Zusammenfassung
- Definition:Eine oberflächliche Hautinfektion, die durch das Bakterium Corynebacterium minutissimum verursacht wird.
- Häufigkeit:Relativ häufige Erkrankung.
- Symptome:Äußert sich durch Schuppung und rot- bis braunfarbigen Ausschlag in intertriginösen Hautarealen. Einige Patient*innen leiden unter Juckreiz.
- Befunde:Hautverfärbungen intertriginös, leichte Schuppung.
- Diagnostik:Korallenrote Fluoreszenz unter einer Wood-Lampe.
- Therapie:Lokalbehandlung mit Azolantimykotika.
Allgemeine Informationen
Definition
- Eine oberflächliche Infektion der Haut, die durch Corynebacterium minutissimum verursacht wird.
- Häufig als schuppender Hautausschlag in intertriginösen Hautarealen (Skrotum, große Labien, Oberschenkelinnenseiten, Axilla, Leiste)1
Häufigkeit
- Prävalenz Mitteleuropa: ca. 4–6 % der Bevölkerung; Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen.
- Weltweit verbreitet; vermehrt in tropischen Klimazonen2
Ätiologie und Pathogenese
- Die Krankheit wird durch das Bakterium Corynebacterium minutissimum verursacht, das Teil der normalen Hautflora ist.
- Ein Erythrasma zeigt sich als rot-braune, scharf begrenzte, homogene Hautveränderung von hell- bis dunkelbrauner, manchmal rötlicher Farbe, meist leicht schuppend in intertriginösen Hautbereichen.1
- Juckreiz ist selten.
Prädisponierende Faktoren
- Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.2
- Diabetes mellitus
- Geschwächtes Immunsystem
- Übergewicht
- Vermehrtes Schwitzen
- Aufenthalt in warmem und feuchtem Klima
ICPC-2
- S76 Hautinfektion, andere
ICD-10
- L08.1 Erythrasma
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Bräunliche Flecken in intertriginösen Bereichen
- Die Diagnose kann mit einer Wood-Lampe (Schwarzlicht/UV-A) bestätigt werden, hier fluoreszieren die betroffenen Hautareale korallenrot (in der Regel bei Dermatolog*in).
Differenzialdiagnosen
Anamnese
- Meistens symptomlose Hautveränderungen zwischen den Zehen, der Leistenregion oder den Achselhöhlen
- Üblicherweise ist der Hautausschlag zu Beginn schwach rot und wird nach und nach deutlich bräunlicher.
- Der Ausschlag ist leicht schuppend mit rauer Oberfläche.
- Manchmal besteht Juckreiz.
- Oft besteht eine lokale Hyperhidrose.
- Ein Aufenthalt in feucht- warmem Klima begünstigt das Erythrasma.
Klinische Untersuchung
- Interdigitale Schuppung und Risse oder wunde Stellen in der Haut
- Leicht rote bis braune Flecken/Partien in intertriginösen Hautarealen: Leistenregion, Achselhöhle, unter der Brust, um den Nabel herum
Ergänzende Untersuchungen
- Wood-Lampe: korallenrote Fluoreszenz (ggf. bei Dermatolog*in)
- Erregernachweis im Abrissverfahren mit Tesafilm2
Therapie
Therapieziel
- Infektion sanieren.
Allgemeines zur Therapie
- Ein Erythrasma wird mit lokalen Antimykotika vom Azoltyp behandelt.
- Alternativ können Erythromycin, Clindamycin oder Fusidinsäure lokal angewendet werden.3
- Bei schweren und ausgebreiteten Veränderungen kann eine systemische Gabe von Erythromycin oder Clarithromycin indiziert sein.
- Der Therapieerfolg kann mit der Wood-Lampe überprüft werden.2
Empfehlung für Patient*innen
- Körperhygiene mit sauren Seifen
- Feuchtigkeit in intertriginösen Bereichen vermeiden.
- Keine Fettsalben
Medikamentöse Behandlung
- Lokalbehandlung: Sowohl Antibiotika als auch Antimykotika (Azole) können wirksam sein.
- Antimykotika vom Azoltyp wie Clotrimazol, Ketoconazol oder Bifonazol für 2–4 Wochen2,4
- z. B. Bifonazol 1 x tgl. (1 g Creme reicht für eine handtellergroße Fläche)
- Cotrimazol 1 %: 2-bis 3-mal tgl. auf die erkrankten Hautstellen
- Clindamycin 1 %: 2 x tgl. über 2 Wochen auftragen.
- Fucidine-Salbe: 2 x tgl. über 2 Wochen5
- Antimykotika vom Azoltyp wie Clotrimazol, Ketoconazol oder Bifonazol für 2–4 Wochen2,4
- Systemische Behandlung: nur bei schweren Verläufen
- Erythromycin 1,5–2 g/Tag in 3–4 Einzeldosen bis zum Abklingen der Symptome – oder –
- Clarithromycin als Einzeldosis 1 g p. o.5
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Hautinfektion, die sich nach und nach an der Haut zwischen den Zehen oder in typischen intertriginösen Hautarealen entwickelt.
Komplikationen
- Rissbildung der Haut
- Superinfektionen
Prognose
- Die Prognose ist gut, aber Rezidive kommen häufig vor.
Patienteninformationen
- Die Patient*innen sollten darüber aufgeklärt werden, dass die Hyperpigmentierungen auch nach Beseitigung der Erreger noch einige Wochen fortbestehen können.2
Patienteninformationen in Deximed
Illustrationen
Quellen
Literatur
- Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Arzneiverordnung in der Praxis Band 41 Heft 3 Juli 2014. www.akdae.de
- Altmeyer P. Erythrasma. Enzyklopädie Dermatologie. Springer. Zugriff 7.11.2019 www.enzyklopaedie-dermatologie.de
- Kibbi A-G. Erythrasma. Medscape, last updated September 2018 emedicine.medscape.com
- Nenoff, P, Herrmann, J., Krüger, C. Bifonazol – In-vitro-Wirksamkeit gegenüber Corynebacterium minutissimum – ein Update zur Diagnostik und Therapie des Erythrasmas. Aktuelle Dermatologie. 38. 316-322. 10.1055/s-0032-1306765. 2012 www.researchgate.net
- Avci O, Tanyildizi T, Kusku E. A comparison between the effectiveness of erythromycin, single-dose clarithromycin and topical fusidic acid in the treatment of erythrasma. J Dermatolog Treat 2013; 24: 70. pmid:21923567 PubMed
Autor*innen
- Monika Lenz, Ärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
- Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).