Hyperparathyreoidismus

Zusammenfassung

  • Definition:Überproduktion von Parathormon, entweder primär als Folge einer autonom gesteigerten Produktion oder sekundär als Folge einer mit Hypokalzämie einhergehenden Grunderkrankung (meistens chronische Niereninsuffizienz).
  • Häufigkeit:Prävalenz des primären HPT ca. 1–3/1.000, Prävalenz des sekundären HPT vor allem durch die Epidemiologie der chronischen Niereninsuffizienz bestimmt.
  • Symptome:Die meisten Patient*innen mit primärem HPT sind zum Zeitpunkt der Diagnose asymptomatisch. Symptome häufig unspezifisch (Abgeschlagenheit, kognitive Defizite), evtl. Knochenschmerzen, Symptome einer Nephrolithiasis. Beim sekundären HPT führen Symptome der chronischen Niereninsuffizienz.
  • Befunde:Keine spezifischen klinischen Befunde.
  • Diagnostik:Bestimmung von Kalzium und Parathormon im Serum, ergänzend Phosphat, Kreatinin, 25-Hydroxy-Vit D3. Bildgebende Verfahren für Lokalisation von Nebenschilddrüsenadenomen, Nachweis von Nierensteinen, Knochendichtemessung.
  • Therapie:Beim primären HPT ist die Parathyreoidektomie Methode der Wahl. Beim sekundären HPT Optimierung des Knochen- und Mineralhaushaltes durch Senkung des Phosphatspiegels, Ausgleich eines Vit-D-Mangels, evtl. Gabe von Calcimimetika zur direkten Senkung des PTH-Spiegels. Parathyreoidektomie bei konservativ nicht beherrschbarem sekundärem HPT.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Ein Hyperparathyreoidismus (HPT) beruht auf einer chronischen Übersekretion von Parathormon (PTH).1
    • primär als Folge einer autonomen Überproduktion von PTH
    • sekundär als Folge einer mit Hypokalzämie einhergehenden Grunderkrankung (v. a. chronische Niereninsuffizienz)
      • Bei irreversibler Überstimulation im Rahmen eines sekundären HPT spricht man von tertiärem HPT.

Häufigkeit

Primärer Hyperparathyreoidismus (pHPT)

  • Dritthäufigste endokrinologische Erkrankung nach Diabetes mellitus und Schilddrüsenerkrankungen2
  • Häufiger als das kolorektale Karzinom3
  • Die Erkrankung ist wahrscheinlich unterdiagnostiziert.4
    • Inzidenz asymptomatischer Erkrankungen nicht genau bekannt5
  • Prävalenz
    • Prävalenz ca. 1–3/1.000 Personen5
    • jährliche Inzidenz 25–40/100.000 Personen2
  • Geschlecht
    • Frauen zu Männern ca. 3:12
    • in jüngerem Alter gleichmäßig auf die Geschlechter verteilt5
  • Alter
    • steigende Inzidenz bei über 50-Jährigen2
    • bei Kindern selten2
  • Genetik

Sekundärer Hyperparathyreoidismus (sPHT)

  • Die Häufigkeit des sHPT wird vor allem durch die Epidemiologie der chronischen Niereninsuffizienz bestimmt.6
    • Kann sich bereits im Stadium G2 manifestieren.7
    • in Stadien G3–4 Prävalenz des sHPT 40–82 %7
    • Tritt nahezu bei allen Patient*innen mit terminaler Niereninsuffizienz in unterschiedlicher Ausprägung auf.8

