Definition:Bipolare Störungen sind durch starke Schwankungen im Antriebsniveau und in der Gemütslage gekennzeichnet: manische und evtl. depressive Episoden.
Häufigkeit:Eine Metaanalyse gibt ein bipolares Spektrum von knapp 2 % bei Kindern und Jugendlichen an.
Symptome:Depressionssymptome sind Antriebsverlust, Verlust von Interesse, Traurigkeit und Müdigkeit. Manische Symptome sind Euphorie und eine extrem erhöhte Menge an Energie, Rededrang, unkritisches Verhalten und ein vermindertes Schlafbedürfnis.
Befund:Angst, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen und Suizidalität sind in allen Phasen zu beobachten.
Diagnostik:Sollte von einem Kinderpsychiater untersucht werden.
Therapie:Die Behandlung umfasst Medikamente, Registrierung der Symptome in einem Tagebuch, Informationen über die Krankheit, bei Bedarf ein Beratungsangebot, möglichst wenig Stress, einen gesunden Lebensstil mit ausreichend Schlaf, große Vorsicht mit Alkohol.
Allgemeine Informationen
Definition
Bipolare Störungen sind durch starke Schwankungen im Antriebsniveau und in der Gemütslage gekennzeichnet: manische und evtl. depressive Episoden.
Depressionssymptome sind Antriebsverlust, Verlust von Interesse, Traurigkeit und Müdigkeit.
Manische Symptome sind Euphorie und eine extrem erhöhte Menge an Energie, Rededrang, unkritisches Verhalten und ein vermindertes Schlafbedürfnis.
Angst, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen und Suizidalität sind in allen Phasen zu beobachten.1
Verschiedenen Erscheinungsformen
Es wird zwischen den verschiedenen Arten von Bipolar-I- und Bipolar-II-Störung unterschieden, wobei letztere gekennzeichnet ist durch leichtere manische Symptome mit geringerer Beeinträchtigung des Funktionsniveaus.
Eine gemischte Episode mit gleichzeitigen manischen und depressiven Symptomen ist häufig.
Bipolar-Spektrum-Störungen
Ist ein Oberbegriff für bipolare Störungen, der auch diejenigen Fälle umfasst, die die Kriterien für eine Manie nicht erfüllen: beispielsweise das Zeitkriterium von vier Tagen für Bipolar-II oder von sieben Tagen für Bipolar-I, bei denen jedoch eine typische Bipolarität festgestellt wird.
Innerhalb des Spektrums finden sich Depressionen, die besonders lang anhaltend und schwierig zu behandeln sind und die häufig kurze Schwankungen zur Manie enthalten.
Wichtig bei der Diagnostik ist, dass bipolare Störungen einen episodischen Charakter haben und dass sich das Verhalten während der Episoden deutlich vom normalen Verhalten des Kindes unterscheidet.
Häufigkeit
Die Prävalenz der Bipolar-I- und -II-Erkrankung beträgt 3–5 % bei Erwachsenen.
Die Prävalenz für bipolare Spektrum-Störungen wird auf mindestens das Doppelte geschätzt.
Unipolar depressive und bipolare Erkrankungen beginnen häufig bereits im jugendlichen und jungen Erwachsenenalter.2
Prävalenzuntersuchungen bei Kindern
Zeigen sehr unterschiedliche Ergebnisse aufgrund unterschiedlicher Definitionen und Anforderungen für die Funktionsverringerung, aber eine Metaanalyse ergibt Störungen aus dem bipolaren Spektrum bei knapp 2 % bei Kindern und Jugendlichen.3
Unter amerikanischen Schulkindern (14–18 Jahre) wurden bipolare Störungen bei 1 % und unterschwellige bipolare Störungen bei 4,5 % gefunden.4
Ätiologie und Pathogenese
Die Frage nach den Ursachen für die Entstehung Bipolarer Störungen kann derzeit nicht abschließend beantwortet werden.2
Wahrscheinlich ist eine multifaktorielle Genese.
