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Tiefgreifende Entwicklungsstörungen (Autismus-Spektrum-Störungen)

Zusammenfassung

  • Definition:Tiefgreifende Entwicklungsstörungen umfassen eine Gruppe von neuropsychiatrischen Erkrankungen, die durch Störungen in der sozialen Interaktion und Kommunikation sowie Auffälligkeiten im Verhalten seit der Kindheit gekennzeichnet sind. Dazu zählen u. a. Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) sowie das Rett-Syndrom.
  • Häufigkeit:Die Prävalenz aller tiefgreifenden Entwicklungsstörungen liegt weltweit bei etwa 62/10.000. Etwa 1 % der Bevölkerung sind in westlichen Ländern von Autismus-Spektrum-Störungen betroffen. Diese treten bei Jungen häufiger auf, das Rett-Syndrom betrifft nahezu ausschließlich Mädchen.
  • Symptome:Beeinträchtigungen einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung manifestieren sich in der Kindheit und bleiben lebenslang bestehen. Kernsymptome umfassen Beeinträchtigungen der sozialen Interaktion und Kommunikation (verbal und nonverbal) sowie Auffälligkeiten in Verhaltensmustern und Interessen. Das Ausmaß der Beeinträchtigung variiert erheblich.
  • Befund:Auffälligkeiten in der Entwicklung, die meist primär den Bezugspersonen auffallen.
  • Diagnostik:Die Diagnosestellung beruht auf Verhaltensbeobachtung, Screening-Instrumenten und interdisziplinärer Beurteilung in spezialisierten Zentren. Die weitere Diagnostik richtet sich nach Differenzialdiagnosen und komorbiden psychischen und organischen Erkrankungen.
  • Therapie:Eine kausale Therapie existiert nicht. Die interdisziplinäre Therapie richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen und umfasst psychosoziale Therapie (Verhaltenstherapie, Psychoedukation), Unterstützungsangebote (schulische Förderung, Selbstständigkeit, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben) sowie medikamentöse Therapie von Symptomen und Komorbiditäten.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Tiefgreifende Entwicklungsstörungen bezeichnen eine Gruppe von neuropsychiatrischen Entwicklungsstörungen des zentralen Nervensystems.1-4
    • Beginn in der Kindheit, anhaltende Beeinträchtigungen mit variablem Verlauf und Ausprägungen2-4
  • Zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen gehören:
    • Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) als dimensionale Störung mit den diagnostischen Untergruppen1-2,4
      • frühkindlicher Autismus (Kanner-Syndrom)
      • Asperger-Syndrom
      • atypischer Autismus
      • nicht näher bezeichnete, tiefgreifende Entwicklungsstörungen (engl. „Pervasive Developmental Disorders, Not Otherwise Specified“, PDD-NOS)
    • Rett-Syndrom
    • sonstige tiefgreifende Entwicklungsstörungen
  • Trias der Kernsymptome von tiefgreifenden Entwicklungsstörungen1-2,4
    • Beeinträchtigung der sozialen Interaktion
      • Aufrechterhaltung zwischenmenschlicher Beziehungen
    • Beeinträchtigung der Kommunikation
      • Sprachentwicklung, nonverbale Kommunikation
    • Auffälligkeiten in Verhaltensmustern, Interessen oder Aktivitäten
      • Spezialinteressen, ritualisierte Abläufe, repetitive Bewegungen und Abneigung gegenüber Veränderung
    • Etwa die Hälfte der Betroffenen haben eine Intelligenzminderung.
  • Ursache der neurobiologischen Erkrankungen sind multifaktoriell (u. a. genetische und Umweltfaktoren).1
    • Das Rett-Syndrom wird überwiegend durch Mutationen im MECP2-Gen verursacht.
  • Die Behandlung ist abhängig von der Ausprägung und individuellen Fähigkeiten.3
    • Interventionen zur Verbesserung der Lebensqualität und Teilhabe
    • Behandlung häufiger Komorbiditäten

Häufigkeit

  • Häufigkeit aller tiefgreifenden Entwicklungsstörungen auf Basis der meisten Studien seit dem Jahr 2000 weltweit im Median ca. 62/10.0001
  • Die Prävalenz von Autismus-Spektrum-Störungen liegt bei 0,9–1,1 %.1-2,5
    • weltweit 2,8–94 pro 10.000 (Median 17/10.000)
    • in Europa 30–116 pro 10.000 (Median 61,9/10.000)
  • Geschätzte Häufigkeiten der diagnostischen Untergruppen
    • frühkindlicher Autismus: etwa 0,13 %6
    • Asperger-Syndrom: 0,02–0,03 %6-8
    • atypischer Autismus: 0,02–0,11 %
    • nicht näher bezeichnete, tiefgreifende Entwicklungsstörungen (PDD-NOS): 0,3 %6
  • Das Rett-Syndrom betrifft etwa 0,01 % der lebend geborenen Mädchen.9
  • Daten zur Prävalenz zeigen eine hohe Variabilität.1
    • Ursachen sind Unterschiede in Screeningverfahren, Kriterien der Fallidentifikation sowie eine hohe Dunkelziffer.
    • Die Studien zeigten zuletzt steigende Inzidenzen, a. e. aufgrund einer verbesserten Fallidentifikation.1,10
  • Das männliche Geschlecht ist von Autismus-Spektrum-Störungen deutlich häufiger betroffen.1-2,4
    • Das Rett-Syndrom betrifft nahezu ausschließlich Mädchen.9,11

