Allergische Konjunktivitis

Zusammenfassung

  • Definition:Durch Allergen ausgelöste Bindehautentzündung.
  • Häufigkeit:Weltweit 6–30 % der Bevölkerung, inkl. Kindern, sind betroffen.
  • Symptome:Bilateraler Juckreiz der Augen mit Rötung und vermehrter Tränensekretion.
  • Befunde:Lidödeme, Chemosis und Hyperämie der Konjunktiven bds.
  • Diagnostik:Klinische Diagnose durch Anamnese und klinische Untersuchung; ggf. Identifizierung des Allergens über Hauttest oder In-vitro-Diagnostik vor geplanter allergenspezifischer Immuntherapie (ASIT).
  • Therapie:Allergenkarenz. Stufentherapie: Allgemeinmaßnahmen wie künstliche Tränenflüssigkeit zum Ausspülen der Allergene und kalte Kompressen. Medikamentöser Therapiebeginn mit Antihistaminika und/oder Mastzell-Stabilisatoren. Falls nicht ausreichend, Überweisung an Spezialist*in für Verschreibung topischer Glukokortikoide oder Einleitung ASIT.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Durch Allergen ausgelöste Bindehautentzündung
  • Während akute Formen oft auch in Hausarztpraxis behandelt werden können, sollten chronische Formen wegen potenzieller Visusbedrohung opthalmologisch (mit)betreut werden.1
    • Hauptaugenmerk dieses Artikels liegt daher auf akuten Formen.

Klassifikation2

  • Es gibt 2 akute Formen:
    • saisonale allergische Konjunktivitis 
    • perenniale allergische Konjunktivitis.
  • Es gibt 3 chronische Formen:
    • Konjunktivitis vernalis (Frühjahrs-Konjunktivitis)
    • atopische Keratokonjunktivitis
    • Riesenpapillenkonjunktivitis.

Häufigkeit

  • Prävalenz akuter Formen2-5
    • Global sind 6–30 % der Bevölkerung, inklusive Kinder, von der allergischen Konjunktivitis in unterschiedlicher Ausprägung betroffen.
  • Regionale Verteilung akuter Formen2
    • in gemäßigten Klimazonen, wie Deutschland, 90 % saisonale Form
    • In tropischen Klimazonen ist die perenniale Form häufiger.
  • Konjunktivitis vernalis4
    • am häufigsten bei Jungen in der 1. Lebensdekade
    • in gemäßigten Klimazonen seltener und saisonal, in tropischen Klimazonen jedoch häufiger und oft ganzjährig
  • Atopische Keratokonjunktivitis4
    • 25–40 % der Patient*innen mit atopischer Dermatitis sind betroffen.
  • Riesenpapillenkonjunktivitis2
    • Kontaktlinsen-assoziiertes Auftreten

Ätiologie und Pathogenese

Ätiologie

  • Es gibt 2 Hypothesen für die Zunahme von Allergien in der Bevölkerung:6
    1. fehlende oder mangelhafte Stimulation des Immunsystems in der frühen Kindheit („Hygiene"- oder „Urwald"-Hypothese)
    2. Einfluss anthropogener Schadstoffe, insbesondere feiner partikulärer Luftschadstoffe („Schadstoff-Hypothese").
  • Der Klimawandel begünstigt allergische Rhinokonjunktivitis durch verlängerte Pollenflugzeiten wegen längerer und heißerer Sommer.7

Pathogenese allgemein

  • Die allergische Reaktion besteht immer aus einer Sensibilisierungs- und einer Entzündungsphase.6
  • Das Immunsystem identifiziert einen an sich harmlosen Umweltfaktor bei Kontakt als schädliche Substanz, entwickelt eine spezifische Reaktion und löst bei jedem weiteren Kontakt mit dem entsprechendem Umweltfaktor eine Entzündungskaskade aus.6
  • Siehe auch Artikel Allergie als systemische Erkrankung.