Neben einer relativ starken genetischen Komponente, welche wahrscheinlich Grundlage einer erhöhten Suszeptibilität (d. h. Sensibilität) für die Erkrankung ist, spielen Umwelteinflüsse (u. a. stressvermittelt) und Persönlichkeitscharakteristika sicherlich eine entscheidende Rolle.
Kinder von Eltern mit bipolarer Störung haben ein höheres Vorkommen von psychischen Erkrankungen, am häufigsten innerhalb des affektiven Spektrums, wie Depressionen, bipolare Störungen, aber auch ADHS und Angst.5
Diese scheinen auf stimmungsstabilisierende Medikamente zu reagieren.
Wenn die Eltern auf Lithium ansprechen, haben die Kinder eine geringere Komorbidität und eine bessere Prognose.6
Abbildungen des Gehirn zeigen häufig unspezifische Veränderungen im Hippocampus und in der Amygdala.
Disponierende Faktoren
Vererbung
Umweltfaktoren wirken sich auch auf das erstmalige Auftreten und den Krankheitsverlauf aus.
Komorbidität
ADHS
ADHS ist durch ein Aufmerksamkeitsdefizit, motorische Unruhe und ein Versagen der Impulskontrolle gekennzeichnet; Symptome, die auch bei bipolaren Störungen üblich sind.
Die schnellen Schwankungen bei Kindern und Jugendlichen mit bipolarer Störung führen dazu, dass die Erkrankung als chronisch wahrgenommen und leicht mit ADHS verwechselt wird.
Die Erkrankung kann jedoch eine bipolare Erkrankung + ADHS sein, bei der ADHS für die schnellen Schwankungen im Laufe des Tages verantwortlich ist, während Bipolarität die langsameren Episoden der Verstimmung verursacht.
In den Vereinigten Staaten wurde komorbides ADHS bei rund 90 % gefunden4, aber es ist ungewiss, ob die Komorbidität echt ist.
Bei reinem ADHS finden sich jedoch nicht die Maniesymptome Hypersexualität, erhöhte Gedankenaktivität, verringertes Schlafbedürfnis und erhöhte gezielte Aktivität.
Bei ADHS ist die Affektregulierung häufig reduziert, und es entstehen schnelle Wechsel zwischen Freude, Wut und Enttäuschung auf das, was um das Kind herum passiert.
Die sicherste Unterscheidung zwischen Bipolarität und ADHS ist das Auftreten von deutlicher Episodität bei Bipolarität, während ADHS chronisch, aber dennoch fluktuierend ist.
Die Grenze zwischen Grandiosität und Normalität bei Kindern ist jedoch umstritten.
Manie-ähnliche Symptome treten bei anderen kinderpsychiatrischen Störungen, einschließlich ADHS, auf, ohne dass sie eine spätere bipolaren Diagnose prädizieren.7
Angst
Komorbide Angststörungen treten bei gut 30–75 % der Kinder und Jugendlichen mit bipolaren Störungen auf, insbesondere bei der Bipolar-II-Erkrankung.
Am häufigsten sind Zwangsstörungen, soziale Phobie und Panikstörungen.
Die Angstsymptome treten in der Regel mehrere Jahre vor Beginn der bipolaren Störung auf.8
Verhaltensstörungen
Komorbide Verhaltensstörungen kommen sehr häufig vor und werden mit der Bipolar-I-Erkrankung und einer schlechten Prognose assoziiert.8
Auch hier wird die Differentialdiagnose von den schnell wechselnden, gemischten Symptomen mit Reizbarkeit, regelbrechendem Verhalten und manchmal heftigen Wutanfällen kompliziert, die häufig bei der bipolaren Störung bei Kindern und Jugendlichen zu beobachten sind.