Ätiologie und Pathogenese

  • Die Ätiologie und der neurobiologische Pathomechanismus von Autismus-Spektrum-Störungen ist noch nicht geklärt.1
    • Wesentliche Veränderungen betreffen die neuronale Entwicklung und Differenzierung.12
    • Nachweisbar sind verschiedene mikroskopische, makroskopische und funktionelle Veränderungen.1,12
  • Zahlreiche Risikofaktoren für die Entwicklung einer Autismus-Spektrum-Störung konnten bisher identifiziert werden.1-2,12-15
    • Genetische Faktoren spielen eine wesentliche Rolle, zusätzlich sind peri- und pränatale sowie Umweltfaktoren beschrieben.
  • Ursache des Rett-Syndroms ist fast immer eine „Loss of Function“-Mutation des MECP2-Gens auf dem X-Chromosom.11
    • Überwiegend Spontanmutationen, die bei den Eltern nicht nachweisbar sind.
  • Komorbidität

Prädisponierende Faktoren

  • Genetische Faktoren1-2,12-14,18
    • vermutlich wichtigster ätiologischer Faktor mit einer Heritabilität von Autismus-Spektrum-Störungen im Bereich von 40–90 %1,12
    • Keine singuläre genetische Läsion als Ursache bekannt, jedoch bisher über 100 beschriebene Gene und Genregionen, die mit der Erkrankung assoziiert sind.1,12
    • dabei Auftreten verschiedenster genetischer Veränderungen, z. B. (Spontan-)Mutationen, Mikrodeletionen und -duplikationen, chromosomale Veränderungen1-2
    • Wiederholungsrisiko für Eltern eines Kindes mit Autismus-Spektrum-Störung bei einem weiteren Kind von 10–20 %1
      • bei bereits zwei Kindern Wiederholungsrisiko von > 30 %
  • Umweltfaktoren (insbesondere prä- und perinatal)1-2,12-13
    • fortgeschrittenes Lebensalter der Eltern
    • Medikamentenexposition in der Schwangerschaft
      • z. B. Valproat, weitere Antiepileptika
    • Frühgeburt (< 32. Woche)
    • niedriges Geburtsgewicht (< 1500 g)
    • Schwangerschaftskomplikationen im Allgemeinen2
    • möglicherweise Folsäuremangel in der Schwangerschaft19
    • möglicherweise Assoziation zu Luftverschmutzung
  • Faktoren ohne Assoziation zu Autismus-Spektrum-Störungen1-2,12-13,15
    • Impfungen1-2,13,15
      • kein Nachweis eines Zusammenhangs bei wiederholten und ausführlichen Untersuchungen
      • Insbesondere die MMR-Impfung wurde als Ursache für Autismus widerlegt.
    • Einnahme von Antidepressiva (v. a. SSRI) in der Schwangerschaft20
    • Geburt durch Kaiserschnitt (Sectio caesarea)2
    • gastrointestinale Erkrankungen (inkl. Nahrungsmittelunverträglichkeit)1
    • Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft1

ICPC-2

  • P99 Psych. Störung/Erkrank., andere

ICD-10

  • F84. Tiefgreifende Entwicklungsstörungen
    • F84.0: Frühkindlicher Autismus
    • F84.1: Atypischer Autismus
      • F84.10 Autismus mit atypischem Erkrankungsalter
      • F84.11 Autismus mit atypischer Symptomatik
      • F84.12 Autismus mit atypischem Erkrankungsalter und atypischer Symptomatik
    • F84.2: Rett-Syndrom
    • F84.3: Andere desintegrative Störung des Kindesalters (Heller-Syndrom)
    • F84.4: Überaktive Störung mit Intelligenzminderung und Bewegungsstereotypien
    • F84.5: Asperger-Syndrom
    • F84.8: Sonstige tiefgreifende Entwicklungsstörungen
    • F84.9: Tiefgreifende Entwicklungsstörung, nicht näher bezeichnet

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Eine sichere Unterscheidung zwischen den diagnostischen Untergruppen der Autismus-Spektrum-Störungen ist nicht möglich (dimensionale Störung).1
    • Diagnosen werden vorrangig deskriptiv auf Basis einer ganzheitlichen, interdisziplinären Beurteilung von Verhaltensbeobachtung, Symptomen, Entwicklungsgeschichte und Verlauf gegenüber den diagnostischen Kriterien gestellt.
  • Diagnosekriterien der aktuellen Leitlinie entsprechen der ICD-10-Klassifikation1,3
    • DSM-5 und ICD-11 sehen Veränderung der Klassifikation vor (z. B. Überführung in eine einzige Diagnose: Autismus-Spektrum-Störung).
  • Verbesserungsbedarf hinsichtlich der frühzeitigen Diagnosestellung von Autismus-Spektrum-Störungen1,3
    • auch bei Erwachsenen bei entsprechender Symptomatik verzögert diagnostizierbar
  • Siehe Artikel Rett-Syndrom für dessen diagnostischen Kriterien.