Ätiologie und Pathogenese

Primärer Hyperparathyreoidosmus

  • Überwiegend (> 80 %) durch singuläres Adenom der Nebenschilddrüse verursacht9
    • in ca. 2 % der Fälle durch multiple Adenome6
  • Adenome sind häufiger in den unteren Drüsen lokalisiert.10
    • auch ektopes Auftreten möglich (Mediastinum, Thymus, Schilddrüse, hinter Pharynx/Ösophagus)10-11
  • In 5–20 % der Fälle besteht eine Hyperplasie aller 4 Nebenschilddrüsen.6
  • Hyperplasie aller Nebenschilddrüsen gehäuft bei hereditären Formen mit familiärer Häufung3,9
  • Hereditäre Formen werden autosomal-dominat vererbt.10
  • < 1 % der Fälle durch Karzinom der Nebenschilddrüse3 
  • Anstieg des Parathormons bewirkt6
    • Hyperkalzämie durch:
      • Stimulation des Knochenremodelings (Osteolyse > Osteosynthese)
      • erhöhte gastrointestinale Kalziumresorption
      • erhöhte renal-tubuläre Kalziumreabsorption (bei dennoch erhöhter Kalziurie).
    • Hypophosphatämie durch erhöhte Phosphatausscheidung im Urin
    • hyperchlorämische Azidose durch erhöhte Bikarbonatausscheidung im Urin
  • Die Erkrankung ist in 80 % der Fälle asymptomatisch.6
  • Langsame Entwicklung der Erkrankung, nach 15 Jahre Beobachtung primär asymptomatischer Patient*innen Symptomentwicklung nur bei 1/36
  • Klassische Symptomtrias „Stein-, Bein- und Magenpein“ (durch Nephrolithiasis, Osteitis fibrosa cystica sowie Dyspepsie/Ulcus ventriculi) heute selten9
  • Heutzutage klinische Manifestationen vor allem mit unspezifischen Symptomen sowie an Nieren und Knochen2-3,6,9

Sekundärer Hyperparathyreoidismus

  • Ein sekundärer Hyperparathyreoidismus (HPT) tritt vor allem als Folge einer chronischen Niereninsuffizienz auf.12
  • Bereits im Frühstadium der chronischen Niereninsuffizienz kommt es durch Anstieg des Serumphosphats zu einer vermehrten Produktion von Fibroblasten-Faktor-23 (FGF-23) in den Osteozyten.7
  • FGF-23 hemmt die Phosphatrückresorption und reduziert den Spiegel von Calcitriol (1,25-Dihydroxy-Vitamin D3).7
  • Der FGF-23-induzierte Mangel an Calcitriol bewirkt eine Hypokalzämie.7
  • Durch Hypokalzämie Stimulation der Nebenschilddrüse mit Bildung und Ausschüttung von Parathormon7
  • Die chronische Einwirkung der Elektrolytimbalance führt zur Hyperplasie des Nebenschilddrüsengewebes, evtl. mit nodulärer Transformation.7,13
    • Bei langfristiger Überstimulation kann eine autonome Hormonproduktion durch die Nebenschilddrüsen resultieren (tertiärer Hyperparathyreoidismus).13
  • Durch die HPT-induzierte Stoffwechselstörung entsteht eine CKD-MBD (Chronic Kidney Disease – Mineral Bone Disease) mit:7
    • Osteodystrophie (4 Typen: Osteitis fibrosa, Osteomalazie, adyname Osteopathie, gemischte Form)
      • klinische Manifestationen der renalen Osteodystrophie:
        • Knochenschmerzen
        • Knochendeformierung
        • Frakturen.
    • Verkalkungen von Gefäßen und Herzklappen
      • erhöhte kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität 
    • Weichteilverkalkungen (seltener).

Prädisponierende Faktoren

ICPC-2

  • T99 Endo./metab./ernäh. Erkrank., andere

ICD-10

  • E21 Hyperparathyreoidismus und sonstige Krankheiten der Nebenschilddrüse
    • E21.0 Primärer Hyperparathyreoidismus
    • E21.1 Sekundärer Hyperparathyreoidismus, anderenorts nicht klassifiziert
    • E21.2 Sonstiger Hyperparathyreoidismus
    • E21.3 Hyperparathyreoidismus, nicht näher bezeichnet

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

Primärer Hyperparathyreoidismus

  • Laborchemische Konstellation3
  • Selten pHPT-ähnliche Laborkonstellation durch Thiaziddiuretika, Lithium oder Vitamin-D-Intoxikation (ggf. Absetzen mit Normalisierung in 2–3 Monaten)2