Umstritten ist, ob dies echte komorbide Erkrankungen sind, oder ob sie sekundär zur Reizbarkeit und Psychose bei den jungen Menschen auftreten.9
Missbrauch von Rauschmitteln
Der Wechsel zwischen rauschmittelinduzierter Manie und abstinenzinduzierter Dysphorie ist schwierig von bipolaren Episoden zu unterscheiden.
Komorbider Drogenmissbrauch wird bei in 80 % der früh einsetzenden (< 19 Jahre) und 20 % bei spät einsetzenden bipolaren Störungen berichtet10, unabhängig von komorbiden Verhaltensstörungen11.
Drogenmissbrauch kann einen Versuch zur Selbstmedikation darstellen.
Eine Behandlung mit Lithium reduzierte das Rauschmittelverhalten bei Jugendlichen mit bipolarer Störung.4
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Die posttraumatische Belastungsstörung kann Affektlabilität und angstgeprägte Unruhe/Reizbarkeit verursachen, die leicht mit bipolaren Erkrankungen oder ADHS verwechselt werden.
Mehrere Studien haben gezeigt, dass Traumatisierung ein Risikofaktor für ein frühes Einsetzen und einen schweren Verlauf von bipolaren Erkrankungen ist.12
Umgekehrt können die sexualisierten Verhaltensweisen, die bei Manie bei Kindern beobachtet werden, mit dem sexuellen Verhalten bei sexuell missbrauchten Kindern verwechselt werden.
Unter 97 manischen Kindern wurde bei fast der Hälfte Hypersexualität festgestellt, aber nur 1 % waren einem Missbrauch ausgesetzt gewesen.13
Tourette-Syndrom
Das Tourette-Syndrom ist gekennzeichnet durch motorische und vokale Tics, die oft von Rigidität, Wutanfällen, Stimmungsschwankungen und schlechten sozialen Fähigkeiten begleitet werden.
Komorbide bipolare Spektrumstörungen werden bei 30 von 90 Patienten mit diesem Syndrom gefunden.
Die komorbide bipolare Störung wurde mit leichten Tics und häufigen komorbiden psychischen Störungen assoziiert.14
F31.9 Bipolare affektive Störung, nicht näher bezeichnet
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Diagnostische Kriterien für bipolare Störungen werden auf der Grundlage von Studien an Erwachsenen erstellt und passen schlechter auf Kinder, deren Symptome von der Reifung und Entwicklung ihres Gehirns gefärbt sind; die Aufmerksamkeits- und Affektregulierung entwickelt sich bis zu einem Alter von 20 Jahren.
Es treten häufig gemeinsame Symptome und Komorbidität mit anderen kinderpsychiatrischen Erkrankungen auf.15
Dies erschwert die Untersuchung, Behandlung und Forschung.
Die Kriterien
Die Hauptkriterien sind eine gehobene Stimmungslage, evtl. sehr reizbar.
Im gleichen Zeitraum sollte das Kind mindestens drei (vier bei Reizbarkeit) der folgenden neun Symptome zeigen:
aufgeblasenes Selbstwertgefühl oder Größenwahn
erhöhte Aktivität, hyperaktiv/unruhig
übermäßig gesprächig
vermindertes Schlafbedürfnis
Gedankenflucht
Ablenkbarkeit/Konzentrationsschwierigkeiten oder ständiger Wechsel der Tätigkeiten oder Pläne
rücksichtsloses, unverantwortliches und riskantes Verhalten
Verlust von sozialen Hemmungen, der zu unangemessenem oder unbeherrschtem Verhalten führt
erhöhte sexuelle Energie.
Eine Reaktion aufgrund von Drogenmissbrauch oder organischer Störung sind Ausschlusskriterien.
Episodität und Zeitrahmen
Nach ICD-10 sollten mindestens zwei Episoden vor der Diagnose stattgefunden haben (mindestens eine manische/hypomanische), wohingegen nach dem DSM-IV eine manische/hypomanische Episode ausreicht.
