Non-Hodgkin-Lymphom

Zusammenfassung

  • Definition:Maligne Proliferation lymphoider Zellen, die von den B-Zellen (85 %) oder T-Zellen (15 %) des lymphatischen Gewebes ausgehen.
  • Häufigkeit:Die Inzidenz liegt bei ca. 10–15/100.000 und tritt selten vor dem 40. Lebensjahr auf. In den letzten Jahrzehnten kann eine stetige Zunahme verzeichnet werden. AIDS-Patient*innen sind etwa 1.000-fach häufiger betroffen.
  • Symptome:Vergrößerte Lymphknoten, evtl. Nachtschweiß, Fieberepisoden, unfreiwilliger Gewichtsverlust. Die Symptome können jedoch auch fehlen.
  • Befunde:Lymphknotentumor, evtl. Hepatosplenomegalie, Blässe und Rhagaden aufgrund von Anämie.
  • Diagnostik:Biopsie und histologische Untersuchung.
  • Therapie:Abhängig vom histologischen Ergebnis und der Lymphomausbreitung; Behandlungsoptionen sind Bestrahlung, Zytostatika, Antikörper, immunsupprimierende Behandlung oder Knochenmarktransplantation.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Maligne Proliferation von lymphoidem Gewebe. Die histologische Untersuchung unterscheidet zwischen Non-Hodgkin- und Hodgkin-Lymphom.
  • Das Non-Hodgkin-Lymphom umfasst eine große und heterogene Gruppe von Krankheiten mit neuroplastischer Proliferation lymphoider Zellen in Lymphknoten und anderem lymphoidem Gewebe.

Klassifikation (WHO)

  • Die einzelnen Krankheitsbilder werden auf Grundlage einer Kombination von Kriterien für Morphologie, Immunphänotyp, genetischen Veränderungen und Klinik definiert.
  • Es wird Gewicht auf die Abgrenzung der klinischen Krankheitsentitäten gelegt, die sich im Hinblick auf ihr biologisches Verhalten und der Behandlungsoptionen stark unterscheiden.
  • Das Non-Hodgkin-Lymphom wird in mehr als 50 unterschiedliche Unterdiagnosen mit folgenden Hauptgruppen unterteilt:
    • B-Zell-Neoplasien (85 %)
    • T-Zell/NK(natürliche Killerzellen)-Neoplasien (15 %).
  • Vgl. die WHO-Klassifikation lymphoider Neoplasien.14
  • Siehe auch den Abschnitt zur Klassifikation nach ICD-10.

Stadieneinteilung Lymphome (Ann-Arbor-Klassifikation)

  • Stadium I
    • Erkrankung in einer einzelnen Lymphknotenregion nachgewiesen
  • Stadium II
    • Erkrankung in mehreren Lymphknotenregionen auf derselben Seite des Zwerchfells
  • Stadium III
    • Erkrankungen auf beiden Seiten des Zwerchfells, aber auf Lymphknoten und Milz beschränkt
  • Stadium IV
    • Erkrankung außerhalb von Lymphknoten und Milz
  • Zusatz E bei den Stadien I–III bei extranodalem Befall
  • Innerhalb der Stadien wird das Lymphom als A klassifiziert, wenn keine Allgemeinsymptome auftreten, und als B, wenn Allgemeinsymptome vorkommen.

Häufigkeit

  • Inzidenz: Die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen wird auf 10–15 pro 100.000 Personen geschätzt. AIDS-Patient*innen haben eine bis zu 1.000-fach erhöhte Inzidenz.
  • In Deutschland erkranken jährlich etwa 9.000–11.000 Menschen an einem NHL.
  • Alter
    • Lymphome können in allen Altersgruppen auftreten, kommen jedoch am häufigsten nach dem 40. Lebensjahr vor.
    • Die Inzidenz der einzelnen NHL unterscheidet sich in den verschiedenen Altersgruppen erheblich.
    • im Kindes- und Jugendalter1
      • NHL machen etwa 6,6 % aller malignen Erkrankungen bei Kindern unter 15 Jahren aus. Bei den 15- bis 17-Jährigen nimmt der Anteil zu.
      • jährlich ca. 9 Neuerkrankungen pro 1 Mio. Kinder < 15 Jahre15
      • bei Kindern < 2 Jahre selten
      • Der Einsatz intensiver Leukämieregime hat die Überlebensrate bei Kindern erheblich verbessert.
  • Die Verteilung zwischen indolenten (früher als niedriggradig maligne bezeichnet) und aggressiven NHL ist fast gleich.
    • Das indolente maligne Lymphom tritt in den höheren Altersgruppen häufiger auf.
  • Die Verbesserung der Diagnostik und Klassifizierung der Lymphome hat zu einer 10- bis 15-prozentigen Zunahme der Diagnose NHL (statt Hodgkin-Lymphom) geführt.