Sekundärer Hyperparathyreoidismus

Anamnese

Primärer Hyperparathyreoidismus

  • Meist zufällige Entdeckung einer Hyperkalzämie im Rahmen einer hausärztlichen Routinekontrolle5,16
  • Patient*innen häufig asymptomatisch oder oligosymptomatisch mit unspezifischen neuromuskulären und neurokognitiven Beschwerden wie Myalgien, Müdigkeit, Antriebslosigkeit15
  • Heutzutage am häufigsten renale Manifestation eines pHPT (Nephrolithiasis in ca. 20–30 %)6,15
  • Ausgeprägtere Symptome einer Hyperkalzämie sind heutzutage dementsprechend seltener anzutreffen.
  • Evtl. positive Familienanamnese (multiple endokrine Neoplasie, MEN)
  • Mögliche Symptome bei Hyperkalzämie16

Sekundärer Hyperparathyreoidismus

Klinische Untersuchung

  • Haut 
    • Blässe (bei renaler Anämie)
    • Weichteileinlagerungen
  • Herz und Kreislauf
    • Hypertonie, Zeichen einer kardiovaskulären Erkrankung
  • Abdomen
  • Muskuloskelettal
    • Knochendeformitäten, Muskelschwäche
  • Neurologie 
    • kognitive Defizite

Labordiagnostik 

Primärer Hyperparathyreoidismus

Sekundärer Hyperparathyreoidismus

  • Empfehlungen gemäß KDIGO-Leitlinien7,19
    • CKD G3a–G3b: Ca, Phosphat, PTH alle 6-12 Monate
    • CKD G4: Ca, Phosphat alle 3,6 Monate, PTH alle 12 Monate
    • CKD G5: Ca, Phosphat all 1–3 Monate, PTH alle 3–6 Monate
    • ab CKD4 AP alle 12 Monate (bei erhöhtem PTH auch häufiger)
  • Unter Therapie evtl. Verkürzung der Intervalle zur Beurteilung der Wirkung7,19
  • Ab CKD-G3a-Messung von 25-Hydroxy-Vitamin-D3, Wiederholung ggf. nach therapeutischer Intervention7,19

Diagnostik bei Spezialist*innen

Primärer Hyperparathyreoidismus

Lokalisation von Nebenschilddrüsenadenomen
  • Eine Lokalisationsdiagnostik muss nur erfolgen, wenn bereits eine OP-Indikation gestellt wurde, die Diagnose HPT erfolgt laborchemisch.5
    • Eine Mehrdrüsenhyperplasie wird mit den bildgebenden Verfahren nicht zuverlässig erkannt.3
  • Sonografie
    • Bildgebung der Wahl zur Lokalisation von Nebenschilddrüsenadenomen (Sensitivität > 70 %)3
    • auch zur Beurteilung der Schilddrüse9
  • Tc-99m-MIBI-Szintigrafie
    • Erhöht die Sensitivität ergänzend zur Sonografie.20
    • Nachweis von 60–70 % der Nebenschilddrüsenadenome3
  • CT und MRT
    • Sensitivität niedriger als bei Sonografie und Szintigrafie3 
  • PET
    • Alternative, wenn mit anderen Verfahren keine Lokalisation möglich3
  • Selektive Venenblutentnahme
    • invasives Verfahren zur Lokalisation durch PTH-Konzentrationsmessungen3
    • früher häufig durchgeführt, inzwischen im Vergleich zu den nichtinvasiven Verfahren von geringerer Bedeutung
Bildgebung (Sonografie/CT) Niere/ableitende Harnwege
Knochendichtemessung
  • Nach Diagnose eines pHPT sollte standardmäßig eine Knochendichtemessung erfolgen von LWS, Femur und distalem Radius.5
Genetische Beratung
  • Empfohlen für Patient*innen < 40 Jahre mit MEN21

Sekundärer Hyperparathyreoidismus

Lokalisationsdiagnostik der Nebenschilddrüsen
  • Entsprechend Bildgebung beim primären Hyperparathyreoidismus
Knochendichtemessung
  • In den Stadien CKD G3a–G5D mit Störungen des Mineral- und Knochenhaushalts und oder Risikofaktoren für Osteoporose sollte eine Knochendichtemessung zur Einschätzung des Frakturrisikos durchgeführt werden.19

Indikationen zur Überweisung

  • Bei V. a. primären oder sekundären Hyperparathyreoidismus

Checkliste zur Überweisung

Primärer Hyperparathyreoidismus

  • Zweck der Überweisung
    • Bestätigende Diagnostik? Operative Therapie?
  • Anamnese
  • Klinische Untersuchung
    • keine spezifischen Befunde
  • Ergänzende Untersuchungen

Therapie

Therapieziele

  • Primärer Hyperparathyreoidismus
  • Sekundärer Hyperparathyreoidismus
    • Minimierung von pathologischem Knochenumbau sowie extraskelettaler Verkalkungen und der damit verbundenen Morbidität/Mortalität7

Allgemeines zu Therapie

  • Behandlungsoptionen sind je nach Art des HPT und individueller Situation:
    • Operation (Parathyreoidektomie)
    • medikamentöse Behandlung
    • abwartendes Vorgehen mit Monitoring.

