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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