Ätiologie und Pathogenese bei B-Zell-Lymphom

  • B-Zell-Neoplasien können als eine klonale Proliferation von B-Zellen beschrieben werden, die in einem bestimmten Stadium der Differenzierung von lymphoiden Stammzellen zu reifen B-Zellen (Plasmazellen) „einfrieren“.
  • Die unterschiedlichen Lymphomerkrankungen spiegeln die Differenzierungsstadien der normalen B-Zellen wider und bilden eine wichtige Grundlage für die Klassifizierung (WHO 2016).14

Ätiologie

  • Infektiöses Agens
    • Scheint an der Entwicklung unterschiedlicher Formen von B-Zell-Lymphomen beteiligt zu sein.
    • Das bekannteste Beispiel ist der Zusammenhang zwischen Epstein-Barr-Virus und endemischem Burkitt-Lymphom in Afrika.
    • Das humane Herpesvirus 8, HIV und das Hepatitis-C-Virus werden alle mit der Entstehung von Lymphomen in Verbindung gebracht.
    • Das MALT-Lymphom in der Magenschleimhaut wird vermutlich von einer Helicobacter-pylori-Infektion verursacht. Frühe Stadien (IE) können teilweise durch die Eradikation vollständig geheilt werden.
  • Risikofaktoren
    • Immundefizienz oder -suppression (z. B. HIV-Infektion, Immunsuppression nach Organtransplantation)
    • Autoimmunerkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis, Morbus Sjögren)
    • Hinweise auf genetische Risikofaktoren
    • Genexpressionsprofil bislang nur als Klassifikations- und Prognosehilfe bei bereits gestellter Diagnose NHL sinnvoll

Ätiologie und Pathogenese bei T-/NK-Zell-Lymphom

Ätiologie

  • Das Virus HTLV-1 wird mit adultem T-Zell-Lymphom/Leukämie in Japan und auf den karibischen Inseln assoziiert und ist wahrscheinlich bei diesem T-Zell-Lymphom ein wesentlicher Faktor in der Pathogenese.
  • Abgesehen von diesem gibt es keine bekannten Umweltfaktoren, die für die Entwicklung der T-Zell-Lymphome disponieren.
  • Enteropathietypische T-Zell-Lymphome des Erwachsenenalters kommen bei Zöliakie vor.

Disponierende Faktoren

ICPC-2

  • B74 Maligner Tumor im Blut-/Lymphsystem IKA

ICD-10

  • Neben den Hauptkategorien sind hier als einzelne Entitäten nur die häufigsten NHL-Formen sowie die in diesem Artikel erwähnten Entitäten aufgeführt. Für eine vollständige Übersicht siehe das ICD-10-Kapitel Neubildungen des lymphatischen, blutbildenden und verwandten Gewebes, als primär festgestellt oder vermutet (C81-C96).
  • Nach ICD-10-GM Version 202216
    • C82 Follikuläres Lymphom
    • C83 Nicht follikuläres Lymphom
      • C83.1 Mantelzell-Lymphom
      • C83.3 Diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom
      • C83.5 Lymphoblastisches Lymphom
      • C83.7 Burkitt-Lymphom
    • C84 Reifzellige T/NK-Zell-Lymphome
      • C84.0 Mycosis fungoides
      • C84.8 Kutanes T-Zell-Lymphom, nicht näher bezeichnet
    • C85 Sonstige und nicht näher bezeichnete Typen des Non-Hodgkin-Lymphoms
    • C86 Weitere spezifizierte T/NK-Zell-Lymphome
    • C88 Bösartige immunproliferative Krankheiten
      • C88.0 Makroglobulinämie Waldenström
      • C88.4 Extranodales Marginalzonen-B-Zell-Lymphom des Mukosa-assoziierten lymphatischen Gewebes [MALT-Lymphom]
    • C91 Lymphatische Leukämie
      • C91.0 Akute lymphatische Leukämie [ALL]
      • C91.1 Chronische lymphatische Leukämie vom B-Zell-Typ [CLL]
      • C91.4 Haarzellenleukämie
      • C91.8 Reifzellige B-ALL vom Burkitt-Typ