Das Kind sollte während der Episode ein Verhalten zeigen, dass sich deutlich von seinem normalen Verhalten unterscheidet, sowie eine ausreichende Anzahl von Symptomen. Bei einer Manie verursacht das Leiden eine deutliches Versagen der sozialen, familiären oder schulischen Funktion und führt manchmal zu einer Einweisung ins Krankenhaus, während bei Hypomanie kein schwerwiegendes Funktionsversagen auftritt.
Während einer manischen/hypomanischen Episode kann das Kind auch depressive Symptome haben, und dies wird eine gemischte Episode genannt.
Heutzutage werden die Episodität manischer Symptome als gänzlich obligates Kriterium für Manie und der Zeitrahmen nach dem DSM-IV betont: 4 Tage für Hypomanie und 7 Tagen für Manie
Es wird betont, dass das bipolare Spektrum selbst eine deutliche Episodität haben sollte, und für chronischere Leiden wie Wut und eine fehlende Affektregulation bei Kindern wird im DSM-V die Diagnose „Disruptive Mood Dysregulation Disorder“ und nicht bipolares Spektrum vorgeschlagen.
Untergruppen
Bei Kindern und Jugendlichen wird häufig zwischen klassischer und juveniler (atypisch) bipolarer Störung unterschieden, aber es bestehen einige Kontroversen über die diagnostischen Kriterien für die letztere.15-16
Kann schwierig zu unterscheiden sein, und es wird ein hoher Grad an Komorbidität angegeben (90%). Möglicherweise ist Bipolarität zu Lasten von ADHS überdiagnostiziert worden.
Bei reinem ADHS finden sich jedoch nicht die Maniesymptome Hypersexualität, erhöhte Gedankenaktivität, vermindertes Schlafbedürfnis und eine erhöhte zielgerichtete Aktivität, aber diese Beschwerden können bis zu einem gewissen Grad bei hyperaktivem ADHS beobachtet werden und dabei auch schwanken und daher schwierig von bipolaren Episodität zu unterscheiden sein.
Bipolar-Spektrum-Störungen sind bei Kindern und Jugendlichen schwierig zu erkennen, die Abgrenzung gegenüber anderen psychischen Störungen ist manchmal unklar.
Unbehandelte Bipolar-Spektrum-Störungen haben jedoch hinreichend schwere Komplikationen, sodass eine Wait-and-see-Haltung ethisch fragwürdig ist, aber das Risiko der Überdiagnostizierung und Übertherapie ist in Grenzfällen ebenfalls nicht klein.
Die Erkrankung sollte bei einer Reihe von Problemen bei Kindern und Jugendlichen wie Depression, ADHS, Verhaltensstörungen, Reizbarkeit, Wutanfälle, Tics, Traumatisierung und Angst im Kopf behalten werden, vor allem wenn in der Familie affektive Störungen oder Drogenmissbrauch vorkommen.
Häufig muss der Patienten über einen Zeitraum beobachtet werden, bevor eine definitive Diagnose gestellt wird; ein Tagebuch über die Stimmungsschwankungen ist in diesem Fall sehr nützlich.
Die Diagnostik und Behandlung dieser Erkrankungen ist Aufgabe eines Spezialisten.
Symptome und Beschwerdebilder
Starke Veränderungen im Energieniveau und in der Stimmungslage, d. h. Episoden von Tagen und häufig Wochen bis Monaten mit veränderter Stimmungslage.
Depressionssymptome
Der Verlust von Freude, Energie und Engagement, Interessen, Traurigkeit und Müdigkeit
Maniesymptome
Glücksgefühl und übermäßige Aufregung, extrem hohes Energieniveau, Rededrang, unkritisches Verhalten und vermindertes Schlafbedürfnis
Angst, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen und Suizidalität sind in allen Phasen zu beobachten.
