Mammografie

Allgemeine Informationen

  • Die Mammografie ist ein Verfahren der Radiologie zur Diagnostik der weiblichen, ggf. auch der männlichen Brust.
  • Ziele
    • Abklärung von Symptomen oder Brustveränderungen (kurative Mammografie)
    • Krebsfrüherkennung bei asymptomatischen Patientinnen (Mammografie-Screening)
  • Qualitätssicherung
    • Es existieren bundesweite Qualitätssicherungsprogramme für die kurative1und die Screening-Mammografie.2
  • Gerätetechnik der Mammografie
    • Spezielle Röntgenröhre, die Bilder mit hohem Gewebekontrast herstellen.
    • Weichstrahltechnik: niederenergetische Röntgenstrahlung zur Darstellung von geringen Absoptionsunterschieden zwischen Drüsen-, Fett-, Bindegewebe und Haut
    • kurze Expositionszeit
  • In Deutschland wird der Betrieb von medizinischen Röntgengeräten durch die Röntgenverordnung geregelt.
    • Darf nur von einem fachkundigen Arzt angeordnet und befundet werden.3

Klassifikation 

  • Zur Einstufung der Mammografie-Befunde hat sich das sog. BI-RADS-System international durchgesetzt (Breast Imaging Reporting and Data System).4
    • BI-RADS 0: keine Aussage möglich – weitere Untersuchungen nötig
    • BI-RADS 1 : unauffälliger Befund (Normalbefund)
    • BI-RADS 2: sicher benigne Veränderung
    • BI-RADS 3: wahrscheinlich gutartiger Befund, < 2 % Malignomwahrscheinlichkeit, kurzfristige Kontrolle empfohlen (6 Monate)
    • BI-RADS 4: suspekte Veränderung, > 2 % bis < 95 % Malignomwahrscheinlichkeit, histologische Untersuchung empfohlen
    • BI-RADS 5: hoch suspekte Veränderung, > 95 % Malignomwahrscheinlichkeit, histologische Untersuchung empfohlen
    • BI-RADS 6: histologisch nachgewiesenes Malignom: definitive Behandlung

Indikationen

Kurative Mammografie5-7

  • Z. n. Mamma-Ca.-Op (invasiv und noninvasiv)
  • Familiäre und persönlich erhöhte Disposition – nur wenn:
    • 1 Mammatumor bei Verwandten 1. oder 2. Grades
    • 2 Mammatumoren bei Verwandten 3. oder 4. Grades
    • Ovarialkarzinom selbst oder bei Verwandten 1. Grades
    • Sonstiges, z. B. nach Radiatio
  • Hochrisikopatienten, z. B. Mantelfeldbestrahlung vor dem 30. Lebensjahr8
  • Histologisch gesicherte Läsionen
  • Sekretion aus der Mamille
  • Entzündliche Veränderungen (Mastitis/Abszess)
  • Neu aufgetretene Veränderung an der Mamille und/oder Haut
  • Knoten in der männlichen Brust

Mammografie-Screening9

  • In Deutschland haben alle gesetzlich versicherten Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren alle 2 Jahre Anspruch auf eine kostenlose Mammografie-Untersuchung zur Früherkennung von Brustkrebs.
  • In den letzten Jahren (2017) sind jedoch Unsicherheiten bezüglich der Effektivität eines Mammografie-Screenings aufgetreten.10
    • Eine dänische Kohortenstudie kam zu dem Schluss, dass 1 von 3 Tumoren, die zwischen 1980 und 2010 nachgewiesen wurden, eine Überdiagnostik repräsentierten, und dass das Screening die Ursache des Inzidenzanstieges von 48,3 % bei den Mammakarzinomen ist.11
    • Eine Cochrane-Analyse zum Brustkrebsscreening (2013) kam zu dem Ergebnis, dass 10 Frauen unnötigerweise eine Krebstherapie erhielten, um das Leben einer Frau zu retten.12

Kurative Mammografie ist nicht indiziert bei:5-6

  • < 50 Jahre, asymptomatisch
  • > 50 Jahre < 70 Jahre asymptomatisch: Screening
  • Z. n. Mamma-Op (gutartig)
  • Zyklusabhängige beidseitige Beschwerden
  • Menopausale Hormontherapie (MHT)