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Anamnese und klinischer Befund ergeben die Verdachtsdiagnose.
    • Befunde von vergrößerten, schmerzlosen Lymphknoten oder Verdacht auf pathologisches extranodales Lymphgewebe
    • Fieber
    • abdominaler Befall
    • mediastinaler Befall
      • chronischer Husten
      • Stridor
      • Halsvenenstauung
    • intrakranieller Befall
      • Hirnnervenausfälle
      • Kopfschmerzen
      • Störungen von Kognition und/oder Bewusstsein
      • Schwindel, Ataxie
      • sonstige neurologische Symptome
    • epiduraler Befall
      • Querschnittssymptome
  • Die Histologie mit Spezialuntersuchungen bestätigt die Diagnose und unterscheidet zwischen Non-Hodgkin und Hodgkin und den verschiedenen Untergruppen.

Histologie

  • Biopsie des Lymphknotens oder anderem lymphoidem Gewebe
  • Die Diagnostik erfolgt in Kombination von Histologie/Zytologie, Immunphänotypisierung, Genetik und klinischen Befunden.

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Indolente (früher als niedriggradig bezeichnet) maligne Non-Hodgkin-Lymphome sind häufig auf viele Lymphknotenregionen und/oder Knochenmark verteilt und wachsen in der Regel langsam.
  • Aggressive Lymphome (hochgradige) entwickeln sich in der Regel schnell.
  • Meist schmerzlose Lymphknotenschwellungen sind ein häufiges – allerdings unspezifisches – Symptom. Die Lymphknotenschwellungen können zu Beschwerden im Mediastinum und der hinteren Bauchwand/Becken führen.

B-Symptome

  • Nachtschweiß: wiederholt kräftiger Nachtschweiß im vergangenen Monat
  • Fieber: persistierendes oder rezidivierendes Fieber > 38 °C im vergangenen Monat ohne bekannte Ursache
  • Gewichtsverlust: mehr als 10 % in den letzten 6 Monaten
    • B-Symptome treten bei ca. 20 % mit indolentem Lymphom und bei 40 % mit aggressiver Erkrankung auf.

Sonstige Symptome

  • Fatigue/Gewichtsverlust (Anämie)
  • Infektionsneigung (Leukopenie); nicht selten rezidivierende Infektionen ohne Besserung
    • Viele Betroffene leiden bis zur Diagnosestellung an rezidivierenden Infektionen und erhalten häufig Antibiotika.
  • Vergrößerte Lymphknoten, häufig am Hals, in den Achselhöhlen und Leisten
    • Maligne Lymphknoten sind im Verhältnis zu den reaktiven häufig fester und unempfindlicher.
  • Vergrößerte Milz und/oder Leber kommen vor, sind aber selten.
  • Bei nichtlymphoidem Tumor (extranodaler Organaffektion) dominieren von dort ausgehende Lokalsymptome. Am häufigsten sind GI-Trakt und HNO-Bereich.
    • Hoden, ZNS und Skelett sind weitere mögliche Lokalisationen.
  • Bei Befall der Medulla oblongata werden Schwäche und neurogene Ausfälle beobachtet.
  • Dyspnoe kann vorkommen.
  • Mögliche Hautsymptome

Klinische Untersuchung

Befunde aufgrund von Druck durch Lymphknoten oder extranodaler Krankheit

  • Vena-cava-superior-Syndrom
  • Abdomineller Tumor und Rückenschmerzen aufgrund von vergrößerten paraaortalen Lymphknoten
  • Lymphaszites aufgrund gerissener Lymphgefäße

Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

Diagnostik bei Spezialist*innen

  • Biopsie des Tumors, ergibt die histologische Diagnose.
  • Die Diagnostik erfolgt kombiniert mithilfe von Histologie/Zytologie, Immunphänotypisierung, Genetik und klinischen Befunden.