Frühe Anzeichen
Eltern von Kindern mit bipolaren Störungen beschreiben die Symptome bei Kindern vor dem Alter von 3 Jahren: Probleme mit dem Schlafen, Stimmungsschwankungen, Wut, Unruhe und Angst.17
Obwohl die Symptome unspezifisch wirken, unterscheiden sich diese Kinder von Kindern mit anderen psychiatrischen Erkrankung und von gesunden Kindern.
Im Alter von 1–6 Jahren haben sie mehr Wutanfälle, Reizbarkeit, Impulsivität, größere Aufmerksamkeitsprobleme und Hyperaktivität. Dies kann leicht als ADHS und Interaktionsschwierigkeiten fehlinterpretiert werden.
Erst ab dem Alter von sieben Jahren werden mehr klassische Symptome wie Depressionen, Manie, Suizidalität und Psychosen berichtet.18
Die meisten Hochrisiko-Studien mit Kindern von Eltern mit bipolarer Störung berichten von Angst in der Kindheit, einem erhöhten Element von milderen Depressionen um die Pubertät herum und später während der Jugendjahre auch zunehmende Perioden mit Manie 19-20, während kontrastierendes amerikanisches Material einen höheren Anteil von ADHS und dem Auftreten von Manie vor der Pubertät zeigt.21-23
In bestimmten klinischen Studien entwickelte bis zur Hälfte der deprimierten Kinder eine bipolare Störung, abhängig von der familiären Belastung.. Umgekehrt fand die TADS-Studie von Jugendlichen mit Depressionen heraus, dass 6 % während eines Beobachtungszeitraums von fünf Jahren eine Bipolarität entwickelten24.
Eine bipolare Entwicklung kann schwierig vorherzusagen sein, aber diese Depressionen sind häufig von früh auftretender, deutlicher und heftiger Periodizität, psychomotorischer Retardierung, Psychosesymptomen, Arzneimittel-induzierter Manie und bipolaren Störungen in der Familie charakterisiert.21
Klinisches Bild bei entwickelter bipolarer Störung
Klassische Bipolar-I-Störung
Tritt relativ selten bei Kindern und Jugendlichen auf, hat aber wenig Komorbidität und eine bessere Prognose als die komplexeren Formen.6
Früh auftretende bipolare Störungen sind häufig schwerere Varianten der Krankheit, mit mehr Einschlag von ADHS und dann gemischter Manie, Reizbarkeit, Psychosesymptomen und Komorbidität sowie einer schlechteren Wirksamkeit der Lithium-Prophylaxe.4,15,22
Eine schrittweise Entwicklung und häufige Schwankungen sind typisch.10
Die Schwankungen können mehrmals am Tag auftreten.4
Der Verlauf ist häufig fast chronisch, mit wenigen oder kurzen stimmungsneutralen Phasen.4,17
Versuchen Sie ADHS von episodischer Manie und Verstimmung zu unterscheiden. Es besteht die Gefahr der Überdiagnostizierung von Manie auf Kosten von ADHS.
Hypersexualität scheint ein nahezu spezifisches Symptom der Manie zu sein.4
Suizidale Handlungen treten häufig früh im Krankheitsverlauf auf, während depressiver und gemischter Phasen.13
Strukturierte Anamnese
Detailliert über psychische Erkrankungen in der Familie:
Reaktion auf Medikamente oder Rauschmittel sind auszuschließen.
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
Keine, es sei denn, es liegt ein differentialdiagnostischer Bedarf vor.
Andere Untersuchungen
Instrumente zum Selbstreporting wie ASEBA und Dawba können sowohl internalisierende als auch externalisierende Symptome anzeigen, die weiter untersucht werden müssen.
Eine solche Kombination ist bei einer Reihe von schwerwiegenden Störungen zu beobachten, und der Arzt muss eine bipolare Störung in seinen diagnostischen Überlegungen berücksichtigen.25
Das indizierte semistrukturierte Interview ist Kiddie-SADS-PL.
