Allgemeine Informationen
- Der Artikel basiert auf diesen Referenzen.1-3
Ei-Allergie (Hühnereiallergie)
- Die Ei-Allergie (Hühnerei-Allergie) ist die zweithäufigste Nahrungsmittelallergie bei Kleinkindern.
- Es handelt sich um eine immunologische Reaktion auf Proteine im Ei.
- Ca. 0,5–2,5 % der Kinder unter 3 Jahren sind betroffen.
- Im Laufe des Lebens kommt es häufig zu einer Toleranzentwicklung und Eier werden im späteren Leben wieder vertragen.
- Oft kommt es bei der Hühnerei-Allergie zu Begriffsverwechslungen.
- Der weiße (klare) Teil des Hühnereis wird als Eiklar (im Volksmund Eiweiß) und das Gelbe als Eidotter bezeichnet.
- Die beiden wichtigsten Allergene heißen Ovomukoid und Ovalbumin und befinden sich im Eiklar.
- Ovomukoid ist säureresistent und hitzestabil; Allergiker*innen, die auf Ovomukoid reagieren, vertragen in der Regel weder rohe noch gekochte Eier.
- Ovalbumin hingegen zerfällt bei hohen Temperaturen. Menschen, die auf dieses Allergen reagieren, vertragen häufig gekochte Eier.
- Die Immunreaktion kann Immunglobulin E (IgE)-vermittelt, nicht-IgE-vermittelt oder gemischt auftreten.
- Da Ei als Zutat in vielen Nahrungsmitteln versteckt enthalten ist, sollte vor dem Kauf oder Verzehr von Produkten das Etikett gründlich gelesen werden.
Kreuzreaktionen
- Kreuzreaktionen können bestehen:
- zwischen den verschiedenen Allergenen des Hühnereis
- zwischen den Ei-Allergenen und den Allergenen des Huhns
- zwischen den Allergenen des Hühnereis und den Allergenen von Eiern anderer Vögel
- zwischen den Ei-Allergenen und Allergenen von Hühnerfleisch
Symptome
- Symptome treten innerhalb von Minuten bis zu einer Stunde nach dem Verzehr auf.
- Meist in Form von Juckreiz im Bereich der Mundschleimhaut und an der Haut mit Rötungen, Quaddeln, Schwellungen und ebenfalls Juckreiz.
- Ähnlich wie bei anderen Nahrungsmittelallergien sind auch Beschwerden der Atemwege möglich (bis hin zu asthmatischen Beschwerden oder einer anaphylaktischen Reaktion).
- Beschwerden des Verdauungstraktes treten dann meist in Kombination mit anderen allergischen Beschwerden wie Schluckstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Blähungen auf.
Differenzialdiagnosen
- Lebensmittelvergiftung
- Andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Nahrungsmittelallergien
Diagnostik
- Selbstbeobachtung
- Symptomtagebuch
- Anamnese durch Befragung
- Ggf. dermatologisch/gastroenterologisch Haut- und Bluttest
- Ggf. Provokationstest durch Dermatolog*in oder Gastroenterolog*in
Therapie
- Wichtig ist eine konsequente Karenz, also das Meiden des allergieauslösenden Nahrungsmittels (s. u.).
- Auch auf versteckte Quellen in Back- und Wurstwaren, Gewürzmischungen sowie Halbfertig- und Fertigprodukten sollte geachtet werden.
- Die Umsetzung im Alltag ist ggf. durch Begleitung einer spezialisierten Ernährungsfachperson hilfreich.
- Bei stattgehabter allergischer Reaktion sollte immer einen Notfallausweis und ein Notfallset mitgeführt werden.
- Orale Immuntherapie: (noch) keine breite Evidenz; nebenwirkungsträchtig
Wiedereinführung von Ei in den Speiseplan
- Eine schrittweise Desensibilisierung analog zur Erdnussallergie durch Zuführung kleiner Mengen des Allergens und dadurch Stimulation des Immunsystems, wird derzeit diskutiert.1,4-5
- Je früher im Leben eine Wiedereinführung gestartet wird, desto eher scheint diese erfolgsversprechend.