Histopathologische Untersuchung

  • Je nach Fragestellung:
    • Lymphknotenentnahme zur Histologie/Immunhistologie, keine Biopsie
    • Knochenmarkbiopsie und Aspirat für immunhistologische Untersuchungen
    • Zytologie
    • Feinnadelaspiration
    • Flowzytometrische Untersuchungen von Blut und Knochenmark
    • zytogenetische Untersuchungen
    • molekulargenetische Methoden.

Bildgebende Diagnostik

  • Röntgen-Thorax in 2 Ebenen
  • Echokardiografie
  • CT oder MRT
  • Ggf. PET-CT oder -MRT
  • Bei NHL-Kranken mit strahlensensibler immunologischer Grunderkrankung
    • Strahlung vermeiden, Bildgebung nur mit Ultraschall und MRT.
    • Beispiele
      • ATM-Syndrom
      • Bloom-Syndrom
      • Nijmegen-Breakage-Syndrom
      • Ligasedefekte

Weitere Untersuchungen und Prozeduren

  • Je nach Fragestellung:
    • Endoskopien
    • HNO-Untersuchung
    • zahnärztliche Untersuchung
    • Neurologie.
  • Ggf. reproduktionserhaltende Maßnahmen vor geplanter Chemo- oder Radiotherapie

Indikationen zur Überweisung

  • Zügige Überweisung zur Hämatologie/Hämatoonkologie bei Krankheitsverdacht
  • Anhaltende Schwellung von Lymphknoten ohne bekannte Infektion sollten abgeklärt werden (Blutbild, ggf. Bildgebung).

Therapie

Therapieziele

  • Heilung; wird bei mehr als 50 % erzielt.
  • Palliativbehandlung17-18

Allgemeines zur Therapie

  • Nach definierten Therapieprotokollen in spezialisierten Zentren (Kliniken und hämatoonkologische Praxen)
  • Indolente (niedrig maligne) Lymphome sind häufig nicht heilbar. Nur in frühen Stadien, kann eine Heilung durch Bestrahlung erreicht werden.
  • Das Behandlungsziel bei aggressiven (hoch malignen) Lymphomen ist die vollständige Heilung. Dazu erfolgt eine intensive Therapie mit verschiedenen Kombinationen von Zytostatika, immunmodulierenden Substanzen und Bestrahlung.
  • Histologie
    • Bei Non-Hodgkin-Lymphomen ist der histologische Typ (spezifische Diagnose) wichtiger für die Prognose und Wahl der Behandlung als das klinische Stadium (mit Ausnahme von Stadium I und II).
    • Dies beruht teils darauf, dass bei 2 von 3 Betroffenen die Krankheit disseminiert ist (Stadium III oder IV), aber auch darauf, dass die Chemotherapie hier eine wichtigere Rolle spielt als die Bestrahlung.
  • Indizierte Behandlung ist bei lokalisierter Erkrankung die Bestrahlung und bei ausgebreiteter Erkrankung eine Kombination aus Chemo- und Radiotherapie.

Medikamentöse Therapie

  • Es liegen detaillierte Behandlungsprotokolle für die einzelnen Untergruppen des Non-Hodgkin-Lymphoms vor. Da die Tumorentitäten sehr unterschiedlich sind, sind auch die Therapieprotokolle sehr verschieden und lassen sich nicht verallgemeinern
    • Siehe auch Kompetenznetz Maligne Lymphome: Therapieverfahren und die am Ende dieses Artikels aufgeführten Leitlinien zu verschiedenen Formen des Non-Hodgkin-Lymphoms.
  • Es werden unterschiedliche Therapieprotokolle mit Zytostatika und monoklonalen Antikörpern verwendet, die sich aufgrund aktueller Studienergebnisse laufend ändern.

Chirurgische Therapie

  • Primäre Tumorresektion
    • Kann bei kleinen lokalisierten nicht-lymphoblastischen Lymphomen eine sehr gute Prognose ermöglichen.
    • Bei hohem Operationsrisiko kommt eine Vollresektion nicht infrage.
    • Teilresektionen sind ohne therapeutischen Wert.
  • Second-Look-Operation
    • therapeutischer Wert bei unvollständiger Tumorrückbildung unter Chemotherapie nicht belegt
    • Kann bei B-Zell-Lymphomen zur Entscheidungsfindung über eine Intensivierung der Chemotherapie beitragen.

