Krampfadern

Krampfadern sind krankhaft erweiterte Venen, die vor allem an den Beinen auftreten. Sie entstehen durch defekte Klappen in den oberflächlichen Venen. Bei leichten Beschwerden ist keine Behandlung notwendig, evtl. können Kompressionsstrümpfe getragen werden.

Was sind Krampfadern?

Definition

Krampfadern (Varizen) sind krankhaft erweiterte Venen, die vor allem an den Beinen auftreten. Sie sind in der Regel harmlos, können aber auch Beschwerden verursachen und kosmetisch störend sein.

Manchmal liegt den Varizen eine Erkrankung der tiefen Venen zugrunde, wie beipielsweise eine frühere Thrombose (Blutgerinnsel).

Symptome

Bei vielen Betroffenen sind Krampfadern vor allem an den Beinen als geschlängelte, hervortretende Venen sichtbar. Sie verursachen nicht immer Beschwerden, können aber kosmetisch störend sein.

Typische Beschwerden sind Schwellung, Spannungs- und Schweregefühl am betroffenen Bein. Schmerzen sind selten. 

Insbesondere nach langem Stehen können die Beschwerden sich am Abend verstärken und auch zu nächtlichen Wadenkrämpfen führen. Hin und wieder kann sich ein kleines Gerinnsel in den Krampfadern bilden, was bei einer Entzündung Schmerzen verursacht (Thrombophlebitis). Selten kommt es zu einer Blutung aus den Krampfadern.

Bei einer Funktionsstörung der tiefer gelegenen Venen sind die Beine über viele Monate bis Jahre geschwollen, und es können Hautverfärbungen in Form von braun-gelblichen Flecken auftreten. Wenn die Haut dauerhaft durch geschwollene Beine strapaziert wird, können im Verlauf schwer heilende Wunden an den Beinen entstehen.

Ursachen

Venen sind Blutgefäße, die das Blut aus den verschiedenen Bereichen des Körpers zurück zum Herzen leiten. Man unterscheidet dabei das tiefe Venensystem vom oberflächlichen Venensystem, das nahe der Hautoberfläche unter der Haut liegt. Das meiste Blut wird vom tiefen Venensystem zurück zum Herzen transportiert. Nur ein Bruchteil des Transports erfolgt über das oberflächliche Venensystem.

Damit das Blut gegen die Schwerkraft zurück zum Herzen befördert werden kann, sind die Venen mit Klappen ausgestattet, die einen Rückfluss des Blutes verhindern. Funktioniert der Klappenschluss nicht mehr korrekt, versackt das Blut in den Venen, sodass sich der Druck im Venensystem erhöht. Die Venen werden dadurch geweitet und schlängeln sich.

Ein defekter Klappenschluss ist oft erblich bedingt, und u. U. sind weitere Familienangehörige von der Erkrankung betroffen. Langes Stehen, Übergewicht oder eine Schwangerschaft können zur Entstehung von Krampfadern beitragen.

Häufigkeit

  • Krampfadern sind häufig und treten bei 10–20 % aller Männer und 25–33 % aller Frauen auf.
  • Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Oft treten Varizen bei Frauen zum ersten Mal während der Schwangerschaft auf. Das Risiko für Krampfadern steigt bei weiteren Schwangerschaften.
  • Varizen können bereits im Teenageralter auftreten, sind aber im Alter deutlich häufiger.

Untersuchungen

Krampfadern lassen sich häufig bereits bei der ärztlichen Untersuchung mit bloßem Auge erkennen. Die Haut wird genauer untersucht, um eventuelle Veränderungen festzustellen. Ggf. wird der Beinumfang mit einem Maßband gemessen – ein einseitig erhöhter Beinumfang kann ein Hinweis auf eine tiefe Venenthrombose oder eine andere Erkrankung sein.

Bei ausgeprägten Beschwerden oder kosmetisch störenden Krampfadern kann eine Überweisung zu Spezialist*innen sinnvoll sein.

Behandlung

In leichten, beschwerdefreien Fällen, und wenn die Krampfadern nicht als kosmetisch störend empfunden werden, ist keine spezielle Therapie erforderlich. Empfehlenswert ist, langes Stehen zu vermeiden, körperlich aktiv zu sein und bei Übergewicht abzunehmen. Evtl. können Kompressionsstrümpfe getragen werden.

Liegen eine fortgeschrittene Varizenerkrankung und stärkere Beschwerden vor, oder besteht ein kosmetischer Leidensdruck, gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten, die je nach Befund und Präferenz der betroffenen Person infrage kommen.