Pathogenese akute Formen

  • Saisonale und perenniale allergische Konjunktivitis gehören zum Allergie-Typ 1 mit Freisetzung von Histamin nach IgE-vermittelter Mastzell-Degranulation.4
  • Saisonale allergische Konjunktivitis  
    • Typische Auslöser sind Gräser‑, Baum- und Getreidepollen sowie in der Natur vorkommende Schimmelsporen.2
    • häufig Kombination mit allergischer Rhinitis
    • bei 1/3 der Patient*innen jedoch Nachweis von spezifischem IgE lediglich lokal in Tränenflüssigkeit und nicht systemisch8
  • Perenniale allergische Konjunktivitis 
    • Typische Auslöser sind Hausstaubmilben, Tierschuppen, Insekten sowie häuslicher Schimmel.2
    • Bei andauernder Allergenbelastung entsteht eine chronische Entzündung durch ständige Mastzell-Degranulation, und eine verstärkte Rekrutierung von Eosinophilen ist möglich.9

Pathogenese chronischer Formen

  • Chronische Formen können im Gegensatz zu akuten Formen Hornhautbeteiligung zeigen und sind somit potenziell visusbedrohend.2
  • Konjunktivitis vernalis (Frühjahrs-Konjunktivitis)10
    • Pathogenese weiterhin unklar, vermutlich sowohl IgE-abhängige als auch IgE-unabhängige immunpathologische Veränderungen
    • Beidseitige, rezidivierende Bindehautentzündung, die schubweise, bevorzugt im Frühjahr, auftritt.
    • typisch: Riesenpapillen (> 1 mm) im Tarsusbereich, Knötchen im Bereich vom Limbus (Übergang Konjunktiva zu Sklera)
    •  Vor allem Kinder, insbesondere Jungen, sind betroffen.
  • Atopische Konjunktivitis11
    • Assoziation mit atopischer Erkrankung, insbesondere atopischer Dermatitis
    • Auftreten irgendwann im Krankheitsverlauf unabhängig vom Schweregrad der Hauterkrankung
    • ausgeprägtes Ekzem der Augenlider, periorbital trockene Haut
    • Blepharitis und Trichitis, meist mit fortschreitender Vaskularisation und Vernarbung der Hornhaut
    • Vermutlich Allergie-Typ 4 (Spätreaktion durch sensibilisierte T-Lymphozyten)
  • Riesenpapillenkonjunktivitis12
    • Kontaktlinsen können durch die biochemische Zusammensetzung spezifische Immunantwort hervorrufen.
      • dadurch Papillenbildung im Bereich der Konjunktiva, vor allem im oberen Tarsus
    • bei weichen Kontaktlinsen etwas häufiger als bei harten Kontaktlinsen

Disponierende Faktoren

  • Prädisponierende Faktoren für Allergien gemäß AWMF-Leitlinie zur Allergenprävention13
  • Personen mit genetischer Vorbelastung („Risikokinder")
    • Mindestens ein Elternteil oder Geschwisterkind leidet unter einer atopischen Erkrankung.
  • Bei „Risikokindern" erhöhtes Allergierisiko bei Katzenhaltung
    • Gilt nicht für Hunde im Haushalt.
  • Erhöhter BMI
  • Schimmel und Feuchtigkeit in der Wohnung
  • Exposition gegenüber Tabakrauch
  • Luftschadstoffe, z. B. Autoabgase
  • Kaiserschnitt
  • Protektiv: Stillen in den ersten 4 Monaten

ICPC-2

  • F71 Konjunktivitis, allergische

ICD-10

  • H10.1 Akute allergische Konjunktivitis
  • H10.4 Chronische Konjunktivitis

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

Akute allergische Konjunktivitis

  • Bilaterale Symptomatik (gerötete Augen mit vermehrter Tränensekretion) mit Juckreiz als Hauptbeschwerden14
  • Typische Anamnese, oft bekannte Atopie in der Vorgeschichte der Patient*innen14