Spezielle Therapie beim primären Hyperparathyreoidismus

Symptomatischer pHPT

  • Die Parathyreoidektomie ist bei allen Patient*innen mit symptomatischem pHPT indiziert und Behandlung der Wahl.21-22
    • Neben der klassischen Operation stehen auch minimalinvasive Verfahren zur Verfügung.23-24
    • In ausgewählten Fällen kann eine Radiofrequenzablation erwogen werden.25
    • postoperativ Supplementation z. B. mit 1.000 mg Kalzium und 1.000 IE Vitamin D über 12 Monate sinnvoll (Vorbeugung „Hungry Bone Disease")5
  • Diätetische Einschränkung der Kalziumzufuhr führt nicht zu einer Senkung des Serumkalziumspiegels.3
  • Biphosphonate senken den Kalziumspiegel nur vorübergehend, der Effekt geht nach einigen Monaten wieder verloren.3
  • Calcimimetika (Cinacalcet) mit PTH-senkender Wirkung Option nur in nicht-operablen Ausnahmesituationen, z. B. im Rahmen eines Nebenschilddrüsenkarzinoms2
    • Cinacalcet hat keine Auswirkungen auf die Knochendichte.6

Asymptomatischer pPHT

  • Die Operationsindikation bei vermeintlich asymptomatischen Patient*innen wird kontrovers diskutiert.3
  • Gemäß aktueller Empfehlungen ergibt sich eine Operationsindikation, wenn eines der folgenden Kriterien beim asymptomatischen pHPT erfüllt ist:3,18,26
    • Alter < 50 Jahre
    • Kalzium: Kalzium i. S. > 0,25 mmol/l über dem oberen Normwert oder Kalzium i. U. >10 mmol/d 
    • Niere: eGFR < 60 ml/min oder Nachweis in der Bildgebung von Nephrolithiasis oder Nephrokalzinose
    • Knochen: Osteoporose mit T-Score von < –2,5 oder Wirbelfraktur
  • Jährliches Monitoring kann erwogen werden bei Patient*innen, die die Kriterien für OP nicht erfüllen oder keine OP wünschen.3,26
    • Laborkontrolle
    • Knochendichtemessung alle 1–2 Jahre
    • Bildgebung der Nieren
  • Bei konservativer Therapie sollte geachtet werden auf:
    • gute Hydrierung (2,5–3 l/d)
    • ausreichende Kalziumaufnahme von 800–1.000 mg/d (keine Beschränkung der Aufnahme von Nahrungskalzium)
      • Unbeschränkte Kalziumaufnahme verschlechtert Hyperkalzämie nicht, Kalziummangel hingegen kann zum PTH-Anstieg führen.
    • Ausgleich eines Vitamin-D-Mangels 

Spezielle Therapie beim sekundären Hyperparathyreoidismus

  • Das Ziel einer Senkung des PTH-Spiegels bei gleichzeitiger Kontrolle der Serumspiegel von Kalzium und Phosphat ist schwierig zu erreichen.12
  • Es gibt keinen allgemeinen internationalen Konsens zwischen Nephrolog*innen und Endokrinolog*innen in der Behandlung des sHPT.13
  • Komponenten der konservativen Behandlung umfassen:7,12-13
    • zur Reduktion des PTH-Spiegels
      • Vitamin-D-Präparate
      • Calcimimetika
    • zur Phosphatreduktion
      • Diät
      • Phosphatbinder.
  • Parathyreoidektomie ist Option bei:7
    • schwerem, medikamentös nicht beherrschbarem sHPT
    • vor Nierentransplantation
      • Bei Behandlung eines sHPT mittels Parathyreoidektomie wird nach NTX signifikant weniger tertiärer HPT beobachtet.27