Leitlinie: Diagnosekriterien1

  • Die Diagnosekriterien in Deutschland richten sich nach der ICD10-Klassifikation.
    • Diese umfassen 3 diagnostische Kriterien bzw. Domänen (soziale Interaktion, Kommunikation, stereotypes Verhalten und Sonderinteressen) mit insgesamt 12 Kriterien.
  • Frühkindlicher Autismus
    • Entwicklungs- oder Sprachauffälligkeit vor dem 3. Lebensjahr
    • Beeinträchtigungen in allen 3 Domänen:
      • soziale Interaktion
      • Kommunikation
      • stereotypes Verhalten und Sonderinteressen.
  • Asperger-Syndrom
    • Entwicklungsauffälligkeit vor dem 3. Lebensjahr
    • Beeinträchtigungen in den Domänen:
      • Störungen in der sozialen Interaktion
      • stereotype und repetitive Verhaltensweisen und Spezialinteressen.
    • sprachliche und kognitive Entwicklung dabei unauffällig
  • Atypischer Autismus
    • Beeinträchtigungen in nur 1–2 der 3 diagnostischen Kriterien und Beginn vor dem 3. Lebensjahr oder Manifestation der Entwicklungs- oder Sprachauffälligkeit nach dem 3. Lebensjahr
  • Nicht näher spezifizierte tiefgreifende Entwicklungsstörungen (PDD-NOS)
    • Restkategorie ohne eindeutige Zuordnung zu den autistischen Störungen nach ICD-10, jedoch Hinweise auf Entwicklungsstörungen mit autistischen Symptomen und klinischer Beeinträchtigung

Differenzialdiagnosen

Anamnese

Leitlinie: Anamnese1

  • Aspekte der Anamneseerhebung
    • aktuelle Symptomatik und Vorstellungsgrund
    • Schwangerschafts- und Geburtsanamnese mit Erfragung von Risikofaktoren
    • Entwicklungsanamnese
    • Betreuungs- und Erziehungssituation vom Säuglings- bis zum Jugendalter
    • Bildungsanamnese
    • Hobbys und Freundschaften
    • Hinweise auf repetitive, stereotype Verhaltensweisen
    • somatische Anamnese (körperliche Beschwerden sowie Substanzkonsum)
    • bisherige Vorbehandlung und Fördermaßnahmen
    • bisherige Sozial-/Jugendhilfemaßnahmen, bisherige Maßnahmen zur Teilhabe am Arbeitsleben
    • aktuelle psychiatrische komorbide Symptomatik (inkl. Abklärung von Suizidalität und selbstverletzendem Verhalten)
    • Familienanamnese
  • Kernsymptomatik tiefgreifender Entwicklungsstörungen1,3-4
    • qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion
      • Aufbau, Aufrechterhaltung und Ausgestaltung von zwischenmenschlichen Beziehungen in allen Bereichen (Familie, Freundschaft, Partnerschaft bzw. Kindergarten, Schule und Beruf)
      • Mangel an geteilter Freude, Empathie (sozioemotionale Gegenseitigkeit)
    • qualitative Beeinträchtigung der Kommunikation
      • Sprachentwicklung
      • nonverbale Kommunikation (Gestik, Mimik, Blicke)
      • paraverbale Kommunikation (übertragene Bedeutung, z. B. bei Sprichwörtern, Humor oder Ironie)
    • eingeschränkte, repetitive Verhaltensmuster, Interessen oder Aktivitäten
      • Spezialinteressen, ritualisierte Tagesabläufe, Abneigung gegenüber Veränderungen
  • Kernsymptome einer tiefgreifenden Entwicklungsstörungen bestehen ab der frühen Kindheit über das gesamte Leben in allen Situationen.1,22
    • erste Wahrnehmung von Auffälligkeiten in der Regel durch Eltern bzw. Bezugspersonen
    • aufgrund verzögerter Identifikation Diagnosestellung der Störung auch erst in der Adoleszenz oder im Erwachsenenalter möglich1,22
  • Komorbidität psychischer Störungen und organischer Erkrankungen beachten und erfragen.

