Magen-Darm-Infekt

Magen-Darm-Infekte werden meist durch Viren verursacht. Es handelt sich dabei um eine Erkrankung, die für gewöhnlich nach einigen Tagen von selbst abklingt.

Was ist ein Magen-Darm-Infekt?

Definition

Eine Gastroenteritis ist eine Darminfektion, die durch Viren und Bakterien hervorgerufen wird, seltener durch Parasiten. Die häufigsten Magen-Darm-Infektionen sind Virusinfektionen durch Rota- oder Noroviren, seltener Adenoviren (vor allem bei Kindern).

Symptome

Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Auftreten von Symptomen kann 6 Stunden bis 3 Tage betragen. Sie wird als Inkubationszeit bezeichnet. In dieser Zeit sind die betroffenen Personen hochansteckend, obwohl sie noch keine Symptome zeigen.

Symptome einer Magen-Darm-Infektion sind:

  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Durchfall
  • Bauchkrämpfe
  • Völlegefühl
  • evtl. leichtes Fieber.

Die Beschwerden dauern selten länger als 14 Tage an, meistens bestehen sie nur wenige Tage.

Ursachen

Die häufigsten viralen Durchfallerreger sind Rota-, Noro- und Adenoviren.

Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion oder durch fäkal-orale Schmierinfektion über Gegenstände. Dabei werden Erreger, die mit dem Stuhl ausgeschieden werden, von einer anderen Person über den Mund wieder aufgenommen. Die Infektionen können auch durch verunreinigte Getränke oder Lebensmittel übertragen werden. Auch eine Übertragung über die Luft (erregerhaltige Aerosole, die kleine Partikel enthalten) ist möglich.

Häufigkeit

Magen-Darm-Infektionen treten weltweit und in allen Altersklassen auf. Die meisten Betroffenen sind Kleinkinder. Bei Säuglingen und Kleinkindern handelt es sich am häufigsten um Rotaviren, gefolgt von Noroviren, bei Erwachsenen ist es umgekehrt.

Untersuchungen

In der Regel sind die Schilderung der typischen Symptomatik und die körperliche Untersuchung ausreichend.

Für Ärzt*innen ist es wichtig, zu erfahren, ob weitere Personen im Umfeld betroffen sind, Auslandsreisen oder Tierkontakte stattgefunden haben oder möglicherweise verunreinigte Nahrungsmittel und Getränke konsumiert wurden.

Bei der körperlichen Untersuchung werden der Bauch abgetastet, die Darmgeräusche mit einem Stethoskop abgehört und darauf geachtet, ob die Patient*innen zuviel Flüssigkeit verloren haben und Zeichen der Austrocknung (Dehydratation) bestehen. Besonders Kinder unter 2 Jahren sind davon gefährdet. Trockene Windeln sind in diesem Fall ein deutliches Warnzeichen.

In den meisten Fällen sind keine weiteren Untersuchungen notwendig. Stuhluntersuchungen sind jedoch möglich. Sie werden vor allem durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine bakterielle Ursache besteht (Leitsymptom sind oft blutige Durchfälle) oder Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen betroffen sind.

Behandlung

Die Symptome sollen gelindert und eine Austrocknung sowie eine Weiterverbreitung des Virus vermieden werden. Die meisten älteren Kinder und Erwachsene benötigen keine spezielle Behandlung, da die Erkrankung normalerweise ohne weitere Folgen von alleine ausheilt.

Essen und Trinken

Geeignete Getränke und leicht verdauliche Lebensmittel während der Erkrankung sind:

  • Apfelschorle, Tee oder leicht salzige Brühe, ggf. fertige Elektrolytlösungen
  • Reis
  • Zwieback
  • Banane
  • Salzstangen.

Wenn sich die Symptome bessern, kann langsam und vorsichtig wieder normal gegessen werden. Am wichtigsten ist aber zunächst, viel zu trinken.

Medikamentöse Behandlung

Bei Erwachsenen können Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen (Dimenhydrinat, MCP, Domperidon) oder Durchfall (Loperamid, Butylscopolamin) eingenommen werden. Bei Kindern wird dies bis auf den Wirkstoff Racecadotril bei Durchfall nicht empfohlen.

Prävention – weitere Ansteckung vermeiden!

Magen-Darm-Erkrankungen werden in der Regel von Mensch zu Mensch übertragen. Hierbei spielt die Handhygiene, d. h. häufiges Händewaschen, eine wichtige Rolle. Wichtig ist also, dass Sie sich regelmäßig die Hände mit Seife und Wasser waschen, insbesondere nach dem Toilettengang und vor dem Essen. Dies ist insbesondere auch für Kinder wichtig, und Erwachsene sollten sie stets daran erinnern.

Wenn in Ihrem Haushalt ein Mitglied an einer Magendarminfektion leidet, wäre es vorteilhaft, wenn diese Person ein separates WC nutzen könnte. Die Oberflächen im Bad sollten regelmäßig gründlich gereinigt werden.

Kindern können wieder in die Kita oder Schule gehen, wenn sie zwei Tage lang symptomfrei waren.

Seit Juli 2013 ist die routinemäßige Rotavirus-Impfung von unter 6 Monate alten Säuglingen von der STIKO empfohlen.

Was können Sie selbst tun?

  • Nehmen Sie schlückchenweise Flüssigkeit, d. h. Tee, Wasser oder verdünnte Fruchtsäfte zu sich, um ein Austrocknen zu verhindern. Apfelschorle ohne Kohlensäure hat sich als besonders günstig erwiesen.
  • Falls nötig, erhalten Sie in der Apotheke spezielle Elektrolytlösungen, die auch den Bedarf des Körpers an Salzen und Zucker decken.
  • Medikamente gegen Übelkeit oder Bauchschmerzen lindern die Beschwerden, sind aber meistens nicht notwendig.
  • Bei sehr starken Durchfällen kann man die Einnahme eines Mittels gegen Durchfall (z. B. Loperamid) in Betracht ziehen. Nehmen Sie solche Mittel jedoch nicht ein, falls Sie blutigen Durchfall und mehr als 40 °C Fieber haben. Fragen Sie in diesem Fall auf jeden Fall Ihre Ärztin/Ihren Arzt!

Nehmen Sie ärztliche Hilfe in Anspruch, falls

  • es sich bei um einen Säugling oder ein Kleinkind handelt.
  • der Durchfall blutig wird.
  • Anzeichen einer Austrocknung bestehen (trockene Schleimhäute, stehende Hautfalten, trockener Mund, bei Kindern eingesunkene Fontanelle, trockene Windeln).
  • das Fieber auf 40 °C oder mehr steigt.
  • nach dem Aufstehen starke Kreislaufprobleme bestehen.

Weitere Informationen

Autorin

  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Gastroenteritis, virale. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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