Palpitationen

Allgemeine Informationen

Differenzialdiagnosen

Angststörungen

  • Diese sind insbesondere bei jüngeren Patienten in Betracht zu ziehen.1
  • Auch bei Patienten mit früheren somatisierenden Beschwerden wie Hyperventilation kann eine Angststörung vorliegen.
  • Es ist auf sonstige Hinweise zu achten, die auf Angstzustände wie z. B. Panikattacken hindeuten.
  • Es ist zu beachten, dass bei mehr als 10 % dieser Patienten eine kardiale Ursache zugrunde liegt.2

Extrasystolen

  • Dies sind zusätzliche Schläge, die häufig besonders deutlich wahrnehmbar sind, wenn die Patienten sich entspannen.
  • Meist sind sie auf Stress im Alltag zurückzuführen.
  • In der Regel lassen sie sich im Rahmen eines Ruhe-EKGs nachweisen.

Herzrhythmusstörung

  • Es gibt zahlreiche mögliche auslösende Faktoren, beispielsweise Fiebererkrankungen, Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Hypoxämie, übermäßiger Alkohol-, Tabak- oder Koffeinkonsum, Elektrolytstörungen, Medikamente, Kälte und große physische oder psychische Belastungen.
  • Prämature Extrasystolen, supraventrikuläre Tachykardien3 und Vorhofflimmern (s. u.) sind die Herzrhythmusstörungen, die am häufigsten zu Palpitationen führen.
  • Weitere, seltenere Ursachen von Herzrhythmusstörungen sind Bradykardien, eine ventrikuläre Tachykardie, das Sick-Sinus-Syndrom, das Wolff-Parkinson-White-Syndrom und das Long-QT-Syndrom.
  • Bei Patienten mit pulmonaler Hypertonie (z. B. Cor pulmonale) kann der Übergang von einem Sinusrhythmus in das Vorhofflimmern eine akute Dyspnoe auslösen.
  • Bei hämodynamisch relevanten Arrhythmien liegen in der Regel zusätzliche Symptome wie Dyspnoe, Brustschmerzen, Polyurie, Schwindel oder (Beinahe-)Ohnmacht vor.
  • Zur Abklärung kann ein EKG angefertigt werden. Ggf. ist ein Langzeit-EKG notwendig.

Vorhofflimmern

  • Das Vorhofflimmern kann auf eine Herzkrankheit zurückzuführen sein, eine eindeutige Ursache ist jedoch nicht immer sicher auszumachen.
  • Es tritt oft in paroxysmaler Form auf, bevor es evtl. eine permanente Ausprägung annimmt.
  • Der ventrikuläre Rhythmus ist unregelmäßig, und die Frequenz schwankt.
  • Es liegt ein Pulsdefizit vor, da einzelne Schläge einen erniedrigten Füllungsdruck generieren.
  • Die Diagnose wird anhand eines EKGs bestätigt.

Herzinfarkt

  • Definition: Ein akutes Absterben von Herzmuskelzellen infolge einer Ischämie, die meist durch einen Koronararterienverschluss entsteht.
  • Häufigkeit: Koronare Herzerkrankungen sind sowohl in entwickelten als auch in Entwicklungsländern die häufigste Todesursache.
  • Symptome: Die typischsten Symptome sind andauernde retrosternale Schmerzen begleitet von Übelkeit, Schwindel, Dyspnoe und Angst.
  • Befund: Als Befunde liegen typischerweise Schmerzen, Angst und Kaltschweißigkeit, ggf. eine Tachypnoe und eine Tachykardie vor.
  • Diagnostik: Als Zusatzuntersuchungen können eine Bestimmung der kardialen Enzyme (Troponin), ein EKG, eine Koronarangiografie und ggf. eine Echokardiografie indiziert sein.
  • Behandlung: Akut erfolgt eine Therapie mit Sauerstoff, Morphin, Nitroglyzerin, Acetylsalicylsäure und ggf. eine Thrombolyse. Es sollte so schnell wie möglich eine PCI durchgeführt werden.