Leitlinie: Zeichen einer Autismus-Spektrum-Störung1

Kinder

  • Altersgruppe 12–18 Monate
    • Keine Zeigegeste, um Interesse zu teilen.
    • keine Winke-Geste zum Abschied
    • fehlende Reaktion auf Namensnennung
    • fehlende Imitation
    • mangelnder Blickkontakt
    • ungewöhnliche Exploration von Objekten
    • kein Folgen der Zeigegeste
    • seltenes soziales Lächeln
    • verlangsamte Flexibilität in der visuellen Anpassung
    • Vorliebe für geometrische Figuren
  • Altersgruppe 18–24 Monate
    • Keine Zeigegeste, um Interesse zu teilen.
    • mangelnder Blickkontakt
    • Fehlendes Bringen, um zu zeigen.
    • fehlendes „So-tun-als-ob“-Spiel
    • keine bzw. wenig Reaktion auf die Not anderer Menschen
  • Altersgruppe ab 24 Monate
    • Keine Zeigegeste, um Interesse zu teilen.
    • mangelnder Blickkontakt
    • Fehlendes Bringen, um zu zeigen.
    • fehlendes „So-tun-als-ob“-Spiel

Erwachsene

  • Schlechte reziproke soziale Interaktion
    • eingeschränkte Interaktion mit anderen (z. B. distanziertes, desinteressiertes oder unübliches Verhalten)
    • Nur Interaktionen, aus denen ein Nutzen gezogen wird.
    • naive oder unübliche soziale Annäherung
  • Mangelndes Verantwortungsgefühl anderen gegenüber und/oder einseitige Interaktionen
  • Verhalten verändert sich kaum oder nicht als Reaktion auf verschiedene soziale Situationen.
  • Keine oder nur geringe soziale Demonstration von Empathie
  • Rigide Routinen und Widerstand bei Veränderungen
  • Auffällige repetitive Aktivität (z. B. Fingermanierismen) insbesondere in Stresssituationen oder wenn Emotionen geäußert werden.

Klinische Untersuchung

  • Allgemeine internistisch-neurologische Untersuchung1
  • Wesentlich ist die Beobachtung von Kindern und Jugendlichen.1
    • verzögerte, verminderte oder atypische Entwicklung von Fähigkeiten der sozialen Interaktion und Kommunikation
    • auffälliges Spielverhalten
    • stereotype Verhaltensweisen
  • Mindestens eine nahestehende Person in die Diagnostik einbeziehen, die die Person seit der Kindheit kennt.1

Ergänzende Untersuchungen bei Spezialist*innen

Leitlinie: Screening-Instrumente1

  • Ein Screening der Gesamtpopulation soll nicht durchgeführt werden.
    • Die Rate falsch-positiver und falsch-negativer Ergebnisse bei allen auf Deutsch verfügbaren Screening-Instrumenten ist hoch.
  • Screening empfohlen bei Vorliegen von mind. 1 Symptom und Risikofaktoren
    • genetische Befunde mit einer erhöhten Rate von Autismus-Spektrum-Störungen (z. B. Mutation, Mikrodeletion oder Mikroduplikation, Chromosomenaberration)
    • Medikamentenexposition während der Schwangerschaft
    • Virusinfektionen in der Schwangerschaft
    • Geburtsgewicht < 1.500 g und/oder Geburt < 32. Woche
    • neonatale Krampfanfälle
    • Geschwisterkind mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS)
  • Beispiele für Screening-Instrumente
    • M-CHAT – modifizierte Checkliste für Autismus bei Kleinkindern
      • für Kleinkinder ab dem 2. Lebensjahr
    • FSK – Fragebogen zur sozialen Kommunikation
      • für Vorschul- und Grundschulkinder
    • MBAS – Marburger Beurteilungsskala zum Asperger-Syndrom
      • für das Grundschul- bis zum Jugendalter
    • SRS – Skala zur Erfassung der sozialen Responsivität
      • für das Vorschul- bis in das Jugendalter
    • SRS-A – Skala zur Erfassung der sozialen Responsivität bei Erwachsenen
      • Kann im Erwachsenenalter eingesetzt werden.
      • Spezifität sehr niedrig (vorsichtige Interpretation)