- Eine frühe Einführung von Beikost im Säuglingsalter kann Vorteile bringen, ebenso empfiehlt die WHO jedoch das Stillen bis zum Ende des 2. Lebensjahres.4
- Grundsätzlich sollten solche Therapien unter fachärztlicher Aufsicht erfolgen.1
- Diskutiert wird z. B. eine Steigerungsphase, in der mit kleinen Mengen von Ei begonnen wird, und diese Mengen sukzessive gesteigert werden.
- gefolgt von einer Erhaltungsphase
- Von Eigenversuchen zuhause ist abzuraten.
Patienteninformationen für den Alltag
Allgemeines
- Streichen von Ei- und Eiprodukten vom Speiseplan
- Dazu gehören: Frühstücksei, Eigelb, Eiklar, Rührei, Spiegelei, Eierstich, Pfannkuchen, Panaden, Kuchen mit Ei oder Omelette
- Beim Einkauf von verpackten Lebensmitteln ist ein Blick auf das Zutatenverzeichnis eine Orientierungshilfe, da hier Hühnereier und Produkte daraus als Zutat aufgelistet und fett oder unterstrichen hervorgehoben werden.
- Kennzeichnung „Eiweiß“ im Rahmen der Nährwerttabelle (... Gramm (g) Eiweiß/Protein) zeigt nicht die Verwendung von Hühnerei an.
Mahlzeiten
- Produkte, die als „vegan“ gekennzeichnet sind, enthalten kein Ei.
Brot und Brotbelag
- Eier sind in bestimmten Gebäck- und Brotsorten enthalten.
- Ei-Allergiker*innen sollten besonders bei Brot und anderen Backwaren, die in Bäckereien, Cafés und Restaurants über die Ladentheke verkauft werden, aufmerksam sein, da diese selten gekennzeichnet sind.
- Neben gekochten Eiern, Spiegelei und Rührei sollten auch Mayonnaise und alle Salate sowie Dressings auf Basis von Mayonnaise vermieden werden.
- Auch Leberwurst, Aufstrich, Patés und ähnliche Lebensmittel können Ei enthalten.
- Alternativen sind Käse, Wurstaufschnitt, Leberwurst ohne Ei, Fisch, Obst und Konfitüre.
Fleisch und Fisch
- Fleisch und Geflügel sowie Fisch in „Reinform“ sind frei von Ei.
- Gebratene und frittierte Gerichte können unter Verwendung von Eiern paniert sein.
- Zusammengesetzte und zubereitete Produkte, Gerichte und Fertigprodukte – z. B. Hamburger, Aufläufe und Gratins – können Eier enthalten.
Pasta
- Nudelsorten wie Bandnudeln, Makkaroni und Lasagne können Eier enthalten, dies sollte allerding in der Zutatenliste vermerkt sein.
- In manchen Nudelsorten, die laut Kennzeichnung ohne Eier hergestellt wurden, konnten dennoch Spuren von Ei-Protein festgestellt werden.
- Dies ist wahrscheinlich auf Verunreinigungen bei der Herstellung zurückzuführen.
- Bei Restaurantbesuchen besteht ebenfalls ein gewisses Risiko, dass Pasta, die eigentlich kein Ei enthalten soll, Spuren von Ei aufweist.
Sonstiges
- Pfannkuchen enthalten in der Regel Eier, können jedoch auch ohne Eier zubereitet werden.
- Im Handel ist Ei-Ersatz erhältlich, der aus Maisstärke, Kartoffelstärke und Cellulosegummi bestehen kann.
- Dieser Ei-Ersatz funktioniert als Bindemittel.
- Ei-Ersatz ist in gut sortierten Supermärkten, in Reformhäusern und Bioläden erhältlich.
- Ein einfacher Ei-Ersatz kann auch zuhause durch Mischen von Maismehl und Kartoffelmehl hergestellt werden.
Desserts
- Viele Desserts können Eier enthalten.
- Neben Desserts mit Baiser und Zabaione sollte auch auf Produkte mit Vanillesauce und Mousse geachtet werden, die Ei enthalten.