Untersuchung

Patientenvorbereitung

  • Klären Sie die Patientinnen ausführlich zu den Vor- und Nachteilen der Untersuchung auf.
  • Weisen Sie darauf hin, dass die Untersuchung evtl. als unangenehm oder schmerzhaft empfunden werden kann.
  • Vor dem Sreening9 Hinweis über die
    • Chancen: 1–2 Frauen von 1.000 über 10 Jahre untersuchten können vor einem Tod durch Brustkrebs bewahrt werden. Möglicherweise ist die erforderliche Behandlung weniger aggressiv als bei symptomatischer Erkrankung.
    • Risiken: 5–7 Frauen von 1.000 über 10 Jahren untersuchten erhalten eine Überdiagnose mit Behandlung, die nicht erforderlich gewesen wäre (das ist aber individuell nicht zuzuordnen).
  • Beim deutschen Mammografie-Screeningprogramm erhalten die Patientinnen ein standardisiertes Informationsschreiben und haben das Recht auf eine persönliche ärztliche Beratung vor der Untersuchung.
  • Die Patientinnen sollten vor der Untersuchung auf Cremes/Deos im Brust- und Achselbereich verzichten, da diese Körperpflegemittel je nach Zusammensetzung einen in der Röntgenaufnahme sichtbaren Film auf der Haut hinterlassen.

Durchführung der Mammografie

  • In der Regel wird die Aufnahme im Stehen gemacht.
  • Die Brust wird zwischen zwei strahlendurchlässigen Plexiglasscheiben möglichst flach zusammengedrückt. Je flacher die Brust zusammengedrückt wird, desto aussagekräftiger ist allerdings das Röntgenbild.
  • Jeweils zwei Aufnahmen werden angefertigt: einmal von oben nach unten und einmal schräg von der Mitte her zur Seite. Dadurch entstehen zweidimensionale Schwarzweißbilder vom Brustgewebe. Der Arzt kann sich durch den Abgleich der beiden Bilder einen räumlichen Eindruck von der Lage einzelner Strukturen, auch möglicher Veränderungen, in der Brust verschaffen.

Verlaufskontrolle anomaler Befunde

  • Weitere Untersuchungen

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Weitere Informationen

Quellen

Literatur

  1. Kassenärztliche Bundesvereinigung. Qualitätssicherung der kurativen Mammograpie. Berlin 2016. www.kbv.de
  2. Kassenärztliche Bundesvereinigung. Qualitätssicherung des Mammografie-Screenings. Berlin 2016. www.kbv.de
  3. Bundesministerium der Justiz (Deutschland). Verordnung über den Schutz vor Schäden durch Röntgenstrahlen (Röntgenverordnung). www.gesetze-im-internet.de
  4. American College of Radiology. ACR BI-RADS Atlas, Mammography, Reporting System 2013. www.acr.org
  5. Strahlenschutzkommission SSK. Orientierungshilfe für bildgebende Untersuchungen, Bonn 2011. www.ssk.de
  6. Zentrale Erfahrungsaustausch der Ärztlichen Stellen Röntgenverordnung (ZÄS). Mammografie Indikationen. Version 3.0, 2014 Äztekammer Westfalen-Lippe. www.aekwl.de
  7. Arbeitsgruppe „Orientierungshilfe Radiologie“ der Bundesfachgruppe Radiologie der Österreichischen Ärztekammer und der Österreichischen Röntgengesellschaft. Orientierungshilfe Radiologie, 4. Auflage. Wien 2011. orientierungshilfe.vbdo.at
  8. Österreichische Krebshilfe. Indikationen für die diagnostische Mammografie (Frauen). Wien 2014. www.krebshilfe.net
  9. Gemeinsamer Bundesausschuss. Informationen zum Mammografie-Screening. Berlin, 2015. www.g-ba.de
  10. Welch HG, Prorok PC, O'Malley AJ, Kramer BS. Breast-Cancer Tumor Size, Overdiagnosis, and Mammography Screening Effectiveness. N Engl J Med 2016; 375: 1343-47. pmid:27732805 PubMed
  11. Jørgensen KJ, Gøtzsche PC, Kalager M, Zahl PH. Breast Cancer Screening in Denmark: A Cohort Study of Tumor Size and Overdiagnosis. Ann Intern Med 2017; 166: 313-23. pmid:28114661 PubMed
  12. Gøtzsche PC, Jørgensen KJ. Screening for breast cancer with mammography. Cochrane Database of Systematic Reviews. Cochrane Database of Systematic Reviews 2013; Issue 6: Art. No.: CD001877. doi:10.1002/14651858.CD001877 DOI

Autoren

  • Erika Baum, Prof. Dr. med., Professorin für Allgemeinmedizin, Philipps-Universität Marburg (Review)
  • Julia Trifyllis, Dr. med. Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Münster/W.
  • Günter Ollenschläger, Prof. Dr. Dr. med., Professor für Innere Medizin, Uniklinikum Köln

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