Differenzialdiagnosen

Anamnese

Akute Formen

  • Immer beidseitige Beschwerden14
  • Leitsymptom ist starker Juckreiz.2
  • Vermehrte Tränensekretion2
  • Gerötete und geschwollene Augen2
  • Gelegentlich Fremdkörpergefühl2
  • Häufig mit nasaler Symptomatik (allergische Rhinitis) verbunden
  • Meist saisonbedingt
  • Atopische Erkrankungen in der Vorgeschichte?
  • Bisherige Therapie?
    • Ansprechen auf topische Antihistaminika hinweisend für allergische Genese2
  • Tragen von Kontaktlinsen?
    • Risikofaktor für Riesenpapillenkonjunktivitis
  • Cave: Schmerzen untypisch, deuten auf korneale Beteiligung hin.15

Klinische Untersuchung

  • Systematische Beurteilung von Gesicht, Lidern und Konjunktiven bei guter Beleuchtung15
  • Gesicht
    • Atopische Stigmata, z. B. Hertoghe-Zeichen (Ausdünnung lateraler Augenbraue) oder periokuläre Hyperpigmentierung
  • Lider15
    • Lidödeme typisch
    • Lidekzem
      • Differenzialdiagnosen seborrhoische Dermatitis und Psoriasis
    • Blepharitis (Lidrandentzündung)
  • Konjunktiven15
    • Chemosis (Schwellung Bindehaut)
    • Hyperämie
    • Epiphora (vermehrter Tränenfluss)
      • Cave: Purulente Sekretion spricht für eine bakterielle Infektion!14
    • Immer auch Oberlid umklappen (z. B. mit Wattestäbchen) und tarsale Konjunktiven beurteilen.
      • Cave: subtarsale Papillenbildung typisch für chronische Formen!4 

Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

  • In der Regel nicht erforderlich; klinische Diagnose durch typische Anamnese und klinischen Befund

Diagnostik bei Spezialist*innen

  • In schwereren Fällen Tests auf immunologische Sensibilisierung möglich, um Allergen zu identifizieren und ggf. allergenspezifische Immuntherapie einzuleiten.14 
    • Pricktest
    • bei negativem Pricktest spezifisches IgE im Serum2
      • Cave: oft negative oder unklare Ergebnisse!
    • IgE in Tränenfilm kann in einigen Fällen Klarheit bringen. 

Indikationen zur Überweisung

  • Bei folgenden Alarmsymptomen (Red Flags) Überweisung an eine augenärztliche Praxis:15
    • Photophobie
    • zäher Ausfluss
    • schwere Symptomatik
    • einseitige Rötung
    • langzeitige Anwendung von Topika
    • Schmerzen
    • beeinträchtigtes Sehvermögen.
  • Bei schwerer Symptomatik mit Bedarf von topischen Glukokortikoiden14
    • Sollten nur von Augenärzt*innen verschrieben werden.
  • Bei chronischen Formen 
  • Zur Einleitung einer allergenspezifischen Immuntherapie
    • bei inadäquatem Ansprechen auf die medikamentöse Therapie14 

Therapie

Therapieziele

  • Akute Beschwerden lindern.
  • Langfristig Prävention betreiben.2

Allgemeines zur Therapie

Empfehlungen für Patient*innen

Allergenexposition reduzieren/eliminieren

  • Große Sonnenbrillen tragen.15
  • Augenreiben vermeiden.14
  • Bei Tierallergien jeden Kontakt mit entsprechender Tierart meiden.
  • An Tagen mit besonders hoher Pollenkonzentration ggf. drinnen bleiben.
  • Bettwäsche und Kleidung in der Pollensaison zum Trocknen nicht draußen aufhängen.
  • Bei starker Pollenbelastung nach Aktivitäten im Freien unmittelbar duschen.
  • Bei starker Pollenbelastung während der Autofahrten Fenster geschlossen halten.
  • Urlaubsgebiete mit geringer Pollenkonzentration wählen: Berge, Küste.
  • Bei Allergie gegen Hausstaubmilben regelmäßiges Staubwischen und Teppiche entfernen.
  • Zigarettenrauch vermeiden.

Weitere Maßnahmen

  • Kalte Kompressen für die Augen15
  • Kontaktlinsen in Phasen akuter Symptomatik vermeiden.
  • (Gekühlte) künstliche Tränenflüssigkeit zum Ausspülen der Allergene, möglichst häufig durchführen.15
    • Lösungen ohne Konservierungsstoffe oder Phosphat nutzen.