Eltern und Ärzte sollten das Formular für Manie ausfüllen: Young Mania Rating Scale und/oder Child Mania Rating Scale
Indikationen zur Überweisung
Wird zur Untersuchung und Behandlung an einen Spezialisten überwiesen.
Einweisung ins Krankenhaus bei ausgeprägten manischen Symptomen
Einweisung ins Krankenhaus bei Zwangsmaßnahmen
Therapie
Therapieziel
Schutz des Patienten
Linderung und Beseitigung von psychotischen Symptomen und Manie
Wiedergewinnung des vollen Funktionsniveaus
Allgemeines zur Therapie
Ein guter Behandlungsplan umfasst Medikamente, Tagebuchregistrierung von Symptomen, Informationen über die Krankheit, ein Beratungsangebot bei Bedarf, möglichst wenig Stress, einen gesunden Lebensstil mit ausreichend Schlaf, große Sorgfalt mit Alkoholkonsum, eine gute Zusammenarbeit zwischen der ambulanten und stationären Versorgung.
Ausgeprägte manische Symptome erfordern, den Patienten ins Krankenhaus einzuweisen, um den Betreffenden vor unangebrachtem Verhalten und unglücklichen Dispositionen zu schützen sowie um sicherzustellen, dass eine angemessene Behandlung begonnen wird.
Zwangsmaßnahmen
In der Regel hat der junge Patient keinerlei Erkennung der Krankheit und wünscht daher selten selbst, behandelt zu werden.
Information
Nach einer manischen Episode ist es häufig notwendig, der Umgebung mit Information zu helfen, um Dinge wieder geradezurücken.
Ein regelmäßiges vorhersehbares Leben ist gut, und die Familienmitglieder benötigen oft Hilfe, um dem Kind das Dasein zu erleichtern.
Medikamentöse Therapie
Manische Episoden
Eine medikamentöse Therapie sollte bei Manie immer angeboten werden.
Wissenschaftliche Dokumentation
Es gibt nur wenige gute Studien, die die Auswirkungen messen, und die wissenschaftliche Grundlage der Empfehlungen für Kinder ist schwach oder mittelmäßig.
Die akute Behandlung
Besteht in der Regel in antipsychotischer Medikation, manchmal kombiniert mit Stimmungsstabilisatoren und/oder sedierenden Medikamenten nach den Leitlinien der Behandlung von Erwachsenen.
Eine Polypharmazie kann erforderlich sein, wird jedoch mit großer Vorsicht und nur für kürzere Perioden verabreicht.
Antipsychotika
Der Nachweis der Wirksamkeit bei jungen Menschen ist gut für Valproat, Risperidon, Olanzapin, Aripiprazol, Quetiapin und Ziprasidon, und die Wirkung setzt schnell ein.
Die schwerwiegendsten Nebenwirkungen sind eine Gewichtszunahme und Stoffwechselstörungen auf lange Sicht, vor allem bei Olanzapin.
Valproat sollte aufgrund der Gefahr von polyzystischen Eierstöcken bei Mädchen nicht verwendet werden. Lamotrigin kann Hautausschlag und gelegentlich das Stevens-Johnson-Syndrom, evtl. mit tödlichem Ausgang, verursachen.
Jede Verwendung von Antipsychotika erfordert die Erfassung der Ausgangswerte von Labortests, Länge, Gewicht und Taillenumfang sowie eine Verlaufskontrolle nach einem und nach drei Monaten und anschließend alle sechs Monate.
Benzodiazepine
Können aufgrund des synergistischen Effekts als Ergänzung zu Antipsychotika verwendet werden.
Lithium
Hat eine antimanische Wirkung, doch diese tritt erst nach einer Woche ein, und eine maximale Wirkung ist erst nach 6–12 Monaten zu beobachten.
Der therapeutische Bereich ist schmal und erfordert eine sorgfältige Überwachung.