Therapie des Zentralnervensystems

  • Lymphoblastisches Lymphom oder reifes B-Zell-Lymphom
    • ZNS-Protektion mit systemischer Hochdosis MTX-Therapie und intrathekaler Chemotherapie
  • Bei ZNS-Befall evtl. zusätzlich Schädelbestrahlung

Sekundärbehandlung

  • Eine Hochdosis-Behandlung mit autologer Stammzellentransplantation wird bei Rezidiv und bei einigen Tumortypen nach der ersten Remission durchgeführt.
  • Die Behandlung besteht aus einer Hochdosis-Chemotherapie, evtl. in Kombination mit Hochvolt-Bestrahlung mit nachfolgender Infusion von autologen, blutbildenden Stammzellen.

Supportiv- und Palliativbehandlung

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Bei 70 % liegt zum Zeitpunkt der Diagnose eine extranodale Ausbreitung vor, meist im Knochenmark.
    • Am häufigsten tritt eine extranodale Ausbreitung bei indolentem Lymphom auf.
  • Der Verlauf kann von äußerst aggressiven bis zu gutartigen Formen sehr unterschiedlich sein.
  • Die Behandlungserfolge sind besser geworden, vor allem bei aggressiven Lymphomen.
    • Dies beruht auf einer besseren Diagnostik und einer intensiveren Induktionsbehandlung mit Kombinationstherapien.
    • Die Behandlung der aggressivsten Lymphome (lymphoblastisches Lymphom und Burkitt-Lymphom) hat sich in den letzten Jahren am stärksten verändert.
      • Heute werden ca. 50 % aller an aggressiven Non-Hodgkin-Lymphomen Erkrankten geheilt.
    • Für die langsamer wachsenden, indolenten Non-Hodgkin-Lymphome liegen ebenfalls neue Behandlungsprinzipien vor, die teilweise noch in Studien untersucht werden und die zu einer Verlängerung des Langzeitüberlebens dieser Patientengruppe führen können.

Komplikationen

Prognose

  • Die Prognose der NHL-Patient*innen hängt maßgeblich vom Typ – hoch oder niedrig maligne – ab.
  • Die  5-Jahres-Überlebensrate ist, je nach Typ, sehr unterschiedlich.
  • Etwa 6.000 Menschen versterben in Deutschland jährlich an dieser Erkrankung.
  • Die Prognose ist in den letzten Jahren besser geworden.

Abhängig vom Stadium

  • Die Lymphom-Stadieneinteilung ist bei Non-Hodgkin-Lymphom weniger gut anwendbar als bei Hodgkin-Lymphomen, da bei 70 % zum Diagnosezeitpunkt eine extranodale Ausbreitung vorliegt.
  • Negative prognostische Faktoren:
    • Alter > 60 Jahre
    • LDH erhöht
    • > 1 extranodaler Befall
    • WHO-Status ≥ 2
    • Stadium III/IV.
  • Prognose zudem schlechter bei:
    • B-Symptomen
    • reduziertem Allgemeinzustand.

Indolente (niedrig maligne) Non-Hodgkin-Lymphome

  • Mediane Überlebenszeit nahe 10 Jahre
  • Nur im frühen Stadium können Betroffene durch Bestrahlung komplett geheilt werden.

Aggressive (hoch maligne) Non-Hodgkin-Lymphome

  • Unbehandelt liegt die mediane Überlebenszeit bei 6 Monaten.
  • Heutzutage werden 40–50 % vollkommen geheilt.

Verlaufskontrolle

  • Nachsorgeschema (hämatoonkologisches Zentrum)
  • Blutbild und Differenzialblutbild zwischen den Zytostatikazyklen
  • Ggf. fortlaufende Überwachung zur Früherkennung eines Tumorlyse-Syndroms (vor allem beim Burkitt-Lymphom):
  • Infektionsüberwachung
    • Bei Fieber und Leukozyten unter 1, evtl. Neutrophilen unter 0,5: notfallmäßige stationäre Aufnahme (Sepsis-Therapie)!
    • 7–14 Tage nach einem Zyklus ist die Leukozytenzahl typischerweise niedrig.
  • Schmerzbehandlung
  • Behandlung der Übelkeit
  • Evtl. Kontrolle und Behandlung der strahlungsgeschädigten Haut