Medikamentöse Therapie

Stufentherapie

  • Empfehlungen gemäß Best Practice BMJ (Stand 2021)14
  • Milde Symptomatik
  • Mäßige Symptomatik
    • Medikamente der Wahl sind topische Antihistaminika und/oder Mastzell-Stabilisatoren bzw. Präparate mit sowohl antihistaminerger und mastzellstabilisierender Wirkung (siehe Kombipräparate).
    • ggf. kurzzeitiger Einsatz von oralen Antihistaminika
      • sinnvoll bei simultaner allergischer Rhinitis
      • Kombination mit künstlicher Tränenflüssigkeit empfohlen, da oft trockene Augen entstehen.
    • für antiinflammatorischen Effekt topische NSAR
      • Cave: Ketorolac ist das einzige verfügbare Präparat, jedoch nicht in Deutschland zugelassen.2
  • Schwere Symptomatik
    • Überweisung an augenärztliche Praxis
    • zusätzlich zu Antihistaminika und/oder Mastzell-Stabilisatoren kurzzeitiger Einsatz (1–2 Wochen) von topischen Glukokortikoiden
      • Cave: Verschreibung topischer Glukokortikoide nur durch Augenärzt*in!
    • bei inadäquatem Ansprechen auf Pharmakotherapie allergenspezifische Immuntherapie

Topische Antihistaminika

  • Rascher Wirkeintritt mit Wirkdauer von 4–6 Stunden bei meist guter Verträglichkeit2
  • Beispiel: Levocabastin
  • Anwendung Levocabastin 0,05 % Augentropfen16
    • ab Vollendung des 1. Lebensjahres
    • 2 x täglich 1 Tropfen pro Auge
    • Dosissteigerung bei stärkeren Beschwerden auf bis zu 4 x täglich 1 Tropfen pro Auge

Systemische Antihistaminika

  • Präparate der 2. Generation empfohlen (hydrophil, daher keine Passage der Blut-Hirn-Schranke und im Gegensatz zur 1. Generation nicht sedierend) 
  • Cave: Können Tränenfluss reduzieren und zu trockenen Augen führen!14
    • simultaner Einsatz von künstlicher Tränenflüssigkeit sinnvoll
  • Beispiel: Loratadin 
  • Anwendung Loratadin 10 mg Filmtabletten17
    • ab 12 Jahren und > 30 kg Körpergewicht: 1 x tgl. 10 mg
    • ab 2 Jahren und/oder < 30 kg Körpergewicht: 1 x tgl. 5 mg

Mastzell-Stabilisatoren

  • Verhindern Degranulation der Mastzelle und damit Freisetzung der proinflammatorischen Mediatoren.2
  • Keine Akutwirkung, sondern für längerfristigen Gebrauch2
  • Beispiel: Lodoxamid
  • Anwendung Lodoxamid 1 mg/ml Augentropfen18
    • ab dem 4. Lebensjahr
    • 4 x tgl. 1 Tropfen in regelmäßigen Abständen in jedes Auge
    • Abstand zu anderen Augentropfen von 5 min

Kombipräparate

  • Sowohl antihistaminerge als auch mastzellstabilisierende Wirkung
  • Vorteil: rasche Wirkung mit nachhaltigem Effekt2
  • Beispiel: Ketotifen
  • Anwendung Ketotifen 0,25 mg/ml Augentropfen19
    • ab dem 3. Lebensjahr
    • 2 x tgl. 1 Tropfen in jedes Auge

Topische Glukokortikoide

  • Sollten nur von Augenärzt*innen in schweren Fällen verschrieben werden.14
  • Gute Wirksamkeit, aber auch schwerwiegende Nebenwirkungen wie Erhöhung des intraokulären Drucks (cave: Glaukom!) und Ausbildung eines Kataraktes14
  • Beispiel: Loteprednol Augentropfen14
  • Anwendung Loteprednol 0,5 % Augentropfen 
    • nach Maßgabe der/des Augenärztin/Augenarztes

Beendigung der Therapie

  • So lange die Allergenexposition besteht, sollte auch die medikamentöse Therapie erfolgen.
    • Ausnahme: bei 48–72 Stunden Symptomfreiheit kann eine Dosisreduktion oder ein Auslassversuch erwogen werden.
  • Sofern Allergenkarenz möglich ist (z. B. Urlaub an Küste, Ende der Pollensaison), kann die medikamentöse Therapie ebenfalls beendet bzw. pausiert werden.