Leitlinie: Spezialisierte Diagnostik1

  • Erfassung von Symptomen im Quer- und Längsschnitt
    • basierend auf ICD-10-Kriterien für F84.0, F84.1 und F84.5
  • Anamneseerhebung mit detaillierter Erfassung von ICD-10-Symptomen
    • im Vor- und Schulalter (Eigen- und Fremdanamnese) sowie aktuell
    • allgemeine Entwicklungsanamnese
    • medizinische und psychiatrische Anamnese
    • Dokumentation möglicher Risikofaktoren
  • Direkte Verhaltensbeobachtung
  • Bei Kindern und Jugendlichen: standardisierte Entwicklungsdiagnostik bzw. mehrdimensionale kognitive Testung, soweit durchführbar
  • Bei Verdacht auf Sprachentwicklungsstörung: standardisierte Erfassung der Sprachentwicklung
  • Erfassung des aktuellen Funktionsniveaus hinsichtlich persönlich-familiärer, schulischer und beruflicher Aspekte
  • Internistisch-neurologische Untersuchung
  • Klinisch indizierte Labor- und apparative Untersuchungen
  • Abklärung vorhandener internistisch-neurologischer sowie psychiatrischer komorbider Erkrankungen
  • Aufklärung über das Ergebnis der Diagnostik
  • Labordiagnostik
    • von der Leitlinie nur bei entsprechender klinischer Indikation empfohlen1
    • symptomorientierte Labordiagnostik1
      • zyklisches Erbrechen, Epilepsie: erweiterte Untersuchung auf angeborene Stoffwechselerkrankungen
      • rezidivierende Bauchschmerzen oder Durchfälle: Abklärung auf gastrointestinale Erkrankungen
  • Genetische Diagnostik
    • bei bestehender klinischer Indikation empfohlen1
    • differenzialdiagnostische Abklärung (z. B. Prader-Willi-Syndrom, Klinefelter Syndrom
    • molekulargenetische Untersuchung auf MECP2-Mutation bei Rett-Syndrom9,11
  • Apparative Diagnostik
    • von der Leitlinie nur bei entsprechendem Verdacht basierend auf Anamnese und internistisch-neurologischer Untersuchung empfohlen1
    • Untersuchungen für Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung oft sehr belastend1
    • EEG insbesondere bei V. a. Epilepsie oder epileptische Enzephalopathien
    • zerebrale Bildgebung (MRT)
      • differenzialdiagnostischen Abklärung von ZNS-Schädigungen anderer Ätiologie (z. B. Traumata [peri- oder postnatal], Infektionen)9
    • Hör- oder Sehtests

Indikationen zur Überweisung

  • In Deutschland haben Früherkennungsuntersuchungen („U“-Untersuchungen) eine große Bedeutung in der Erkennung von Auffälligkeiten in der Entwicklung.1
  • Bei Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung sollten zunächst eine fachärztliche (z. B. pädiatrische oder psychiatrische) Vorstellung zur Screening-Untersuchung sowie orientierenden klinischen Evaluation erfolgen.1
  • Bei klinischem Verdacht und positivem Screening-Ergebnis sollte eine Überweisung an eine auf die Diagnostik von Autismus-Spektrum-Störungen spezialisierte Einrichtung erfolgen.1,3

Therapie

Therapieziele

  • Festlegung individueller Therapieziele abhängig von:1,3
    • Ausprägung der Beeinträchtigungen und Leidensdruck
    • Alter der betroffenen Person
    • Fähigkeiten und Möglichkeiten
    • persönlichen Lebenszielen, Wünschen, Bedürfnisse und Erwartungen
    • Angaben nahestehender Personen (Angehörige bzw. Bezugs- und Pflegepersonen).
  • Zielsetzungen von Interventionen3-4
    • Therapie der Kernsymptomatik
    • Therapie von Komorbiditäten (z. B. EpilepsieDepression)
    • Förderung der individuell erhaltenen Fähigkeiten (z. B. Problemlösung, schulisches Lernen)
    • Förderung sozialer Wahrnehmung, Kommunikations- und
      Interaktionsfertigkeiten sowie von Emotionsregulation und Spielverhalten
    • Förderung der Krankheitsbewältigung unter Einbeziehung nahestehender Personen
  • Speziell für befragte Erwachsene stehen Stressbewältigung, soziale Kompetenz und Identitätsfindung im Vordergrund.3

Allgemeines zur Therapie

  • Es stehen keine kurativen Therapieansätze für tiefgreifende Entwicklungsstörungen zur Verfügung.1,3-4,9
  • Therapiebeginn zeitnah nach Diagnosestellung und sektorenübergreifend3
    • somatische und psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung sowie psychosoziale Unterstützung
    • Koordination und Vernetzung von Interventionen fachärztlich und aus einer Hand („Fallmanagement“)
  • Festlegung aller Therapiemaßnahmen nach ausführlicher Aufklärung der betroffenen Person und der Eltern/Bezugspersonen in gemeinsamer Entscheidung3
    • Durchführung von Therapien bzw. Interventionen mit klar definierten und voraussichtlich erreichbaren Therapiezielen3
    • Eltern bzw. Bezugspersonen kommt sowohl als „Co-Therapeut*innen“ sowie auch „Mit-Betroffenen“ eine wichtige Rolle zu.3,23
  • Nachweis eines positiven Effekts in vergleichenden Studien insbesondere für verhaltenstherapeutische Therapien3-4,24-25
    • Kontrollierte Studien zu tiefenpsychologischen Verfahren sind bisher nicht ausreichend vorhanden.
  • Bestehende Unterstützungsstrukturen nutzen.1
    • z. B. lokale und regionale Unterstützungssysteme im Rahmen der „Frühen Hilfen“ für Eltern und Kinder und Kontaktvermittlung zu Patientenorganisationen
  • Die aktuelle deutsche Leitlinie zur Therapie von Autismus-Störungen gibt eine umfassende Zusammenfassung über untersuchte Therapieverfahren.3
    • Therapieziele
      • Verbesserung der Autismus-spezifischen Kernsymptomatik
      • Behandlung komorbider psychischer und somatischer Erkrankungen
    • Einteilung von Interventionen in psychosoziale, medikamentöse und andere
    • Nicht empfohlene Maßnahmen und ethisch nicht vertretbare Interventionen werden ebenfalls von der Leitlinie beschrieben.4,26
  • Siehe auch Artikel Rett-Syndrom hinsichtlich dessen Therapie.