Chronische Herzinsuffizienz

  • Zu den häufigsten Ursachen zählen Hypertonie, Klappendefekte, Koronarerkrankungen, Kardiomyopathie, Lungenerkrankungen, Anämie und Myokarditis.
  • Häufige Symptome sind Abgeschlagenheit, allgemeine Schwäche, Husten, Funktionsdyspnoe, Orthopnoe, nächtliche Dyspnoe-Anfälle sowie Palpitationen.
  • Als Befunde können eine Halsvenenstauung, eine Lungen- und Leberstauung und ein Galopprhythmus vorliegen.
  • Es ist oft schwierig, zwischen rechtsseitiger und linksseitiger Herzschwäche zu unterscheiden, da sich die Linksherzinsuffizienz nach und nach auf die rechte Seite verlagert.
  • Bei normalem EKG ist zunächst nach anderen Ödemursachen als einer Herzinsuffizienz zu suchen.
  • Zur Diagnostik sind ein Röntgenthorax und ein Echokardiogramm (höchste Validität) indiziert.

Hyperthyreose

  • Dies ist eine häufige Erkrankung, von der bis zu 2 % der Frauen betroffen sind. Häufig tritt sie in der 2. bis 4. Lebensdekade auf.
  • Es liegt eine erhöhte effektive Menge zirkulierender Schilddrüsenhormone vor.
  • Zu den Symptomen der Hyperthyreose zählen Palpitationen, Müdigkeit, Nervosität, Reizbarkeit, Gewichtsabnahme trotz guten Appetits, Schwitzen und Wärmeintoleranz.
  • Als typische Befunde können ein Exophthalmus, Rastlosigkeit, feuchtwarme Haut und Hände, ein Tremor, eine Tachykardie (> 90 Schläge pro Minute), ein Vorhofflimmern und lebhafte Reflexe vorliegen.
  • Die Diagnose wird durch den Nachweis eines erhöhten FT4- und eines erniedrigten TSH-Spiegels bestätigt.

Anämie

  • Eine Grunderkrankung, die mit Blutverlust oder einer verminderten Produktion von Erythrozyten einhergeht.
  • Die Symptome und Befunde richten sich nach dem Schweregrad und der Entwicklungsgeschwindigkeit der Anämie.
  • Mögliche Symptome sind Abgeschlagenheit, Müdigkeit, eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit, Tinnitus und Kurzatmigkeit.
  • Die Patienten sind blass. Es liegt eine Tachykardie und eine Dyspnoe vor.
  • Die Hb-Konzentration ist erniedrigt.

Stimulanzien

  • Alkohol, Tabak, Koffein, Drogen

Medikamente

  • Digitalis, Antihypertensiva, Antiasthmatika

Hypoglykämie (Typ-1- oder Typ-2-Diabetes)

  • In der Regel liegt ein bekannter Diabetes mellitus vor.
  • Die Hypoglykämie kann auf eine Überdosierung der Medikamente, eine ausgelassene Mahlzeit, körperliche Anstrengung, mentalen Stress oder Alkoholkonsum zurückzuführen sein.
  • Die Symptome setzen plötzlich ein. Es kann zu einem Gefühl von Schwäche und Mattigkeit, Hunger, einem vermehrten Schwitzen, einem Tremor, Palpitationen und einer Tachykardie kommen.
  • Bei lang andauernder oder schwerer Hypoglykämie können Symptome des zentralen Nervensystems wie Verwirrung, verändertes Verhalten, Paresen, Bewusstseinsstörungen, Krämpfe und Koma auftreten.
  • Die Bestätigung der Diagnose erfolgt durch eine Messung der Blutglukose, oder sie ergibt sich aus dem Erfolg der intravenösen Therapie mit hypertoner Glukoselösung.

Sonstige kardiale Ursachen

Sonstige nichtkardiale Ursachen

  • Fieber
  • Elektrolytstörungen
  • Hypovolämie
  • Phäochromozytom
  • Lungenerkrankung
  • Vasovagale Synkope
  • Mastozytose

Anamnese

Klinische Untersuchung

Ergänzende Untersuchungen

Maßnahmen und Empfehlungen

Patienteninformationen

Illustrationen

Quellen

Literatur

  1. Thavendiranathan P, et al. Does this patient with palpitations have a cardiac arrhythmia? JAMA 2009; 302: 2135-43. Journal of the American Medical Association
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  4. Han Y, et al. Cardiovascular magnetic resonance characterization of mitral valve prolapse. JACC Cardiovasc Imaging 2008; 1: 294-303. PubMed
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Autoren

  • Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim

  • Eva Swahn, professor och överläkare, Kardiologiska kliniken, Universitetssjukhuset Linköping (Medibas)
  • Gisle Roksund, spesialist i allmennmedisin og samfunnsmedisin, Klyve Legesenter, Skien

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