Kurzsichtigkeit

Bei Kurzsichtigkeit werden weit entfernte Dinge verschwommen wahrgenommen, Gegenstände in der Nähe werden jedoch gut gesehen.

Was ist Kurzsichtigkeit?

Definition

Der medizinische Fachbegriff für Kurzsichtigkeit ist Myopie. Kurzsichtige Menschen sehen weiter entfernte Dinge unscharf und verschwommen, das Nahsehen ist in der Regel nicht beeinträchtigt.

Dioptrie (dpt) ist das Maß für die Brechkraft des Auges. Der Normwert für ein gesundes Auge bei großer Entfernung beträgt etwa 60–65 dpt. Der Grad der Kurzsichtigkeit wird in negativen Dioptrienwerten angegeben, z. B. –1,0 dpt.

Symptome

Durch das angestrengte Schauen in die Ferne und das Zusammenkneifen der Augen können Kopfschmerzen und Verspannungen im Bereich von Nacken und Schultern auftreten.

Ursachen

Die genaue Ursache von Kurzsichtigkeit ist nicht bekannt. Bei einer Myopie ist entweder der Augapfel zu lang (Achsenmyopie) oder die Brechwert der Linse ist im Verhältnis zum normal langen Augapfel zu groß (Brechungsmyopie).

Genetische und umweltbezogene Faktoren spielen eine Rolle. Sind die Eltern kurzsichtig, ist das Risiko für die Kinder erhöht, ebenfalls eine Myopie zu entwickeln. Auch häufiges Arbeiten im Nahbereich, etwa Lesen, kann zu Kurzsichtigkeit führen.

Risikofaktoren

  • Wenn Kurzsichtigkeit gehäuft in einer Familie auftritt.
  • Die ethnische Abstammung (bei Kindern asiatischer Abstammung ist das Risiko für Myopie erhöht), das Bildungsniveau, das Alter und Geschlecht scheinen eine Rolle zu spielen.
  • Frühgeborene haben ein erhöhtes Risiko.
  • Bestimmte Erkrankungen (z. B. Marfan-Syndrom)

Häufigkeit

Kurzsichtigkeit ist eine häufige Sehschwäche und betrifft in etwa jeden 3. Menschen. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen.

Unter Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren leiden 27 % an Kurzsichtigkeit. Junge Erwachsene zwischen 25 und 29 Jahren sind mit 47 % am häufigsten betroffen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit wieder ab, um im höheren Alter aufgrund des weit verbreiteten Grauen Stars wieder zuzunehmen.

Untersuchungen

Die Untersuchungen finden in der Regel bei Optiker*innen oder Augenärzt*innen statt. Bei einem Sehtest wird untersucht, wie gut die Augen in der Ferne und in der Nähe sehen können.

Mithilfe des Ophthalmoskops (Augenspiegel) und der Spaltlampe (Mikroskop) können das Auge und der Augenhintergrund untersucht werden.

Behandlung

Sehhilfen

Kurzsichtigkeit kann durch geeignete Sehhilfen – Brillen oder Kontaktlinsen – ausgeglichen werden. Kurzsichtige Kinder sollten tagsüber eine Brille tragen. Kontaktlinsen werden oft aus kosmetischen Gründen bevorzugt. Manche Menschen erreichen mit Kontaktlinsen eine bessere Sehschärfe als mit Brille.

Augentropfen

Atropin-Augentropfen können bei Kindern das Voranschreiten der Kurzsichtigkeit hemmen. Sie werden in Deutschland derzeit von vielen Augenärzt*innen verordnet, allerdings „off label“. Das heißt, die Augentropfen sind für die Behandlung der Myopie eigentlich nicht zugelassen.

Operative Verfahren

Laserbehandlung (LASIK, LASEK, PRK)

Bei einer Laserbehandlung wird die Brechkraft des Auges verändert. Am besten sind die Ergebnisse bei Personen mit mäßiger Myopie (–2 bis –4 dpt). Aus einer Studie geht hervor, dass bei 1 von 5 Patient*innen, die mit einer LASIK behandelt wurden, später ein erneuter Eingriff notwendig ist, und dass die erzielte Korrektur im Laufe der Zeit etwas nachlässt.

Phake Intraokularlinsen (PIOL)

Zur Korrektur einer Myopie können Kunststofflinsen implantiert werden. Dieses Verfahren ist der Laserbehandlung darin überlegen, dass die Verbesserung der Sehstärke länger anhält. Das Risiko für Grauen Star ist allerdings erhöht, vor allem bei älteren Menschen. Der Behandlungsbereich reicht von –3,0 bis –23,0 dpt. PIOL können in der Altersgruppe zwischen 18 und 45 Jahren in Betracht gezogen werden.

Vorbeugung

  • Tageslicht schützt vor Kurzsichtigkeit.
  • Naharbeit sollte selten oder so kurz wie möglich erfolgen.
  • Menschen mit ausgeprägter Myopie sind anfälliger für krankhafte Augenveränderungen. Deshalb sollten sie regelmäßig Kontrolluntersuchungen in der Augenarztpraxis wahrnehmen.
  • Auch für kurzsichtige Menschen ab dem 40. Lebensjahr sind augenärztliche Vorsorgeuntersuchungen sinnvoll.

Prognose

Kurzsichtigkeit bleibt oft lebenslang bestehen, durch entsprechende Behandlung kann sie aber korrigiert, manchmal auch geheilt werden.

Wenn die Kurzsichtigkeit stark ausgeprägt ist, besteht ein erhöhtes Risiko für Glaskörper- und Netzhautveränderungen sowie eine Netzhautablösung.

Weitere Informationen

Autorin

  • Ulrike Boos, Redakteurin von Deximed, Freiburg

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Kurzsichtigkeit (Myopie). Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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