Kuchen und Waffeln
- Die meisten Kuchen enthalten Eier, doch ist es auch möglich, Kuchen ohne Eier und auch ohne Milch zu backen.
- Waffeln lassen sich problemlos ohne Eier und/oder Milch zubereiten.
- Ei-Ersatz (selbstgemacht oder gekauft) kann als Bindemittel verwendet werden.
- Auch Backpulver funktioniert als eine Art Ei-Ersatz, ebenso Aqua faba (Abgieß-Wasser von Kichererbsen aus der Dose).
- Für sehr empfindliche Allergiker*innen sollte ein separates Waffeleisen verwendet werden, um Verunreinigungen aus früheren Waffelzubereitungen mit Ei zu verhindern.
Eiscreme und Joghurt
- Es gibt Eis mit und ohne Eier.
- Daher sollte die Zutatenliste auf der Eispackung genau gelesen werden.
- Wassereis (Sorbet) ist eine gute Alternative.
- Joghurt enthält keine Eier.
Schokolade
- Die meisten Schokoladensorten auf dem Markt sind eifrei.
Getränke
- Eierlikör enthält Ei-Protein und sollte nicht verwendet werden.
Fertig- und Halbfertigprodukte/-gerichte
- Ein Lebensmittel enthält auf jeden Fall Ei, wenn einer der folgenden Bestandteile in der Zutatenliste aufgeführt ist (in alphabetischer Reihenfolge):
- Albumin, Eigelb, Eipulver, Flüssigei, Gefrierei, Mayonnaise, Ovalbumin, Trockenei, Trockeneiweiß, Vollei, Volleipulver
- Eiweiß und Flüssigeiweiß können aus Ei stammen, jedoch möglicherweise auch aus anderen Proteinquellen.
- Semmelbrösel können aus Weißbrot hergestellt sein, das mit Ei gebacken wurde.
- Sehr empfindliche Personen sollten sich des Risikos bewusst sein, dass Produkte, die laut Zutatenliste kein Ei enthalten, in der Produktion durch Ei-Protein verunreinigt sein können.
Konsequenzen für die Betroffenen
Essen außer Haus
- Für Menschen mit Ei-Allergie kann es sehr schwierig werden, auswärts zu essen, weil Eier in vielen Produkten und Gerichten verwendet werden.
- Normalerweise lassen sich Alternativen ohne Ei finden, bei Kuchen ist dies oft erschwert.
- Für Kinder ist es ratsam, Alternativen zur Hand zu haben, z. B. eifreie Eiscreme, eifreies Gebäck oder eifreie Kekse (also vegane Produkte).
- Sehr empfindliche Ei-Allergiker*innen sollten nichts essen, das auf dem gleichen Teller wie z. B. Rührei gelegen hat.
- Es besteht immer die Gefahr einer Kontamination durch Ei-Protein von anderen Gerichten.
Folgen für die Ernährung
- Wenn Ei aus dem Ernährungsplan ausgeschlossen werden muss, hat das üblicherweise keinen Einfluss auf die Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen.
ICD-10
- T78.1 Sonstige Nahrungsmittelunverträglichkeit, anderenorts nicht klassifiziert
Weitere Informationen
- Nahrungsmittelunverträglichkeit und Nahrungsmittelallergie
- Gemüseallergie
- Nussallergie
- Gluten- und Weizenunverträglichkeit
- Laktosefreie Ernährung
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Quellen
Literatur
- Allergiezentrum Schweiz. Abruf 27.06.2023. www.aha.ch. www.aha.ch
- Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB). Abruf 27.06.2023. www.daab.de. www.daab.de
- Wang J. Egg allergy: Clinical features and diagnosis. Uptodate. last updated 08/2021. www.uptodate.com. www.uptodate.com
- WHO. Foods for infants and young children, a matter of concern. Abruf 05.07.2023. www.who.int. www.who.int
- Müller, T. Ei-Allergie bei Kindern lässt sich verhindern. Allergo J 26, 12 (2017). https://doi.org/10.1007/s15007-017-1292-1. https://link.springer.com. link.springer.com
Autor*innen
- Moritz Paar, Facharzt für Allgemeinmedizin, Münster
- Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).