Eine Plasmakonzentration von 0,4–1,0 mmol/l wird angestrebt, doch in der akuten Phase können geringfügig höhere Konzentrationen akzeptiert werden.
Depressive Episoden
Depressive Episoden können mit Lamotrigin, Lithium oder Antipsychotika behandelt werden.
Bei der Verwendung von Antidepressiva wurde ein erhöhtes Risiko für den Umschlag in eine Manie beobachtet. Diese These ist unsicher, aber einer solchen Behandlung sollte der Patient genau beobachtet werden.
Psychosoziale Therapie
Die psychosoziale Behandlung muss die medikamentöse Therapie ergänzen.
Psychoedukation, Bemühungen in Bezug auf Probleme in der Familie, Probleme in der Schule, die soziale Funktion sollten immer berücksichtigt werden.
Der Patient und die Familie müssen lernen, wie ein Rückfall am besten verhindert wird (regelmäßige Medikation, Stressabbau, ein stabiler Lebensrhythmus).
Eine individuelle Psychotherapie und auf die Familie konzentrierte Therapie (KVT und IPT) haben durch die Verbesserung der Problemlösung und sozialen Fähigkeiten eine verbessert Prognose gezeigt.26
Vorbeugende Therapie
Lithium
Haben die jungen Patienten zwei oder mehr Perioden von Depressionen und/oder Manie oder eine manische Episode gehabt, sollte eine prophylaktische Therapie in Betracht gezogen werden.
Basierend auf der Wirksamkeit bei Erwachsenen, sieht man, dass Lithium bei deutlich episodischer Bipolarität am besten funktioniert.
Nebenwirkungen sind immer zu beobachten mit erhöhtem Durst, einer gewissen Gewichtszunahme, dem Risiko von Hypothyreose, die sehr häufig substituiert werden muss, aktiverer Akne und Tremor, in einigen Fällen auch Trägheit und Konzentrationsschwierigkeiten.
Carbamazepin?
Ist eine Alternative, hat eine stimmungsstabilisierende Wirkung, verursacht jedoch häufig deutliche Nebenwirkungen mit Müdigkeit.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Bipolare Störungen sind schwere Erkrankungen mit einer hohen Morbidität und Mortalität.4,13,23
Die Erkrankungen treten früh auf, die Hälfte vor dem Alter von 19 Jahren.23
Die Diagnose wird im Durchschnitt zehn Jahre nach Symptombeginn gestellt.27
Komplikationen
Suizid
Prognose
Eine stimmungsstabilisierende Medikation scheint die Funktionsstörungen und die Suizidalität zu reduzieren.27
Die Häufigkeit von Rezidiven nimmt mit der Umsetzung der prophylaktischen Behandlung mit Lithium ab.
Verlaufskontrolle
Die Behandlung sollte gründlich überwacht werden, der Blutspiegel im Verhältnis zum Lithium genau herausgefunden werden.
Bei der Verwendung von antipsychotischer Medikation muss der Patient untersucht und in Bezug auf das metabolische Syndrom überwacht werden: RR, Lipide, Blutzucker, Gewicht
Es muss aufmerksam auf Interaktionen, u. a. mit deroralen AntibabypilleKontrazeptiva, geachtet werden.
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. Leitlinie Bipolare Störungen. AWMF-Leitlinie Nr. 038.019, Stand 2012. www.awmf.org
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Autoren
Günter Ollenschläger, Prof. Dr. Dr. med., Internist, Uniklinikum Köln
Håkan Jarbin, med dr och överläkare, BUP, Länssjukhuset Halmstad (Medibas)
Definition:Bipolare Störungen sind durch starke Schwankungen im Antriebsniveau und in der Gemütslage gekennzeichnet: manische und evtl. depressive Episoden. Häufigkeit:Eine Metaanalyse gibt ein bipolares Spektrum von knapp 2 % bei Kindern und Jugendlichen an.
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Bipolare Störungen bei Kindern und Jugendlichen
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