Allergenspezifische Immuntherapie (ASIT; Hyposensibilisierung)

  • Siehe auch Artikel Allergenspezifische Immuntherapie.
  • Informationen gemäß AWMF-Leitlinie20
  • Indikationen (sollen alle erfüllt sein) 
    • Nachweis Immunglobulin-E-vermittelter Sensibilisierung (vorzugsweise mit Hauttest und/oder In-vitro-Diagnostik) und eindeutiger Zusammenhang mit der klinischen Symptomatik (ggf. Provokationstestung)
    • Verfügbarkeit von standardisierten bzw. qualitativ hochwertigen Allergenextrakten
    • Wirksamkeitsnachweis der geplanten ASIT für die jeweilige Indikation und Altersgruppe
    • Allergenkarenz nicht möglich oder nicht ausreichend
    • Alter der Patient*innen ≥ 5 Jahre
  • Durchführung
    • Subkutane oder sublinguale Immuntherapie mit Gabe von Allergenextrakten in aufsteigender Dosierung über einen längeren Zeitraum
  • Subkutane Immuntherapie (SCIT)
    • Wirksamkeit bei allergischer Rhinokonjunktivitis bei Pollenallergie im Erwachsenenalter durch zahlreiche Studien sehr gut und im Kindes- und Jugendalter durch wenige Studien belegt.
    • Wirksamkeit bei Hausstaubmilbenallergie im Erwachsenenalter durch einige und im Kindesalter durch wenige kontrollierte Studien belegt.
  • Sublinguale Immuntherapie (SLIT)
    • SLIT zeigt im Hinblick auf anaphylaktische und andere schwere systemische Reaktionen ein besseres Sicherheitsprofil als SCIT.
    • Wirksamkeit bei allergischer Rhinokonjunktivitis durch Gräser- und Baumpollen und bei Hausstaubmilbenallergie belegt.

Schwangere und stillende Frauen

  • Topische Antihistaminika21, Mastzell-Stabilisatoren22 und Glukokortikoide23 können wegen geringer systemischer Resorptionsmenge eingenommen werden.
  • Loratadin kann auch als systemisches Antihistaminikum eingenommen werden.24
  • Ketotifen sollte (auch in topischer Form) nicht eingesetzt werden.25 

Prävention

  • Siehe auch Artikel Allergieprävention.
  • Empfehlungen gemäß AWMF-Leitlinie zur Allergieprävention13
  • Rauchen während der Schwangerschaft vermeiden.
  • Stillen scheint gegen Entwicklung von atopischen Krankheiten zu schützen, jedoch nur Kinder, bei denen erbliche Prädisposition vorliegt.
  • Beikost sollte nach dem vollendeten 4. Lebensmonat eingeführt werden.
  • Mütter von Kindern mit Allergieveranlagung sollten in ersten Monaten der Stillzeit starke Allergene wie Kuhmilch, Eier und Fisch nicht aus ihrer Ernährung entfernen.26
  • Familien mit erhöhtem Allergierisiko sollten keine Katzen anschaffen.
  • Innenraumklima, das Schimmelpilzwachstum begünstigt (hohe Luftfeuchtigkeit, mangelnde Ventilation) sollte vermieden werden.
  • Empfehlung zur Gabe von Probiotika kann aufgrund der Studienlage nicht gegeben werden.
  • Bei Kindern besteht direkter Zusammenhang zwischen Passivrauchen und späterer Entwicklung von allergischen Erkrankungen.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Allergien können sich in jedem Alter entwickeln, in der Regel im Alter > 20 Jahre.
  • Meist treten saisonale Exazerbationen auf.14

Komplikationen

  • Mitbeteiligung der Kornea bei chronischen Verlaufsformen1
  • „Etagenwechsel" zu Asthma bronchiale2
  • Beeinträchtigungen im Alltag und Erwerbsleben2