Psychosoziale Therapie

Leitlinie: Psychosoziale Therapieverfahren3

Klein- und Vorschulkinder

  • Autismus-spezifische psychosoziale Therapie
    • Soll bei Klein- und Vorschulkindern bereits bei Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung durchgeführt werden und die Diagnose nach 12 Monaten reevaluiert werden (konsensbasierte Empfehlung).
    • Soll bei Klein- und Vorschulkindern mit Autismus-Spektrum-Störung unabhängig von Entwicklungsalter und kognitiven Fertigkeiten frühzeitig durchgeführt werden (2/A).
  • Durchführung einer individualisierten, entwicklungsorientierten, verhaltenstherapeutisch-basierten Therapie anhand wissenschaftlich überprüfter Therapiemanuale (2/A)
    • Soll eine individualisierte Eltern-Kind-Therapie enthalten, in der die Eltern angeleitet werden, zuhause mit dem Kind in einer fördernden Weise zu interagieren und gelernte Übungen mit dem Kind umzusetzen (2/A).
    • Soll mindestens über 1 Jahr und mindestens 2 Stunden pro Woche erfolgen (2/A).
    • Soll spezielle, individualisierte Übungen enthalten, um neue sozial-interaktive, kommunikative, sprachliche, kognitive und alltagspraktische Fertigkeiten aufzubauen und zu üben (2/A).
  • Die Therapie mit Kind kann durch eine psychoedukative Gruppe für die Eltern ergänzt werden (2–3/0).
  • Erziehende im Kindergarten sowie Integrationshelfende sollten im Umgang mit dem Kind angeleitet werden (3–4/B).
  • Wesentliche Therapieinhalte (2–3/A)
    • möglichst standardisierte Einschätzung der Fertigkeiten zu Beginn
    • Motivation, Interessen und Bedürfnisse des Kindes beachten (Über- und Unterforderung vermeiden) sowie Bedürfnisse der Familie beachten.
    • Training der Eltern in elterlicher Synchronizität und Responsivität bezüglich der Interessen und Aktivitäten des Kindes
    • Training des Kindes in gemeinsamer Aufmerksamkeit, Imitation, funktionellem und Symbolspiel
    • Förderung der selbst-initiierten nonverbalen und verbalen Kommunikation des Kindes durch positive und natürliche Verstärkung
    • Übungen für das Kind bezüglich Handlungsplanung, Emotionsausdruck und Emotionsregulation sowie alltagspraktischen Fertigkeiten
  • Wesentliche Therapiemethoden (gemäß überprüfter Therapiemanuale) (2–3/A)
    • Übungen in möglichst natürlichen, sozialen, alltagsnahen Situationen, um die Generalisierung des Gelernten zu fördern.
    • Techniken zur Förderung der Motivation und Eigeninitiative, um selbstständiges Lernen zu ermöglichen.
    • Förderung von entwicklungsaltersangemessenem Spiel und funktionellen Übungen sowie sozialem Lernen
    • Verhaltenstherapeutische Techniken, z. B. Verhaltensaufbau über Verstärkung (operante Konditionierung)
    • strukturierte Rückmeldungen zu Übungen und verhaltenstherapeutische Techniken an die Eltern
  • Anwendung verschiedener Techniken bei Situationen von wiederholt störendem repetitivem Verhalten, Sonderinteressen und sensorischer Hyper- oder Hyporeaktivität (2/B)
    • Alltagsstrukturierung zur Vermeidung störender Reize, Löschen durch Ignorieren, Aufbau von alternativen Verhaltensweisen, Einsatz von Expositionsverfahren

Schulkinder und Jugendlichen

  • Schulkinder und Jugendliche mit Intelligenzminderung
    • Anwendung o. g. psychosozialer Interventionsmethoden zur Förderung von bei Klein- und Vorschulkindern entsprechend entwicklungs- und kompetenzangemessenen Anforderungen sowie mit klar definierten Therapiezielen (konsensbasierte Empfehlung)
    • sonderpädagogische Förderung kognitiver und alltagspraktischer Fertigkeiten sowie der Sprachentwicklung
  • Schulkinder und Jugendliche ohne Intelligenzminderung
    • zeitlich befristete, manualisierte, überprüfte Gruppentherapie zur Förderung der sozialen Interaktion mit Gleichaltrigen im Rahmen einer geschlossenen (festen) Gruppe (1–2/A)
    • alternativ Einzeltherapie mit Übungen und Hausaufgaben zur Generalisierung (konsensbasierte Empfehlung)