Thromboembolische Komplikationen

  • Bei Krebspatient*innen ist das Risiko für thromboembolische Erkrankungen deutlich erhöht.
  • Eine bestehende Behandlung mit Antikoagulanzien ist in den meisten Fällen nach der Lymphom-Diagnose fortzusetzen.
    • Während der Zytostatikabehandlung wird aufgrund des verminderten Blutungsrisikos in der Regel niedrigmolekulares Heparin anstelle von Warfarin verabreicht.
    • Bei Thrombozyten < 50.000 ist die Dosierung durch die Hämatolog*in anzupassen.
  • Zusatzfaktoren, die das Risiko erhöhen:

Fatigue, chronische Müdigkeit

  • Eine häufige Komplikation einer Krebsbehandlung mit Zytostatika oder Bestrahlung. Lymphomkranke scheinen besonders häufig betroffen zu sein.
  • Typische Zeichen sind:
    • subjektives Gefühl des Unwohlseins und reduziertes Leistungsvermögen aufgrund von verringerter Energie
    • Die Beschwerden äußern sich in Form von Müdigkeit oder Schwäche, die nicht durch Ausruhen oder Schlaf kompensiert werden kann.
  • Viele Betroffene beschreiben dies als einen der am meisten belastenden Faktoren in Zusammenhang mit der Behandlung der Krebserkrankung.
  • Behandlung der Fatigue mit einem persönlich angepassten Trainingsprogramm

Nach abgeschlossener Behandlung

  • Nach hochdosierten Zytostatika und Stammzellentransplantation (HMAS) sind Auffrischungsimpfungen angezeigt.

Rehabilitation

  • Viele Beschwerden erreichen erst einige Zeit nach Abschluss der kurativen Lymphom-Behandlung ihr volles Ausmaß.
  • Hierzu gehören physische und psychische Beschwerden (Angst und/oder Depression) sowie soziale und finanzielle Probleme.

Physische Rehabilitation

  • Unterschiedliche körperliche Beschwerden, z. B.:
    • reduzierte Muskelfunktion und Schmerzen in Muskeln und Skelett
    • Lymphödem
    • periphere Polyneuropathie und Nervenschmerzen
    • reduzierte Herz- und Lungenkapazität
    • Fatigue, chronische Müdigkeit.
  • Mögliche Interventionen
    • angepasstes Trainingsprogramm (Physiotherapie und/oder Sportmedizin)
      • Ziele sind die Verbesserung der Kondition, Verminderung der chronischen Muskelschmerzen und des chronischen Erschöpfungszustandes.
    • Lymphdrainage 
    • Ergotherapie
      • Funktionsbewertung
      • Anpassung der häuslichen Umgebung
      • Anschaffung technischer Hilfsmittel

Psychosoziale Rehabilitation

  • Psychische Reaktionen können frühzeitig auftreten, aber auch lange Zeit nach Abschluss der Behandlung.
  • Der Bedarf an Hilfe und Behandlung kann in der Rehabilitationsphase genauso groß sein wie während der Behandlung.
    • unterstützende Gespräche (ärztliches, psychologisches und pflegerisches Personal)
    • therapeutische Behandlung bei Angst und/oder Depression
    • Familientherapie
    • Begleitung minderjähriger Angehöriger
  • Maßnahmen zur Wiedereingliederung, wie z. B. stufenweise Eingliederung (Hamburger Modell), Umschulungsmaßnahmen oder Arbeitsmarktmaßnahmen
  • Es sollte ein individueller Plan ausgearbeitet werden, der die langfristige Versorgung, z. B. mit häuslicher Krankenpflege oder Haushaltshilfe sicherstellt.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Lindernde Behandlung bei fortgeschrittener Krebserkrankung

Weitere Informationen

Patientenorganisationen

Quellen

Leitlinien

Non-Hodgkin-Lymphome allgemein

  • Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie. Non-Hodgkin-Lymphome im Kindes- und Jugendalter. AWMF-Leitlinie Nr. 025-013. S1, Stand 2017. www.awmf.org
  • National Institute for Health and Care Excellence. Non-Hodgkin’s lymphoma: diagnosis and management, Stand 2016. www.nice.org

Follikuläres Lymphom

  • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patienten mit einem follikulären Lymphom. AWMF-Leitlinie Nr. 018-033OL. S3, Stand 2020. www.awmf.org