KDIGO-Guidelines

  • Gemäß KDIGO-Guidelines sollten Therapieentscheidungen nicht von laborchemischen Einzelmessungen, sondern von Labortrends unter Berücksichtigung aller Befunde zum Knochen- und Mineralhaushalt getroffen werden.7,19
  • In den KDIGO-Guidelines wird in den Stadien G3a-G5D der chronischen Niereninsuffizienz u. a. Folgendes empfohlen:7,19
    • Der optimale PTH-Bereich ist nicht bekannt, bei anhaltend erhöhten/steigenden Werten sollten modifizierbare Faktoren evaluiert werden:
    • Erhöhte Phosphatwerte sollten diätetisch oder in Kombination mit Phosphatbindern in Richtung Normalbereich abgesenkt werden (bzw. ggf. per Dialyse).
    • Eine Hyperkalzämie sollte vermieden werden.
    • Ein Vitamin-D-Mangel sollte entsprechen den Empfehlungen für die Allgemeinbevölkerung korrigiert werden.
    • Im Stadium G5D (Dialyse) sollte der PTH-Wert zwischen dem 2- und 9-Fachen des oberen Normbereichs gehalten werden.
    • Im Stadium G5D mit Notwendigkeit einer PTH-senkenden Therapie sollten Calcimimetika, Calcitriol oder aktive Vitamin-D-Analoga verabreicht werden (Calcimimetika p. o./i. v. aktivieren den Calcium-Sensing-Receptor mit resultierender Senkung des PTH-Spiegels).
    • Parathyreoidektomie bei Patient*innen mit schwerem HPT, die nicht auf medikamentöse Therapie ansprechen.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Komplikationen

  • Nieren und Harnwege
  • Bewegungsapparat
  • Herz und Gefäße
    • Atherosklerose
    • Herzklappenverkalkungen
  • Magen und Darm
  • Haut und Weichteile
    • Kalzifikationen
  • ZNS
  • Hyperkalzämische Krise

Verlauf und Prognose

Primärer Hyperparathyreoidismus

  • Bis zu 3/4 der Patient*innen mit asymptomatischem HPT bleiben auch im weiteren Verlauf über Jahre ohne schwere Symptome.9
    • Jüngeres Alter und Eintritt in die Menopause sind Risikofaktoren für eine Progredienz des pHPT.9
  • Nach 5–10 Jahren kommt es allerdings zu einem signifikanten Rückgang der Knochendichte, die Knochengesundheit ist daher ein wichtiger Verlaufsparameter.5
  • Möglicherweise günstige Wirkung einer Operation auch bei vermeintlich asymptomatischen Patient*innen auf die Lebensqualität3,5
  • Heilungsraten bei sporadischem pHPT nach erfolgreicher Parathyreoidektomie 95–99 %21
  • Nach erfolgreicher OP meist deutlicher Anstieg der Knochendichte in den ersten 1–2 Jahren2
  • Signifikante Abnahme des Risikos für Nierensteine nach OP, allerdings im Vergleich zur Normalbevölkerung noch etwas erhöht26

Sekundärer Hyperparathyreoidismus

  • Verlauf und Prognose werden im Wesentlichen durch die Grunderkrankung, also zumeist die chronische Niereninsuffizienz, bestimmt.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Einlagerung von Kalziumpräzipitaten in der Haut (Kalzinose) bei Hyperkalzämie
Einlagerung von Kalziumpräzipitaten in der Haut (Kalzinose) bei Hyperkalzämie
Die vier Glandulae parathyroideae befinden sich auf der Rückseite der Schilddrüse.
Die 4 Glandulae parathyroideae befinden sich auf der Rückseite der Schilddrüse.

Quellen

Leitlinien

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  • Kidney Disease Improving Global Outcome (KDIGO). Clinical Practice Guideline Update for the Diagnosis, Evaluation, Prevention, and Treatment of Chronic Kidney Disease – Mineral and Bone Disorder (CKD-MBD). Stand 2017. www.kdigo.org
  • Fourth International Workshop. Guidelines for the management of asymptomatic primary hyperparathyroidism. Stand 2014. www.ncbi.nlm.nih.gov
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Autor*innen

  • Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i Br.
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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