Erwachsene

  • Erwachsene mit Intelligenzminderung
    • Förderung von alltagspraktischen Fertigkeiten und adaptiven Verhaltens im Vordergrund der Therapie
    • Gruppentherapie zur Förderung der sozialen Interaktion, selbstständiger Beschäftigung, Handlungsplanung inkl. Freizeitbeschäftigung und Emotionsregulation gemäß des Entwicklungsstandes (konsensbasierte Empfehlung)
  • Erwachsene ohne Intelligenzminderung
    • Gruppentherapie zur Förderung der sozialen Interaktion im Rahmen einer geschlossenen (festen) Gruppe (2/A)
    • Imitations- und Synchronisationsbasierte Tanz-/Bewegungstherapie in der Gruppe (2–3/0)
    • alternativ Einzeltherapie mit Übungen und Hausaufgaben zur Generalisierung (konsensbasierte Empfehlung)

Medikamentöse Therapie

Leitlinie: Medikamentöse Therapie3

Verbesserung der Autismus-spezifischen Kernsymptomatik

  • Regelhafte Überprüfung des Off-Label-Status, da für einige Medikamente keine Zulassung in der Behandlung tiefgreifender Entwicklungsstörung vorliegt.
  • Soziale Interaktion und Kommunikation
    • keine nachgewiesene Wirksamkeit auf die soziale Interaktion und Kommunikation
  • Repetitives Verhalten, Sonderinteressen und sensorische Hyper-/Hyporeaktivität
    • zeitlich begrenzte, medikamentöse Therapie stark ausgeprägter stereotyper und repetitiver Verhaltensweisen ergänzend zu psychosozialen Interventionen mit den Antipsychotika Risperidon oder Aripiprazol (1/0)
  • Einer Cochrane-Metaanalyse zufolge können Risperidon und Aripiprazol zu einer Verbesserung bestimmter Symptome bei Autismus-Spektrum-Störungen führen.27-28
    • z. B. Reizbarkeit, störendes repetitives Verhalten, Hyperaktivität
  • Eine weitere Cochrane-Metaanalyse beschreibt mögliche Symptomverbesserung hinsichtlich Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen durch Therapie mit Methylphenidat.29

Weitere Therapien

  • Therapie bei Sprachentwicklungsstörungen3
    • gezielte Förderung im Rahmen der üblichen psychosozialen Therapie und bedarfsgerecht zusätzliche logopädische Therapie
    • Förderung durch Imitation (z. B. gesungene oder rhythmisch begleitete Wörter)
    • vorübergehender Einsatz von Bildkarten oder Symbolen zur Unterstützung
    • bei ausbleibender Sprachentwicklung ggf. Kommunikation durch computerbasierte Sprachausgabegeräte
  • Förderung kognitiver und alltagspraktischer Fertigkeiten3
    • Behandlung von umschriebenen Teilleistungsstörung (z. B. Lesen,
      Schreiben oder Rechnen) wie bei Kindern ohne Autismus-Spektrum-Störung
    • Therapien zum Umgang mit Stress und Angst, Selbstorganisation und adaptiven und sozialen Fertigkeiten
      • Selbstversorgung im Alltag insbesondere für Erwachsene von Bedeutung
  • Behandlung komorbider psychischer Störungen und Symptome2-4
  • (Psycho-)soziale Unterstützungsmaßnahmen in den Bereichen:3
    • Familie und Angehörigen
    • Kindergarten und Schule
    • Arbeit
    • Wohnsituation
    • Freizeitverhalten
    • Selbsthilfe.
  • Elterntrainings3
  • Ggf. notwendige Krisenintervention3
  • Teilstationäre bzw. stationäre Therapie3
    • ambulant nicht beherrschbare, krisenhafte Dekompensationen
    • Optimierung medikamentöser Therapien
    • Behandlung von psychischen Komorbiditäten und Verhaltensstörungen

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Die Ausprägung und der Verlauf von tiefgreifenden Entwicklungsstörungen ist hoch variabel.1,4
    • Ausprägungen zwischen schweren Entwicklungsstörungen ohne Sprachfähigkeit und nur geringer Beeinträchtigung mit funktionaler Unabhängigkeit im Alltag
  • Die Kernsymptomatik einer Autismus-Spektrum-Störung bleibt bis auf eine entwicklungspsychologische Variabilität qualitativ bis ins hohe Erwachsenenalter stabil.1,4,31
    • Die Diagnose bleibt insbesondere bei früher Diagnose (< 2 Jahre) stabil im Spektrum (100 %).
    • Bei Erstdiagnose zwischen 2 und 6 Jahren verlieren 10 % der Kinder im späteren Verlauf die Diagnose, insbesondere bei Asperger-Syndrom.
  • Zeitliche Latenz bis zur Diagnosestellung in Deutschland noch immer relativ lang1
    • Das durchschnittliche Alter bei Erstdiagnose für Autismus-Spektrum-Störungen in Deutschland liegt bei 76 Monaten.
    • für das Asperger-Syndrom bei 110 Monaten
  • Bei Erwachsenen oftmals Besserung hinsichtlich Kontakt- und Sozialverhalten sowie Alltagsbewältigung im Vergleich zum Kindes- und Jugendalter4
  • Viele Betroffene bleiben zumindest in Teilbereichen des alltäglichen Lebens auf soziale Unterstützung durch die Familien oder Institutionen angewiesen.1,31
  • Es gibt keinerlei Belege für eine „Heilung“ von Autismus-Spektrum-Störungen.1

