Diagnostik
- Durch Kombination verschiedener klinischer Tests mit Anamnese kann die Diagnose einer Meniskusläsion häufig korrekt gestellt werden:
- Einzelne negative Tests schließen eine Meniskusläsion nicht aus.
- Eine Kombination mehrerer Tests verbessert die Chance auf eine richtige Diagnose.
- Prinzip der Provokationstests
- Meniskus durch entsprechende Flexions- und Rotationsbewegungen sowie Varus-/Valgusstress unter Druck setzen.2
- Siehe auch den Untersuchungskurs der Universität Freiburg – Kniegelenk.
Klinische Hinweiszeichen
- Ergussbildung
- Lokale belastungsabhängige Schmerzen
- Wandern der Schmerzen abhängig von Gelenkstellung
- Druckschmerz über dem Gelenkspalt
- Palpation des Gelenkspalts unter Beugung und Steckung des Kniegelenks
- Sensitivität 63 %, Spezifität 77 %3
- Extensionsdefizit
- häufig elastischer Widerstand in endgradiger Streckung
- mechanische Behinderung der Gelenkbeweglichkeit möglich durch:
- Schwellung
- luxierten Meniskusanteil, häufig bei Korbehenkelriss.
- „In-die-Hocke-Gehen“- und Hyperflexionstest
- Wandern der Femurkondylen nach dorsal auf dem Tibiaplateau
- Verstärkte Belastung der dorsalen Kniegelenkskompartimente: Schmerzen sind ein Hinweis auf eine Verletzung des Meniskus-Hinterhorns.
- Wandern der Femurkondylen nach dorsal auf dem Tibiaplateau
McMurray-Test
- Durchführung
- Patient in Rückenlage
- Knie und Hüfte maximal gebeugt
- Palpation des lateralen Gelenkspalts (für Test Außenmeniskus) bzw. medialen Gelenkspalts (für Test Innenmeniskus)
- Die Ferse mit der anderen Hand umfassen.
- Den Unterschenkel in maximale Innenrotation (Außenmeniskus) bzw. Außenrotation (Innenmeniskus) bringen.
- langsame Extension des Kniegelenks in gehaltener Rotationsstellung
- Positiver Befund
- hörbares oder palpables Schnappen
- Schmerzen oder deutliche Abwehrreaktion des Patienten4
- Sensitivität 70 %, Spezifität 71 %3
- Das Vorgehen ist in diesem Video dargestellt.
Apley-Test
- Durchführung
- Patient in Bauchlage
- Knie um 90 Grad gebeugt
- Axialen Druck mit den Händen auf den Unterschenkel ausüben.
- Rotation des Unterschenkels nach innen (Außenmeniskus) bzw. außen (Innenmeniskus)
- Positiver Befund
- Schmerzen oder Schnappen entlang des Gelenkspalts
- Sensitivität 60 %, Spezifität 70 %3
- Das Vorgehen ist in diesem Video dargestellt.
Thessaly-Test
- Durchführung
- Der Patient stellt sich auf ein Bein.
- Zunächst mit der gesunden Seite, um die Patienten daran zu gewöhnen und eine Vergleichsgrundlage zu schaffen.
- Die untersuchende Person unterstützt den Patienten, indem sie die ausgestreckten Hände hält, während der Patient Knie und Rumpf 3-mal nach innen und außen dreht, während das Knie erst um 5 Grad und dann um 20 Grad gebeugt wird.
- Der Patient stellt sich auf ein Bein.
- Positiver Befund
- Schmerzen entlang des lateralen oder medialen Gelenkspaltes
- Sensitivität 89 %
- Spezifität 97 % bei Innenmeniskusverletzungen und 92–96 % bei Außenmeniskusverletzungen5
- Das Vorgehen ist in diesem Video dargestellt.
Steinmann-I-Zeichen
- Durchführung
- Patient in Rückenlage
- Beugung des Kniegelenks um 90 Grad
- Palpation des zu untersuchenden Gelenkspalts
- Die Ferse mit der anderen Hand umfassen.
- ruckartige Außenrotation (Innenmeniskus) bzw. Innenrotation (Außenmeniskus)
- Positiver Befund
- Schmerzen oder Schnappen entlang des jeweiligen Gelenkspalts
- Sensitivität 93 % und Spezifität 93 % für Innenmeniskusläsion6
- Sensitivität 73 % und Spezifität 93 % für Außenmeniskusläsion6
- Das kombinierte Vorgehen für Steinmann I und II zum Test des Außenmeniskus ist in diesem Video dargestellt.
Steinmann-II-Zeichen
- Durchführung
- Patient in Rückenlage
- Palpation des durch Steinmann-I ermittelten Schmerzpunktes im Gelenkspalt
- Flexion und Extension des Kniegelenks
- Positiver Befund
- Wandern des Schmerzpunktes nach dorsal bei Flexion und nach ventral bei Extension
- Korrekte Diagnose bei 83 % der medialen Meniskusverletzungen und 80 % der lateralen Meniskusverletzungen6
- Das kombinierte Vorgehen für Steinmann I und II zum Test des Außenmeniskus ist in diesem Video dargestellt.
Quellen
Leitlinien
- Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Meniskuserkrankung. AWMF-Leitlinie Nr. 033-006. S2k, Stand 2015. www.awmf.org
Literatur
- Mohan BR, Gosal HS. Reliability of clinical diagnosis in meniscal tears. Int Orthop 2007; 31(1): 57-60. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. Meniskuserkrankung. AWMF-Leitlinie 033-006. Stand 2015. www.awmf.org
- Hegedus EJ, Cook C, Hasselblad V, et al. Physical examination tests for assessing a torn meniscus in the knee: a systematic review with meta-analysis. J Orthop Sports Phys Ther 2007; 37(9): 541-50. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Smith BE, Thacker D, Crewesmith A, Hall M. Special tests for assessing meniscal tears within the knee: a systematic review and meta-analysis. Evid Based Med 2015 Jun; 20 (3): 88-97. pmid:25724195 www.ncbi.nlm.nih.gov
- Karachalios T, Hantes M, Zibis AH, et al. Diagnostic accuracy of a new clinical test (the Thessaly test) for early detection of meniscal tears. J Bone Joint Surg Am 2005; 87: 955-62. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Spahn G, Wittig R, Kirschbaum S, et al. Die Validität klinisch-funktioneller Tests in der Meniskusdiagnostik: Ergebnisse einer prospektiven Studie. DGOOC 2004. Meeting Abstrakt. www.egms.de
Autoren
- Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Orthopädie und Unfallchirurgie, Frankfurt a. M.
- Ingard Løge, spesialist allmennmedisin, universitetslektor, institutt for sammfunsmedisinske fag, NTNU, redaktør NEL