Medikamentöse Therapie

Roter Weinlaubextraxt, Rosskastaniensamen und Oxerutin zeigten sich wirkungsvoll bei Schmerzen und anderen Beschwerden. Diese Medikamente können ergänzend eingesetzt werden, bilden die Krampfadern aber nicht zurück.

Kompressionstherapie

Bei der Kompressionstherapie wird der Druck in den Venen durch enganliegende, spezielle Verbände oder Strümpfe von außen erhöht und die Venenfunktion dadurch unterstützt. Beinödeme werden gelindert. Begleitend ist körperliche Aktivität wichtig, damit die Wirkung der Strümpfe durch die körpereigene Muskelpumpe unterstützt wird.

In manchen Fällen ist eine Kompressionstherapie nicht angezeigt, z. B. wenn die Durchblutung in den Arterien durch eine periphere arterielle Verschlusskrankheit stark eingeschränkt ist oder eine Herzschwäche besteht.

Operation

Ziele eines operativen Eingriffs sind, die Beschwerden zu lindern und/oder kosmetisch störende Krampfadern zu entfernen. Allerdings können nach einer Operation erneut Krampfadern auftreten, wenn auch nicht so ausgeprägt wie vor dem Eingriff.

Venenstripping

Unter Venenstripping versteht man die chirurgische Entfernung einer erkrankten Vene. Dabei werden kleine Hautschnitte gesetzt, und die Vene wird mit einem speziellen Draht entfernt. In einer sog. Crossektomie werden größere und tiefere Veneneinmündungen verschlossen.

Dieser Eingriff ist die „klassische“ Methode und gilt als wirksam. Der Nachteil dieses Eingriffs ist, dass es zu Blutergüssen in dem Bereich kommt, aus dem die Vene herausgezogen wurde. Diese Blutergüsse verschwinden normalerweise innerhalb von zwei bis drei Wochen. Einige Patient*innen (ca. 4–23 %) leiden aufgrund von Nervenschädigungen an Taubheitsgefühlen und Kribbeln im betroffenen Bein. Es kann im Verlauf zu einem Rückfall mit Neubildung von Krampfadern kommen.

Laser- und Radiofrequenzablation

Statt Blutgefäße und Krampfadern chirurgisch zu entfernen, wird inzwischen immer häufiger ein Verfahren angewendet, bei dem das Gefäß durch eine Sonde von innen erhitzt und damit zerstört wird. Diese Behandlung kann unter lokaler Betäubung durchgeführt werden. Nebenwirkungen wie Blutergüsse oder Nervenschädigungen sind deutlich seltener, und es kommt zu weniger Blutergüssen und einer schnelleren Heilung als beim chirurgischen Verfahren.

Studien haben gezeigt, dass die Ergebnisse und die Rückfallquote bislang ähnlich gut sind wie bei der klassischen Operation. Allerdings fehlen noch langjährige Erfahrungen mit diesem Verfahren, um Aussagen zur Langzeitwirkung treffen zu können.

Injektionstherapie

Es ist auch möglich, Krampfadern mit dem Einspritzen von bestimmten reizenden Substanzen zu veröden. Dieses Verfahren eignet sich für kleine Krampfadern und Restvarizen nach einer Operation. Bei u. a. schweren Vorerkrankungen, Immobilität, Allergien auf die gespritzten Substanzen oder Entzündungen im zu behandelnden Bereich, ist dieser Eingriff nicht geeignet.

Was können Sie selbst tun?

  • Vermeiden Sie langes Stehen.
  • Wenn Sie lange sitzen, sollten Sie die Beine regelmäßig hochlagern.
  • Körperliche Aktivität und Gewichtsreduktion bei Übergewicht sind empfehlenswert.
  • Unterstützend können Kompressionsstrümpfe getragen werden. In der Regel sind elastische Kniestrümpfe bereits ausreichend.

Prognose

Krampfadern sind in der Regel ungefährlich und müssen nicht entfernt werden. Allerdings haben sie die Tendenz, über die Jahre größer zu werden und Beschwerden zu verursachen, z. B. Hautgeschwüre an den Unterschenkeln. Schwere Komplikationen sind dennoch selten.

Verschiedene Eingriffe stehen zur Behandlung zur Verfügung. Rückfälle sind nicht selten und kommen nach Venenstripping etwas seltener vor als nach einer Laser- oder Radiofrequenzablation.

Weitere Informationen

 

Autorin

  • Ulrike Boos, Redakteurin von Deximed, Freiburg

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Varizen, Beine. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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