Thymom

Der Thymus ist ein lymphatisches Organ, das sich im vorderen Teil der Brusthöhle direkt hinter dem Brustbein und vor den großen Blutgefäßen und dem Herz befindet. Ein Thymom ist ein Tumor, der vom Thymusgewebe ausgeht.

Was ist ein Thymom?

Definition

Ein Thymom ist die häufigste Tumorart, die im vorderen Teil der Brusthöhle auftreten kann. Der Thymus (Brustdrüse) ist ein Organ, das sich im vorderen Teil der Brusthöhle direkt hinter dem Brustbein und vor den großen Blutgefäßen und dem Herz befindet.

Im frühen Lebensstadium ist der Thymus teilweise für die Bildung und Entwicklung des Immunsystems verantwortlich. In der Pubertät bildet sich das Organ zurück und es bleibt ein Restkörper bestehen, der überwiegend aus Fett besteht. Ein Thymom hat seinen Ursprung in den übrig gebliebenen Thymuszellen.

Es werden verschiedene Thymome unterschieden, die meisten werden als bösartig eingestuft. In 20 % der Fälle handelt es sich um ein sog. Thymuskarzinom mit wesentlich schlechterer Prognose. Nicht selten tritt bei Thymomen gleichzeitig eine Myasthenia gravis auf.

Symptome

Ein Drittel aller Patient*innen mit einem Thymom ist symptomfrei. In diesen Fällen wird die Diagnose oft zufällig gestellt, wenn beispielsweise auf einem Röntgenbild der Brusthöhle eine Verengung zu sehen ist. Wenn Krankheitssymptome entstehen, dann aufgrund des Drucks vom Tumor auf die umgebenden Organe, z. B. Husten, Druckgefühl hinter dem Brustbein, Schweratmigkeit, Schluckbeschwerden oder Heiserkeit. Darüber hinaus können Symptome auftreten, die auf eine begleitende Erkrankung hinweisen. Typisch bei einer begleitenden Myasthenia gravis wären Doppelbilder, Lidheberschwäche am Auge, Schluck- und Sprechstörungen und Muskelschwäche.

Ursachen

Die Ursache der Thymomentstehung ist weitestgehend unklar. Häufig treten sie gemeinsam mit Autoimmunerkrankungen auf, z. B. Myasthenia gravis, Polymyositis, systemischer Lupus erythematodes oder Sjögren-Syndrom.

Häufigkeit

Ein Thymom ist ein seltener Tumor. Jährlich erkranken in Deutschland nur etwa 2 bis 4 von 1 Mio. Einw. Die meisten sind zwischen 30 und 70 Jahren alt. Frauen und Männer sind gleich häufig betroffen. Bei Kindern und Jugendlichen überwiegen Thymuskarzinome. 30–40 % der Patient*innen mit Thymom haben Myasthenie, und ca. 15 % der Patient*innen mit Myasthenie haben ein Thymom.

Untersuchungen

  • Die Diagnose stützt sich auf Röntgenbilder und Computertomografie.
    • Bei einer CT kann die Ausbreitung des Tumors beurteilt und Metastasen nachgewiesen werden.
    • In manchen Fällen wird die CT genutzt, um eine Gewebeprobe (Biopsie) zu entnehmen. Der Eingriff ist aber nicht bei allen Patient*innen notwendig.
  • Manchmal wird zusätzlich eine MRT oder PET-CT durchgeführt.
  • Eine Blutprobe dient zum Ausschluss anderer Erkrankungen.

Behandlung

  • Thymome, die noch nicht weit fortgeschritten sind, können in einer Operation komplett entfernt werden.
    • Meist erfolgt ein Längsschnitt über dem Brustbein. Bei kleineren Tumoren (bis ca. 6 cm) kann alternativ eine minimalinvasive, videoassistierte Technik zum Einsatz kommen.
  • Bösartige Tumoren werden mit einer Kombination aus chirurgischem Eingriff, Chemotherapeutika und Bestrahlung behandelt.

Prognose

  • Patient*innen mit frühen als auch mit fortgeschrittenen Thymomen haben eine gute Prognose.
  • Thymuskarzinome hingegen haben eine schlechte bis extrem schlechte Überlebensprognose.
  • Nach erfolgreicher Therapie kann der Tumor wiederkehren.
    • Rückfälle sind bei Thymomen im Frühstadium selten.
    • Bei weit fortgeschrittenen Tumorstadien sind Rückfälle häufiger.
    • Viele Betroffene gehen lebenslang zu Nachsorgeuntersuchungen.
  • Es können Komplikationen auftreten, wenn der Tumor in umgebende Organe eingewachsen ist oder gestreut hat.
  • Eine Bestrahlung kann in manchen Fällen Herz und/oder Lunge schädigen.

Weitere Informationen

Autorin

  • Hannah Brand, Dr. med., Ärztin, Berlin

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Thymom. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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