umschriebene Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen.
Häufigkeit
Die Erkrankungen sind selten, was die Diagnostik häufig verzögert.
Die tatsächliche Häufigkeit der Symptomatik einer motorischen Entwicklungsverzögerung im Kindesalter lässt sich nicht beziffern, da die zugrundeliegenden Diagnosen vielfältig sind.
Studien zufolge sind im Alter von 2 Jahren nur 10 % der Kinder mit Entwicklungsverzögerungen in Behandlung.3
Prävalenz früher Entwicklungsstörungen bei Kindern:
umschriebene Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen
Schwerwiegende Entwicklungsbeeinträchtigung der motorischen Koordination, die nicht allein durch eine Intelligenzminderung oder eine spezifische angeborene oder erworbene neurologische Störung erklärbar ist (Definition ICD-10).
Bereits sehr früh verlangsamte, aber kontinuierliche Entwicklung? – Hinweis auf Residualsyndrom nach prä- oder perinatalen kritischen Ereignissen
Schubweise Verschlechterung, infektgetriggert oder in Fasten-/Nüchternperioden? – Hinweis auf Stoffwechseldefekt, mitochondriale Erkrankungen
Stagnation oder Verlust bereits erworbener Fähigkeiten? – Hinweis auf chronische Erkrankung (Zöliakie), neurometabolische oder neurodegenerative Erkrankungen
Tageszeitenabhängige Muskelschwäche? Hinweis auf Störung der neuromuskulären Übertragung oder neurometabolische Erkrankung
Schmerzen? Motorische Störung ggf. durch Schonhaltung aufgrund von Schmerzen bedingt?
Ernährungsbesonderheiten
Impfstatus
Beschreibung der Symptomatik durch Eltern, ggf. mithilfe von audiovisuellen Aufzeichnungen im Verlauf
Feinmotorik
Grobmotorik
Kraft
Muskelspannung
Koordination
Einschränkung bei Fortbewegung, Nahrungsaufnahme, Anziehen/Ausziehen, bestimmten Bewegungsabläufen?
Haut (neurokutane Syndrome, Stoffwechselerkrankungen)
Organomegalie (Speichererkrankungen)
Hirnnervenfunktion
Sensomotorik
Haltung, Bewegungsabläufe, Quantifizierung der Muskelkraft, Reflexe, Gleichgewicht, Koordination, Seitendominanz
Auffällig sind: geringe Variabilität vom Bewegungsabläufen, Stereotypien, reduzierte Anpassungsfähigkeit, unökonimischer Einsatz motorischer Fähigkeiten.
Perzentilenbeurteilung im Verlauf (Makro- oder Mikrozephalie sind wichtige Hinweise auf Entwicklungsstörung!)
Wichtige Hinweise im 1. Lebensjahr
Tonus, Kraft, Koordination, Interaktion, Reflex- und Reaktionsprüfung
Beurteilung der General Movements nach Prechtl, bei Normalbefund hohe Wahrscheinlichkeit für regelrechte Entwicklung
Fidgety Movements: Anzeichen mit einer Sensitivität von 95 % und Spezifität von 96 % für die Entwicklung einer Zerebralparese
Beurteilung der altersentsprechend zu erwartenden motorischen Fähigkeiten anhand eines standardisierten Screenings- und Entwicklungstest (z. B. Denver Entwicklungsskalen, Erweiterte Vorsorgeuntersuchung, Münchener Funktionelle Entwicklungsdiagnostik für das 1. Lebensjahr, Griffiths-Entwicklungsskalen etc.)
Ausschluss anderer Ursachen für Schwäche und ähnliche Symptomatik (z. B. Hypothyreose, angeborene Herzerkrankungen, Mangelernährung)
Gesamtbeurteilung unter Einbeziehung von Sprachvermögen, Kognition, Sozialverhalten
progredienter Verlauf mit zunehmender Muskelschwäche
niedriger Muskeltonus, unzureichende Kraft
Muskeleigenreflexe bei muskulären Erkrankungen anfangs noch normal auslösbar, bei Erkrankungen der Vorderhornzellen oder hereditären Neuropathien bereits früh erloschen
Brustkorb in der Regel normal
Bewegungen des Gesichts in der Regel normal
keine Faszikulationen der Zunge
tiefe Sehnenreflexe verstärkt, evtl. Klonus
Zehengang, hemiparetisch, spastisch
periphere motorische Störungen
ausbleibende Entwicklung oder Verlust von Fähigkeiten
Muskeleigenreflexe auslösbar
keine Muskelschwäche
schmale Beinmuskulatur
Brustkorb evtl. verkleinert, glockenförmig
Bewegungen des Gesichts häufig schwach
Faszikulationen der Zunge möglich, vor allem bei spinaler Muskelatrophie
tiefe Sehnenreflexe schwach oder fehlend
Zehengang, „watschelnder“ Gang, Hyperlordose.
Ergänzende Untersuchungen
Labordiagnostik (je nach Verdachtsdiagnose, ggf. in Speziallabors anfordern)
Basisdiagnostik:8CK, GOT, GPT, LDH, Aldolase im Serum
Die Kreatinkinase sollte bei Kindern mit neuromuskulären Schwächen immer bestimmt werden, insbesondere jedoch bei peripheren neuromuskulären Störungen wie der Muskeldystrophie Duchenne (mehr als 3-mal höher als normal).
Bei spinaler Muskelatrophie, Neuropathien, kongenitalen Myopathien und anderen Muskeldystrophien ist sie mäßig erhöht oder normal.
Bei zentralnervösen Erkrankungen ist sie nur selten erhöht.
Ist die Kreatinkinase mäßig erhöht, sollte sie nach 2–3 Wochen erneut bestimmt werden.
mögliche Ursachen: spinale Muskelatrophie, kongenitale Myopathien, bestimmte kongenitale Muskeldystrophien, evtl. auch Folge von Impfung, Muskeltrauma oder Virusinfektion
Rosenecker J. Pädiatrische Differenzialdiagnostik. Berlin Heidelberg: Springer-Verlag , 2014.
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Autoren
Anne Strauß, Ärztin in Weiterbildung Pädiatrie, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Freiburg
Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
Störung der motorischen Entwicklung1 im Vergleich zur Altersnorm – oder – im Vergleich zu anderen Teilleistungsbereichen bzw. zur allgemeinen Intelligenz des betroffenen Kindes.
Pädiatrie
Verzögerte motorische Entwicklung und Muskelschwäche