Prognose

  • Die Mehrzahl der Patient*innen spricht gut auf medikamentöse Therapie an.14

Verlaufskontrolle

  • Bei Beschwerdepersistenz trotz medikamentöser Therapie (bei Antihistaminika nach 72 Stunden, bei Mastzell-Stabilisatoren nach 1 Woche) Wiedervorstellung zur Anpassung der Therapie

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Vernale Konjunktivitis
Vernale Konjunktivitis: Papillen auf der Innenseite des oberen Augenlids

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. Leitlinie zur (allergen-)spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen erkrankungen. AWMF-Leitlinie Nr. 061-004. S2k, Stand 2014 (abgelaufen). www.awmf.org

Literatur

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  5. Leonardi A, Castegnaro A, Valerio ALG, et al. Epidemiology of allergic conjunctivitis: clinical appearance and treatment patterns in a population-based study. Curr Opin Allergy Clin Immunol 2015; 15(5): 482-8. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
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  7. Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit. KLUG. Klimawandel & Gesundheit. Letzter Zugriff 28.09.2021. www.klimawandel-gesundheit.de
  8. Leonardi A. Allergy and allergic mediators in tears. Exp Eye Res 2013; 117: 106-17. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  9. Ackerman S, Smith LM, Gomes PJ. Ocular itch associated with allergic conjunctivitis: latest evidence and clinical management. Ther Adv Chronic Dis 2016; 7(1): 52-67. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  10. Pleyer U, Leonardi A. Keratoconjunctivitis vernalis. Der Ophthalmologe 2015; 112: 177-92. link.springer.com
  11. Maier P, Lapp T, Reinhard T. Augenbeteiligung bei atopischer Dermatitis. Der Ophthalmologe 2017; 114: 514-24. link.springer.com
  12. Bischoff G. Gigantopapilläre Konjunktivitis. Klin Monbl Augenheilkd 2014; 231(5): 518-21. www.thieme-connect.com
  13. Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Allergieprävention. AWMF-Leitlinie Nr. 061-016, Stand 2014. (abgelaufen). www.awmf.org
  14. Sambursky R. Acute conjunctivitis. BestPractice BMJ. Last reviewed 29.09.2021. Letzter Zugriff 29.10.2021. bestpractice.bmj.com
  15. Bublak R. Okuläre Allergien: Auch der Hausarzt kann viel erreichen. MMW - Fortschritte der Medizin 2018; 160: 10-11. link.springer.com
  16. McNeil. Fachinformation Livocab. Stand 2013. Letzter Zugriff 29.10.2021. s3.eu-central-1.amazonaws.com
  17. Ratiopharm. Fachinformation Loratadin. Stand 2018. Letzter Zugriff 26.10.2021. www.ratiopharm.de
  18. Alcon. Fachinformation Alomide. Stand 2014. Letzter Zugriff 29.10.2021. s3.eu-central-1.amazonaws.com
  19. Laboratoires Thea. Fachinformation Zaditen. Stand 2015. Letzter Zugriff 29.10.2021. s3.eu-central-1.amazonaws.com
  20. Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. Leitlinie zur (allergen-) spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen erkrankungen. AWMF-Leitlinie Nr. 061-004, Stand 2014. (abgelaufen). www.awmf.org
  21. Embryotox. Levocabastin. Letzter Zugriff 29.10.2021. www.embryotox.de
  22. Embryotox. Cromoglicinsäure. Letzter Zugriff 29.10.2021. www.embryotox.de
  23. Embryotox. Prednisolon. Letzter Zugriff 29.10.2021. www.embryotox.de
  24. Embryotox. Loratadin. Letzter Zugriff 29.10.2021. www.embryotox.de
  25. Embryotox. Ketotifen. Letzter Zugriff 29.10.2021. www.embryotox.de
  26. Brozek JL, Bousquet J, Baena-Cagnani CE et al. Allergic Rhinitis and its Impact on Asthma (ARIA) guidelines: 2010 revision. J Allergy Clin Immunol 2010; 126: 466-76. pmid:20816182 PubMed

Autor*innen

  • Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Frankfurt a. M.
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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