Nicht follikuläres Lymphom

  • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom. Onkopedia Leitlinie, Stand 2021. www.oncopedia.com
  • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Nodales Marginalzonen Lymphom. Onkopedia Leitlinie, Stand 2021. www.oncopedia.com
  • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Mantelzell-Lymphom. Onkopedia Leitlinie, Stand 2021. www.oncopedia.com

Peripheres T-Zell-Lymphom

  • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Periphere T-Zell Lymphome. Onkopedia Leitlinie, Stand 2021. www.oncopedia.com

Andere Non-Hodgkin-Lymphome

  • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. HIV-assoziierte Lymphome. Onkopedia Leitlinie, Stand 2019. www.oncopedia.com
  • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Extranodales Marginalzonen-Lymphom (MALT LYMPHOM). Onkopedia Leitlinie, Stand 2021. www.oncopedia.com
  • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Morbus Waldenström (Lymphoplasmozytisches Lymphom). Onkopedia Leitlinie, Stand 2018. www.oncopedia.com

Supportive und palliative Therapie

  • Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin. Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung. AWMF-Leitlinie Nr. 128-001OL. S3, Stand 2019. www.awmf.org

Literatur

  1. Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie. Non-Hodgkin-Lymphome. AWMF-Leitlinie Nr. 025–013, Stand 2017. www.awmf.org
  2. European Society for Medical Oncology. Peripheral T-cell lymphomas: ESMO Clinical Practice Guidelines for diagnosis, treatment and follow-up, Stand 2015. www.esmo.org
  3. National Institute for Health and Care Excellence. Non-Hodgkin’s lymphoma: diagnosis and management, Stand 2016. www.nice.org.uk
  4. European Society for Medical Oncology. Diffuse large B-cell lymphoma (DLBCL): ESMO Clinical Practice Guidelines for diagnosis, treatment and follow-up, Stand 2015 www.esmo.org
  5. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patienten mit einem follikulären Lymphom. AWMF-Leitlinie Nr. 018-033OL. S3, Stand 2020. www.awmf.org
  6. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom. Onkopedia Leitlinie, Stand 2021. www.onkopedia.com
  7. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Extranodales Marginalzonen-Lymphom (MALT LYMPHOM). Onkopedia Leitlinie, Stand 2021. www.onkopedia.com
  8. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. HIV-assoziierte Lymphome. Onkopedia Leitlinie, Stand 2019. www.onkopedia.com
  9. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Mantelzell-Lymphom. Onkopedia Leitlinie, Stand 2021. www.onkopedia.com
  10. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Morbus Waldenström (Lymphoplasmozytisches Lymphom). Onkopedia Leitlinie, Stand 2018. www.onkopedia.com
  11. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Nodales Marginalzonen Lymphom. Onkopedia Leitlinie, Stand 2021. www.onkopedia.com
  12. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Periphere T-Zell Lymphome. Onkopedia Leitlinie, Stand 2021. www.onkopedia.com
  13. Chan E, Ng CH, Ooi M, Poon M. Non-Hodgkin's lymphoma. BMJ Best Practice. Last reviewed: 11 Dec 2021; last updated: 09 Nov 2021 bestpractice.bmj.com
  14. Swerdlow SH, Campo E, Pileri SA, et al. The 2016 revision of the World Health Organization classification of lymphoid neoplasms. Blood 2016; 127:2375-90. PMID: 26980727 PubMed
  15. Kaatsch P, Grabow D, Spix C. German Childhood Cancer Registry - Annual Report 2016 (1980-2015). Institute of Medical Biostatistics, Epidemiology and Informatics (IMBEI) at the University Medical Center of the Johannes Gutenberg University Mainz, 2016. www.unimedizin-mainz.de
  16. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI): ICD-10-GM Version 2022. Stand 17.09.2021; letzter Zugriff 11.01.2022. www.dimdi.de
  17. Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin. Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung. AWMF-Leitlinie Nr. 128-001OL, Klasse S3, Stand 2019. www.awmf.org
  18. Deutsche Krebsgesellschaft. S3-Leitlinie Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatienten. AWMF-Leitlinie Nr. 032-051OL, Stand 2014 (abgelaufen). www.awmf.org

Autor*innen

  • Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

Links

Autoren

Ehemalige Autoren

Updates

Gallery

Snomed

Click to edit