Komplikationen

  • Regressive Entwicklungsverläufe3
    • plötzlicher oder auch allmählicher Verlust von bereits erworbenen Fähigkeiten in der frühen Kindheit
    • entsprechend der NICE-Leitlinie bei 1/5 bis 1/3 aller autistischen Kinder
  • Komorbide psychische oder körperliche Erkrankungen
  • Krisenhafte Dekompensationen3
    • z. B. selbst- oder fremdverletzendes Verhalten, akute Suizidalität, Anspannungszustände, dissoziativ-mutistische Zustände
    • Auslöser für Ungeschulte oft schwer zu erkennen (Berührungen, Kommunikationsprobleme, Reizüberflutung).
  • Stress durch Anpassungsdruck an die Anforderungen der Gesellschaft31
    • auch durch „Mobbing“ durch Gleichaltrige3
  • Negative Auswirkungen auf Schule, Beruf, Familie und soziales Umfeld31
    • z. B. Verlust des Arbeitsplatzes

Prognose

  • Tiefgreifende Entwicklungsstörungen zeigen eine hohe Variabilität in der Ausprägung der Beeinträchtigungen und dem Ausmaß der Entwicklungsstörung.1
  • Bei Patient*innen mit Asperger-Syndrom haben oft eine bessere allgemeine Prognose als bei anderen Autismus-Spektrum-Störungen (z. B. beim frühkindlichen Autismus).1
  • Die Prognose wird wesentlich durch das Auftreten komorbider organischer und psychischer Erkrankungen bestimmt.4

Verlaufskontrolle

Leitlinie: Verlaufsdiagnostik bei Autismus-Spektrum-Störungen1,3

  • Koordination und Vernetzung der interdisziplinären Therapie durch fachärztliches Fallmanagement aus einer Hand
    • Sicherstellung regelmäßiger Verlaufsdiagnostik
    • Begleitung von Übergangsphasen (z. B. Kita – Schule, Schule – Beruf)
  • Im Rahmen von Therapie und Förderung soll der aktuelle Entwicklungsstand der Person mit einer Autismus-Spektrum-Störung regelmäßig überprüft werden.
    • Neu aufgetretene körperliche oder psychische Störungen beachten.
    • Therapie- bzw. Förderziele an den aktuellen Bedarf anpassen.
  • Regelmäßige Evaluation von Behandlungen mit Augenmerk auf:
    • Verbesserungen autistischer Kernmerkmale
    • Verbesserung der Lebenszufriedenheit (u. a. Reduktion von Ängsten,
      Steigerung des Wohlbefindens, Einbindung in soziale Strukturen, schulische/berufliche Kontexte)
    • Reduktion von komorbiden Störungen.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Patientenorganisationen

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Autismus-Spektrum-Störungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter, Teil 1: Diagnostik. AWMF-Leitlinie Nr. 028-018. S3, Stand 2016. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Autismus-Spektrum-Störungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter. Teil 2: Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 028-047. S3 Stand 2021. www.awmf.org

Literatur

  1. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Autismus-Spektrum-Störungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter, Teil 1: Diagnostik. AWMF-Leitlinie Nr. 028-018. Stand 2016. www.awmf.org
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  3. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Autismus-Spektrum-Störungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter. Teil 2: Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 028-047. Stand 2021. www.awmf.org
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Autor*innen

  • Jonas Klaus, Arzt, Freiburg im Breisgau
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
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Asperger; Gjennomgripende utviklingsforstyrrelser; gjennomgripende utviklingsforstyrrelser (asd); Autismus-Spektrum-Störungen; ASS; frühkindlicher Autismus; hochfunktionaler Autismus; atypischer Autismus; Asperger-Syndrom; Kanner-Autismus; Kanner-Syndrom; Asperger-Syndrom; nicht näher bezeichnete, tiefgreifende Entwicklungsstörungen; PDD-NOS; Syndrom; Inselbegagung; Sonderinteressen; Spezialinteressen; repetitives Verhalten; ritualisierte Tagesabläufe; Abneigung gegenüber Veränderung; Autistische Kinder; Autismus-Spektrum-Störung; Störung der Kommunikation; Störung der sozialen Interaktion
Tiefgreifende Entwicklungsstörungen (Autismus-Spektrum-Störungen)
U-NH 06.03.18 U-MK 06.06.2018
BBB MK 26.01.2022 umfassend revidiert und umgeschrieben, aktuelle LL. chck go 13.6.
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Definition:Tiefgreifende Entwicklungsstörungen umfassen eine Gruppe von neuropsychiatrischen Erkrankungen, die durch Störungen in der sozialen Interaktion und Kommunikation sowie Auffälligkeiten im Verhalten seit der Kindheit gekennzeichnet sind. Dazu zählen u. a. Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) sowie das Rett-Syndrom.
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Tiefgreifende Entwicklungsstörungen (Autismus-Spektrum-Störungen)
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