Splenomegalie

Allgemeine Informationen

Definition

  • Pathologisch vergrößerte Milz
    • Der Begriff Splenomegalie wird generell für eine palpabel vergrößerte Milz oder eine in einem bildgebenden Verfahren entdeckte Milzvergrößerung verwendet.1
  • Die Milzgröße ist abhängig von Körpergröße und Geschlecht.2
    • Die „4711“-Regel (Milzlänge 11 cm, Breite 7 cm und Dicke 4 cm) gilt keineswegs für alle Menschen.
    • Mit einer kostenlosen App (SplenoCalc) kann die wahrscheinliche Perzentile der individuellen Milzgröße berechnet werden.3
    • Im Durchschnitt ist die menschliche Milz 10 cm lang und wiegt 150 g.1

Häufigkeit

  • Häufiger sonografischer (Zufalls-)Befund in der Hausarztpraxis
  • Aufgrund der vielen heterogenen Ursachen für eine Splenomegalie sind keine genauen Angaben zur Häufigkeit verfügbar.
  • Bei 3 % der Normalbevölkerung ist eine Splenomegalie nachweisbar.1

Diagnostische Überlegungen

  • Liegt eine echte Splenomegalie vor (entsprechend Körpergröße und Geschlecht)?
  • Liegt eine bekannte vorübergehende Ursache (z. B. Mononukleose) für die Splenomegalie vor?
  • Besteht der klinische Verdacht auf eine schwerwiegende Erkrankung?
  • Sind Begleit- oder Grunderkrankungen (z. B. Leberzirrhose) bekannt?
  • Die Organgröße kann differenzialdiagnostische Hinweise geben:1,4
  • Begleitsymptome können differenzialdiagnostische Hinweise geben.
    • Zum Beispiel Fieber, das auf Lymphome, Malaria, Endokarditis oder Mononukleose hinweisen kann.1
  • Akute Schmerzen im Zusammenhang mit einer Splenomegalie können Zeichen für eine Notfallsituation sein.1

Konsultationsgrund

  • Kann von Zufallsbefund bei asymptomatischen Patient*innen über unklaren Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit bis zu schwerer Krankheit mit stark eingeschränktem Allgemeinzustand variieren.

Abwendbar gefährliche Verläufe

ICPC-2

  • B87 Splenomegalie

ICD-10

  • R16.1 Splenomegalie andernorts nicht klassifiziert
  • R16.2 Hepatomegalie verbunden mit Splenomegalie, anderenorts nicht klassifiziert
  • Q89.00 Angeborene Splenomegalie
  • D73.1 Hypersplenismus
  • D73.2 Chronisch-kongestive Splenomegalie

Differenzialdiagnosen

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.4

Akute und chronische systemische Infektionen

Zirkulationsstörungen des Pfortaderkreislaufes

  • Leberzirrhose
    • Portaler Hypertonus führt zu Splenomegalie.1 
  • Pfortaderthrombose
  • Milzvenenthrombose
    • z. B. bei akuter Pankreatitis, myeloproliferativen Erkrankungen, paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie, Antiphospholipid-Antikörpersyndrom, bei Einnahme von oralen Kontrazeptiva1
  • AV-Fistel der Milzgefäße

Maligne Systemerkrankungen

Hämolytische Bluterkrankungen

Immunologische Erkrankungen

Weitere Differenzialdiagnosen

Anamnese

Klinische Untersuchung

  • Eine vergrößerte Milz kann schwer zu palpieren sein, besonders bei Adipositas, starken Bauchmuskeln oder, wenn Patient*innen die Bauchmuskeln nicht entspannen können.1
  • Hinweise auf Begleiterkrankungen?1

Ergänzende Untersuchungen

In der Hausarztpraxis

Bei Spezialist*innen

  • CT und / oder PET (Leber-Milz-Scan)1
    • ergänzend zur Sonografie
    • zur Bestätigung der Diagnose und weiterer Abklärung, z. B. Festellung einer portalen Hypertension
  • MRT1
    • z. B. zur Darstellung einer Pfortader- oder Milzvenenthrombose
  • Duplex-Sonografie1
    • bei V. a. Milzvenen- oder Pfortaderthrombose
  • Feinnadelpunktion von Milzläsionen1
  • Knochenmarkszytologie
    • bei V. a. myeloproliferative, immunologische, oder myelodysplastische Erkrankungen, V. a. Lymphome1
  • Labor je nach Verdachtsdiagnose (Auswahl)1
    • „dicker Tropfen“ bei V. a. Malaria
    • Hämoglobin-Elektrophorese
    • Coombs-Test
    • osmotische Resistenz der Erythrozyten
    • Durchflusszytometrie, Lymphozyten
    • Immunfixation (Serum und Urin)

Maßnahmen und Empfehlungen

Indikationen zur Überweisung

  • Niederschwellige Überweisung an Hämatologie bei unklarer Diagnose oder bei V. a. maligne/hämatologische Erkrankung1
  • Bei V. a. Malaria Überweisung an Infektiologie, Tropenmedizin

Indikationen zur Klinikeinweisung

Video

Illustrationen

Splenomegalie bei Leberzirrhose.jpg
Splenomegalie bei Leberzirrhose (mit freundlicher Genehmigung von sonographiebilder.de@Albertinen-Diakoniewerk e. V., Hamburg)
Splenomegalie bei CML.jpg
Splenomegalie bei CML (mit freundlicher Genehmigung von sonographiebilder.de@Albertinen-Diakoniewerk e. V., Hamburg)

 

Splenomegalie_bei_CLL.jpg
Koronare Computertomografie des Abdomens bei einem Patienten mit Splenomegalie bei chronisch lymphatischer Leukämie (Quelle: Wikimedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Splenomegalie#/media/Datei:Splenomegalie_bei_CLL.jpg)

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Literatur

  1. BMJ Best Practice. Assessment of Splenomegaly. Last updated 19. 03.2019. Letzter Zugriff 14.08.2019. newbp.bmj.com
  2. Chow KU, Luxembourg B, Seifried E, Bonig H.. Spleen Size Is Significantly Influenced by Body Height and Sex: Establishment of Normal Values for Spleen Size at US with a Cohort of 1200 Healthy Individuals.. Radiology 2016; 279: 306.13. doi:10.1148/radiol.2015150887. DOI
  3. Krüger-Brand, HE.. App: Berechnung der individuellen Milzgröße. Dtsch Arztebl 2016; 113: A-143. www.aerzteblatt.de
  4. Seitz K, et al.. Klinische Sonografie und sonographische Differenzialdiagnose. Band I - Milz und Lymphknoten: 9 Splenomegalie, diffuse Milzveränderungen.. Stuttgart: Thieme, 2008. www.thieme-connect.de

 

Autorin

  • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München

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